einem Theile weise-scheinen-wollender Aerzte von feyerlichen Mienen und ihren dienstfertigen Gauck- lern, den Apothekern, nebst der Metzgerzunft von Badern, die sich alle vereinigt hatten, das Possenspiel aus der Arzneykunst anzuheben und aus seinem Rücken und Gütern Riemen zu schnei- den - - Wenn du noch dazu in Furcht stehen mußtest, deinen Vortheil von dem, was er ver- lassen wird, mit einem Haufen von hungrigen Verwandten, die nicht genug bekommen können, von andern, denen etwas vermacht ist, und der Teufel weiß von was für Leuten mehr, von gehei- men Helfershelfern bey löblichen so wohl als straf- baren Leidenschaften, zu theilen - - Wenn du dich unter solchen Umständen befandest: so wun- dere ich mich nicht, daß du Bedienten, welche im Herzen eben so wenig, als du selbst, betrübt sind, und nach Vermächtnissen, wie du nach der Erb- schaft, schnappen, so vorkamest, als wenn du in der That traurig wärest, und das größte Wehe, welches ein Gesicht verstellen muß, dich überfal- len hätte.
Darzu kommt, wie ich oft gedacht habe, die Vorstellung, welche natürlicherweise von solchen traurigen Gegenständen entstehet, als der Tod ei- nes Menschen, mit dem wir vertraut gelebet ha- ben, nothwendig an die Hand geben muß, wenn wir genöthigt sind, ihn in seiner langsamen Her- annäherung und in seinen heftigen Schmerzen, worüber sich das ganze Gesicht verziehen muß, zu erwarten: die Vorstellung, daß eben das einst
auch
H h 4
einem Theile weiſe-ſcheinen-wollender Aerzte von feyerlichen Mienen und ihren dienſtfertigen Gauck- lern, den Apothekern, nebſt der Metzgerzunft von Badern, die ſich alle vereinigt hatten, das Poſſenſpiel aus der Arzneykunſt anzuheben und aus ſeinem Ruͤcken und Guͤtern Riemen zu ſchnei- den ‒ ‒ Wenn du noch dazu in Furcht ſtehen mußteſt, deinen Vortheil von dem, was er ver- laſſen wird, mit einem Haufen von hungrigen Verwandten, die nicht genug bekommen koͤnnen, von andern, denen etwas vermacht iſt, und der Teufel weiß von was fuͤr Leuten mehr, von gehei- men Helfershelfern bey loͤblichen ſo wohl als ſtraf- baren Leidenſchaften, zu theilen ‒ ‒ Wenn du dich unter ſolchen Umſtaͤnden befandeſt: ſo wun- dere ich mich nicht, daß du Bedienten, welche im Herzen eben ſo wenig, als du ſelbſt, betruͤbt ſind, und nach Vermaͤchtniſſen, wie du nach der Erb- ſchaft, ſchnappen, ſo vorkameſt, als wenn du in der That traurig waͤreſt, und das groͤßte Wehe, welches ein Geſicht verſtellen muß, dich uͤberfal- len haͤtte.
Darzu kommt, wie ich oft gedacht habe, die Vorſtellung, welche natuͤrlicherweiſe von ſolchen traurigen Gegenſtaͤnden entſtehet, als der Tod ei- nes Menſchen, mit dem wir vertraut gelebet ha- ben, nothwendig an die Hand geben muß, wenn wir genoͤthigt ſind, ihn in ſeiner langſamen Her- annaͤherung und in ſeinen heftigen Schmerzen, woruͤber ſich das ganze Geſicht verziehen muß, zu erwarten: die Vorſtellung, daß eben das einſt
auch
H h 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0493"n="487"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
einem Theile weiſe-ſcheinen-wollender Aerzte von<lb/>
feyerlichen Mienen und ihren dienſtfertigen Gauck-<lb/>
lern, den Apothekern, nebſt der Metzgerzunft<lb/>
von Badern, die ſich alle vereinigt hatten, das<lb/>
Poſſenſpiel aus der Arzneykunſt anzuheben und<lb/>
aus ſeinem Ruͤcken und Guͤtern Riemen zu ſchnei-<lb/>
den ‒‒ Wenn du noch dazu in Furcht ſtehen<lb/>
mußteſt, deinen Vortheil von dem, was er ver-<lb/>
laſſen wird, mit einem Haufen von hungrigen<lb/>
Verwandten, die nicht genug bekommen koͤnnen,<lb/>
von andern, denen etwas vermacht iſt, und der<lb/>
Teufel weiß von was fuͤr Leuten mehr, von gehei-<lb/>
men Helfershelfern bey loͤblichen ſo wohl als ſtraf-<lb/>
baren Leidenſchaften, zu theilen ‒‒ Wenn du<lb/>
dich unter ſolchen Umſtaͤnden befandeſt: ſo wun-<lb/>
dere ich mich nicht, daß du Bedienten, welche im<lb/>
Herzen eben ſo wenig, als du ſelbſt, betruͤbt ſind,<lb/>
und nach Vermaͤchtniſſen, wie du nach der <hirendition="#fr">Erb-<lb/>ſchaft,</hi>ſchnappen, ſo vorkameſt, als wenn du in<lb/>
der That traurig waͤreſt, und das groͤßte Wehe,<lb/>
welches ein Geſicht verſtellen muß, dich uͤberfal-<lb/>
len haͤtte.</p><lb/><p>Darzu kommt, wie ich oft gedacht habe, die<lb/>
Vorſtellung, welche natuͤrlicherweiſe von ſolchen<lb/>
traurigen Gegenſtaͤnden entſtehet, als der Tod ei-<lb/>
nes Menſchen, mit dem wir vertraut gelebet ha-<lb/>
ben, nothwendig an die Hand geben muß, wenn<lb/>
wir genoͤthigt ſind, ihn in ſeiner langſamen Her-<lb/>
annaͤherung und in ſeinen heftigen Schmerzen,<lb/>
woruͤber ſich das ganze Geſicht verziehen muß,<lb/>
zu erwarten: die Vorſtellung, daß eben das einſt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[487/0493]
einem Theile weiſe-ſcheinen-wollender Aerzte von
feyerlichen Mienen und ihren dienſtfertigen Gauck-
lern, den Apothekern, nebſt der Metzgerzunft
von Badern, die ſich alle vereinigt hatten, das
Poſſenſpiel aus der Arzneykunſt anzuheben und
aus ſeinem Ruͤcken und Guͤtern Riemen zu ſchnei-
den ‒ ‒ Wenn du noch dazu in Furcht ſtehen
mußteſt, deinen Vortheil von dem, was er ver-
laſſen wird, mit einem Haufen von hungrigen
Verwandten, die nicht genug bekommen koͤnnen,
von andern, denen etwas vermacht iſt, und der
Teufel weiß von was fuͤr Leuten mehr, von gehei-
men Helfershelfern bey loͤblichen ſo wohl als ſtraf-
baren Leidenſchaften, zu theilen ‒ ‒ Wenn du
dich unter ſolchen Umſtaͤnden befandeſt: ſo wun-
dere ich mich nicht, daß du Bedienten, welche im
Herzen eben ſo wenig, als du ſelbſt, betruͤbt ſind,
und nach Vermaͤchtniſſen, wie du nach der Erb-
ſchaft, ſchnappen, ſo vorkameſt, als wenn du in
der That traurig waͤreſt, und das groͤßte Wehe,
welches ein Geſicht verſtellen muß, dich uͤberfal-
len haͤtte.
Darzu kommt, wie ich oft gedacht habe, die
Vorſtellung, welche natuͤrlicherweiſe von ſolchen
traurigen Gegenſtaͤnden entſtehet, als der Tod ei-
nes Menſchen, mit dem wir vertraut gelebet ha-
ben, nothwendig an die Hand geben muß, wenn
wir genoͤthigt ſind, ihn in ſeiner langſamen Her-
annaͤherung und in ſeinen heftigen Schmerzen,
woruͤber ſich das ganze Geſicht verziehen muß,
zu erwarten: die Vorſtellung, daß eben das einſt
auch
H h 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/493>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.