Gleichwohl, setzte ich hinzu, sollte niemand besser aus der Erfahrung wissen, als sie, was ein Haß, der in Beneidung seinen Grund hat, für Gewalt hätte: wie ich ihnen, Fr. Moore, und ihnen, Jungfer Rawlins, schon oben durch die Begebenheit mit ihrer Schwester Arabelle ei- nigermaßen zu verstehen gegeben habe.
Bey dieser Gelegenheit wurden mir wegen meiner Person und Gaben viele Höflichkeiten ge- sagt. Dadurch bekam ich eine besonders vor- theilhafte Veranlassung, meine Bescheidenheit se- hen zu lassen: indem ich den Werth derselben heruntersetzte. Nein in der That! - Jch müßte sehr eitel seyn: wenn ich so gedäch- te. Weil ich mich auf die Art erniedrigte und die Fräulein Howe erhob: so ward ich so wohl für bescheiden als edelmüthig angesehen, und hatte über dieß noch den Vortheil, daß mir alle ange- nehme Eigenschaften, die ich von mir ablehnte, beygelegt wurden.
Kurz, sie unterdrückten so gar die Bescheiden- heit, welche ihre Lobeserhebung; daß ich be- scheiden von mir selbst rede; in mir erzeug- ten: weil sie nichts von dem, was ich wider mich selbst sagte, glauben wollten.
Und in Wahrheit, ich kann es nicht bergen, sie haben mich beynahe selbst beredet, daß die Fräulein Howe wirklich in mich verliebt ist. Jch bin oft geneigt gewesen, es zu hoffen. Wer weiß auch, ob sie es nicht in der That seyn mag? Der Capitain und ich haben die Abrede genom-
men,
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Gleichwohl, ſetzte ich hinzu, ſollte niemand beſſer aus der Erfahrung wiſſen, als ſie, was ein Haß, der in Beneidung ſeinen Grund hat, fuͤr Gewalt haͤtte: wie ich ihnen, Fr. Moore, und ihnen, Jungfer Rawlins, ſchon oben durch die Begebenheit mit ihrer Schweſter Arabelle ei- nigermaßen zu verſtehen gegeben habe.
Bey dieſer Gelegenheit wurden mir wegen meiner Perſon und Gaben viele Hoͤflichkeiten ge- ſagt. Dadurch bekam ich eine beſonders vor- theilhafte Veranlaſſung, meine Beſcheidenheit ſe- hen zu laſſen: indem ich den Werth derſelben herunterſetzte. Nein in der That! ‒ Jch muͤßte ſehr eitel ſeyn: wenn ich ſo gedaͤch- te. Weil ich mich auf die Art erniedrigte und die Fraͤulein Howe erhob: ſo ward ich ſo wohl fuͤr beſcheiden als edelmuͤthig angeſehen, und hatte uͤber dieß noch den Vortheil, daß mir alle ange- nehme Eigenſchaften, die ich von mir ablehnte, beygelegt wurden.
Kurz, ſie unterdruͤckten ſo gar die Beſcheiden- heit, welche ihre Lobeserhebung; daß ich be- ſcheiden von mir ſelbſt rede; in mir erzeug- ten: weil ſie nichts von dem, was ich wider mich ſelbſt ſagte, glauben wollten.
Und in Wahrheit, ich kann es nicht bergen, ſie haben mich beynahe ſelbſt beredet, daß die Fraͤulein Howe wirklich in mich verliebt iſt. Jch bin oft geneigt geweſen, es zu hoffen. Wer weiß auch, ob ſie es nicht in der That ſeyn mag? Der Capitain und ich haben die Abrede genom-
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Gleichwohl, ſetzte ich hinzu, ſollte niemand
beſſer aus der Erfahrung wiſſen, als ſie, was
ein Haß, der in Beneidung ſeinen Grund hat,
fuͤr Gewalt haͤtte: wie ich ihnen, Fr. Moore,
und ihnen, Jungfer Rawlins, ſchon oben durch
die Begebenheit mit ihrer Schweſter Arabelle ei-
nigermaßen zu verſtehen gegeben habe.
Bey dieſer Gelegenheit wurden mir wegen
meiner Perſon und Gaben viele Hoͤflichkeiten ge-
ſagt. Dadurch bekam ich eine beſonders vor-
theilhafte Veranlaſſung, meine Beſcheidenheit ſe-
hen zu laſſen: indem ich den Werth derſelben
herunterſetzte. Nein in der That! ‒ Jch
muͤßte ſehr eitel ſeyn: wenn ich ſo gedaͤch-
te. Weil ich mich auf die Art erniedrigte und
die Fraͤulein Howe erhob: ſo ward ich ſo wohl
fuͤr beſcheiden als edelmuͤthig angeſehen, und hatte
uͤber dieß noch den Vortheil, daß mir alle ange-
nehme Eigenſchaften, die ich von mir ablehnte,
beygelegt wurden.
Kurz, ſie unterdruͤckten ſo gar die Beſcheiden-
heit, welche ihre Lobeserhebung; daß ich be-
ſcheiden von mir ſelbſt rede; in mir erzeug-
ten: weil ſie nichts von dem, was ich wider mich
ſelbſt ſagte, glauben wollten.
Und in Wahrheit, ich kann es nicht bergen,
ſie haben mich beynahe ſelbſt beredet, daß die
Fraͤulein Howe wirklich in mich verliebt iſt.
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Der Capitain und ich haben die Abrede genom-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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