"daß wir so lange unverheyrathet mit einander "gelebet.
"Hierauf, schreibt der Capitain, hätte sein "werthester Freund einen Vorschlag gethan. Er "bestünde darinn: Wir sollten uns ohne den "geringsten Verzug trauen lassen. Es "müßte aber so geheim geschehen als mög- "lich wäre. Er hätte bemerkt, daß wir "ohne das es so zu thun gesonnen wären. An "der Ehestiftung könnte er nichts ausse- "tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu "desto größerer Beruhigung für sich einen "sichern Freund von seiner Bekanntschaft "dabey zugegen seyn lassen dürfte - -
Hier hielt ich ein, und war willens böse zu thun. Allein sie verlangte, ich möchte fortlesen, und ich gehorchte -
"Es müßte aber keine lebendige Seele, "ausgenommen die sichere Person, er selbst "und der Capitain, anders wissen, als daß "wir von der Zeit an, da wir mit einander "in einem Hause gelebet, verheytather ge- "wesen. Auch müßte man diese Zeit so be- "stimmen, daß sie mit des Herrn Hickmanns "Antrag an ihn von der Fräulein Howe "übereinkäme.
Dieß, mein liebster Engel, sagte ich, ist ein sehr bedächtlicher Vorschlag. Wir dürfen nur die Leute unten im Hause desfalls warnen. Jch hätte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf ein so geschicktes Mittel fallen könnte. Allein
sie
„daß wir ſo lange unverheyrathet mit einander „gelebet.
„Hierauf, ſchreibt der Capitain, haͤtte ſein „wertheſter Freund einen Vorſchlag gethan. Er „beſtuͤnde darinn: Wir ſollten uns ohne den „geringſten Verzug trauen laſſen. Es „muͤßte aber ſo geheim geſchehen als moͤg- „lich waͤre. Er haͤtte bemerkt, daß wir „ohne das es ſo zu thun geſonnen waͤren. An „der Eheſtiftung koͤnnte er nichts ausſe- „tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu „deſto groͤßerer Beruhigung fuͤr ſich einen „ſichern Freund von ſeiner Bekanntſchaft „dabey zugegen ſeyn laſſen duͤrfte ‒ ‒
Hier hielt ich ein, und war willens boͤſe zu thun. Allein ſie verlangte, ich moͤchte fortleſen, und ich gehorchte ‒
„Es muͤßte aber keine lebendige Seele, „ausgenommen die ſichere Perſon, er ſelbſt „und der Capitain, anders wiſſen, als daß „wir von der Zeit an, da wir mit einander „in einem Hauſe gelebet, verheytather ge- „weſen. Auch muͤßte man dieſe Zeit ſo be- „ſtimmen, daß ſie mit des Herrn Hickmanns „Antrag an ihn von der Fraͤulein Howe „uͤbereinkaͤme.
Dieß, mein liebſter Engel, ſagte ich, iſt ein ſehr bedaͤchtlicher Vorſchlag. Wir duͤrfen nur die Leute unten im Hauſe desfalls warnen. Jch haͤtte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf ein ſo geſchicktes Mittel fallen koͤnnte. Allein
ſie
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„daß wir ſo lange unverheyrathet mit einander
„gelebet.
„Hierauf, ſchreibt der Capitain, haͤtte ſein
„wertheſter Freund einen Vorſchlag gethan. Er
„beſtuͤnde darinn: Wir ſollten uns ohne den
„geringſten Verzug trauen laſſen. Es
„muͤßte aber ſo geheim geſchehen als moͤg-
„lich waͤre. Er haͤtte bemerkt, daß wir
„ohne das es ſo zu thun geſonnen waͤren. An
„der Eheſtiftung koͤnnte er nichts ausſe-
„tzen. Jedoch vermuthete er, daß er zu
„deſto groͤßerer Beruhigung fuͤr ſich einen
„ſichern Freund von ſeiner Bekanntſchaft
„dabey zugegen ſeyn laſſen duͤrfte ‒ ‒
Hier hielt ich ein, und war willens boͤſe zu
thun. Allein ſie verlangte, ich moͤchte fortleſen,
und ich gehorchte ‒
„Es muͤßte aber keine lebendige Seele,
„ausgenommen die ſichere Perſon, er ſelbſt
„und der Capitain, anders wiſſen, als daß
„wir von der Zeit an, da wir mit einander
„in einem Hauſe gelebet, verheytather ge-
„weſen. Auch muͤßte man dieſe Zeit ſo be-
„ſtimmen, daß ſie mit des Herrn Hickmanns
„Antrag an ihn von der Fraͤulein Howe
„uͤbereinkaͤme.
Dieß, mein liebſter Engel, ſagte ich, iſt ein
ſehr bedaͤchtlicher Vorſchlag. Wir duͤrfen nur
die Leute unten im Hauſe desfalls warnen. Jch
haͤtte nicht gedacht, daß ihr Onkel Harlowe auf
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/26>, abgerufen am 22.11.2024.
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