Jch habe nie daran gezweifelt, daß Herr Lovelace in Sachen von dieser Art nicht sollte billig und edel seyn. Alle seine Verwandten sind am Gemüthe eben so edel, als sie durch ihre Ge- burt sind. Allein nun möchte wohl zu rathen seyn, daß sie erwarteten, was sein Ouckle auf seine Einladung antwortet.
Mein Vorschlag, sie im Fall der Noth zu retten, ist folgender.
Jch glaube, sie werden die Frau Townsend einmal bey mir gesehen haben. Diese hat einen starcken Handel mit Jndianischer Seite, Brüsseli- schen und Französischen Spitzen, Cammer-Tuch, Leinewand und andern Waaren, die sie ohne Zoll zu entrichten bekommen kann. Sie hat einen starcken Abgang, und verkaust sonst allerhand Spielwerck in den benachbarten adlichen Familien.
Sie hat ihre gesetzten Tage, an denen sie sich zu London aufhält. Alsdenn ist sie in einer ge- mietheten Stube eines Wirthshauses in South- wark, wo sie Proben von seidenen Waaren und andern Gütern hat, und ihren Kunden in London dienet. Jhre übrige Waare hat sie zu Deptfort, und daselbst wohnt sie auch, weil sie die beste Ge- legenheit hat, ihre Waaren in dortiger Gegend an das Land zu bringen.
Jch bin zuerst durch meine Mutter mit ihr bekannt worden, der sie zugewiesen ward, daß sie von ihr zu meiner Hochzeit das nöthige einkauffen, und mich, wie meine Mutter sich ausdruckte, vor wenig Geld fürstlich kleiden möchte. Denn da-
mals
Jch habe nie daran gezweifelt, daß Herr Lovelace in Sachen von dieſer Art nicht ſollte billig und edel ſeyn. Alle ſeine Verwandten ſind am Gemuͤthe eben ſo edel, als ſie durch ihre Ge- burt ſind. Allein nun moͤchte wohl zu rathen ſeyn, daß ſie erwarteten, was ſein Ouckle auf ſeine Einladung antwortet.
Mein Vorſchlag, ſie im Fall der Noth zu retten, iſt folgender.
Jch glaube, ſie werden die Frau Townsend einmal bey mir geſehen haben. Dieſe hat einen ſtarcken Handel mit Jndianiſcher Seite, Bruͤſſeli- ſchen und Franzoͤſiſchen Spitzen, Cammer-Tuch, Leinewand und andern Waaren, die ſie ohne Zoll zu entrichten bekommen kann. Sie hat einen ſtarcken Abgang, und verkauſt ſonſt allerhand Spielwerck in den benachbarten adlichen Familien.
Sie hat ihre geſetzten Tage, an denen ſie ſich zu London aufhaͤlt. Alsdenn iſt ſie in einer ge- mietheten Stube eines Wirthshauſes in South- wark, wo ſie Proben von ſeidenen Waaren und andern Guͤtern hat, und ihren Kunden in London dienet. Jhre uͤbrige Waare hat ſie zu Deptfort, und daſelbſt wohnt ſie auch, weil ſie die beſte Ge- legenheit hat, ihre Waaren in dortiger Gegend an das Land zu bringen.
Jch bin zuerſt durch meine Mutter mit ihr bekannt worden, der ſie zugewieſen ward, daß ſie von ihr zu meiner Hochzeit das noͤthige einkauffen, und mich, wie meine Mutter ſich ausdruckte, vor wenig Geld fuͤrſtlich kleiden moͤchte. Denn da-
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Jch habe nie daran gezweifelt, daß Herr
Lovelace in Sachen von dieſer Art nicht ſollte
billig und edel ſeyn. Alle ſeine Verwandten ſind
am Gemuͤthe eben ſo edel, als ſie durch ihre Ge-
burt ſind. Allein nun moͤchte wohl zu rathen
ſeyn, daß ſie erwarteten, was ſein Ouckle auf ſeine
Einladung antwortet.
Mein Vorſchlag, ſie im Fall der Noth zu
retten, iſt folgender.
Jch glaube, ſie werden die Frau Townsend
einmal bey mir geſehen haben. Dieſe hat einen
ſtarcken Handel mit Jndianiſcher Seite, Bruͤſſeli-
ſchen und Franzoͤſiſchen Spitzen, Cammer-Tuch,
Leinewand und andern Waaren, die ſie ohne Zoll
zu entrichten bekommen kann. Sie hat einen
ſtarcken Abgang, und verkauſt ſonſt allerhand
Spielwerck in den benachbarten adlichen Familien.
Sie hat ihre geſetzten Tage, an denen ſie ſich zu
London aufhaͤlt. Alsdenn iſt ſie in einer ge-
mietheten Stube eines Wirthshauſes in South-
wark, wo ſie Proben von ſeidenen Waaren und
andern Guͤtern hat, und ihren Kunden in London
dienet. Jhre uͤbrige Waare hat ſie zu Deptfort,
und daſelbſt wohnt ſie auch, weil ſie die beſte Ge-
legenheit hat, ihre Waaren in dortiger Gegend
an das Land zu bringen.
Jch bin zuerſt durch meine Mutter mit ihr
bekannt worden, der ſie zugewieſen ward, daß ſie
von ihr zu meiner Hochzeit das noͤthige einkauffen,
und mich, wie meine Mutter ſich ausdruckte, vor
wenig Geld fuͤrſtlich kleiden moͤchte. Denn da-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/165>, abgerufen am 24.11.2024.
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