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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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sie es anfangen können. Wenn sie, gleich nicht
nach London reisen wollen, so ist es doch am be-
sten, daß die Jhrigen glauben, sie wären zu Lon-
don: alsdenn werden sie alle Hoffnung aufgeben,
sie auszufinden. Wenn sie schreiben, so legen sie
diese Addresse ein: in Osgods Hause, nicht
weit von Soho-Square.
Osgod ist ein ehr-
licher Mann: die Briefe gehen sicher: und sie wer-
den jene dadurch April schicken.

April schicken! Wen? Meinen Vater? meine
Onckles? Allein nun ist es nicht mehr zu ändern.
Sehen sie: er hat alle seine Kunststückchen im
Griffe.

Jch hatte nichts einzuwenden, und ich habe sie
so geschrieben. Allein was vor Antwort ich bekom-
men werde, und ob ich überall Antwort zu hoffen
habe, das sind Fragen die mir vielen Kummer ma-
chen. Dieses ist mein Trost: wenn ich eine Ant-
wort bekomme, so kann sie, sollte sie auch mein
Bruder aufsetzen, dennoch nicht härter seyn, als
die Begegnung, die ich mir zuletzt von ihm und
meiner Schwester habe gefallen lassen müssen.

Herr Lovelace ging auf anderthalb Stunden
aus. So bald er nach Hause kam, schickte er vier-
mahl mit großer Ungeduld an mich, und bat sich
meine Geselschaft aus. Jch ließ ihm allemahl
antworten: ich sey beschäftiget: und das letzte mahl
setzte ich dazu; ich würde zu thun haben, bis das
Essen fertig wäre. Er trieb daher sehr, daß alles
geschwind zubereitet werden sollte, wie ich einige
mahl hörte. Der Koch und die Bedienten beka-

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ſie es anfangen koͤnnen. Wenn ſie, gleich nicht
nach London reiſen wollen, ſo iſt es doch am be-
ſten, daß die Jhrigen glauben, ſie waͤren zu Lon-
don: alsdenn werden ſie alle Hoffnung aufgeben,
ſie auszufinden. Wenn ſie ſchreiben, ſo legen ſie
dieſe Addreſſe ein: in Osgods Hauſe, nicht
weit von Soho-Square.
Osgod iſt ein ehr-
licher Mann: die Briefe gehen ſicher: und ſie wer-
den jene dadurch April ſchicken.

April ſchicken! Wen? Meinen Vater? meine
Onckles? Allein nun iſt es nicht mehr zu aͤndern.
Sehen ſie: er hat alle ſeine Kunſtſtuͤckchen im
Griffe.

Jch hatte nichts einzuwenden, und ich habe ſie
ſo geſchrieben. Allein was vor Antwort ich bekom-
men werde, und ob ich uͤberall Antwort zu hoffen
habe, das ſind Fragen die mir vielen Kummer ma-
chen. Dieſes iſt mein Troſt: wenn ich eine Ant-
wort bekomme, ſo kann ſie, ſollte ſie auch mein
Bruder aufſetzen, dennoch nicht haͤrter ſeyn, als
die Begegnung, die ich mir zuletzt von ihm und
meiner Schweſter habe gefallen laſſen muͤſſen.

Herr Lovelace ging auf anderthalb Stunden
aus. So bald er nach Hauſe kam, ſchickte er vier-
mahl mit großer Ungeduld an mich, und bat ſich
meine Geſelſchaft aus. Jch ließ ihm allemahl
antworten: ich ſey beſchaͤftiget: und das letzte mahl
ſetzte ich dazu; ich wuͤrde zu thun haben, bis das
Eſſen fertig waͤre. Er trieb daher ſehr, daß alles
geſchwind zubereitet werden ſollte, wie ich einige
mahl hoͤrte. Der Koch und die Bedienten beka-

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[73/0087] ſie es anfangen koͤnnen. Wenn ſie, gleich nicht nach London reiſen wollen, ſo iſt es doch am be- ſten, daß die Jhrigen glauben, ſie waͤren zu Lon- don: alsdenn werden ſie alle Hoffnung aufgeben, ſie auszufinden. Wenn ſie ſchreiben, ſo legen ſie dieſe Addreſſe ein: in Osgods Hauſe, nicht weit von Soho-Square. Osgod iſt ein ehr- licher Mann: die Briefe gehen ſicher: und ſie wer- den jene dadurch April ſchicken. April ſchicken! Wen? Meinen Vater? meine Onckles? Allein nun iſt es nicht mehr zu aͤndern. Sehen ſie: er hat alle ſeine Kunſtſtuͤckchen im Griffe. Jch hatte nichts einzuwenden, und ich habe ſie ſo geſchrieben. Allein was vor Antwort ich bekom- men werde, und ob ich uͤberall Antwort zu hoffen habe, das ſind Fragen die mir vielen Kummer ma- chen. Dieſes iſt mein Troſt: wenn ich eine Ant- wort bekomme, ſo kann ſie, ſollte ſie auch mein Bruder aufſetzen, dennoch nicht haͤrter ſeyn, als die Begegnung, die ich mir zuletzt von ihm und meiner Schweſter habe gefallen laſſen muͤſſen. Herr Lovelace ging auf anderthalb Stunden aus. So bald er nach Hauſe kam, ſchickte er vier- mahl mit großer Ungeduld an mich, und bat ſich meine Geſelſchaft aus. Jch ließ ihm allemahl antworten: ich ſey beſchaͤftiget: und das letzte mahl ſetzte ich dazu; ich wuͤrde zu thun haben, bis das Eſſen fertig waͤre. Er trieb daher ſehr, daß alles geſchwind zubereitet werden ſollte, wie ich einige mahl hoͤrte. Der Koch und die Bedienten beka- men E 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/87>, abgerufen am 01.05.2024.