als zu Anfang. Herr Lovelace, dem ich mein Mißfallen an der gestrigen Gesellschaft nicht ver- schwieg, hat mir versprochen, daß weder diese vier Herren noch sonst jemand ohne Erlaubniß zu mir kommen soll.
Jch melde Jhnen diese Umstände, um ihr gütiges und freundschaftliches Hertz zu beruhigen, und Sie zu bewegen, daß sie dem Befehl Jhrer Mutter auf eine willige und fröliche Art gehorchen mögen; und zwar dieses um meinetwillen, damit ich nicht für ei- ne Aufwieglerin angesehen werde, da ich gantz andere Absichten habe, und stets verbleibe,
Der neun und sechszigste Brief von Fräulein Howe an Fräulein Clarissa Harlowe.
Mittewochens den 3ten May.
Jch erstaune über das, was meine Mutter ge- than hat, bloß um ihre Herrschaft zu behaup- ten, und solchen Leuten, die das unempfindlichste Hertz in der Welt haben, eine Gefälligkeit zu er- weisen. Können Sie glauben, daß ich aufhören werde mit Jhnen Briefe zu wechseln, so lange ich noch im Stande bin Jhnen durch nützliche Nachricht, und durch einen nicht gantz verwerflichen Rath zu
dienen,
als zu Anfang. Herr Lovelace, dem ich mein Mißfallen an der geſtrigen Geſellſchaft nicht ver- ſchwieg, hat mir verſprochen, daß weder dieſe vier Herren noch ſonſt jemand ohne Erlaubniß zu mir kommen ſoll.
Jch melde Jhnen dieſe Umſtaͤnde, um ihr guͤtiges und freundſchaftliches Hertz zu beruhigen, und Sie zu bewegen, daß ſie dem Befehl Jhrer Mutter auf eine willige und froͤliche Art gehorchen moͤgen; und zwar dieſes um meinetwillen, damit ich nicht fuͤr ei- ne Aufwieglerin angeſehen werde, da ich gantz andere Abſichten habe, und ſtets verbleibe,
Der neun und ſechszigſte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Mittewochens den 3ten May.
Jch erſtaune uͤber das, was meine Mutter ge- than hat, bloß um ihre Herrſchaft zu behaup- ten, und ſolchen Leuten, die das unempfindlichſte Hertz in der Welt haben, eine Gefaͤlligkeit zu er- weiſen. Koͤnnen Sie glauben, daß ich aufhoͤren werde mit Jhnen Briefe zu wechſeln, ſo lange ich noch im Stande bin Jhnen durch nuͤtzliche Nachricht, und durch einen nicht gantz verwerflichen Rath zu
dienen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0526"n="512"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
als zu Anfang. Herr <hirendition="#fr">Lovelace,</hi> dem ich mein<lb/>
Mißfallen an der geſtrigen Geſellſchaft nicht ver-<lb/>ſchwieg, hat mir verſprochen, daß weder dieſe vier<lb/>
Herren noch ſonſt jemand ohne Erlaubniß zu mir<lb/>
kommen ſoll.</p><lb/><p>Jch melde Jhnen dieſe Umſtaͤnde, um ihr guͤtiges<lb/>
und freundſchaftliches Hertz zu beruhigen, und Sie<lb/>
zu bewegen, daß ſie dem Befehl Jhrer Mutter auf<lb/>
eine willige und froͤliche Art gehorchen moͤgen; und<lb/>
zwar dieſes um meinetwillen, damit ich nicht fuͤr ei-<lb/>
ne <hirendition="#fr">Aufwieglerin</hi> angeſehen werde, da ich gantz<lb/>
andere Abſichten habe, und ſtets verbleibe,</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Meiner allerliebſten Freundin<lb/>
ewig ergebene Dienerin<lb/><hirendition="#fr">Cl. Harlowe.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der neun und ſechszigſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa<lb/>
Harlowe.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Mittewochens den 3ten May.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch erſtaune uͤber das, was meine Mutter ge-<lb/>
than hat, bloß um ihre Herrſchaft zu behaup-<lb/>
ten, und ſolchen Leuten, die das unempfindlichſte<lb/>
Hertz in der Welt haben, eine Gefaͤlligkeit zu er-<lb/>
weiſen. Koͤnnen Sie glauben, daß ich aufhoͤren<lb/>
werde mit Jhnen Briefe zu wechſeln, ſo lange ich<lb/>
noch im Stande bin Jhnen durch nuͤtzliche Nachricht,<lb/>
und durch einen nicht gantz verwerflichen Rath zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dienen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[512/0526]
als zu Anfang. Herr Lovelace, dem ich mein
Mißfallen an der geſtrigen Geſellſchaft nicht ver-
ſchwieg, hat mir verſprochen, daß weder dieſe vier
Herren noch ſonſt jemand ohne Erlaubniß zu mir
kommen ſoll.
Jch melde Jhnen dieſe Umſtaͤnde, um ihr guͤtiges
und freundſchaftliches Hertz zu beruhigen, und Sie
zu bewegen, daß ſie dem Befehl Jhrer Mutter auf
eine willige und froͤliche Art gehorchen moͤgen; und
zwar dieſes um meinetwillen, damit ich nicht fuͤr ei-
ne Aufwieglerin angeſehen werde, da ich gantz
andere Abſichten habe, und ſtets verbleibe,
Meiner allerliebſten Freundin
ewig ergebene Dienerin
Cl. Harlowe.
Der neun und ſechszigſte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Mittewochens den 3ten May.
Jch erſtaune uͤber das, was meine Mutter ge-
than hat, bloß um ihre Herrſchaft zu behaup-
ten, und ſolchen Leuten, die das unempfindlichſte
Hertz in der Welt haben, eine Gefaͤlligkeit zu er-
weiſen. Koͤnnen Sie glauben, daß ich aufhoͤren
werde mit Jhnen Briefe zu wechſeln, ſo lange ich
noch im Stande bin Jhnen durch nuͤtzliche Nachricht,
und durch einen nicht gantz verwerflichen Rath zu
dienen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/526>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.