unter Leuten nach meinem Hertzen. Jhre Bedien- ten Wilhelm und Dorcas sind beyde meine Be- diente. Was sage ich von drey Tagen? Pfuy, pfuy! in drey Stunden muß ich gesiegt haben.
Abermahls ein Aussenwerck gewonnen, allein sehr wider Willen meines Kindes. Die Jungfer Partington stattete ihr ihren Besuch ab, und ver- sprach unter der Bedingung mit bey meinem Schmause zu seyn, wenn meine Liebste in der Ge- sellschaft wäre. Wie war es möglich, einem so ar- tigen Frauenzimmer etwas abzuschlagen, darum auch ich so ernstlich bate.
Jch bin begierig, euer Urtheil über meine Beute zu hören. Wenn ihr glüende Wangen sehen wollt, wo das Hertz gefroren, und noch niemahls aufge- thauet ist: Zähne von Elfenbein, und Lippen von Corallen, von denen die vernünftigsten Reden flies- sen: ein Auge, das alles durchforschet; eine ein- nehmende Stimme; einen vornehmen Blick, der mit einer unbeschreiblichen Anmuth gemäßiget ist: eine Artigkeit im Umgange, die vielleicht ihres glei- chen nie gehabt hat, und die zum wenigsten nie über- troffen werden kann: wenn ihr dieses alles, und noch zehnmahl mehr sehen wollt, so sehet meine Gloria- na.
Bewundert schüchtern ein Gebäude Von Gott gemacht, von Gott bewohnt. Der Tempel ihrer grossen Seele Jst dieser reinen Gottheit werth.
Oder
unter Leuten nach meinem Hertzen. Jhre Bedien- ten Wilhelm und Dorcas ſind beyde meine Be- diente. Was ſage ich von drey Tagen? Pfuy, pfuy! in drey Stunden muß ich geſiegt haben.
Abermahls ein Auſſenwerck gewonnen, allein ſehr wider Willen meines Kindes. Die Jungfer Partington ſtattete ihr ihren Beſuch ab, und ver- ſprach unter der Bedingung mit bey meinem Schmauſe zu ſeyn, wenn meine Liebſte in der Ge- ſellſchaft waͤre. Wie war es moͤglich, einem ſo ar- tigen Frauenzimmer etwas abzuſchlagen, darum auch ich ſo ernſtlich bate.
Jch bin begierig, euer Urtheil uͤber meine Beute zu hoͤren. Wenn ihr gluͤende Wangen ſehen wollt, wo das Hertz gefroren, und noch niemahls aufge- thauet iſt: Zaͤhne von Elfenbein, und Lippen von Corallen, von denen die vernuͤnftigſten Reden flieſ- ſen: ein Auge, das alles durchforſchet; eine ein- nehmende Stimme; einen vornehmen Blick, der mit einer unbeſchreiblichen Anmuth gemaͤßiget iſt: eine Artigkeit im Umgange, die vielleicht ihres glei- chen nie gehabt hat, und die zum wenigſten nie uͤber- troffen werden kann: wenn ihr dieſes alles, und noch zehnmahl mehr ſehen wollt, ſo ſehet meine Gloria- na.
Bewundert ſchuͤchtern ein Gebaͤude Von Gott gemacht, von Gott bewohnt. Der Tempel ihrer groſſen Seele Jſt dieſer reinen Gottheit werth.
Oder
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unter Leuten nach meinem Hertzen. Jhre Bedien-
ten Wilhelm und Dorcas ſind beyde meine Be-
diente. Was ſage ich von drey Tagen? Pfuy,
pfuy! in drey Stunden muß ich geſiegt haben.
Abermahls ein Auſſenwerck gewonnen, allein
ſehr wider Willen meines Kindes. Die Jungfer
Partington ſtattete ihr ihren Beſuch ab, und ver-
ſprach unter der Bedingung mit bey meinem
Schmauſe zu ſeyn, wenn meine Liebſte in der Ge-
ſellſchaft waͤre. Wie war es moͤglich, einem ſo ar-
tigen Frauenzimmer etwas abzuſchlagen, darum
auch ich ſo ernſtlich bate.
Jch bin begierig, euer Urtheil uͤber meine Beute
zu hoͤren. Wenn ihr gluͤende Wangen ſehen wollt,
wo das Hertz gefroren, und noch niemahls aufge-
thauet iſt: Zaͤhne von Elfenbein, und Lippen von
Corallen, von denen die vernuͤnftigſten Reden flieſ-
ſen: ein Auge, das alles durchforſchet; eine ein-
nehmende Stimme; einen vornehmen Blick, der
mit einer unbeſchreiblichen Anmuth gemaͤßiget iſt:
eine Artigkeit im Umgange, die vielleicht ihres glei-
chen nie gehabt hat, und die zum wenigſten nie uͤber-
troffen werden kann: wenn ihr dieſes alles, und noch
zehnmahl mehr ſehen wollt, ſo ſehet meine Gloria-
na.
Bewundert ſchuͤchtern ein Gebaͤude
Von Gott gemacht, von Gott bewohnt.
Der Tempel ihrer groſſen Seele
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/507>, abgerufen am 21.11.2024.
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