Der sechs und dreißigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Donnerstages den 20. April.
Herr Lovelaces Bedienter ist schon wieder zu- rück gekommen, und hat eine sehr umständli- che Antwort von Herrn Dolemann mitgebracht. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, sich nach allem genau zu erkundigen. Herr Lovelace brachte mir den Brief, so bald er ihn gelesen hatte; und weil er weiß, daß ich alles mit Jhnen überlege, so bat ich ihn um Erlaubniß, den Brief an Sie zu über- senden. Jch bitte ihn mir aber zurück aus. Sie wer- den daraus sehen, daß seine Freunde in London glauben, wir wären bereits ein Paar geworden.
An Herrn Robert Lovelace.
Dienstags Abends den 18. April.
Hochwohlgebohrner Herr!
Jch freue mich ungemein, daß wir die Ehre ha- ben sollen, Euer Hochwohlgebohrnen nach ei- ner so langen Entfernung wieder in London zu sehen. Sie werden uns noch mehr willkommen seyn, wenn die Nachricht richtig ist, daß Sie das artige Frau- enzimmer als eine Gemahlin mitbringen; welches Sie oft so sehr gelobet haben. Meine Frau und meine Schwester gratuliren Jhnen, wenn dieses sich so verhält: ist aber die Trauung noch nicht voll-
zogen,
Der ſechs und dreißigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Donnerſtages den 20. April.
Herr Lovelaces Bedienter iſt ſchon wieder zu- ruͤck gekommen, und hat eine ſehr umſtaͤndli- che Antwort von Herrn Dolemann mitgebracht. Er hat ſich ſehr viel Muͤhe gegeben, ſich nach allem genau zu erkundigen. Herr Lovelace brachte mir den Brief, ſo bald er ihn geleſen hatte; und weil er weiß, daß ich alles mit Jhnen uͤberlege, ſo bat ich ihn um Erlaubniß, den Brief an Sie zu uͤber- ſenden. Jch bitte ihn mir aber zuruͤck aus. Sie wer- den daraus ſehen, daß ſeine Freunde in London glauben, wir waͤren bereits ein Paar geworden.
An Herrn Robert Lovelace.
Dienſtags Abends den 18. April.
Hochwohlgebohrner Herr!
Jch freue mich ungemein, daß wir die Ehre ha- ben ſollen, Euer Hochwohlgebohrnen nach ei- ner ſo langen Entfernung wieder in London zu ſehen. Sie werden uns noch mehr willkommen ſeyn, wenn die Nachricht richtig iſt, daß Sie das artige Frau- enzimmer als eine Gemahlin mitbringen; welches Sie oft ſo ſehr gelobet haben. Meine Frau und meine Schweſter gratuliren Jhnen, wenn dieſes ſich ſo verhaͤlt: iſt aber die Trauung noch nicht voll-
zogen,
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Der ſechs und dreißigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Donnerſtages den 20. April.
Herr Lovelaces Bedienter iſt ſchon wieder zu-
ruͤck gekommen, und hat eine ſehr umſtaͤndli-
che Antwort von Herrn Dolemann mitgebracht.
Er hat ſich ſehr viel Muͤhe gegeben, ſich nach allem
genau zu erkundigen. Herr Lovelace brachte mir
den Brief, ſo bald er ihn geleſen hatte; und weil
er weiß, daß ich alles mit Jhnen uͤberlege, ſo bat
ich ihn um Erlaubniß, den Brief an Sie zu uͤber-
ſenden. Jch bitte ihn mir aber zuruͤck aus. Sie wer-
den daraus ſehen, daß ſeine Freunde in London
glauben, wir waͤren bereits ein Paar geworden.
An Herrn Robert Lovelace.
Dienſtags Abends den 18. April.
Hochwohlgebohrner Herr!
Jch freue mich ungemein, daß wir die Ehre ha-
ben ſollen, Euer Hochwohlgebohrnen nach ei-
ner ſo langen Entfernung wieder in London zu ſehen.
Sie werden uns noch mehr willkommen ſeyn, wenn
die Nachricht richtig iſt, daß Sie das artige Frau-
enzimmer als eine Gemahlin mitbringen; welches
Sie oft ſo ſehr gelobet haben. Meine Frau und
meine Schweſter gratuliren Jhnen, wenn dieſes
ſich ſo verhaͤlt: iſt aber die Trauung noch nicht voll-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/302>, abgerufen am 21.11.2024.
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