urtheilet zu werden, daß ich diese Gelegenheit aus den Händen gelassen habe.
Unterdessen, daß ich meinen letzten Brief an Sie schrieb, schickte der ungeschliffene Mensch ei- nige mahl zu mir, und bat sich meine Gesellschaft aus. Er hatte nichts besonders mit mir zu spre- chen: ich sollte ihm nur das Vergnügen machen, und ihn sprechen hören. Er scheint in seine Schwatz- haftigkeit sehr verliebt zu seyn. Er hat eine feine Sammlung von artigen Schmeicheleyen: und verlanget, daß ich ihm meine Ohren dazu leyhen soll. Er brauchte sich diese Mühe nicht zu geben. Denn selten gebe ich ihm sein gebührendes Lob, und selten bezeige ich mein Vergnügen über seine beredte Zunge nach seinem Wunsch.
Als ich den Brief geschrieben und dem guten Freunde des Herrn Hickmanns übergeben hatte, so wollte ich wieder hinauf gehen. Allein er bat mich, unten zu bleiben, weil er etwas mit mir zu reden hätte.
Es war (wie ich gleich zum voraus sagte) nichts neues oder nothwendiges, sondern Klagen, die auf eine beynahe unverschämte Art angebracht wurden. Er sagte mir: er könnte nicht leben, wenn ich ihm meine Gesellschaft entziehen, und nicht etwas mehr Geduld mit ihm haben wollte, als ich bis- her gehabt hätte.
Jch ging hierauf nicht ohne Unwillen mit ihm in den Saal. Jch war desto verdrießlicher, weil er ohne von einer Aenderung zu reden sich in diesem Hause ruhig niedergelassen hatte.
Unse-
urtheilet zu werden, daß ich dieſe Gelegenheit aus den Haͤnden gelaſſen habe.
Unterdeſſen, daß ich meinen letzten Brief an Sie ſchrieb, ſchickte der ungeſchliffene Menſch ei- nige mahl zu mir, und bat ſich meine Geſellſchaft aus. Er hatte nichts beſonders mit mir zu ſpre- chen: ich ſollte ihm nur das Vergnuͤgen machen, und ihn ſprechen hoͤren. Er ſcheint in ſeine Schwatz- haftigkeit ſehr verliebt zu ſeyn. Er hat eine feine Sammlung von artigen Schmeicheleyen: und verlanget, daß ich ihm meine Ohren dazu leyhen ſoll. Er brauchte ſich dieſe Muͤhe nicht zu geben. Denn ſelten gebe ich ihm ſein gebuͤhrendes Lob, und ſelten bezeige ich mein Vergnuͤgen uͤber ſeine beredte Zunge nach ſeinem Wunſch.
Als ich den Brief geſchrieben und dem guten Freunde des Herrn Hickmanns uͤbergeben hatte, ſo wollte ich wieder hinauf gehen. Allein er bat mich, unten zu bleiben, weil er etwas mit mir zu reden haͤtte.
Es war (wie ich gleich zum voraus ſagte) nichts neues oder nothwendiges, ſondern Klagen, die auf eine beynahe unverſchaͤmte Art angebracht wurden. Er ſagte mir: er koͤnnte nicht leben, wenn ich ihm meine Geſellſchaft entziehen, und nicht etwas mehr Geduld mit ihm haben wollte, als ich bis- her gehabt haͤtte.
Jch ging hierauf nicht ohne Unwillen mit ihm in den Saal. Jch war deſto verdrießlicher, weil er ohne von einer Aenderung zu reden ſich in dieſem Hauſe ruhig niedergelaſſen hatte.
Unſe-
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urtheilet zu werden, daß ich dieſe Gelegenheit aus
den Haͤnden gelaſſen habe.
Unterdeſſen, daß ich meinen letzten Brief an
Sie ſchrieb, ſchickte der ungeſchliffene Menſch ei-
nige mahl zu mir, und bat ſich meine Geſellſchaft
aus. Er hatte nichts beſonders mit mir zu ſpre-
chen: ich ſollte ihm nur das Vergnuͤgen machen,
und ihn ſprechen hoͤren. Er ſcheint in ſeine Schwatz-
haftigkeit ſehr verliebt zu ſeyn. Er hat eine feine
Sammlung von artigen Schmeicheleyen: und
verlanget, daß ich ihm meine Ohren dazu leyhen
ſoll. Er brauchte ſich dieſe Muͤhe nicht zu geben.
Denn ſelten gebe ich ihm ſein gebuͤhrendes Lob,
und ſelten bezeige ich mein Vergnuͤgen uͤber ſeine
beredte Zunge nach ſeinem Wunſch.
Als ich den Brief geſchrieben und dem guten
Freunde des Herrn Hickmanns uͤbergeben hatte,
ſo wollte ich wieder hinauf gehen. Allein er bat mich,
unten zu bleiben, weil er etwas mit mir zu reden
haͤtte.
Es war (wie ich gleich zum voraus ſagte) nichts
neues oder nothwendiges, ſondern Klagen, die auf
eine beynahe unverſchaͤmte Art angebracht wurden.
Er ſagte mir: er koͤnnte nicht leben, wenn ich ihm
meine Geſellſchaft entziehen, und nicht etwas
mehr Geduld mit ihm haben wollte, als ich bis-
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Jch ging hierauf nicht ohne Unwillen mit ihm
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er ohne von einer Aenderung zu reden ſich in dieſem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/162>, abgerufen am 21.11.2024.
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