Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



sind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr
Nein! Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die
ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß
ihre Verwanten unversöhnlich sind, und den Vor-
satz haben, ihr allen ersinnlichen Verdruß zu ma-
chen.

Es scheint, daß diese Unmenschen seit ihrer
Flucht zu meiner Ehre den bittersten Verdruß em-
pfunden haben, und voller Grimm sind: in dem
nächsten Jahre wird sich ihr Grimm auch nicht
abkühlen. Jetzt ist die Reihe an mir, sie zu krän-
cken.

Das schmertzt sie in der Seele, daß sie ihr die
Freyheit verstattet haben, nach dem Hüner-Hofe
und in den Garten zu gehen. Sie wissen, daß
sie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die
sie für vorsätzlich ansehen) zu veranstalten: ob sie
gleich nicht wissen, wie sie es angefangen hat, sich
diese Gelegenheit zu verschaffen. Daß sie ihr er-
laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer-
Hause zu speisen, das geschahe aus einer tückischen
Absicht, wie Lehmann von seiner Braut der
Elisabeth gehört hat.

Sie bedauren, daß sie einen so schönen Vor-
wand sie noch enger einzuschräncken, nicht gebraucht
haben, den ihnen meine Drohung gab, sie mit
Gewalt in Freyheit zu setzen, wenn sie sie nach des
alten Antons Gut bringen würden. Jch habe dir
dieses im weißen Hirsch erzählet, und dem lieben
Kinde habe ich es auch ehemahls zu verstehen gege-
ben, daß ein solcher Vorschlag im Wercke gewesen ist,

weil
Dritter Theil. J



ſind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr
Nein! Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die
ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß
ihre Verwanten unverſoͤhnlich ſind, und den Vor-
ſatz haben, ihr allen erſinnlichen Verdruß zu ma-
chen.

Es ſcheint, daß dieſe Unmenſchen ſeit ihrer
Flucht zu meiner Ehre den bitterſten Verdruß em-
pfunden haben, und voller Grimm ſind: in dem
naͤchſten Jahre wird ſich ihr Grimm auch nicht
abkuͤhlen. Jetzt iſt die Reihe an mir, ſie zu kraͤn-
cken.

Das ſchmertzt ſie in der Seele, daß ſie ihr die
Freyheit verſtattet haben, nach dem Huͤner-Hofe
und in den Garten zu gehen. Sie wiſſen, daß
ſie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die
ſie fuͤr vorſaͤtzlich anſehen) zu veranſtalten: ob ſie
gleich nicht wiſſen, wie ſie es angefangen hat, ſich
dieſe Gelegenheit zu verſchaffen. Daß ſie ihr er-
laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer-
Hauſe zu ſpeiſen, das geſchahe aus einer tuͤckiſchen
Abſicht, wie Lehmann von ſeiner Braut der
Eliſabeth gehoͤrt hat.

Sie bedauren, daß ſie einen ſo ſchoͤnen Vor-
wand ſie noch enger einzuſchraͤncken, nicht gebraucht
haben, den ihnen meine Drohung gab, ſie mit
Gewalt in Freyheit zu ſetzen, wenn ſie ſie nach des
alten Antons Gut bringen wuͤrden. Jch habe dir
dieſes im weißen Hirſch erzaͤhlet, und dem lieben
Kinde habe ich es auch ehemahls zu verſtehen gege-
ben, daß ein ſolcher Vorſchlag im Wercke geweſen iſt,

weil
Dritter Theil. J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0143" n="129"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr<lb/><hi rendition="#fr">Nein!</hi> Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die<lb/>
ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß<lb/>
ihre Verwanten unver&#x017F;o&#x0364;hnlich &#x017F;ind, und den Vor-<lb/>
&#x017F;atz haben, ihr allen er&#x017F;innlichen Verdruß zu ma-<lb/>
chen.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheint, daß die&#x017F;e Unmen&#x017F;chen &#x017F;eit ihrer<lb/>
Flucht zu meiner Ehre den bitter&#x017F;ten Verdruß em-<lb/>
pfunden haben, und voller Grimm &#x017F;ind: in dem<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Jahre wird &#x017F;ich ihr Grimm auch nicht<lb/>
abku&#x0364;hlen. Jetzt i&#x017F;t die Reihe an mir, &#x017F;ie zu kra&#x0364;n-<lb/>
cken.</p><lb/>
          <p>Das &#x017F;chmertzt &#x017F;ie in der Seele, daß &#x017F;ie ihr die<lb/>
Freyheit ver&#x017F;tattet haben, nach dem Hu&#x0364;ner-Hofe<lb/>
und in den Garten zu gehen. Sie wi&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
&#x017F;ie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die<lb/>
&#x017F;ie fu&#x0364;r vor&#x017F;a&#x0364;tzlich an&#x017F;ehen) zu veran&#x017F;talten: ob &#x017F;ie<lb/>
gleich nicht wi&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ie es angefangen hat, &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;e Gelegenheit zu ver&#x017F;chaffen. Daß &#x017F;ie ihr er-<lb/>
laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer-<lb/>
Hau&#x017F;e zu &#x017F;pei&#x017F;en, das ge&#x017F;chahe aus einer tu&#x0364;cki&#x017F;chen<lb/>
Ab&#x017F;icht, wie <hi rendition="#fr">Lehmann</hi> von &#x017F;einer Braut der<lb/><hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> geho&#x0364;rt hat.</p><lb/>
          <p>Sie bedauren, daß &#x017F;ie einen &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Vor-<lb/>
wand &#x017F;ie noch enger einzu&#x017F;chra&#x0364;ncken, nicht gebraucht<lb/>
haben, den ihnen meine Drohung gab, &#x017F;ie mit<lb/>
Gewalt in Freyheit zu &#x017F;etzen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ie nach des<lb/>
alten Antons Gut bringen wu&#x0364;rden. Jch habe dir<lb/>
die&#x017F;es im weißen Hir&#x017F;ch erza&#x0364;hlet, und dem lieben<lb/>
Kinde habe ich es auch ehemahls zu ver&#x017F;tehen gege-<lb/>
ben, daß ein &#x017F;olcher Vor&#x017F;chlag im Wercke gewe&#x017F;en i&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Dritter Theil.</hi> J</fw><fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0143] ſind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr Nein! Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß ihre Verwanten unverſoͤhnlich ſind, und den Vor- ſatz haben, ihr allen erſinnlichen Verdruß zu ma- chen. Es ſcheint, daß dieſe Unmenſchen ſeit ihrer Flucht zu meiner Ehre den bitterſten Verdruß em- pfunden haben, und voller Grimm ſind: in dem naͤchſten Jahre wird ſich ihr Grimm auch nicht abkuͤhlen. Jetzt iſt die Reihe an mir, ſie zu kraͤn- cken. Das ſchmertzt ſie in der Seele, daß ſie ihr die Freyheit verſtattet haben, nach dem Huͤner-Hofe und in den Garten zu gehen. Sie wiſſen, daß ſie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die ſie fuͤr vorſaͤtzlich anſehen) zu veranſtalten: ob ſie gleich nicht wiſſen, wie ſie es angefangen hat, ſich dieſe Gelegenheit zu verſchaffen. Daß ſie ihr er- laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer- Hauſe zu ſpeiſen, das geſchahe aus einer tuͤckiſchen Abſicht, wie Lehmann von ſeiner Braut der Eliſabeth gehoͤrt hat. Sie bedauren, daß ſie einen ſo ſchoͤnen Vor- wand ſie noch enger einzuſchraͤncken, nicht gebraucht haben, den ihnen meine Drohung gab, ſie mit Gewalt in Freyheit zu ſetzen, wenn ſie ſie nach des alten Antons Gut bringen wuͤrden. Jch habe dir dieſes im weißen Hirſch erzaͤhlet, und dem lieben Kinde habe ich es auch ehemahls zu verſtehen gege- ben, daß ein ſolcher Vorſchlag im Wercke geweſen iſt, weil Dritter Theil. J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/143
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/143>, abgerufen am 24.11.2024.