von deinem und meinem Geschlecht, die von mei- ner Krieges-List und deinem Widerstande hören, sollen bekennen, daß die Vertheydigung und Ero- berung der Vestung gleiche Ehre bringet.
Höre ich dich nicht sagen, Bruder: du wirst dich doch nicht unterstehen, mit einer solchen Göttin so pöbelhafft zu verfahren! Es ist ohnmöglich, Lovelace, daß du so heilige Versicherungen, sol- che Eydschwüre brechen solltest.
Es ist gewiß, daß ich diesen Vorsatz nicht ge- habt habe. Jch kann nicht, ich darf wegen mei- nes eigenen Hertzens und wegen meiner Ehrfurcht vor ihr nicht sagen, daß ich ihn jetzt habe. Allein du kennest meine Abneigung vor Fesseln: und habe ich sie nicht in meiner Gewalt?
Aber, Lovelace, willst du eine Gewalt mis- brauchen, die - -
Die was, alberner Kerl? die ich wider ihren Willen bekommen habe. - -
Die du aber nie bekommen haben würdest, wenn sie dich nicht allen andern vorgezogen hätte. - -
Und die ich nie würde erlanget haben, wenn ich sie nicht allen ihres Geschlechts vorgezogen hätte. So fern ist gleich gegen gleich. Willst du von Wort und Ehre reden, so frage ich, ob dieses kei- ne Pflichten sind, die beyde Theile auf gleiche Art erzeigen müssen? Jst dieses, so folget daraus, daß beyde Theile ein Zutrauen in einander setzen müs- sen. Was kann ich aber von ihrem Zu- trauen gegen mich rühmen? du weißt die gantze Geschichte unseres Krieges, (einen Krieg kann ich
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von deinem und meinem Geſchlecht, die von mei- ner Krieges-Liſt und deinem Widerſtande hoͤren, ſollen bekennen, daß die Vertheydigung und Ero- berung der Veſtung gleiche Ehre bringet.
Hoͤre ich dich nicht ſagen, Bruder: du wirſt dich doch nicht unterſtehen, mit einer ſolchen Goͤttin ſo poͤbelhafft zu verfahren! Es iſt ohnmoͤglich, Lovelace, daß du ſo heilige Verſicherungen, ſol- che Eydſchwuͤre brechen ſollteſt.
Es iſt gewiß, daß ich dieſen Vorſatz nicht ge- habt habe. Jch kann nicht, ich darf wegen mei- nes eigenen Hertzens und wegen meiner Ehrfurcht vor ihr nicht ſagen, daß ich ihn jetzt habe. Allein du kenneſt meine Abneigung vor Feſſeln: und habe ich ſie nicht in meiner Gewalt?
Aber, Lovelace, willſt du eine Gewalt mis- brauchen, die ‒ ‒
Die was, alberner Kerl? die ich wider ihren Willen bekommen habe. ‒ ‒
Die du aber nie bekommen haben wuͤrdeſt, wenn ſie dich nicht allen andern vorgezogen haͤtte. ‒ ‒
Und die ich nie wuͤrde erlanget haben, wenn ich ſie nicht allen ihres Geſchlechts vorgezogen haͤtte. So fern iſt gleich gegen gleich. Willſt du von Wort und Ehre reden, ſo frage ich, ob dieſes kei- ne Pflichten ſind, die beyde Theile auf gleiche Art erzeigen muͤſſen? Jſt dieſes, ſo folget daraus, daß beyde Theile ein Zutrauen in einander ſetzen muͤſ- ſen. Was kann ich aber von ihrem Zu- trauen gegen mich ruͤhmen? du weißt die gantze Geſchichte unſeres Krieges, (einen Krieg kann ich
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von deinem und meinem Geſchlecht, die von mei-
ner Krieges-Liſt und deinem Widerſtande hoͤren,
ſollen bekennen, daß die Vertheydigung und Ero-
berung der Veſtung gleiche Ehre bringet.
Hoͤre ich dich nicht ſagen, Bruder: du wirſt
dich doch nicht unterſtehen, mit einer ſolchen Goͤttin
ſo poͤbelhafft zu verfahren! Es iſt ohnmoͤglich,
Lovelace, daß du ſo heilige Verſicherungen, ſol-
che Eydſchwuͤre brechen ſollteſt.
Es iſt gewiß, daß ich dieſen Vorſatz nicht ge-
habt habe. Jch kann nicht, ich darf wegen mei-
nes eigenen Hertzens und wegen meiner Ehrfurcht
vor ihr nicht ſagen, daß ich ihn jetzt habe. Allein
du kenneſt meine Abneigung vor Feſſeln: und
habe ich ſie nicht in meiner Gewalt?
Aber, Lovelace, willſt du eine Gewalt mis-
brauchen, die ‒ ‒
Die was, alberner Kerl? die ich wider ihren
Willen bekommen habe. ‒ ‒
Die du aber nie bekommen haben wuͤrdeſt, wenn
ſie dich nicht allen andern vorgezogen haͤtte. ‒ ‒
Und die ich nie wuͤrde erlanget haben, wenn ich
ſie nicht allen ihres Geſchlechts vorgezogen haͤtte.
So fern iſt gleich gegen gleich. Willſt du von
Wort und Ehre reden, ſo frage ich, ob dieſes kei-
ne Pflichten ſind, die beyde Theile auf gleiche Art
erzeigen muͤſſen? Jſt dieſes, ſo folget daraus, daß
beyde Theile ein Zutrauen in einander ſetzen muͤſ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/103>, abgerufen am 22.12.2024.
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