te; und sagte: sie hoffete, daß dieses der letzte Tag seyn würde, an dem die Meinigen meiner Gesellschaft bey Tische entbähren müßten.
Sie können sich leicht vorstellen, was die be- vorstehende Unterredung mit Lovelacen/ die Furcht entdeckt zu werden, und der Jnhalt des Briefes der Fräulein Dorthgen/ für sichtbare Gemüths-Bewegungen bey mir erregten. Sie bemerckte dieses: was für Seufzer! was für tieffes Athemholen. (sagte sie, und klopfte mich auf den Hals) Liebes Kind, wer hätte das glau- ben sollen, daß bey so vieler natürlichen An- nehmlichkeit doch so viel Eigensinn wohnen könnte?
Jch konnte ihr nicht antworten. Sie fuhr fort zu reden: ich habe etwas an sie zu bestellen, das mich ihnen nicht sehr willkommen machen wird. Wir haben gestern einiges gehört, daß einem so verzweiffelten und trotzigen Wagehalse, als in der Welt seyn kan, entfahren ist, daraus ihr Herr Vater und wir alle mercken, daß sie noch jetzt Mittel haben müssen, ausser Hause zu schreiben. Herr Lovelace weiß alles was hier vorgehet, und zwar den Augenblick: es ist zu befürchten: daß er Unglück anstiftet, das sie so wohl als alle andere zu vermeiden suchen müs- sen. Jhre Mutter hat noch eine Beyforge, die sie selbst näher angehet. Sie hoffet zwar, daß diese Beysorge ungegründet sey: sie kan aber doch nicht ruhig seyn, und andere werden ihr
keine
der Clariſſa.
te; und ſagte: ſie hoffete, daß dieſes der letzte Tag ſeyn wuͤrde, an dem die Meinigen meiner Geſellſchaft bey Tiſche entbaͤhren muͤßten.
Sie koͤnnen ſich leicht vorſtellen, was die be- vorſtehende Unterredung mit Lovelacen/ die Furcht entdeckt zu werden, und der Jnhalt des Briefes der Fraͤulein Dorthgen/ fuͤr ſichtbare Gemuͤths-Bewegungen bey mir erregten. Sie bemerckte dieſes: was fuͤr Seufzer! was fuͤr tieffes Athemholen. (ſagte ſie, und klopfte mich auf den Hals) Liebes Kind, wer haͤtte das glau- ben ſollen, daß bey ſo vieler natuͤrlichen An- nehmlichkeit doch ſo viel Eigenſinn wohnen koͤnnte?
Jch konnte ihr nicht antworten. Sie fuhr fort zu reden: ich habe etwas an ſie zu beſtellen, das mich ihnen nicht ſehr willkommen machen wird. Wir haben geſtern einiges gehoͤrt, daß einem ſo verzweiffelten und trotzigen Wagehalſe, als in der Welt ſeyn kan, entfahren iſt, daraus ihr Herr Vater und wir alle mercken, daß ſie noch jetzt Mittel haben muͤſſen, auſſer Hauſe zu ſchreiben. Herr Lovelace weiß alles was hier vorgehet, und zwar den Augenblick: es iſt zu befuͤrchten: daß er Ungluͤck anſtiftet, das ſie ſo wohl als alle andere zu vermeiden ſuchen muͤſ- ſen. Jhre Mutter hat noch eine Beyforge, die ſie ſelbſt naͤher angehet. Sie hoffet zwar, daß dieſe Beyſorge ungegruͤndet ſey: ſie kan aber doch nicht ruhig ſeyn, und andere werden ihr
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der Clariſſa.
te; und ſagte: ſie hoffete, daß dieſes der letzte
Tag ſeyn wuͤrde, an dem die Meinigen meiner
Geſellſchaft bey Tiſche entbaͤhren muͤßten.
Sie koͤnnen ſich leicht vorſtellen, was die be-
vorſtehende Unterredung mit Lovelacen/ die
Furcht entdeckt zu werden, und der Jnhalt des
Briefes der Fraͤulein Dorthgen/ fuͤr ſichtbare
Gemuͤths-Bewegungen bey mir erregten. Sie
bemerckte dieſes: was fuͤr Seufzer! was fuͤr
tieffes Athemholen. (ſagte ſie, und klopfte mich
auf den Hals) Liebes Kind, wer haͤtte das glau-
ben ſollen, daß bey ſo vieler natuͤrlichen An-
nehmlichkeit doch ſo viel Eigenſinn wohnen
koͤnnte?
Jch konnte ihr nicht antworten. Sie fuhr
fort zu reden: ich habe etwas an ſie zu beſtellen,
das mich ihnen nicht ſehr willkommen machen
wird. Wir haben geſtern einiges gehoͤrt, daß
einem ſo verzweiffelten und trotzigen Wagehalſe,
als in der Welt ſeyn kan, entfahren iſt, daraus
ihr Herr Vater und wir alle mercken, daß ſie
noch jetzt Mittel haben muͤſſen, auſſer Hauſe
zu ſchreiben. Herr Lovelace weiß alles was
hier vorgehet, und zwar den Augenblick: es iſt
zu befuͤrchten: daß er Ungluͤck anſtiftet, das ſie
ſo wohl als alle andere zu vermeiden ſuchen muͤſ-
ſen. Jhre Mutter hat noch eine Beyforge, die
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dieſe Beyſorge ungegruͤndet ſey: ſie kan aber
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/515>, abgerufen am 21.11.2024.
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