So weit ich auch gegangen bin, so kan ich doch zurück kommen. Allein er wird mir tod- feind werden. Doch was schadet das? könnte ich nur dem Solmes entgehen, so würde ich durch eine Zwistigkeit mit Lovelacen es mir leichter machen, meine Wünsche zu erreichen, und unverheyrathet zu leben und zu sterben. Alsdenn wollte ich allen Manns-Leuten Trotz bieten. Denn ich sehe nichts als Verdruß und Unruhe, so wir von diesem Geschlechte zu gewar- ten haben: und wenn man sich einmahl mit ih- nen einläßt, so muß man ihnen über Stock und Block durch Dornen und Hecken, die für uns zu empfindlich sind und immer spitziger werden, nachfolgen, bis die Reise voller Schmertzen zum Ende ist.
Jch weiß nicht was ich thun soll. Je mehr ich nachdencke, desto verwirreter werde ich: und meine Zweiffel werden immer stärcker werden, je näher die bestimmte Zeit heran kommt.
Jch werde hinunter gehen, um mir eine klei- ne Bewegung in dem Garten zu machen, und diesen Brief nebst allen Brieffen von Lovela- cen/ den letzten ausgenommen, hinzulegen. Die- sen will ich das künftige mahl einschliessen, wenn ich noch einmahl schreiben kan. Unterdessen - - doch was soll ich Sie bitten mir zu wünschen, oder für mich zu beten? A dieu. Jch kan wei- ter nichts zu Jhnen sagen als, A dieu!
Der
Die Geſchichte
So weit ich auch gegangen bin, ſo kan ich doch zuruͤck kommen. Allein er wird mir tod- feind werden. Doch was ſchadet das? koͤnnte ich nur dem Solmes entgehen, ſo wuͤrde ich durch eine Zwiſtigkeit mit Lovelacen es mir leichter machen, meine Wuͤnſche zu erreichen, und unverheyrathet zu leben und zu ſterben. Alsdenn wollte ich allen Manns-Leuten Trotz bieten. Denn ich ſehe nichts als Verdruß und Unruhe, ſo wir von dieſem Geſchlechte zu gewar- ten haben: und wenn man ſich einmahl mit ih- nen einlaͤßt, ſo muß man ihnen uͤber Stock und Block durch Dornen und Hecken, die fuͤr uns zu empfindlich ſind und immer ſpitziger werden, nachfolgen, bis die Reiſe voller Schmertzen zum Ende iſt.
Jch weiß nicht was ich thun ſoll. Je mehr ich nachdencke, deſto verwirreter werde ich: und meine Zweiffel werden immer ſtaͤrcker werden, je naͤher die beſtimmte Zeit heran kommt.
Jch werde hinunter gehen, um mir eine klei- ne Bewegung in dem Garten zu machen, und dieſen Brief nebſt allen Brieffen von Lovela- cen/ den letzten ausgenommen, hinzulegen. Die- ſen will ich das kuͤnftige mahl einſchlieſſen, wenn ich noch einmahl ſchreiben kan. Unterdeſſen ‒ ‒ doch was ſoll ich Sie bitten mir zu wuͤnſchen, oder fuͤr mich zu beten? A dieu. Jch kan wei- ter nichts zu Jhnen ſagen als, A dieu!
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0488"n="482"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/><p>So weit ich auch gegangen bin, ſo kan ich<lb/>
doch zuruͤck kommen. Allein er wird mir tod-<lb/>
feind werden. Doch was ſchadet das? koͤnnte<lb/>
ich nur dem <hirendition="#fr">Solmes</hi> entgehen, ſo wuͤrde ich<lb/>
durch eine Zwiſtigkeit mit <hirendition="#fr">Lovelacen</hi> es mir<lb/>
leichter machen, meine Wuͤnſche zu erreichen,<lb/>
und unverheyrathet zu leben und zu ſterben.<lb/>
Alsdenn wollte ich allen Manns-Leuten Trotz<lb/>
bieten. Denn ich ſehe nichts als Verdruß und<lb/>
Unruhe, ſo wir von dieſem Geſchlechte zu gewar-<lb/>
ten haben: und wenn man ſich einmahl mit ih-<lb/>
nen einlaͤßt, ſo muß man ihnen uͤber Stock und<lb/>
Block durch Dornen und Hecken, die fuͤr uns<lb/>
zu empfindlich ſind und immer ſpitziger werden,<lb/>
nachfolgen, bis die Reiſe voller Schmertzen zum<lb/>
Ende iſt.</p><lb/><p>Jch weiß nicht was ich thun ſoll. Je mehr<lb/>
ich nachdencke, deſto verwirreter werde ich: und<lb/>
meine Zweiffel werden immer ſtaͤrcker werden,<lb/>
je naͤher die beſtimmte Zeit heran kommt.</p><lb/><p>Jch werde hinunter gehen, um mir eine klei-<lb/>
ne Bewegung in dem Garten zu machen, und<lb/>
dieſen Brief nebſt allen Brieffen von <hirendition="#fr">Lovela-<lb/>
cen/</hi> den letzten ausgenommen, hinzulegen. Die-<lb/>ſen will ich das kuͤnftige mahl einſchlieſſen, wenn<lb/>
ich noch einmahl ſchreiben kan. Unterdeſſen ‒‒<lb/>
doch was ſoll ich Sie bitten mir zu wuͤnſchen,<lb/>
oder fuͤr mich zu beten? <hirendition="#aq">A dieu.</hi> Jch kan wei-<lb/>
ter nichts zu Jhnen ſagen als, <hirendition="#aq">A dieu!</hi></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[482/0488]
Die Geſchichte
So weit ich auch gegangen bin, ſo kan ich
doch zuruͤck kommen. Allein er wird mir tod-
feind werden. Doch was ſchadet das? koͤnnte
ich nur dem Solmes entgehen, ſo wuͤrde ich
durch eine Zwiſtigkeit mit Lovelacen es mir
leichter machen, meine Wuͤnſche zu erreichen,
und unverheyrathet zu leben und zu ſterben.
Alsdenn wollte ich allen Manns-Leuten Trotz
bieten. Denn ich ſehe nichts als Verdruß und
Unruhe, ſo wir von dieſem Geſchlechte zu gewar-
ten haben: und wenn man ſich einmahl mit ih-
nen einlaͤßt, ſo muß man ihnen uͤber Stock und
Block durch Dornen und Hecken, die fuͤr uns
zu empfindlich ſind und immer ſpitziger werden,
nachfolgen, bis die Reiſe voller Schmertzen zum
Ende iſt.
Jch weiß nicht was ich thun ſoll. Je mehr
ich nachdencke, deſto verwirreter werde ich: und
meine Zweiffel werden immer ſtaͤrcker werden,
je naͤher die beſtimmte Zeit heran kommt.
Jch werde hinunter gehen, um mir eine klei-
ne Bewegung in dem Garten zu machen, und
dieſen Brief nebſt allen Brieffen von Lovela-
cen/ den letzten ausgenommen, hinzulegen. Die-
ſen will ich das kuͤnftige mahl einſchlieſſen, wenn
ich noch einmahl ſchreiben kan. Unterdeſſen ‒ ‒
doch was ſoll ich Sie bitten mir zu wuͤnſchen,
oder fuͤr mich zu beten? A dieu. Jch kan wei-
ter nichts zu Jhnen ſagen als, A dieu!
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/488>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.