so viel gutes! - - Allein auf der andern Sei- te mich dem Tadel der Welt blos zu stellen, und von jedermann für ein liederliches Mädchen ge- halten zu werden! - - Und doch giebt er mir in seinen Brieffen zu verstehen, daß dieses schon geschehen sey! Was kan ich anfangen! Wenn doch nur der Obriste Morden - - Allein was helffen mir Wünsche, die in die Luft verfliegen.
Jch will Jhnen diesesmahl nur einen Aus- zug aus Lovelaces Brieffe geben, und den Brief selbst Jhnen zuschicken, wenn ich ihn beant- wortet habe: dieses aber werde ich aufschieben, so lange als ich kan, denn ich hoffe noch immer, daß ich eine Ursache ausfinden werde, die Zu- sammenkunft mit ihm, von der so vieles abhän- get, wieder abzulehnen. Und dennoch ist es nö- thig, daß Sie alle Umstände genau wissen, da- mit Sie mir in einer so gefährlichen Sache gu- ten Rath geben können.
"Er bittet mich um Vergebung, daß er vor- "hin allzu zuversichtlich geschrieben habe: es sey "dieses blos aus übermäßiger Freude geschehen. "Er ergiebt sich vollkommen in meinen Willen. "Er ist reich an Vorschlägen, darunter ich wäh- "len kan, welchen ich will. Er erbietet sich, mich "gleich zu der Lady Elisabeth Lawrance zu "bringen, oder auf mein Gut, wenn ich das "lieber wollte, da mich der Lord M. schützen soll. (Er weiß die Ursachen nicht, um welcher willen ich diesen unbesonnenen Vorschlag verwerffe) "Jn beyden Fällen will er nach London oder
"wo-
Die Geſchichte
ſo viel gutes! ‒ ‒ Allein auf der andern Sei- te mich dem Tadel der Welt blos zu ſtellen, und von jedermann fuͤr ein liederliches Maͤdchen ge- halten zu werden! ‒ ‒ Und doch giebt er mir in ſeinen Brieffen zu verſtehen, daß dieſes ſchon geſchehen ſey! Was kan ich anfangen! Wenn doch nur der Obriſte Morden ‒ ‒ Allein was helffen mir Wuͤnſche, die in die Luft verfliegen.
Jch will Jhnen dieſesmahl nur einen Aus- zug aus Lovelaces Brieffe geben, und den Brief ſelbſt Jhnen zuſchicken, wenn ich ihn beant- wortet habe: dieſes aber werde ich aufſchieben, ſo lange als ich kan, denn ich hoffe noch immer, daß ich eine Urſache ausfinden werde, die Zu- ſammenkunft mit ihm, von der ſo vieles abhaͤn- get, wieder abzulehnen. Und dennoch iſt es noͤ- thig, daß Sie alle Umſtaͤnde genau wiſſen, da- mit Sie mir in einer ſo gefaͤhrlichen Sache gu- ten Rath geben koͤnnen.
„Er bittet mich um Vergebung, daß er vor- „hin allzu zuverſichtlich geſchrieben habe: es ſey „dieſes blos aus uͤbermaͤßiger Freude geſchehen. „Er ergiebt ſich vollkommen in meinen Willen. „Er iſt reich an Vorſchlaͤgen, darunter ich waͤh- „len kan, welchen ich will. Er erbietet ſich, mich „gleich zu der Lady Eliſabeth Lawrance zu „bringen, oder auf mein Gut, wenn ich das „lieber wollte, da mich der Lord M. ſchuͤtzen ſoll. (Er weiß die Urſachen nicht, um welcher willen ich dieſen unbeſonnenen Vorſchlag verwerffe) „Jn beyden Faͤllen will er nach London oder
„wo-
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Die Geſchichte
ſo viel gutes! ‒ ‒ Allein auf der andern Sei-
te mich dem Tadel der Welt blos zu ſtellen, und
von jedermann fuͤr ein liederliches Maͤdchen ge-
halten zu werden! ‒ ‒ Und doch giebt er mir
in ſeinen Brieffen zu verſtehen, daß dieſes ſchon
geſchehen ſey! Was kan ich anfangen! Wenn
doch nur der Obriſte Morden ‒ ‒ Allein was
helffen mir Wuͤnſche, die in die Luft verfliegen.
Jch will Jhnen dieſesmahl nur einen Aus-
zug aus Lovelaces Brieffe geben, und den Brief
ſelbſt Jhnen zuſchicken, wenn ich ihn beant-
wortet habe: dieſes aber werde ich aufſchieben,
ſo lange als ich kan, denn ich hoffe noch immer,
daß ich eine Urſache ausfinden werde, die Zu-
ſammenkunft mit ihm, von der ſo vieles abhaͤn-
get, wieder abzulehnen. Und dennoch iſt es noͤ-
thig, daß Sie alle Umſtaͤnde genau wiſſen, da-
mit Sie mir in einer ſo gefaͤhrlichen Sache gu-
ten Rath geben koͤnnen.
„Er bittet mich um Vergebung, daß er vor-
„hin allzu zuverſichtlich geſchrieben habe: es ſey
„dieſes blos aus uͤbermaͤßiger Freude geſchehen.
„Er ergiebt ſich vollkommen in meinen Willen.
„Er iſt reich an Vorſchlaͤgen, darunter ich waͤh-
„len kan, welchen ich will. Er erbietet ſich, mich
„gleich zu der Lady Eliſabeth Lawrance zu
„bringen, oder auf mein Gut, wenn ich das
„lieber wollte, da mich der Lord M. ſchuͤtzen ſoll.
(Er weiß die Urſachen nicht, um welcher willen
ich dieſen unbeſonnenen Vorſchlag verwerffe)
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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