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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
und uns allen bisher so viel Unruhe gemacht
hat? Wollen sie versprechen, daß sie künftig - -

Er sahe, daß ich anfieng unwillig zu werden.
Nein/ sagte er, wenn sie nicht die Ver-
leugnung und Gelassenheit selbst seyn
wollen/ so will ich ihnen nicht rathen
mitzugehen.

Mein Hertz empfand allen Kampf der kind-
lichen Liebe, und des erhitzten Geblütes. Sie
wissen, daß es mir unerträglich ist, wenn man
niederträchtig und arglistig mit mir umgehet.
Wie? sagte ich? - - wie können sie/ wie
kan mein sonst so väterlich gesinneter On-
ckle? Wie können sie - - dencken sie; ein
so armes Mädchen.
Ja konnte nichts im
Zusammenhange vorbringen.

Er antwortete nochmahls: wenn sie nicht
der kindliche Gehorsam selbst seyn wollen,
so ist es besser/ daß sie bleiben wo sie sind.
Allein/ nachdem sie eine solche Probe ge-
geben hatten. - -

Eine Probe gegeben! fiel ich ihm in die
Rede. Was ist das für eine Probe?

Gut! mein Kind. Es ist besser/ sie blei-
ben hier/ wenn ihnen die bisherige Ein-
schränckung noch so empfindlich ist. Sie
wird doch ohnehin bald zu Ende seyn.

Adieu, mein Hertz! Nur noch diese drey
Worte: seyn sie mit aufrichtigem Hertzen
gehorsam! und lieben sie mich so/ wie sie
mich sonst geliebt haben. Jhr seel. Gros-

Va-

Die Geſchichte
und uns allen bisher ſo viel Unruhe gemacht
hat? Wollen ſie verſprechen, daß ſie kuͤnftig ‒ ‒

Er ſahe, daß ich anfieng unwillig zu werden.
Nein/ ſagte er, wenn ſie nicht die Ver-
leugnung und Gelaſſenheit ſelbſt ſeyn
wollen/ ſo will ich ihnen nicht rathen
mitzugehen.

Mein Hertz empfand allen Kampf der kind-
lichen Liebe, und des erhitzten Gebluͤtes. Sie
wiſſen, daß es mir unertraͤglich iſt, wenn man
niedertraͤchtig und argliſtig mit mir umgehet.
Wie? ſagte ich? ‒ ‒ wie koͤnnen ſie/ wie
kan mein ſonſt ſo vaͤterlich geſinneter On-
ckle? Wie koͤnnen ſie ‒ ‒ dencken ſie; ein
ſo armes Maͤdchen.
Ja konnte nichts im
Zuſammenhange vorbringen.

Er antwortete nochmahls: wenn ſie nicht
der kindliche Gehorſam ſelbſt ſeyn wollen,
ſo iſt es beſſer/ daß ſie bleiben wo ſie ſind.
Allein/ nachdem ſie eine ſolche Probe ge-
geben hatten. ‒ ‒

Eine Probe gegeben! fiel ich ihm in die
Rede. Was iſt das fuͤr eine Probe?

Gut! mein Kind. Es iſt beſſer/ ſie blei-
ben hier/ wenn ihnen die bisherige Ein-
ſchraͤnckung noch ſo empfindlich iſt. Sie
wird doch ohnehin bald zu Ende ſeyn.

Adieu, mein Hertz! Nur noch dieſe drey
Worte: ſeyn ſie mit aufrichtigem Hertzen
gehorſam! und lieben ſie mich ſo/ wie ſie
mich ſonſt geliebt haben. Jhr ſeel. Gros-

Va-
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[282/0288] Die Geſchichte und uns allen bisher ſo viel Unruhe gemacht hat? Wollen ſie verſprechen, daß ſie kuͤnftig ‒ ‒ Er ſahe, daß ich anfieng unwillig zu werden. Nein/ ſagte er, wenn ſie nicht die Ver- leugnung und Gelaſſenheit ſelbſt ſeyn wollen/ ſo will ich ihnen nicht rathen mitzugehen. Mein Hertz empfand allen Kampf der kind- lichen Liebe, und des erhitzten Gebluͤtes. Sie wiſſen, daß es mir unertraͤglich iſt, wenn man niedertraͤchtig und argliſtig mit mir umgehet. Wie? ſagte ich? ‒ ‒ wie koͤnnen ſie/ wie kan mein ſonſt ſo vaͤterlich geſinneter On- ckle? Wie koͤnnen ſie ‒ ‒ dencken ſie; ein ſo armes Maͤdchen. Ja konnte nichts im Zuſammenhange vorbringen. Er antwortete nochmahls: wenn ſie nicht der kindliche Gehorſam ſelbſt ſeyn wollen, ſo iſt es beſſer/ daß ſie bleiben wo ſie ſind. Allein/ nachdem ſie eine ſolche Probe ge- geben hatten. ‒ ‒ Eine Probe gegeben! fiel ich ihm in die Rede. Was iſt das fuͤr eine Probe? Gut! mein Kind. Es iſt beſſer/ ſie blei- ben hier/ wenn ihnen die bisherige Ein- ſchraͤnckung noch ſo empfindlich iſt. Sie wird doch ohnehin bald zu Ende ſeyn. Adieu, mein Hertz! Nur noch dieſe drey Worte: ſeyn ſie mit aufrichtigem Hertzen gehorſam! und lieben ſie mich ſo/ wie ſie mich ſonſt geliebt haben. Jhr ſeel. Gros- Va-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/288>, abgerufen am 25.11.2024.