"Brief nicht früh genug zu Händen kommen sol- "te. Er will sich so verkleiden, daß niemand auf "ihn einen Argwohn haben soll. Er will bey- "de Nächte in dem Walde bleiben, und unauf- "hörlich darauf acht geben, ob die Thür aufge- "riegelt werde, wenn er nicht von mir einen "Brief bekommt, darinn ich ihm dieses verbiete, "und eine andere Gelegenheit bestimme, ihn zu "sprechen.
Der Brief war gestern geschrieben. Er ist demnach die vergangene Nacht da gewesen, und wird sich diese Nacht wieder einfinden: und ich habe noch keine Zeile an ihn geschrieben. Jetzt ist es zu spät, wenn ich auch schreiben wolte.
Jch hoffe nicht, daß er zu Herrn Solmes gehet: ich hoffe auch, er wird nicht in unser Haus kommen. Thut er eins von beyden, so will ich ihm auf ewig gute Nacht geben.
Was habe ich doch mit solchen Starr-Köpfen zu thun? Jch wünschte, daß ich sie nie hätte kennen lernen! Allein was hilft Wünschen? Jch bin voller Unruhe und Verwirrung. Doch das brauche ich Jhnen nicht zu schreiben, nach- dem ich Jhnen solche Umstände gemeldet habe.
Der
L 4
der Clariſſa.
„Brief nicht fruͤh genug zu Haͤnden kommen ſol- „te. Er will ſich ſo verkleiden, daß niemand auf „ihn einen Argwohn haben ſoll. Er will bey- „de Naͤchte in dem Walde bleiben, und unauf- „hoͤrlich darauf acht geben, ob die Thuͤr aufge- „riegelt werde, wenn er nicht von mir einen „Brief bekommt, darinn ich ihm dieſes verbiete, „und eine andere Gelegenheit beſtimme, ihn zu „ſprechen.
Der Brief war geſtern geſchrieben. Er iſt demnach die vergangene Nacht da geweſen, und wird ſich dieſe Nacht wieder einfinden: und ich habe noch keine Zeile an ihn geſchrieben. Jetzt iſt es zu ſpaͤt, wenn ich auch ſchreiben wolte.
Jch hoffe nicht, daß er zu Herrn Solmes gehet: ich hoffe auch, er wird nicht in unſer Haus kommen. Thut er eins von beyden, ſo will ich ihm auf ewig gute Nacht geben.
Was habe ich doch mit ſolchen Starr-Koͤpfen zu thun? Jch wuͤnſchte, daß ich ſie nie haͤtte kennen lernen! Allein was hilft Wuͤnſchen? Jch bin voller Unruhe und Verwirrung. Doch das brauche ich Jhnen nicht zu ſchreiben, nach- dem ich Jhnen ſolche Umſtaͤnde gemeldet habe.
Der
L 4
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der Clariſſa.
„Brief nicht fruͤh genug zu Haͤnden kommen ſol-
„te. Er will ſich ſo verkleiden, daß niemand auf
„ihn einen Argwohn haben ſoll. Er will bey-
„de Naͤchte in dem Walde bleiben, und unauf-
„hoͤrlich darauf acht geben, ob die Thuͤr aufge-
„riegelt werde, wenn er nicht von mir einen
„Brief bekommt, darinn ich ihm dieſes verbiete,
„und eine andere Gelegenheit beſtimme, ihn zu
„ſprechen.
Der Brief war geſtern geſchrieben. Er iſt
demnach die vergangene Nacht da geweſen, und
wird ſich dieſe Nacht wieder einfinden: und ich
habe noch keine Zeile an ihn geſchrieben. Jetzt
iſt es zu ſpaͤt, wenn ich auch ſchreiben wolte.
Jch hoffe nicht, daß er zu Herrn Solmes
gehet: ich hoffe auch, er wird nicht in unſer
Haus kommen. Thut er eins von beyden, ſo
will ich ihm auf ewig gute Nacht geben.
Was habe ich doch mit ſolchen Starr-Koͤpfen
zu thun? Jch wuͤnſchte, daß ich ſie nie haͤtte
kennen lernen! Allein was hilft Wuͤnſchen?
Jch bin voller Unruhe und Verwirrung. Doch
das brauche ich Jhnen nicht zu ſchreiben, nach-
dem ich Jhnen ſolche Umſtaͤnde gemeldet habe.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/173>, abgerufen am 21.11.2024.
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