ohnmöglich ernsthaft dabey zu bleiben, und die Sache leidet auch meiner Meynung nach, keine Ernsthaftigkeit. Wir sind noch bisher nie so weit mit einander gekommen: falls es ia jemahls ge- schehn soll. Jndessen schicket sich doch zu meiner Bekümmerniß für Sie keine andere, als eine ernst- hafte Schreib-Art.
Hier mußte ich um des guten Mannes willen abbrechen. Er hat meiner Mutter 2. Stunden lang aufgewartet, und geschmeichelt, wie ich glau- be, um die Tochter zu haben. Bey ihr braucht es keine Schmeicheleyen. Es ist gut, daß er sich bey einer von beyden Mühe geben muß, sonst würde er lauter Freuden-Tage haben, und daher nachläßig, und endlich gar trotzig werden.
Er wolte abreisen. Die Pferde stunden schon vor der Thür. Meine Mutter ließ mich herab rufen. unter dem Vorwande, Sie habe mir etwas zu sagen. Als ich kam, sagte Sie mir einiges Nichts. Es war klar, Sie hatte mich aus keiner andern Absicht rufen lassen, als daß ich seinen schönen Bückling sehen, und von seinem Wunsch eine gute Nacht annehmen möchte. Sie weiß, daß ich nicht über- mäßig willig bin, ihm mit meiner Gegenwart zu dienen, wenn ich mich irgends sonst wo beschäfti- gen kann. Jch hatte mein Gesicht nicht so sehr in meiner Gewalt, daß ich nicht hätte sollen etwas verdrießliches blicken lassen, als ich sahe, daß sie nichts zu sagen hatte, und ich ihre Absicht errieth.
Sie
Die Geſchichte
ohnmoͤglich ernſthaft dabey zu bleiben, und die Sache leidet auch meiner Meynung nach, keine Ernſthaftigkeit. Wir ſind noch bisher nie ſo weit mit einander gekommen: falls es ia jemahls ge- ſchehn ſoll. Jndeſſen ſchicket ſich doch zu meiner Bekuͤmmerniß fuͤr Sie keine andere, als eine ernſt- hafte Schreib-Art.
Hier mußte ich um des guten Mannes willen abbrechen. Er hat meiner Mutter 2. Stunden lang aufgewartet, und geſchmeichelt, wie ich glau- be, um die Tochter zu haben. Bey ihr braucht es keine Schmeicheleyen. Es iſt gut, daß er ſich bey einer von beyden Muͤhe geben muß, ſonſt wuͤrde er lauter Freuden-Tage haben, und daher nachlaͤßig, und endlich gar trotzig werden.
Er wolte abreiſen. Die Pferde ſtunden ſchon vor der Thuͤr. Meine Mutter ließ mich herab rufen. unter dem Vorwande, Sie habe mir etwas zu ſagẽ. Als ich kam, ſagte Sie mir einiges Nichts. Es war klar, Sie hatte mich aus keiner andern Abſicht rufen laſſen, als daß ich ſeinen ſchoͤnen Buͤckling ſehen, und von ſeinem Wunſch eine gute Nacht annehmen moͤchte. Sie weiß, daß ich nicht uͤber- maͤßig willig bin, ihm mit meiner Gegenwart zu dienen, wenn ich mich irgends ſonſt wo beſchaͤfti- gen kann. Jch hatte mein Geſicht nicht ſo ſehr in meiner Gewalt, daß ich nicht haͤtte ſollen etwas verdrießliches blicken laſſen, als ich ſahe, daß ſie nichts zu ſagen hatte, und ich ihre Abſicht errieth.
Sie
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Die Geſchichte
ohnmoͤglich ernſthaft dabey zu bleiben, und die
Sache leidet auch meiner Meynung nach, keine
Ernſthaftigkeit. Wir ſind noch bisher nie ſo weit
mit einander gekommen: falls es ia jemahls ge-
ſchehn ſoll. Jndeſſen ſchicket ſich doch zu meiner
Bekuͤmmerniß fuͤr Sie keine andere, als eine ernſt-
hafte Schreib-Art.
Hier mußte ich um des guten Mannes willen
abbrechen. Er hat meiner Mutter 2. Stunden
lang aufgewartet, und geſchmeichelt, wie ich glau-
be, um die Tochter zu haben. Bey ihr braucht
es keine Schmeicheleyen. Es iſt gut, daß er ſich
bey einer von beyden Muͤhe geben muß, ſonſt
wuͤrde er lauter Freuden-Tage haben, und daher
nachlaͤßig, und endlich gar trotzig werden.
Er wolte abreiſen. Die Pferde ſtunden ſchon
vor der Thuͤr. Meine Mutter ließ mich herab rufen.
unter dem Vorwande, Sie habe mir etwas zu ſagẽ.
Als ich kam, ſagte Sie mir einiges Nichts. Es
war klar, Sie hatte mich aus keiner andern Abſicht
rufen laſſen, als daß ich ſeinen ſchoͤnen Buͤckling
ſehen, und von ſeinem Wunſch eine gute Nacht
annehmen moͤchte. Sie weiß, daß ich nicht uͤber-
maͤßig willig bin, ihm mit meiner Gegenwart zu
dienen, wenn ich mich irgends ſonſt wo beſchaͤfti-
gen kann. Jch hatte mein Geſicht nicht ſo ſehr in
meiner Gewalt, daß ich nicht haͤtte ſollen etwas
verdrießliches blicken laſſen, als ich ſahe, daß ſie
nichts zu ſagen hatte, und ich ihre Abſicht errieth.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/12>, abgerufen am 21.11.2024.
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