ich würde mich eher bewegen lassen, einem alles mein Vermögen als ein Zeichen meiner Edelmü- thigkeit zu schencken, wenn er ohne dasselbe nicht glücklich seyn kännte; als daß ich einen viel un- schätzbarern Schatz sollte fahren lassen, um die Glückseeligkeit eines andern zu befördern, und es ihm leichter zu machen, daß er mich um denselben bringen könnte.
Vergeben Sie mir, meine liebe Fräulein, daß ich mich gezwungen sehe, beständig zu bleiben, ob es mir gleich sehr leyd thut, das Sie um meinet- willen leyden müssen, wie Sie es wenigstens an- sehen. Jch habe nie vorhin ein Frauenzimmer gesehen, das ich lieben konnte. So lange also noch einige Hoffnung ist, und so lange Sie an kei- nen glücklichen Freyer versaget sind, werde und muß ich stets bleiben,
Jhr treuer und gehorsahmster Bewunderer Roger Solmes.
Juncker Jacob Harlowes Schreiben an Fräulein Clarissa Harlowe.
Donnerstags den 16. Märtz.
Was für ein artiger Einfall von Euch ist das, einen Brieff an Herrn Solmes zu schreiben, und von ihm zu begehren, daß er seine Ansprüche an Euch aufgeben möge. Unter allen Romanesquen Schwüngen, die Eure Lust immer gewesen sind, ist dieses der höchste und sonderbahrste. Jch will der Dinge nicht gedencken, die uns alle gegen Euch
entzün-
der Clariſſa.
ich wuͤrde mich eher bewegen laſſen, einem alles mein Vermoͤgen als ein Zeichen meiner Edelmuͤ- thigkeit zu ſchencken, wenn er ohne daſſelbe nicht gluͤcklich ſeyn kaͤnnte; als daß ich einen viel un- ſchaͤtzbarern Schatz ſollte fahren laſſen, um die Gluͤckſeeligkeit eines andern zu befoͤrdern, und es ihm leichter zu machen, daß er mich um denſelben bringen koͤnnte.
Vergeben Sie mir, meine liebe Fraͤulein, daß ich mich gezwungen ſehe, beſtaͤndig zu bleiben, ob es mir gleich ſehr leyd thut, das Sie um meinet- willen leyden muͤſſen, wie Sie es wenigſtens an- ſehen. Jch habe nie vorhin ein Frauenzimmer geſehen, das ich lieben konnte. So lange alſo noch einige Hoffnung iſt, und ſo lange Sie an kei- nen gluͤcklichen Freyer verſaget ſind, werde und muß ich ſtets bleiben,
Jhr treuer und gehorſahmſter Bewunderer Roger Solmes.
Juncker Jacob Harlowes Schreiben an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Donnerſtags den 16. Maͤrtz.
Was fuͤr ein artiger Einfall von Euch iſt das, einen Brieff an Herrn Solmes zu ſchreiben, und von ihm zu begehren, daß er ſeine Anſpruͤche an Euch aufgeben moͤge. Unter allen Romaneſquen Schwuͤngen, die Eure Luſt immer geweſen ſind, iſt dieſes der hoͤchſte und ſonderbahrſte. Jch will der Dinge nicht gedencken, die uns alle gegen Euch
entzuͤn-
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der Clariſſa.
ich wuͤrde mich eher bewegen laſſen, einem alles
mein Vermoͤgen als ein Zeichen meiner Edelmuͤ-
thigkeit zu ſchencken, wenn er ohne daſſelbe nicht
gluͤcklich ſeyn kaͤnnte; als daß ich einen viel un-
ſchaͤtzbarern Schatz ſollte fahren laſſen, um die
Gluͤckſeeligkeit eines andern zu befoͤrdern, und es
ihm leichter zu machen, daß er mich um denſelben
bringen koͤnnte.
Vergeben Sie mir, meine liebe Fraͤulein, daß
ich mich gezwungen ſehe, beſtaͤndig zu bleiben, ob
es mir gleich ſehr leyd thut, das Sie um meinet-
willen leyden muͤſſen, wie Sie es wenigſtens an-
ſehen. Jch habe nie vorhin ein Frauenzimmer
geſehen, das ich lieben konnte. So lange alſo
noch einige Hoffnung iſt, und ſo lange Sie an kei-
nen gluͤcklichen Freyer verſaget ſind, werde und
muß ich ſtets bleiben,
Jhr treuer und gehorſahmſter Bewunderer
Roger Solmes.
Juncker Jacob Harlowes Schreiben an
Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Donnerſtags den 16. Maͤrtz.
Was fuͤr ein artiger Einfall von Euch iſt das,
einen Brieff an Herrn Solmes zu ſchreiben, und
von ihm zu begehren, daß er ſeine Anſpruͤche an
Euch aufgeben moͤge. Unter allen Romaneſquen
Schwuͤngen, die Eure Luſt immer geweſen ſind,
iſt dieſes der hoͤchſte und ſonderbahrſte. Jch will
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/401>, abgerufen am 21.11.2024.
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