sollen ihn nehmen. Jch bin einer davon. Mercken Sie das. Und wenn es sich für Sie schicket, von dem Hertzen wegzureden, Fräu- lein, so will es sich für uns nicht schicken, unsere Meinung auf dem Hertzen zu behalten. Die Brühe die sich zu der Gans schickt, die schickt sich auch zum Gansert. Ueberlegen Sie das.
Meiner geringen Einsicht nach hat Herr Sol- mes ein männliches und ein adliches Hertz: und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen ist eben so groß, als seine Liebe zu Jhnen. Er sagt, er wolle Sie durch die That von seiner Liebe über- zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abschneiden, es durch Worte zu thun. Er jetzt alle seine Hoff- nung auf Jhr edles Hertz, das ihm künftig seine jetzige Mühe und Kummer vergelten werde. Wir hoffen, daß er sich in seiner Hoffnung nicht betrie- gen werde: und wir bestärcken ihn darin. Hie- durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei- ne Beständigkeit haben Sie also eigentlich Jhren Eltern und Onckles zu dancken: und dieses wird die zweyte Probe Jhres Gehorsahms seyn.
Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und selbst Jhre Eltern schelten, wenn Sie sich verlauten lassen, Sie könnten die Verschreibungen, die Jh- nen angeboten werden nicht mit gutem Gewissen annehmen? Ueber eine solche Dreistigkeit von Jh- nen würden wir uns sonst gewundert haben: jetzt aber wundern wir uns nicht mehr darüber.
Es
Die Geſchichte
ſollen ihn nehmen. Jch bin einer davon. Mercken Sie das. Und wenn es ſich fuͤr Sie ſchicket, von dem Hertzen wegzureden, Fraͤu- lein, ſo will es ſich fuͤr uns nicht ſchicken, unſere Meinung auf dem Hertzen zu behalten. Die Bruͤhe die ſich zu der Gans ſchickt, die ſchickt ſich auch zum Ganſert. Ueberlegen Sie das.
Meiner geringen Einſicht nach hat Herr Sol- mes ein maͤnnliches und ein adliches Hertz: und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen iſt eben ſo groß, als ſeine Liebe zu Jhnen. Er ſagt, er wolle Sie durch die That von ſeiner Liebe uͤber- zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abſchneiden, es durch Worte zu thun. Er jetzt alle ſeine Hoff- nung auf Jhr edles Hertz, das ihm kuͤnftig ſeine jetzige Muͤhe und Kummer vergelten werde. Wir hoffen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung nicht betrie- gen werde: und wir beſtaͤrcken ihn darin. Hie- durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei- ne Beſtaͤndigkeit haben Sie alſo eigentlich Jhren Eltern und Onckles zu dancken: und dieſes wird die zweyte Probe Jhres Gehorſahms ſeyn.
Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und ſelbſt Jhre Eltern ſchelten, wenn Sie ſich verlauten laſſen, Sie koͤnnten die Verſchreibungen, die Jh- nen angeboten werden nicht mit gutem Gewiſſen annehmen? Ueber eine ſolche Dreiſtigkeit von Jh- nen wuͤrden wir uns ſonſt gewundert haben: jetzt aber wundern wir uns nicht mehr daruͤber.
Es
<TEI><text><body><divn="2"><div><p><pbfacs="#f0392"n="372"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#fr">ſollen ihn nehmen.</hi> Jch bin einer davon.<lb/>
Mercken Sie das. Und wenn es ſich fuͤr Sie<lb/>ſchicket, <hirendition="#fr">von dem Hertzen wegzureden,</hi> Fraͤu-<lb/>
lein, ſo will es ſich fuͤr uns nicht ſchicken, <hirendition="#fr">unſere<lb/>
Meinung auf dem Hertzen zu behalten.</hi> Die<lb/>
Bruͤhe die ſich zu der Gans ſchickt, die ſchickt ſich<lb/>
auch zum Ganſert. Ueberlegen Sie das.</p><lb/><p>Meiner geringen Einſicht nach hat Herr <hirendition="#fr">Sol-<lb/>
mes ein maͤnnliches und ein adliches Hertz:</hi><lb/>
und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn<lb/>
nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen iſt<lb/>
eben ſo groß, als ſeine Liebe zu Jhnen. Er ſagt,<lb/>
er wolle Sie durch die That von ſeiner Liebe uͤber-<lb/>
zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abſchneiden,<lb/>
es durch Worte zu thun. Er jetzt alle ſeine Hoff-<lb/>
nung auf Jhr edles Hertz, das ihm kuͤnftig ſeine<lb/>
jetzige Muͤhe und Kummer vergelten werde. Wir<lb/>
hoffen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung nicht betrie-<lb/>
gen werde: und wir beſtaͤrcken ihn darin. Hie-<lb/>
durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei-<lb/>
ne Beſtaͤndigkeit haben Sie alſo eigentlich Jhren<lb/>
Eltern und Onckles zu dancken: und dieſes wird<lb/>
die zweyte Probe Jhres Gehorſahms ſeyn.</p><lb/><p>Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und ſelbſt<lb/>
Jhre Eltern ſchelten, wenn Sie ſich verlauten<lb/>
laſſen, Sie koͤnnten die Verſchreibungen, die Jh-<lb/>
nen angeboten werden nicht mit gutem Gewiſſen<lb/>
annehmen? Ueber eine ſolche Dreiſtigkeit von Jh-<lb/>
nen wuͤrden wir uns ſonſt gewundert haben: jetzt<lb/>
aber wundern wir uns nicht mehr daruͤber.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[372/0392]
Die Geſchichte
ſollen ihn nehmen. Jch bin einer davon.
Mercken Sie das. Und wenn es ſich fuͤr Sie
ſchicket, von dem Hertzen wegzureden, Fraͤu-
lein, ſo will es ſich fuͤr uns nicht ſchicken, unſere
Meinung auf dem Hertzen zu behalten. Die
Bruͤhe die ſich zu der Gans ſchickt, die ſchickt ſich
auch zum Ganſert. Ueberlegen Sie das.
Meiner geringen Einſicht nach hat Herr Sol-
mes ein maͤnnliches und ein adliches Hertz:
und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn
nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen iſt
eben ſo groß, als ſeine Liebe zu Jhnen. Er ſagt,
er wolle Sie durch die That von ſeiner Liebe uͤber-
zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abſchneiden,
es durch Worte zu thun. Er jetzt alle ſeine Hoff-
nung auf Jhr edles Hertz, das ihm kuͤnftig ſeine
jetzige Muͤhe und Kummer vergelten werde. Wir
hoffen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung nicht betrie-
gen werde: und wir beſtaͤrcken ihn darin. Hie-
durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei-
ne Beſtaͤndigkeit haben Sie alſo eigentlich Jhren
Eltern und Onckles zu dancken: und dieſes wird
die zweyte Probe Jhres Gehorſahms ſeyn.
Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und ſelbſt
Jhre Eltern ſchelten, wenn Sie ſich verlauten
laſſen, Sie koͤnnten die Verſchreibungen, die Jh-
nen angeboten werden nicht mit gutem Gewiſſen
annehmen? Ueber eine ſolche Dreiſtigkeit von Jh-
nen wuͤrden wir uns ſonſt gewundert haben: jetzt
aber wundern wir uns nicht mehr daruͤber.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/392>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.