Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
sollen ihn nehmen. Jch bin einer davon.
Mercken Sie das. Und wenn es sich für Sie
schicket, von dem Hertzen wegzureden, Fräu-
lein, so will es sich für uns nicht schicken, unsere
Meinung auf dem Hertzen zu behalten.
Die
Brühe die sich zu der Gans schickt, die schickt sich
auch zum Gansert. Ueberlegen Sie das.

Meiner geringen Einsicht nach hat Herr Sol-
mes ein männliches und ein adliches Hertz:

und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn
nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen ist
eben so groß, als seine Liebe zu Jhnen. Er sagt,
er wolle Sie durch die That von seiner Liebe über-
zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abschneiden,
es durch Worte zu thun. Er jetzt alle seine Hoff-
nung auf Jhr edles Hertz, das ihm künftig seine
jetzige Mühe und Kummer vergelten werde. Wir
hoffen, daß er sich in seiner Hoffnung nicht betrie-
gen werde: und wir bestärcken ihn darin. Hie-
durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei-
ne Beständigkeit haben Sie also eigentlich Jhren
Eltern und Onckles zu dancken: und dieses wird
die zweyte Probe Jhres Gehorsahms seyn.

Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und selbst
Jhre Eltern schelten, wenn Sie sich verlauten
lassen, Sie könnten die Verschreibungen, die Jh-
nen angeboten werden nicht mit gutem Gewissen
annehmen? Ueber eine solche Dreistigkeit von Jh-
nen würden wir uns sonst gewundert haben: jetzt
aber wundern wir uns nicht mehr darüber.

Es

Die Geſchichte
ſollen ihn nehmen. Jch bin einer davon.
Mercken Sie das. Und wenn es ſich fuͤr Sie
ſchicket, von dem Hertzen wegzureden, Fraͤu-
lein, ſo will es ſich fuͤr uns nicht ſchicken, unſere
Meinung auf dem Hertzen zu behalten.
Die
Bruͤhe die ſich zu der Gans ſchickt, die ſchickt ſich
auch zum Ganſert. Ueberlegen Sie das.

Meiner geringen Einſicht nach hat Herr Sol-
mes ein maͤnnliches und ein adliches Hertz:

und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn
nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen iſt
eben ſo groß, als ſeine Liebe zu Jhnen. Er ſagt,
er wolle Sie durch die That von ſeiner Liebe uͤber-
zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abſchneiden,
es durch Worte zu thun. Er jetzt alle ſeine Hoff-
nung auf Jhr edles Hertz, das ihm kuͤnftig ſeine
jetzige Muͤhe und Kummer vergelten werde. Wir
hoffen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung nicht betrie-
gen werde: und wir beſtaͤrcken ihn darin. Hie-
durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei-
ne Beſtaͤndigkeit haben Sie alſo eigentlich Jhren
Eltern und Onckles zu dancken: und dieſes wird
die zweyte Probe Jhres Gehorſahms ſeyn.

Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und ſelbſt
Jhre Eltern ſchelten, wenn Sie ſich verlauten
laſſen, Sie koͤnnten die Verſchreibungen, die Jh-
nen angeboten werden nicht mit gutem Gewiſſen
annehmen? Ueber eine ſolche Dreiſtigkeit von Jh-
nen wuͤrden wir uns ſonſt gewundert haben: jetzt
aber wundern wir uns nicht mehr daruͤber.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div>
          <p><pb facs="#f0392" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ollen ihn nehmen.</hi> Jch bin einer davon.<lb/>
Mercken Sie das. Und wenn es &#x017F;ich fu&#x0364;r Sie<lb/>
&#x017F;chicket, <hi rendition="#fr">von dem Hertzen wegzureden,</hi> Fra&#x0364;u-<lb/>
lein, &#x017F;o will es &#x017F;ich fu&#x0364;r uns nicht &#x017F;chicken, <hi rendition="#fr">un&#x017F;ere<lb/>
Meinung auf dem Hertzen zu behalten.</hi> Die<lb/>
Bru&#x0364;he die &#x017F;ich zu der Gans &#x017F;chickt, die &#x017F;chickt &#x017F;ich<lb/>
auch zum Gan&#x017F;ert. Ueberlegen Sie das.</p><lb/>
          <p>Meiner geringen Ein&#x017F;icht nach hat Herr <hi rendition="#fr">Sol-<lb/>
mes ein ma&#x0364;nnliches und ein adliches Hertz:</hi><lb/>
und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn<lb/>
nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen i&#x017F;t<lb/>
eben &#x017F;o groß, als &#x017F;eine Liebe zu Jhnen. Er &#x017F;agt,<lb/>
er wolle Sie durch die That von &#x017F;einer Liebe u&#x0364;ber-<lb/>
zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit ab&#x017F;chneiden,<lb/>
es durch Worte zu thun. Er jetzt alle &#x017F;eine Hoff-<lb/>
nung auf Jhr edles Hertz, das ihm ku&#x0364;nftig &#x017F;eine<lb/>
jetzige Mu&#x0364;he und Kummer vergelten werde. Wir<lb/>
hoffen, daß er &#x017F;ich in &#x017F;einer Hoffnung nicht betrie-<lb/>
gen werde: und wir be&#x017F;ta&#x0364;rcken ihn darin. Hie-<lb/>
durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei-<lb/>
ne Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit haben Sie al&#x017F;o eigentlich Jhren<lb/>
Eltern und Onckles zu dancken: und die&#x017F;es wird<lb/>
die zweyte Probe Jhres Gehor&#x017F;ahms &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Jhre Eltern &#x017F;chelten, wenn Sie &#x017F;ich verlauten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, Sie ko&#x0364;nnten die Ver&#x017F;chreibungen, die Jh-<lb/>
nen angeboten werden nicht mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
annehmen? Ueber eine &#x017F;olche Drei&#x017F;tigkeit von Jh-<lb/>
nen wu&#x0364;rden wir uns &#x017F;on&#x017F;t gewundert haben: jetzt<lb/>
aber wundern wir uns nicht mehr daru&#x0364;ber.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0392] Die Geſchichte ſollen ihn nehmen. Jch bin einer davon. Mercken Sie das. Und wenn es ſich fuͤr Sie ſchicket, von dem Hertzen wegzureden, Fraͤu- lein, ſo will es ſich fuͤr uns nicht ſchicken, unſere Meinung auf dem Hertzen zu behalten. Die Bruͤhe die ſich zu der Gans ſchickt, die ſchickt ſich auch zum Ganſert. Ueberlegen Sie das. Meiner geringen Einſicht nach hat Herr Sol- mes ein maͤnnliches und ein adliches Hertz: und ich wollte Jhnen deshalb den Rath geben, ihn nicht zu reitzen. Sein Mitleyden mit Jhnen iſt eben ſo groß, als ſeine Liebe zu Jhnen. Er ſagt, er wolle Sie durch die That von ſeiner Liebe uͤber- zeigen, weil Sie ihm die Gelegenheit abſchneiden, es durch Worte zu thun. Er jetzt alle ſeine Hoff- nung auf Jhr edles Hertz, das ihm kuͤnftig ſeine jetzige Muͤhe und Kummer vergelten werde. Wir hoffen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung nicht betrie- gen werde: und wir beſtaͤrcken ihn darin. Hie- durch bekommt er immer von neuem Muth. Sei- ne Beſtaͤndigkeit haben Sie alſo eigentlich Jhren Eltern und Onckles zu dancken: und dieſes wird die zweyte Probe Jhres Gehorſahms ſeyn. Mercken Sie nicht, daß Sie uns alle und ſelbſt Jhre Eltern ſchelten, wenn Sie ſich verlauten laſſen, Sie koͤnnten die Verſchreibungen, die Jh- nen angeboten werden nicht mit gutem Gewiſſen annehmen? Ueber eine ſolche Dreiſtigkeit von Jh- nen wuͤrden wir uns ſonſt gewundert haben: jetzt aber wundern wir uns nicht mehr daruͤber. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/392
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/392>, abgerufen am 18.05.2024.