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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
nicht eben bey Durchlesung dieser Zeilen eine un-
gewöhnliche Empfindung, die macht, daß Jh-
nen eine Röthe ausbricht, und daß ihr Hertz stär-
cker schläget? Es ist nichts als Grosmuth,
mein Kind, von der Jhnen das Hertz pochen
wird! Allein ich dencke das, was der Römische
Wahrsager zum Cäsar sprach: hüte dich vor
dem funfzehenten Mertz!

Leben Sie wohl, und verzeihen mir mein freyes
Schreiben. Gebrauchen Sie sich bald des grü-
nen Ganges, um die Vergebung anzukündigen

Jhrer ergebensten
Anna Howe.


Der eilffte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe/ an Fräulein
Howe.

Das Ende ihres letzten Briefes hat mich verun-
ruhiget, und ist mir etwas empfindlich ge-
wesen. Als ich es das erste mahl überlaß, so sag-
te ich zu mir selbst: du hast es in einem Brief an
deine allerbeste Freundin für unnöthig gehalten,
die Worte mit Fleiß so abzuwägen, daß sie zu kei-
nem Tadel Gelegenheit geben möchten. Allein ich
faßte mich bald wieder, und dachte, es könne viel-
leicht etwas mehreres als die Losigkeit einer so
muntern Feder diesen Theil Jhres Briefes veran-

lasset
G 4

der Clariſſa.
nicht eben bey Durchleſung dieſer Zeilen eine un-
gewoͤhnliche Empfindung, die macht, daß Jh-
nen eine Roͤthe ausbricht, und daß ihr Hertz ſtaͤr-
cker ſchlaͤget? Es iſt nichts als Grosmuth,
mein Kind, von der Jhnen das Hertz pochen
wird! Allein ich dencke das, was der Roͤmiſche
Wahrſager zum Caͤſar ſprach: huͤte dich vor
dem funfzehenten Mertz!

Leben Sie wohl, und verzeihen mir mein freyes
Schreiben. Gebrauchen Sie ſich bald des gruͤ-
nen Ganges, um die Vergebung anzukuͤndigen

Jhrer ergebenſten
Anna Howe.


Der eilffte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe/ an Fraͤulein
Howe.

Das Ende ihres letzten Briefes hat mich verun-
ruhiget, und iſt mir etwas empfindlich ge-
weſen. Als ich es das erſte mahl uͤberlaß, ſo ſag-
te ich zu mir ſelbſt: du haſt es in einem Brief an
deine allerbeſte Freundin fuͤr unnoͤthig gehalten,
die Worte mit Fleiß ſo abzuwaͤgen, daß ſie zu kei-
nem Tadel Gelegenheit geben moͤchten. Allein ich
faßte mich bald wieder, und dachte, es koͤnne viel-
leicht etwas mehreres als die Loſigkeit einer ſo
muntern Feder dieſen Theil Jhres Briefes veran-

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[103/0123] der Clariſſa. nicht eben bey Durchleſung dieſer Zeilen eine un- gewoͤhnliche Empfindung, die macht, daß Jh- nen eine Roͤthe ausbricht, und daß ihr Hertz ſtaͤr- cker ſchlaͤget? Es iſt nichts als Grosmuth, mein Kind, von der Jhnen das Hertz pochen wird! Allein ich dencke das, was der Roͤmiſche Wahrſager zum Caͤſar ſprach: huͤte dich vor dem funfzehenten Mertz! Leben Sie wohl, und verzeihen mir mein freyes Schreiben. Gebrauchen Sie ſich bald des gruͤ- nen Ganges, um die Vergebung anzukuͤndigen Jhrer ergebenſten Anna Howe. Der eilffte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe/ an Fraͤulein Howe. Mittewochens den 1. Mertz. Das Ende ihres letzten Briefes hat mich verun- ruhiget, und iſt mir etwas empfindlich ge- weſen. Als ich es das erſte mahl uͤberlaß, ſo ſag- te ich zu mir ſelbſt: du haſt es in einem Brief an deine allerbeſte Freundin fuͤr unnoͤthig gehalten, die Worte mit Fleiß ſo abzuwaͤgen, daß ſie zu kei- nem Tadel Gelegenheit geben moͤchten. Allein ich faßte mich bald wieder, und dachte, es koͤnne viel- leicht etwas mehreres als die Loſigkeit einer ſo muntern Feder dieſen Theil Jhres Briefes veran- laſſet G 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/123>, abgerufen am 27.11.2024.