Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
machen, daß es keinen Verdacht eines gehei-
men Briefwechsels giebet.



Jch bin eben an dem Orte gewesen, und sehe,
daß er zu unserm Zwecke bequem ist; Es kan
demnach ihr ehrlicher Robert ohne sich unserm
Hause zu nähern nur thun, als gienge er durch
den grünen Gang, der ohnedem der ordentliche
Weg nach zwey oder drey Vorwercken ist. Mir
soll es lieber seyn, wenn er keine Lieverey an hat.
Er wird auf diese Weise gantz bequem meine
Briefe abholen, und Jhre bringen können.
Es ist dieser Ort desto bequemer, weil bey
nahe niemand dahin kommt, als ich und meine
Hannichen/ um das Federvieh zu futtern.
Denn hier ist nur unser grosse Holtzstall. Das
tägliche Brennholtz haben wir näher am Hause.
Eine Ecke ist von dem übrigen Höfen für mein
Federvieh abgesondert. Es kan daher weder
mir noch Hannichen an einem Vorwand feh-
len, oft dahin zu gehen.

Versuchen Sie einmal, ob Sie auf diese Wei-
se einen Brief an mich bringen können, und geben
Sie mir guten Rath, was ich bey so verworrenen
Umständen anfangen soll. Schreiben Sie mir,
was ich mir Jhrer Meynung nach für Hoffnung
machen kan? und wie Sie sich in gleichen Um-
ständen verhalten würden. Doch muß ich mir
zum voraus von Jhnen ausbitten, daß Sie mir
ja nicht anrathen, Herrn Solmes zu nehmen.
Mir komt aber sehr wahrscheinlich vor, daß man

durch
F 3

der Clariſſa.
machen, daß es keinen Verdacht eines gehei-
men Briefwechſels giebet.



Jch bin eben an dem Orte geweſen, und ſehe,
daß er zu unſerm Zwecke bequem iſt; Es kan
demnach ihr ehrlicher Robert ohne ſich unſerm
Hauſe zu naͤhern nur thun, als gienge er durch
den gruͤnen Gang, der ohnedem der ordentliche
Weg nach zwey oder drey Vorwercken iſt. Mir
ſoll es lieber ſeyn, wenn er keine Lieverey an hat.
Er wird auf dieſe Weiſe gantz bequem meine
Briefe abholen, und Jhre bringen koͤnnen.
Es iſt dieſer Ort deſto bequemer, weil bey
nahe niemand dahin kommt, als ich und meine
Hannichen/ um das Federvieh zu futtern.
Denn hier iſt nur unſer groſſe Holtzſtall. Das
taͤgliche Brennholtz haben wir naͤher am Hauſe.
Eine Ecke iſt von dem uͤbrigen Hoͤfen fuͤr mein
Federvieh abgeſondert. Es kan daher weder
mir noch Hannichen an einem Vorwand feh-
len, oft dahin zu gehen.

Verſuchen Sie einmal, ob Sie auf dieſe Wei-
ſe einen Brief an mich bringen koͤnnen, und geben
Sie mir guten Rath, was ich bey ſo verworrenen
Umſtaͤnden anfangen ſoll. Schreiben Sie mir,
was ich mir Jhrer Meynung nach fuͤr Hoffnung
machen kan? und wie Sie ſich in gleichen Um-
ſtaͤnden verhalten wuͤrden. Doch muß ich mir
zum voraus von Jhnen ausbitten, daß Sie mir
ja nicht anrathen, Herrn Solmes zu nehmen.
Mir komt aber ſehr wahrſcheinlich vor, daß man

durch
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0105" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a.</hi></hi></fw><lb/>
machen, daß es keinen Verdacht eines gehei-<lb/>
men Briefwech&#x017F;els giebet.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Jch bin eben an dem Orte gewe&#x017F;en, und &#x017F;ehe,<lb/>
daß er zu un&#x017F;erm Zwecke bequem i&#x017F;t; Es kan<lb/>
demnach ihr ehrlicher <hi rendition="#fr">Robert</hi> ohne &#x017F;ich un&#x017F;erm<lb/>
Hau&#x017F;e zu na&#x0364;hern nur thun, als gienge er durch<lb/>
den gru&#x0364;nen Gang, der ohnedem der ordentliche<lb/>
Weg nach zwey oder drey Vorwercken i&#x017F;t. Mir<lb/>
&#x017F;oll es lieber &#x017F;eyn, wenn er keine Lieverey an hat.<lb/>
Er wird auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e gantz bequem meine<lb/>
Briefe abholen, und Jhre bringen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Es i&#x017F;t die&#x017F;er Ort de&#x017F;to bequemer, weil bey<lb/>
nahe niemand dahin kommt, als ich und meine<lb/><hi rendition="#fr">Hannichen/</hi> um das Federvieh zu futtern.<lb/>
Denn hier i&#x017F;t nur un&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e Holtz&#x017F;tall. Das<lb/>
ta&#x0364;gliche Brennholtz haben wir na&#x0364;her am Hau&#x017F;e.<lb/>
Eine Ecke i&#x017F;t von dem u&#x0364;brigen Ho&#x0364;fen fu&#x0364;r mein<lb/>
Federvieh abge&#x017F;ondert. Es kan daher weder<lb/>
mir noch <hi rendition="#fr">Hannichen</hi> an einem Vorwand feh-<lb/>
len, oft dahin zu gehen.</p><lb/>
        <p>Ver&#x017F;uchen Sie einmal, ob Sie auf die&#x017F;e Wei-<lb/>
&#x017F;e einen Brief an mich bringen ko&#x0364;nnen, und geben<lb/>
Sie mir guten Rath, was ich bey &#x017F;o verworrenen<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden anfangen &#x017F;oll. Schreiben Sie mir,<lb/>
was ich mir Jhrer Meynung nach fu&#x0364;r Hoffnung<lb/>
machen kan? und wie Sie &#x017F;ich in gleichen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden verhalten wu&#x0364;rden. Doch muß ich mir<lb/>
zum voraus von Jhnen ausbitten, daß Sie mir<lb/>
ja nicht anrathen, Herrn <hi rendition="#fr">Solmes</hi> zu nehmen.<lb/>
Mir komt aber &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich vor, daß man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0105] der Clariſſa. machen, daß es keinen Verdacht eines gehei- men Briefwechſels giebet. Jch bin eben an dem Orte geweſen, und ſehe, daß er zu unſerm Zwecke bequem iſt; Es kan demnach ihr ehrlicher Robert ohne ſich unſerm Hauſe zu naͤhern nur thun, als gienge er durch den gruͤnen Gang, der ohnedem der ordentliche Weg nach zwey oder drey Vorwercken iſt. Mir ſoll es lieber ſeyn, wenn er keine Lieverey an hat. Er wird auf dieſe Weiſe gantz bequem meine Briefe abholen, und Jhre bringen koͤnnen. Es iſt dieſer Ort deſto bequemer, weil bey nahe niemand dahin kommt, als ich und meine Hannichen/ um das Federvieh zu futtern. Denn hier iſt nur unſer groſſe Holtzſtall. Das taͤgliche Brennholtz haben wir naͤher am Hauſe. Eine Ecke iſt von dem uͤbrigen Hoͤfen fuͤr mein Federvieh abgeſondert. Es kan daher weder mir noch Hannichen an einem Vorwand feh- len, oft dahin zu gehen. Verſuchen Sie einmal, ob Sie auf dieſe Wei- ſe einen Brief an mich bringen koͤnnen, und geben Sie mir guten Rath, was ich bey ſo verworrenen Umſtaͤnden anfangen ſoll. Schreiben Sie mir, was ich mir Jhrer Meynung nach fuͤr Hoffnung machen kan? und wie Sie ſich in gleichen Um- ſtaͤnden verhalten wuͤrden. Doch muß ich mir zum voraus von Jhnen ausbitten, daß Sie mir ja nicht anrathen, Herrn Solmes zu nehmen. Mir komt aber ſehr wahrſcheinlich vor, daß man durch F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/105
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/105>, abgerufen am 23.11.2024.