Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.-- das Gesicht hab' ich nicht deutlich sehen können, da es halbdunkel war. -- Aber ich besinne mich, daß er Maria abholen wollte." "O, dann war es Georg," sagt Susanna, "die Handschuhe sind deine, Maria -- --" Die beiden sehen sich an und lächeln -- dies Lächeln, dieser Blick ist absolut heidnisch -- bei Susanna vielleicht noch mehr. Hinter ihrem Lächeln ist nie ein Schmerz oder eine Zerrissenheit -- Susanna kann selbst aus meinem Herzen alle Nebel und alles Dunkel hinweglächeln -- wenn sie mich ansieht wie an diesem Morgen -- Ich kann nicht anders, ich muß ihnen beiden die Hände küssen. Da sitzt ein Herr am Tisch, der ein Monokel trägt und alles aufmerksam beobachtet. Er ist ein Jugendbekannter von Susanna, den sie heute nacht beim Fest zufällig wiedergetroffen hat. Er steht in Berlin bei der Garde, wie sie mir nachher erzählte. "Na, weißt du Susi, das ist wirklich eine originelle Bude -- und da wohnst du?" "Freilich wohne ich hier," antwortete sie gleichmütig. "Ja -- sag mal -- --" Willy erscheint aus dem Nebenzimmer, er ist in Zivil, denn er war heute nicht mit -- sieht sich mit seinen runden Augen etwas erstaunt um, begrüßt alle, setzt sich an den Tisch. — das Gesicht hab’ ich nicht deutlich sehen können, da es halbdunkel war. — Aber ich besinne mich, daß er Maria abholen wollte.“ „O, dann war es Georg,“ sagt Susanna, „die Handschuhe sind deine, Maria — —“ Die beiden sehen sich an und lächeln — dies Lächeln, dieser Blick ist absolut heidnisch — bei Susanna vielleicht noch mehr. Hinter ihrem Lächeln ist nie ein Schmerz oder eine Zerrissenheit — Susanna kann selbst aus meinem Herzen alle Nebel und alles Dunkel hinweglächeln — wenn sie mich ansieht wie an diesem Morgen — Ich kann nicht anders, ich muß ihnen beiden die Hände küssen. Da sitzt ein Herr am Tisch, der ein Monokel trägt und alles aufmerksam beobachtet. Er ist ein Jugendbekannter von Susanna, den sie heute nacht beim Fest zufällig wiedergetroffen hat. Er steht in Berlin bei der Garde, wie sie mir nachher erzählte. „Na, weißt du Susi, das ist wirklich eine originelle Bude — und da wohnst du?“ „Freilich wohne ich hier,“ antwortete sie gleichmütig. „Ja — sag mal — —“ Willy erscheint aus dem Nebenzimmer, er ist in Zivil, denn er war heute nicht mit — sieht sich mit seinen runden Augen etwas erstaunt um, begrüßt alle, setzt sich an den Tisch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0094" n="90"/> — das Gesicht hab’ ich nicht deutlich sehen können, da es halbdunkel war. — Aber ich besinne mich, daß er Maria abholen wollte.“</p> <p>„O, dann war es Georg,“ sagt Susanna, „die Handschuhe sind deine, Maria — —“</p> <p>Die beiden sehen sich an und lächeln — dies Lächeln, dieser Blick ist absolut heidnisch — bei Susanna vielleicht noch mehr. Hinter ihrem Lächeln ist nie ein Schmerz oder eine Zerrissenheit — Susanna kann selbst aus meinem Herzen alle Nebel und alles Dunkel hinweglächeln — wenn sie mich ansieht wie an diesem Morgen — Ich kann nicht anders, ich muß ihnen beiden die Hände küssen.</p> <p>Da sitzt ein Herr am Tisch, der ein Monokel trägt und alles aufmerksam beobachtet. Er ist ein Jugendbekannter von Susanna, den sie heute nacht beim Fest zufällig wiedergetroffen hat. Er steht in Berlin bei der Garde, wie sie mir nachher erzählte.</p> <p>„Na, weißt du Susi, das ist wirklich eine originelle Bude — und da wohnst du?“</p> <p>„Freilich wohne ich hier,“ antwortete sie gleichmütig.</p> <p>„Ja — sag mal — —“</p> <p>Willy erscheint aus dem Nebenzimmer, er ist in Zivil, denn er war heute nicht mit — sieht sich mit seinen runden Augen etwas erstaunt um, begrüßt alle, setzt sich an den Tisch.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0094]
— das Gesicht hab’ ich nicht deutlich sehen können, da es halbdunkel war. — Aber ich besinne mich, daß er Maria abholen wollte.“
„O, dann war es Georg,“ sagt Susanna, „die Handschuhe sind deine, Maria — —“
Die beiden sehen sich an und lächeln — dies Lächeln, dieser Blick ist absolut heidnisch — bei Susanna vielleicht noch mehr. Hinter ihrem Lächeln ist nie ein Schmerz oder eine Zerrissenheit — Susanna kann selbst aus meinem Herzen alle Nebel und alles Dunkel hinweglächeln — wenn sie mich ansieht wie an diesem Morgen — Ich kann nicht anders, ich muß ihnen beiden die Hände küssen.
Da sitzt ein Herr am Tisch, der ein Monokel trägt und alles aufmerksam beobachtet. Er ist ein Jugendbekannter von Susanna, den sie heute nacht beim Fest zufällig wiedergetroffen hat. Er steht in Berlin bei der Garde, wie sie mir nachher erzählte.
„Na, weißt du Susi, das ist wirklich eine originelle Bude — und da wohnst du?“
„Freilich wohne ich hier,“ antwortete sie gleichmütig.
„Ja — sag mal — —“
Willy erscheint aus dem Nebenzimmer, er ist in Zivil, denn er war heute nicht mit — sieht sich mit seinen runden Augen etwas erstaunt um, begrüßt alle, setzt sich an den Tisch.
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