Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

schwer verletzt haben. -- Aber, liebe Maria, deshalb brauchen Sie doch nicht so zu erschrecken, -- es ist, soviel ich weiß, nicht lebensgefährlich."

Maria hatte sich von ihrer Bücherkiste erhoben und sah ihn ganz entsetzt an.

"Der Dolch," sagte sie dann mit stockender Stimme, "-- den Dolch hab' ich ihm doch zum Abschied geschenkt, -- es war derselbe, den ich damals mitnahm, um Hallwig --"

Ich verstand wohl, was sie meinte, und Sendt schien es auch zu ahnen, denn er zog die Augenbrauen in die Höhe und sah nachdenklich drein.

Ein leises Grauen faßte mich und unwillkürlich sprach ich aus, was mir -- und vielleicht auch den anderen -- in diesem Augenblick durch den Sinn fuhr:

"Um Gottes willen, -- sollte Hallwig am Ende doch schon der Zauberei mächtig sein ..."

"Mirobuk!" sagte der Philosoph und lächelte eigentümlich.

Und ehe wir uns noch recht besonnen hatten, war er gegangen.

schwer verletzt haben. — Aber, liebe Maria, deshalb brauchen Sie doch nicht so zu erschrecken, — es ist, soviel ich weiß, nicht lebensgefährlich.“

Maria hatte sich von ihrer Bücherkiste erhoben und sah ihn ganz entsetzt an.

„Der Dolch,“ sagte sie dann mit stockender Stimme, „— den Dolch hab’ ich ihm doch zum Abschied geschenkt, — es war derselbe, den ich damals mitnahm, um Hallwig —“

Ich verstand wohl, was sie meinte, und Sendt schien es auch zu ahnen, denn er zog die Augenbrauen in die Höhe und sah nachdenklich drein.

Ein leises Grauen faßte mich und unwillkürlich sprach ich aus, was mir — und vielleicht auch den anderen — in diesem Augenblick durch den Sinn fuhr:

„Um Gottes willen, — sollte Hallwig am Ende doch schon der Zauberei mächtig sein …“

„Mirobuk!“ sagte der Philosoph und lächelte eigentümlich.

Und ehe wir uns noch recht besonnen hatten, war er gegangen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="192"/>
schwer verletzt haben. &#x2014; Aber, liebe Maria, deshalb brauchen Sie doch nicht so zu erschrecken, &#x2014; es ist, soviel ich weiß, nicht lebensgefährlich.&#x201C;</p>
          <p>Maria hatte sich von ihrer Bücherkiste erhoben und sah ihn ganz entsetzt an.</p>
          <p>&#x201E;Der Dolch,&#x201C; sagte sie dann mit stockender Stimme, &#x201E;&#x2014; den Dolch hab&#x2019; ich ihm doch zum Abschied geschenkt, &#x2014; es war derselbe, den ich damals mitnahm, um Hallwig &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>Ich verstand wohl, was sie meinte, und Sendt schien es auch zu ahnen, denn er zog die Augenbrauen in die Höhe und sah nachdenklich drein.</p>
          <p>Ein leises Grauen faßte mich und unwillkürlich sprach ich aus, was mir &#x2014; und vielleicht auch den anderen &#x2014; in diesem Augenblick durch den Sinn fuhr:</p>
          <p>&#x201E;Um Gottes willen, &#x2014; sollte Hallwig am Ende doch schon der Zauberei mächtig sein &#x2026;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Mirobuk!&#x201C; sagte der Philosoph und lächelte eigentümlich.</p>
          <p>Und ehe wir uns noch recht besonnen hatten, war er gegangen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
    <back>
</back>
  </text>
</TEI>
[192/0196] schwer verletzt haben. — Aber, liebe Maria, deshalb brauchen Sie doch nicht so zu erschrecken, — es ist, soviel ich weiß, nicht lebensgefährlich.“ Maria hatte sich von ihrer Bücherkiste erhoben und sah ihn ganz entsetzt an. „Der Dolch,“ sagte sie dann mit stockender Stimme, „— den Dolch hab’ ich ihm doch zum Abschied geschenkt, — es war derselbe, den ich damals mitnahm, um Hallwig —“ Ich verstand wohl, was sie meinte, und Sendt schien es auch zu ahnen, denn er zog die Augenbrauen in die Höhe und sah nachdenklich drein. Ein leises Grauen faßte mich und unwillkürlich sprach ich aus, was mir — und vielleicht auch den anderen — in diesem Augenblick durch den Sinn fuhr: „Um Gottes willen, — sollte Hallwig am Ende doch schon der Zauberei mächtig sein …“ „Mirobuk!“ sagte der Philosoph und lächelte eigentümlich. Und ehe wir uns noch recht besonnen hatten, war er gegangen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/196
Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/196>, abgerufen am 05.12.2024.