Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

"Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?"

"O -- er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand," antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin.

Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: "Adrian, ich bitte Sie -- haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier -- ich muß an jemand schreiben," damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten.

Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, -- die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden.

"Bacchanal?" fragte Adrian eifrig.

"Nun, Fest oder Bacchanal -- ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein," erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und

„Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?“

„O — er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand,“ antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin.

Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: „Adrian, ich bitte Sie — haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier — ich muß an jemand schreiben,“ damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten.

Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, — die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden.

„Bacchanal?“ fragte Adrian eifrig.

„Nun, Fest oder Bacchanal — ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein,“ erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <pb facs="#f0113" n="109"/>
          <p>&#x201E;Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;O &#x2014; er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand,&#x201C; antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin.</p>
          <p>Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: &#x201E;Adrian, ich bitte Sie &#x2014; haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier &#x2014; ich muß an jemand schreiben,&#x201C; damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten.</p>
          <p>Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, &#x2014; die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden.</p>
          <p>&#x201E;Bacchanal?&#x201C; fragte Adrian eifrig.</p>
          <p>&#x201E;Nun, Fest oder Bacchanal &#x2014; ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein,&#x201C; erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0113] „Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?“ „O — er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand,“ antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin. Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: „Adrian, ich bitte Sie — haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier — ich muß an jemand schreiben,“ damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten. Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, — die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden. „Bacchanal?“ fragte Adrian eifrig. „Nun, Fest oder Bacchanal — ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein,“ erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/113
Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/113>, abgerufen am 02.05.2024.