Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.und heiße Dame und kann nicht aus meiner Biographie heraus. Und das Material, das ich bisher zusammengetragen habe, -- es macht mir eigentlich erst fühlbar, wie sehr mir noch die Zusammenhänge fehlen. Sie müssen ja da sein, und ich muß sie noch finden, -- nicht um eines etwaigen Romans, aber um meiner selbst willen. Die ganze fremdartige und intensiv bewegte Atmosphäre dieses Stadtteils mit ihren Rätseln, Geheimnissen und, ich möchte wohl sagen, auch Erleuchtungen, umfängt mich immer noch -- ja, eigentlich immer mehr -- wie ein Traum. Anfangs sehnte ich mich nur nach Klarheit, nach Verstehen und Begreifen -- jetzt weiß ich, daß es hier mit dem Begreifen allein nicht getan ist -- sondern daß sie -- die Atmosphäre -- innerlich erlebt werden muß. Oder geträumt, -- manchmal tut es mir förmlich weh, wenn die wache Stimme des Philosophen an mein Ohr klingt. Er weiß mir alles zu erklären, -- man könnte sagen: er beherrscht das Material vollkommen, aber er findet es nicht gut und nicht tauglich, um etwas Rechtes daraus zu bilden. Er nennt diese Menschen Romantiker, die allen Erkenntnissen der klaren Vernunft die instinktive Weisheit früherer Völker entgegenstellen und sich an dem Pathos dieser Dinge und an ihrem eignen Pathos berauschen. Und logisch muß ich ihm oft rechtgeben, aber mein und heiße Dame und kann nicht aus meiner Biographie heraus. Und das Material, das ich bisher zusammengetragen habe, — es macht mir eigentlich erst fühlbar, wie sehr mir noch die Zusammenhänge fehlen. Sie müssen ja da sein, und ich muß sie noch finden, — nicht um eines etwaigen Romans, aber um meiner selbst willen. Die ganze fremdartige und intensiv bewegte Atmosphäre dieses Stadtteils mit ihren Rätseln, Geheimnissen und, ich möchte wohl sagen, auch Erleuchtungen, umfängt mich immer noch — ja, eigentlich immer mehr — wie ein Traum. Anfangs sehnte ich mich nur nach Klarheit, nach Verstehen und Begreifen — jetzt weiß ich, daß es hier mit dem Begreifen allein nicht getan ist — sondern daß sie — die Atmosphäre — innerlich erlebt werden muß. Oder geträumt, — manchmal tut es mir förmlich weh, wenn die wache Stimme des Philosophen an mein Ohr klingt. Er weiß mir alles zu erklären, — man könnte sagen: er beherrscht das Material vollkommen, aber er findet es nicht gut und nicht tauglich, um etwas Rechtes daraus zu bilden. Er nennt diese Menschen Romantiker, die allen Erkenntnissen der klaren Vernunft die instinktive Weisheit früherer Völker entgegenstellen und sich an dem Pathos dieser Dinge und an ihrem eignen Pathos berauschen. Und logisch muß ich ihm oft rechtgeben, aber mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="104"/> und heiße Dame und kann nicht aus meiner Biographie heraus.</p> <p>Und das Material, das ich bisher zusammengetragen habe, — es macht mir eigentlich erst fühlbar, wie sehr mir noch die Zusammenhänge fehlen. Sie müssen ja da sein, und ich muß sie noch finden, — nicht um eines etwaigen Romans, aber um meiner selbst willen. Die ganze fremdartige und intensiv bewegte Atmosphäre dieses Stadtteils mit ihren Rätseln, Geheimnissen und, ich möchte wohl sagen, auch Erleuchtungen, umfängt mich immer noch — ja, eigentlich immer mehr — wie ein Traum. Anfangs sehnte ich mich nur nach Klarheit, nach Verstehen und Begreifen — jetzt weiß ich, daß es hier mit dem Begreifen allein nicht getan ist — sondern daß sie — die Atmosphäre — innerlich erlebt werden muß. Oder geträumt, — manchmal tut es mir förmlich weh, wenn die wache Stimme des Philosophen an mein Ohr klingt. Er weiß mir alles zu erklären, — man könnte sagen: er beherrscht das Material vollkommen, aber er findet es nicht gut und nicht tauglich, um etwas Rechtes daraus zu bilden. Er nennt diese Menschen Romantiker, die allen Erkenntnissen der klaren Vernunft die instinktive Weisheit früherer Völker entgegenstellen und sich an dem Pathos dieser Dinge und an ihrem eignen Pathos berauschen.</p> <p>Und logisch muß ich ihm oft rechtgeben, aber mein </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0108]
und heiße Dame und kann nicht aus meiner Biographie heraus.
Und das Material, das ich bisher zusammengetragen habe, — es macht mir eigentlich erst fühlbar, wie sehr mir noch die Zusammenhänge fehlen. Sie müssen ja da sein, und ich muß sie noch finden, — nicht um eines etwaigen Romans, aber um meiner selbst willen. Die ganze fremdartige und intensiv bewegte Atmosphäre dieses Stadtteils mit ihren Rätseln, Geheimnissen und, ich möchte wohl sagen, auch Erleuchtungen, umfängt mich immer noch — ja, eigentlich immer mehr — wie ein Traum. Anfangs sehnte ich mich nur nach Klarheit, nach Verstehen und Begreifen — jetzt weiß ich, daß es hier mit dem Begreifen allein nicht getan ist — sondern daß sie — die Atmosphäre — innerlich erlebt werden muß. Oder geträumt, — manchmal tut es mir förmlich weh, wenn die wache Stimme des Philosophen an mein Ohr klingt. Er weiß mir alles zu erklären, — man könnte sagen: er beherrscht das Material vollkommen, aber er findet es nicht gut und nicht tauglich, um etwas Rechtes daraus zu bilden. Er nennt diese Menschen Romantiker, die allen Erkenntnissen der klaren Vernunft die instinktive Weisheit früherer Völker entgegenstellen und sich an dem Pathos dieser Dinge und an ihrem eignen Pathos berauschen.
Und logisch muß ich ihm oft rechtgeben, aber mein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |