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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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denn mein gnädiger Herr muß ohndem
noch zu seinem Staate noch ein paar
tüchtige Jäger halten.
Marod. Hält denn der Herr Graff ietzt gar
keinen Jäger?
Fortun. Er hält wohl einen/ allein es ist ein
alter Kerl/ der sich nicht mehr mit dem
Gesichte behelffen kan.
Sylvest. Wo ist denn derselbe?
Fortun. Mein gnädiger Herr hat ihn gestern
in seine Graffschafft geschickt/ da soll er
ein wenig die Wild-Bahne recognosci-
ren/ denn es wurde neulich her bericht/
die Unterthanen schössen daselbst die
Hasen so weg.
Marod. Es hat uns gestern ein alter Jäger
zwey Meilen von hier begegnet/ vielleicht
ist es derselbe gewesen.
Fortun. Wie sah er denn aus?
Marod. Er hatte einen alten Dachs-Rantzen
auff dem Buckel/ und einen erschreckli-
chen großen Barth.
Fortun. Ja/ denselben hat er/ denn mein gnä-
diger Herr hat ihn immer damit ge-
schraubt/ und gesagt: Wenn er sich nicht
würde den grossen Barth abscheeren
lassen/ so wolte Er selbst einmal her seyn/
und ihn solchen mit einem Strohwische
abbrennen.
Sylvest. Sieh! sieh! ist dieser bey dem Herrn
Grafen in Diensten?
Fortun. Mein gnädiger Herr hat ihn bißhero
nur
denn mein gnaͤdiger Herr muß ohndem
noch zu ſeinem Staate noch ein paar
tuͤchtige Jaͤger halten.
Marod. Haͤlt denn der Herr Graff ietzt gar
keinen Jaͤger?
Fortun. Er haͤlt wohl einen/ allein es iſt ein
alter Kerl/ der ſich nicht mehr mit dem
Geſichte behelffen kan.
Sylveſt. Wo iſt denn derſelbe?
Fortun. Mein gnaͤdiger Herr hat ihn geſtern
in ſeine Graffſchafft geſchickt/ da ſoll er
ein wenig die Wild-Bahne recognoſci-
ren/ denn es wurde neulich her bericht/
die Unterthanen ſchoͤſſen daſelbſt die
Haſen ſo weg.
Marod. Es hat uns geſtern ein alter Jaͤger
zwey Meilen von hier begegnet/ vielleicht
iſt es derſelbe geweſen.
Fortun. Wie ſah er denn aus?
Marod. Er hatte einen alten Dachs-Rantzen
auff dem Buckel/ und einen erſchreckli-
chen großen Barth.
Fortun. Ja/ denſelben hat er/ denn mein gnaͤ-
diger Herr hat ihn immer damit ge-
ſchraubt/ und geſagt: Wenn er ſich nicht
wuͤrde den groſſen Barth abſcheeren
laſſen/ ſo wolte Er ſelbſt einmal her ſeyn/
und ihn ſolchen mit einem Strohwiſche
abbrennen.
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Grafen in Dienſten?
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[6/0013] denn mein gnaͤdiger Herr muß ohndem noch zu ſeinem Staate noch ein paar tuͤchtige Jaͤger halten. Marod. Haͤlt denn der Herr Graff ietzt gar keinen Jaͤger? Fortun. Er haͤlt wohl einen/ allein es iſt ein alter Kerl/ der ſich nicht mehr mit dem Geſichte behelffen kan. Sylveſt. Wo iſt denn derſelbe? Fortun. Mein gnaͤdiger Herr hat ihn geſtern in ſeine Graffſchafft geſchickt/ da ſoll er ein wenig die Wild-Bahne recognoſci- ren/ denn es wurde neulich her bericht/ die Unterthanen ſchoͤſſen daſelbſt die Haſen ſo weg. Marod. Es hat uns geſtern ein alter Jaͤger zwey Meilen von hier begegnet/ vielleicht iſt es derſelbe geweſen. Fortun. Wie ſah er denn aus? Marod. Er hatte einen alten Dachs-Rantzen auff dem Buckel/ und einen erſchreckli- chen großen Barth. Fortun. Ja/ denſelben hat er/ denn mein gnaͤ- diger Herr hat ihn immer damit ge- ſchraubt/ und geſagt: Wenn er ſich nicht wuͤrde den groſſen Barth abſcheeren laſſen/ ſo wolte Er ſelbſt einmal her ſeyn/ und ihn ſolchen mit einem Strohwiſche abbrennen. Sylveſt. Sieh! ſieh! iſt dieſer bey dem Herrn Grafen in Dienſten? Fortun. Mein gnaͤdiger Herr hat ihn bißhero nur

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/13>, abgerufen am 19.04.2024.