war aufrichtig, nur erwähnt' er kein Wort von der Frau des Procurator Troimotsparligne. Er vergaß nicht seine wiederholten nächtlichen Reisen, um alles, woran es auf dem unbesteiglichen Berge gebrach, an- zuschaffen. Diese so große ihr noch ganz unbekann- te Mühe rührte Christinen. Als er aber die Gefahr ihr erzählte, in welcher er bey Abholung der Antwort von ihrem Vater sich befunden, entsetzte sie sich und erneuerte ihr Versprechen, ihn niemals zur Rückkehr aufzufodern.
Jetzt, mein Weibgen, setzt' er hinzu, hab' ich ei- nen andern Plan, den ich dir entdecken will und den ich, sobald du drein willigst, auszuführen denke; Es ist das einzige Mittel; uns mit Ehren und mit Einwilligung deines Vaters von hier wegzubegeben. Unser Konig ist im Kriege mit den Engländern; ich will gehn und ihm meine Dienste anbieten, die ihm äusserst wichtig werden können; bin ich denn so glücklich ihm ei- nen wahren Dienst zu leisten, so werd' ich dich mir zur Belohnung ausbitten. Und dann mit der Empfehlung des Königs selbst, wird es dein Vater sich zur Ehre rechnen, mich als seinen Eidam anzunehmen; mein Adel wird vom ersten Range seyn, weil Dienste ge- gen den Staat dessen Grundlage sind; und urthei- le selbst, wie glücklich wir dann seyn werden! Jch wer- de vom König die Herrschaft über diesen Berg bekom- men, und er soll dein Landguth werden. Wir wol- len ihn verschönern ....
Christine unterbrach ihren Gemahl durch Liebko- sungen, warf sich in seine Arme und sagt' ihm tau-
send
war aufrichtig, nur erwaͤhnt’ er kein Wort von der Frau des Procurator Troimotsparligne. Er vergaß nicht ſeine wiederholten naͤchtlichen Reiſen, um alles, woran es auf dem unbeſteiglichen Berge gebrach, an- zuſchaffen. Dieſe ſo große ihr noch ganz unbekann- te Muͤhe ruͤhrte Chriſtinen. Als er aber die Gefahr ihr erzaͤhlte, in welcher er bey Abholung der Antwort von ihrem Vater ſich befunden, entſetzte ſie ſich und erneuerte ihr Verſprechen, ihn niemals zur Ruͤckkehr aufzufodern.
Jetzt, mein Weibgen, ſetzt’ er hinzu, hab’ ich ei- nen andern Plan, den ich dir entdecken will und den ich, ſobald du drein willigſt, auszufuͤhren denke; Es iſt das einzige Mittel; uns mit Ehren und mit Einwilligung deines Vaters von hier wegzubegeben. Unſer Konig iſt im Kriege mit den Englaͤndern; ich will gehn und ihm meine Dienſte anbieten, die ihm aͤuſſerſt wichtig werden koͤnnen; bin ich denn ſo gluͤcklich ihm ei- nen wahren Dienſt zu leiſten, ſo werd’ ich dich mir zur Belohnung ausbitten. Und dann mit der Empfehlung des Koͤnigs ſelbſt, wird es dein Vater ſich zur Ehre rechnen, mich als ſeinen Eidam anzunehmen; mein Adel wird vom erſten Range ſeyn, weil Dienſte ge- gen den Staat deſſen Grundlage ſind; und urthei- le ſelbſt, wie gluͤcklich wir dann ſeyn werden! Jch wer- de vom Koͤnig die Herrſchaft uͤber dieſen Berg bekom- men, und er ſoll dein Landguth werden. Wir wol- len ihn verſchoͤnern ….
Chriſtine unterbrach ihren Gemahl durch Liebko- ſungen, warf ſich in ſeine Arme und ſagt’ ihm tau-
ſend
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war aufrichtig, nur erwaͤhnt’ er kein Wort von der
Frau des Procurator Troimotsparligne. Er vergaß
nicht ſeine wiederholten naͤchtlichen Reiſen, um alles,
woran es auf dem unbeſteiglichen Berge gebrach, an-
zuſchaffen. Dieſe ſo große ihr noch ganz unbekann-
te Muͤhe ruͤhrte Chriſtinen. Als er aber die Gefahr
ihr erzaͤhlte, in welcher er bey Abholung der Antwort
von ihrem Vater ſich befunden, entſetzte ſie ſich und
erneuerte ihr Verſprechen, ihn niemals zur Ruͤckkehr
aufzufodern.
Jetzt, mein Weibgen, ſetzt’ er hinzu, hab’ ich ei-
nen andern Plan, den ich dir entdecken will und den
ich, ſobald du drein willigſt, auszufuͤhren denke;
Es iſt das einzige Mittel; uns mit Ehren und mit
Einwilligung deines Vaters von hier wegzubegeben.
Unſer Konig iſt im Kriege mit den Englaͤndern; ich will
gehn und ihm meine Dienſte anbieten, die ihm aͤuſſerſt
wichtig werden koͤnnen; bin ich denn ſo gluͤcklich ihm ei-
nen wahren Dienſt zu leiſten, ſo werd’ ich dich mir zur
Belohnung ausbitten. Und dann mit der Empfehlung
des Koͤnigs ſelbſt, wird es dein Vater ſich zur Ehre
rechnen, mich als ſeinen Eidam anzunehmen; mein
Adel wird vom erſten Range ſeyn, weil Dienſte ge-
gen den Staat deſſen Grundlage ſind; und urthei-
le ſelbſt, wie gluͤcklich wir dann ſeyn werden! Jch wer-
de vom Koͤnig die Herrſchaft uͤber dieſen Berg bekom-
men, und er ſoll dein Landguth werden. Wir wol-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/92>, abgerufen am 17.02.2025.
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