Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.Vortritt vor alle bürgerliche Ehrenämter und Be- dienungen gewähren, und diese ihnen Ehre und Achtung schuldig sein, auch ihre Anordnungen mit entblößtem Haupte und niedergeschlagenen Augen annehmen. Auf diese Art wollen wir die Alten an den Ehrenbezeigungen und Versicherungen des Gehorsams, die man der Gottheit selbst bringt, Theil nehmen lassen, weil sie deren Diener sind. §§. Jeder Priester wird von seiner Familie bedient. §§. Alle Morgen soll der erste Staatsbediente der Republik, eh' er seine Verrichtungen anfängt, zum Hohenpriester eine Gesandschaft von zweien seiner Söhne, oder, wenn er keine hat, von zweien seiner Anverwandten schicken, die zu ihm sagen: -- Weiser und ehrwürdiger Alter! das Haupt der Republik und die ganze Republik in ihm, senden euch, durch uns die Versicherung ihrer Ehrerbietung, weiser und ehrwürdiger Al- ter, der du unser aller Geburt erlebt hast. Bringt ihr selbst unsere Verehrung dem höch- sten Urheber dar, so wie ein Vater es vor sei- ne Kinder bei seinem Vater thut -- der alte oberste Priester antwortet darauf, was er für schicklich hält, weil wir demienigen nichts vor- schreiben wollen, den wir durch gegenwärtiges Gesetz über alle andere Menschen erheben. Aber diese Diener sollen sich in keine zeitlichen Ange- legenheiten weiter mischen, sie müsten denn einen guten Rath geben: und dann soll man sie mit Hochachtung und Stillschweigen anhören, ohn' ihnen Beifal oder Misfallen zu erkennen zu ge- ben,
Vortritt vor alle buͤrgerliche Ehrenaͤmter und Be- dienungen gewaͤhren, und dieſe ihnen Ehre und Achtung ſchuldig ſein, auch ihre Anordnungen mit entbloͤßtem Haupte und niedergeſchlagenen Augen annehmen. Auf dieſe Art wollen wir die Alten an den Ehrenbezeigungen und Verſicherungen des Gehorſams, die man der Gottheit ſelbſt bringt, Theil nehmen laſſen, weil ſie deren Diener ſind. §§. Jeder Prieſter wird von ſeiner Familie bedient. §§. Alle Morgen ſoll der erſte Staatsbediente der Republik, eh’ er ſeine Verrichtungen anfaͤngt, zum Hohenprieſter eine Geſandſchaft von zweien ſeiner Soͤhne, oder, wenn er keine hat, von zweien ſeiner Anverwandten ſchicken, die zu ihm ſagen: — Weiſer und ehrwuͤrdiger Alter! das Haupt der Republik und die ganze Republik in ihm, ſenden euch, durch uns die Verſicherung ihrer Ehrerbietung, weiſer und ehrwuͤrdiger Al- ter, der du unſer aller Geburt erlebt haſt. Bringt ihr ſelbſt unſere Verehrung dem hoͤch- ſten Urheber dar, ſo wie ein Vater es vor ſei- ne Kinder bei ſeinem Vater thut — der alte oberſte Prieſter antwortet darauf, was er fuͤr ſchicklich haͤlt, weil wir demienigen nichts vor- ſchreiben wollen, den wir durch gegenwaͤrtiges Geſetz uͤber alle andere Menſchen erheben. Aber dieſe Diener ſollen ſich in keine zeitlichen Ange- legenheiten weiter miſchen, ſie muͤſten denn einen guten Rath geben: und dann ſoll man ſie mit Hochachtung und Stillſchweigen anhoͤren, ohn’ ihnen Beifal oder Misfallen zu erkennen zu ge- ben,
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Vortritt vor alle buͤrgerliche Ehrenaͤmter und Be-
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Achtung ſchuldig ſein, auch ihre Anordnungen mit
entbloͤßtem Haupte und niedergeſchlagenen Augen
annehmen. Auf dieſe Art wollen wir die Alten
an den Ehrenbezeigungen und Verſicherungen des
Gehorſams, die man der Gottheit ſelbſt bringt,
Theil nehmen laſſen, weil ſie deren Diener ſind.
§§. Jeder Prieſter wird von ſeiner Familie bedient.
§§. Alle Morgen ſoll der erſte Staatsbediente der
Republik, eh’ er ſeine Verrichtungen anfaͤngt,
zum Hohenprieſter eine Geſandſchaft von zweien
ſeiner Soͤhne, oder, wenn er keine hat, von
zweien ſeiner Anverwandten ſchicken, die zu ihm
ſagen: — Weiſer und ehrwuͤrdiger Alter! das
Haupt der Republik und die ganze Republik in
ihm, ſenden euch, durch uns die Verſicherung
ihrer Ehrerbietung, weiſer und ehrwuͤrdiger Al-
ter, der du unſer aller Geburt erlebt haſt.
Bringt ihr ſelbſt unſere Verehrung dem hoͤch-
ſten Urheber dar, ſo wie ein Vater es vor ſei-
ne Kinder bei ſeinem Vater thut — der alte
oberſte Prieſter antwortet darauf, was er fuͤr
ſchicklich haͤlt, weil wir demienigen nichts vor-
ſchreiben wollen, den wir durch gegenwaͤrtiges
Geſetz uͤber alle andere Menſchen erheben. Aber
dieſe Diener ſollen ſich in keine zeitlichen Ange-
legenheiten weiter miſchen, ſie muͤſten denn einen
guten Rath geben: und dann ſoll man ſie mit
Hochachtung und Stillſchweigen anhoͤren, ohn’
ihnen Beifal oder Misfallen zu erkennen zu ge-
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