volkommen, weil alle Wesen ihr Leben und ihre Erhaltung aus der Erde als der gemeinschaftlichen Mutter nehmen. Jch glaube, ihr werdet diese Leh- re leicht verstehen.
-- Ja, entgegnete Hermantin: ihr erweitert meine Begriffe, und zeigt mir eines Theils, daß ich nichts als ein Punkt, ein Jnsekt bin, andern Theils erhebt ihr mich durch meinen Verstand, und setzt mich in Vergleichung mit allen diesen mächti- gen und volkomnern Wesen. Durch sie laßt ihr mich bis zur Gottheit selbst hinauf steigen.
-- Dies ist meine Absicht gewesen. Das höchste Wesen allein empfindet sein Leben, sein Da- sein aufs volkommenste und genießt ein unveränder- liches Glück, weil es keiner schmerzhaften Auflö- sung in seiner einzelnen Eigenheit unterworfen ist. Es ist die Quelle von allem, ohne alles zu sein, so wie die von der Sonne ausgeflossene Erde nicht die Sonne, der aus Erde entsprossene Mensch nicht die Erde sind etc. Alles Ungemach, welches die Er- de erdulden kan, würde für die Sonne kein phi- sisches Uebel sein: wie unsere Hautwürmer zu hun- derten und sogar, unsere Kinder sterben können, ohne daß wir phisisch und an unsrer Substanz lei- den. Gott ist der erste Anfang: aber die Wesen der niedrigsten Klasse, als die todte Haut der Pla- neten, die Steine etc. sind von seiner göttlichen Substanz unendlich entfernt, ob diese gleich ihnen den ersten Ursprung gegeben hat.
-- Jch
volkommen, weil alle Weſen ihr Leben und ihre Erhaltung aus der Erde als der gemeinſchaftlichen Mutter nehmen. Jch glaube, ihr werdet dieſe Leh- re leicht verſtehen.
— Ja, entgegnete Hermantin: ihr erweitert meine Begriffe, und zeigt mir eines Theils, daß ich nichts als ein Punkt, ein Jnſekt bin, andern Theils erhebt ihr mich durch meinen Verſtand, und ſetzt mich in Vergleichung mit allen dieſen maͤchti- gen und volkomnern Weſen. Durch ſie laßt ihr mich bis zur Gottheit ſelbſt hinauf ſteigen.
— Dies iſt meine Abſicht geweſen. Das hoͤchſte Weſen allein empfindet ſein Leben, ſein Da- ſein aufs volkommenſte und genießt ein unveraͤnder- liches Gluͤck, weil es keiner ſchmerzhaften Aufloͤ- ſung in ſeiner einzelnen Eigenheit unterworfen iſt. Es iſt die Quelle von allem, ohne alles zu ſein, ſo wie die von der Sonne ausgefloſſene Erde nicht die Sonne, der aus Erde entſproſſene Menſch nicht die Erde ſind ꝛc. Alles Ungemach, welches die Er- de erdulden kan, wuͤrde fuͤr die Sonne kein phi- ſiſches Uebel ſein: wie unſere Hautwuͤrmer zu hun- derten und ſogar, unſere Kinder ſterben koͤnnen, ohne daß wir phiſiſch und an unſrer Subſtanz lei- den. Gott iſt der erſte Anfang: aber die Weſen der niedrigſten Klaſſe, als die todte Haut der Pla- neten, die Steine ꝛc. ſind von ſeiner goͤttlichen Subſtanz unendlich entfernt, ob dieſe gleich ihnen den erſten Urſprung gegeben hat.
— Jch
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volkommen, weil alle Weſen ihr Leben und ihre
Erhaltung aus der Erde als der gemeinſchaftlichen
Mutter nehmen. Jch glaube, ihr werdet dieſe Leh-
re leicht verſtehen.
— Ja, entgegnete Hermantin: ihr erweitert
meine Begriffe, und zeigt mir eines Theils, daß
ich nichts als ein Punkt, ein Jnſekt bin, andern
Theils erhebt ihr mich durch meinen Verſtand, und
ſetzt mich in Vergleichung mit allen dieſen maͤchti-
gen und volkomnern Weſen. Durch ſie laßt ihr
mich bis zur Gottheit ſelbſt hinauf ſteigen.
— Dies iſt meine Abſicht geweſen. Das
hoͤchſte Weſen allein empfindet ſein Leben, ſein Da-
ſein aufs volkommenſte und genießt ein unveraͤnder-
liches Gluͤck, weil es keiner ſchmerzhaften Aufloͤ-
ſung in ſeiner einzelnen Eigenheit unterworfen iſt.
Es iſt die Quelle von allem, ohne alles zu ſein,
ſo wie die von der Sonne ausgefloſſene Erde nicht
die Sonne, der aus Erde entſproſſene Menſch nicht
die Erde ſind ꝛc. Alles Ungemach, welches die Er-
de erdulden kan, wuͤrde fuͤr die Sonne kein phi-
ſiſches Uebel ſein: wie unſere Hautwuͤrmer zu hun-
derten und ſogar, unſere Kinder ſterben koͤnnen,
ohne daß wir phiſiſch und an unſrer Subſtanz lei-
den. Gott iſt der erſte Anfang: aber die Weſen
der niedrigſten Klaſſe, als die todte Haut der Pla-
neten, die Steine ꝛc. ſind von ſeiner goͤttlichen
Subſtanz unendlich entfernt, ob dieſe gleich ihnen
den erſten Urſprung gegeben hat.
— Jch
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/322>, abgerufen am 27.11.2024.
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