würdigen Noffub, ob er dies nicht wahrscheinlich fände?
Um euch zu antworten, entgegnete der Alte, muß ich die Bücher lesen, welche diese eure Lehre erklären. -- Hermantin hatte einen Büffon/ und andre Bücher bei sich, die er dem weisen Mega- patagoner überreichte. Der Alte behielt sie etli- che Tage und kam alsdann wieder. -- Nun will ich euch unsre Lehre vorlegen, die auf weniger Muth- massungen beruht, wahrscheinlicher als die eurige, dem gewöhnlichen Laufe der Natur angemessener, mit einem Worte dem belebenden Anfange weit würdiger ist.
Euer grosser französischer Philosoph scheint der Meinung zu sein, die Gestirne, Sonnen und Planeten, wären Klumpen todter Materie, einige entbrant, andere erloschen, und diese weitläufti- gen Körper blieben, wenn sie einmal erkalteten, wahrscheinlich unbeseelte Klumpen, unfähig irgend ein lebendes Geschöpf zu erhalten. Jn diesem Falle befanden sich, nach ihm, unser Mond be- reits seit zwei tausend drei hundert und achtzehn Jahren; der fünfte Trabant des Saturn, seit ungefähr sechs und zwanzig tausend Jahren; Mars seit achtzehn tausend fünf hundert und sechs Jahren: und der fünfte Trabant des Saturns würde seine lebende Kraft in tausend sechs hundert und drei und neunzig Jahren verliehren; welches nichts ist etc. Euer Weltweiser hat nach seinen Grundsatzen und Hipothesen sogar berechnet, wie lange die Dauer
der
wuͤrdigen Noffub, ob er dies nicht wahrſcheinlich faͤnde?
Um euch zu antworten, entgegnete der Alte, muß ich die Buͤcher leſen, welche dieſe eure Lehre erklaͤren. — Hermantin hatte einen Buͤffon/ und andre Buͤcher bei ſich, die er dem weiſen Mega- patagoner uͤberreichte. Der Alte behielt ſie etli- che Tage und kam alsdann wieder. — Nun will ich euch unſre Lehre vorlegen, die auf weniger Muth- maſſungen beruht, wahrſcheinlicher als die eurige, dem gewoͤhnlichen Laufe der Natur angemeſſener, mit einem Worte dem belebenden Anfange weit wuͤrdiger iſt.
Euer groſſer franzoͤſiſcher Philoſoph ſcheint der Meinung zu ſein, die Geſtirne, Sonnen und Planeten, waͤren Klumpen todter Materie, einige entbrant, andere erloſchen, und dieſe weitlaͤufti- gen Koͤrper blieben, wenn ſie einmal erkalteten, wahrſcheinlich unbeſeelte Klumpen, unfaͤhig irgend ein lebendes Geſchoͤpf zu erhalten. Jn dieſem Falle befanden ſich, nach ihm, unſer Mond be- reits ſeit zwei tauſend drei hundert und achtzehn Jahren; der fuͤnfte Trabant des Saturn, ſeit ungefaͤhr ſechs und zwanzig tauſend Jahren; Mars ſeit achtzehn tauſend fuͤnf hundert und ſechs Jahren: und der fuͤnfte Trabant des Saturns wuͤrde ſeine lebende Kraft in tauſend ſechs hundert und drei und neunzig Jahren verliehren; welches nichts iſt ꝛc. Euer Weltweiſer hat nach ſeinen Grundſatzen und Hipotheſen ſogar berechnet, wie lange die Dauer
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wuͤrdigen Noffub, ob er dies nicht wahrſcheinlich
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Um euch zu antworten, entgegnete der Alte,
muß ich die Buͤcher leſen, welche dieſe eure Lehre
erklaͤren. — Hermantin hatte einen Buͤffon/ und
andre Buͤcher bei ſich, die er dem weiſen Mega-
patagoner uͤberreichte. Der Alte behielt ſie etli-
che Tage und kam alsdann wieder. — Nun will ich
euch unſre Lehre vorlegen, die auf weniger Muth-
maſſungen beruht, wahrſcheinlicher als die eurige,
dem gewoͤhnlichen Laufe der Natur angemeſſener,
mit einem Worte dem belebenden Anfange weit
wuͤrdiger iſt.
Euer groſſer franzoͤſiſcher Philoſoph ſcheint der
Meinung zu ſein, die Geſtirne, Sonnen und
Planeten, waͤren Klumpen todter Materie, einige
entbrant, andere erloſchen, und dieſe weitlaͤufti-
gen Koͤrper blieben, wenn ſie einmal erkalteten,
wahrſcheinlich unbeſeelte Klumpen, unfaͤhig irgend
ein lebendes Geſchoͤpf zu erhalten. Jn dieſem
Falle befanden ſich, nach ihm, unſer Mond be-
reits ſeit zwei tauſend drei hundert und achtzehn
Jahren; der fuͤnfte Trabant des Saturn, ſeit
ungefaͤhr ſechs und zwanzig tauſend Jahren; Mars
ſeit achtzehn tauſend fuͤnf hundert und ſechs Jahren:
und der fuͤnfte Trabant des Saturns wuͤrde ſeine
lebende Kraft in tauſend ſechs hundert und drei
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Euer Weltweiſer hat nach ſeinen Grundſatzen und
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/304>, abgerufen am 27.11.2024.
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