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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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das schreckliche Gesicht eines wüthenden Löwen,
auf einem haarichten Menschenkörper vor, einen
Mund, von einem Ohr bis zum andern gespal-
ten, spitzige Zähne, Hände und Füsse mit
Klauen versehen, eine dichte Löwenmähne,
statt der Haare, funkelnde Augen, deren Blick
Blutdurst und Zerfleischung ankündigten. Her-
mantin gab diesen Ungeheuern einige Zeichen der
Freundschaft, welche sie in Wuth brachten. Sie
stiessen ein abgesetztes Brüllen aus, worauf alle
Löwenmenschen aus den Hölen des Berges auf sie
zu gelaufen kamen. Einige erschienen mit Blut
besudelt, andre hatten noch ein Viertel vom Thie-
re in den Klauen, und verzehrten es. Alle fin-
gen an zu brüllen, als sie die fliegenden Menschen
über ihrem Haupte erblickten. Diese warfen ih-
nen einigen Vorrath von Brod, Kuchen und so-
gar Fleisch vor, welches ihnen sehr angenehm zu
sein schien. Nachdem sie es beschnopert und ge-
kostet hatten, sahen sie einander an, und wurden
sogar etwas sanfter. Sie assen auch das Brod,
und besonders den Kuchen. Nun wiederhohlte
Hermantin die Zeichen der Freundschaft, welche
erwiedert wurden. Drauf liessen die sechs Fliegen-
den sich auf einer Felsenspitze nieder, die einsam
genug war, daß sie nicht überfallen werden kon-
ten. Von da gaben sie den Löwenmenschen,
durch Zeichen zu erkennen, sie möchten einen von
ihnen an sie abschicken. Sie wurden aber entwe-
der schwer verstanden, oder die Eingeladenen wa-
ren schwer zu bereden. Erst nach länger als einer

Stunde,
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das ſchreckliche Geſicht eines wuͤthenden Loͤwen,
auf einem haarichten Menſchenkoͤrper vor, einen
Mund, von einem Ohr bis zum andern geſpal-
ten, ſpitzige Zaͤhne, Haͤnde und Fuͤſſe mit
Klauen verſehen, eine dichte Loͤwenmaͤhne,
ſtatt der Haare, funkelnde Augen, deren Blick
Blutdurſt und Zerfleiſchung ankuͤndigten. Her-
mantin gab dieſen Ungeheuern einige Zeichen der
Freundſchaft, welche ſie in Wuth brachten. Sie
ſtieſſen ein abgeſetztes Bruͤllen aus, worauf alle
Loͤwenmenſchen aus den Hoͤlen des Berges auf ſie
zu gelaufen kamen. Einige erſchienen mit Blut
beſudelt, andre hatten noch ein Viertel vom Thie-
re in den Klauen, und verzehrten es. Alle fin-
gen an zu bruͤllen, als ſie die fliegenden Menſchen
uͤber ihrem Haupte erblickten. Dieſe warfen ih-
nen einigen Vorrath von Brod, Kuchen und ſo-
gar Fleiſch vor, welches ihnen ſehr angenehm zu
ſein ſchien. Nachdem ſie es beſchnopert und ge-
koſtet hatten, ſahen ſie einander an, und wurden
ſogar etwas ſanfter. Sie aſſen auch das Brod,
und beſonders den Kuchen. Nun wiederhohlte
Hermantin die Zeichen der Freundſchaft, welche
erwiedert wurden. Drauf lieſſen die ſechs Fliegen-
den ſich auf einer Felſenſpitze nieder, die einſam
genug war, daß ſie nicht uͤberfallen werden kon-
ten. Von da gaben ſie den Loͤwenmenſchen,
durch Zeichen zu erkennen, ſie moͤchten einen von
ihnen an ſie abſchicken. Sie wurden aber entwe-
der ſchwer verſtanden, oder die Eingeladenen wa-
ren ſchwer zu bereden. Erſt nach laͤnger als einer

Stunde,
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[259/0267] das ſchreckliche Geſicht eines wuͤthenden Loͤwen, auf einem haarichten Menſchenkoͤrper vor, einen Mund, von einem Ohr bis zum andern geſpal- ten, ſpitzige Zaͤhne, Haͤnde und Fuͤſſe mit Klauen verſehen, eine dichte Loͤwenmaͤhne, ſtatt der Haare, funkelnde Augen, deren Blick Blutdurſt und Zerfleiſchung ankuͤndigten. Her- mantin gab dieſen Ungeheuern einige Zeichen der Freundſchaft, welche ſie in Wuth brachten. Sie ſtieſſen ein abgeſetztes Bruͤllen aus, worauf alle Loͤwenmenſchen aus den Hoͤlen des Berges auf ſie zu gelaufen kamen. Einige erſchienen mit Blut beſudelt, andre hatten noch ein Viertel vom Thie- re in den Klauen, und verzehrten es. Alle fin- gen an zu bruͤllen, als ſie die fliegenden Menſchen uͤber ihrem Haupte erblickten. Dieſe warfen ih- nen einigen Vorrath von Brod, Kuchen und ſo- gar Fleiſch vor, welches ihnen ſehr angenehm zu ſein ſchien. Nachdem ſie es beſchnopert und ge- koſtet hatten, ſahen ſie einander an, und wurden ſogar etwas ſanfter. Sie aſſen auch das Brod, und beſonders den Kuchen. Nun wiederhohlte Hermantin die Zeichen der Freundſchaft, welche erwiedert wurden. Drauf lieſſen die ſechs Fliegen- den ſich auf einer Felſenſpitze nieder, die einſam genug war, daß ſie nicht uͤberfallen werden kon- ten. Von da gaben ſie den Loͤwenmenſchen, durch Zeichen zu erkennen, ſie moͤchten einen von ihnen an ſie abſchicken. Sie wurden aber entwe- der ſchwer verſtanden, oder die Eingeladenen wa- ren ſchwer zu bereden. Erſt nach laͤnger als einer Stunde, R 2

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/267>, abgerufen am 27.11.2024.