Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



der andern Seite wolten verschiedene iungo Patago-
ninnen dem Beispiel der Jshmichtriß folgen;
aber ihre erfahrnern Mütter riethen ihnen davon ab:
Ueberdies wollte Victorin die Vortheile der pata-
gonischen Verbindung blos seiner Familie vorbehal-
ten. Man hatte also unter allen iungen Riesin-
nen, welche für die Christinier einige Neigung be-
zeigten, lediglich mit der artigen Mikitikipi der
Muhme der Jshmichtriß, Nachsicht, die man
dem zweiten Sohn des Victorin, dem erfinderi-
schen Alexander bestimmte. Jn der Nacht des
vierten Tages reiste man mit der iungen Ehefrau,
die bei dem Abschiede von ihren Eltern einige Thrä-
nen vergoß, zu Schiffe ab, und langte den näm-
lichen Abend auf der Christineninsel an, wo man
der iungen Prinzessin einen ihrer Grösse angemes-
senen Pallast zur Wohnung anwies.

Jch muß sogleich erinnern, daß Jshmichtriß
neun Monat nach der Hochzeit von einem schö-
nen Knaben entbunden ward, der zwei und einen
halben Schuh groß war, welches ungefähr die
Hälfte von dem Wuchse eines Patagonischen Kin-
des betrug. Alexander überbrachte die Nachricht
davon, nebst dem genauen Maasse des Kindes, so-
gleich nach Patagonien. Die patagonischen Da-
men hatten viel Freude darüber, weil sie sahen,
daß aus den beiden Gattungen eine Mittelgattung
entstünde, welche der ihrigen am nächsten käme.
Man stellte sowohl auf der Jnsel Victorique als
auf der Ehris ineninsel grosse Freudenfeierlichkeiten des-

halb



der andern Seite wolten verſchiedene iungo Patago-
ninnen dem Beiſpiel der Jſhmichtriß folgen;
aber ihre erfahrnern Muͤtter riethen ihnen davon ab:
Ueberdies wollte Victorin die Vortheile der pata-
goniſchen Verbindung blos ſeiner Familie vorbehal-
ten. Man hatte alſo unter allen iungen Rieſin-
nen, welche fuͤr die Chriſtinier einige Neigung be-
zeigten, lediglich mit der artigen Mikitikipi der
Muhme der Jſhmichtriß, Nachſicht, die man
dem zweiten Sohn des Victorin, dem erfinderi-
ſchen Alexander beſtimmte. Jn der Nacht des
vierten Tages reiſte man mit der iungen Ehefrau,
die bei dem Abſchiede von ihren Eltern einige Thraͤ-
nen vergoß, zu Schiffe ab, und langte den naͤm-
lichen Abend auf der Chriſtineninſel an, wo man
der iungen Prinzeſſin einen ihrer Groͤſſe angemeſ-
ſenen Pallaſt zur Wohnung anwies.

Jch muß ſogleich erinnern, daß Jſhmichtriß
neun Monat nach der Hochzeit von einem ſchoͤ-
nen Knaben entbunden ward, der zwei und einen
halben Schuh groß war, welches ungefaͤhr die
Haͤlfte von dem Wuchſe eines Patagoniſchen Kin-
des betrug. Alexander uͤberbrachte die Nachricht
davon, nebſt dem genauen Maaſſe des Kindes, ſo-
gleich nach Patagonien. Die patagoniſchen Da-
men hatten viel Freude daruͤber, weil ſie ſahen,
daß aus den beiden Gattungen eine Mittelgattung
entſtuͤnde, welche der ihrigen am naͤchſten kaͤme.
Man ſtellte ſowohl auf der Jnſel Victorique als
auf der Ehriſ ineninſel groſſe Freudenfeierlichkeiten des-

halb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0174" n="166"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
der andern Seite wolten ver&#x017F;chiedene iungo Patago-<lb/>
ninnen dem Bei&#x017F;piel der <hi rendition="#fr">J&#x017F;hmichtriß</hi> folgen;<lb/>
aber ihre erfahrnern Mu&#x0364;tter riethen ihnen davon ab:<lb/>
Ueberdies wollte Victorin die Vortheile der pata-<lb/>
goni&#x017F;chen Verbindung blos &#x017F;einer Familie vorbehal-<lb/>
ten. Man hatte al&#x017F;o unter allen iungen Rie&#x017F;in-<lb/>
nen, welche fu&#x0364;r die Chri&#x017F;tinier einige Neigung be-<lb/>
zeigten, lediglich mit der artigen <hi rendition="#fr">Mikitikipi</hi> der<lb/>
Muhme der <hi rendition="#fr">J&#x017F;hmichtriß,</hi> Nach&#x017F;icht, die man<lb/>
dem zweiten Sohn des Victorin, dem erfinderi-<lb/>
&#x017F;chen Alexander be&#x017F;timmte. Jn der Nacht des<lb/>
vierten Tages rei&#x017F;te man mit der iungen Ehefrau,<lb/>
die bei dem Ab&#x017F;chiede von ihren Eltern einige Thra&#x0364;-<lb/>
nen vergoß, zu Schiffe ab, und langte den na&#x0364;m-<lb/>
lichen Abend auf der Chri&#x017F;tinenin&#x017F;el an, wo man<lb/>
der iungen Prinze&#x017F;&#x017F;in einen ihrer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e angeme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen Palla&#x017F;t zur Wohnung anwies.</p><lb/>
          <p>Jch muß &#x017F;ogleich erinnern, daß <hi rendition="#fr">J&#x017F;hmichtriß</hi><lb/>
neun Monat nach der Hochzeit von einem &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Knaben entbunden ward, der zwei und einen<lb/>
halben Schuh groß war, welches ungefa&#x0364;hr die<lb/>
Ha&#x0364;lfte von dem Wuch&#x017F;e eines Patagoni&#x017F;chen Kin-<lb/>
des betrug. Alexander u&#x0364;berbrachte die Nachricht<lb/>
davon, neb&#x017F;t dem genauen Maa&#x017F;&#x017F;e des Kindes, &#x017F;o-<lb/>
gleich nach Patagonien. Die patagoni&#x017F;chen Da-<lb/>
men hatten viel Freude daru&#x0364;ber, weil &#x017F;ie &#x017F;ahen,<lb/>
daß aus den beiden Gattungen eine Mittelgattung<lb/>
ent&#x017F;tu&#x0364;nde, welche der ihrigen am na&#x0364;ch&#x017F;ten ka&#x0364;me.<lb/>
Man &#x017F;tellte &#x017F;owohl auf der Jn&#x017F;el Victorique als<lb/>
auf der Ehri&#x017F; inenin&#x017F;el gro&#x017F;&#x017F;e Freudenfeierlichkeiten des-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halb</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0174] der andern Seite wolten verſchiedene iungo Patago- ninnen dem Beiſpiel der Jſhmichtriß folgen; aber ihre erfahrnern Muͤtter riethen ihnen davon ab: Ueberdies wollte Victorin die Vortheile der pata- goniſchen Verbindung blos ſeiner Familie vorbehal- ten. Man hatte alſo unter allen iungen Rieſin- nen, welche fuͤr die Chriſtinier einige Neigung be- zeigten, lediglich mit der artigen Mikitikipi der Muhme der Jſhmichtriß, Nachſicht, die man dem zweiten Sohn des Victorin, dem erfinderi- ſchen Alexander beſtimmte. Jn der Nacht des vierten Tages reiſte man mit der iungen Ehefrau, die bei dem Abſchiede von ihren Eltern einige Thraͤ- nen vergoß, zu Schiffe ab, und langte den naͤm- lichen Abend auf der Chriſtineninſel an, wo man der iungen Prinzeſſin einen ihrer Groͤſſe angemeſ- ſenen Pallaſt zur Wohnung anwies. Jch muß ſogleich erinnern, daß Jſhmichtriß neun Monat nach der Hochzeit von einem ſchoͤ- nen Knaben entbunden ward, der zwei und einen halben Schuh groß war, welches ungefaͤhr die Haͤlfte von dem Wuchſe eines Patagoniſchen Kin- des betrug. Alexander uͤberbrachte die Nachricht davon, nebſt dem genauen Maaſſe des Kindes, ſo- gleich nach Patagonien. Die patagoniſchen Da- men hatten viel Freude daruͤber, weil ſie ſahen, daß aus den beiden Gattungen eine Mittelgattung entſtuͤnde, welche der ihrigen am naͤchſten kaͤme. Man ſtellte ſowohl auf der Jnſel Victorique als auf der Ehriſ ineninſel groſſe Freudenfeierlichkeiten des- halb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/174
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/174>, abgerufen am 03.05.2024.