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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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sehn hätten. Sie hatten hölzerne Haaken, um die
Aeste an sich zu ziehn. Jhnen folgte eine Menge
andrer, die sehr freundschaftlich mit einander spra-
chen. Endlich stellten sie ein Mahl von Brodfrucht
an, und als die Morgenröthe die Rückkehr des Ta-
ges verkündigte, bagaben sie sich wieder weg.

Die beyden Europäer folgten ihnen von ferne
und sahen sie in ihre Höle gehen. Jndeß sie diesem
sonderbaren Betragen zusahen, stiessen zwey Wilde
auf sie, Mann und Frau, die herum tappten, ob es
gleich schon hell zu tagen anfing; sie erschraken darü-
ber nicht wenig, doch faßten sie sich bald, und da
sie diese allein sahen, ergriffen sie den Mann, unge-
achtet seines kleinen Mäusegeschreys und führten ihn
auf ihren Felsen. Unterwegens begegneten sie einem
andern Wilden, den ihr Gefangener nicht sah, ob er
schon ziemlich nahe war, aber sie liessen ihn gehn,
und bemerkten, daß er auch den Weg tappend und
mit geschlossenen Augen aufsuchte.

Sobald sie auf dem Felsen angekommen waren,
forschten sie ihren Wilden aus. Es war ein junger
etwa zwanzigjähriger Mensch, roth und weiß und
mit sehr langen Augenbraunen. Er sahe ein wenig,
als er in die Felsengrotte kam, und ließ viel Schrecken
spüren. Victorin und sein Sohn suchten ihm Muth
einzusprechen, indem sie ihm Zeichen der Freund-
schaft machten und ihm von ihrem Frühstück anbo-
ten; aber er schien unempfindlich gegen alles und sehn-
te sich nach Schlaf. Man legte ihn auf ein Lager
von Moos, wo er ohne Verzug einschlief, ohne Re-

gung



ſehn haͤtten. Sie hatten hoͤlzerne Haaken, um die
Aeſte an ſich zu ziehn. Jhnen folgte eine Menge
andrer, die ſehr freundſchaftlich mit einander ſpra-
chen. Endlich ſtellten ſie ein Mahl von Brodfrucht
an, und als die Morgenroͤthe die Ruͤckkehr des Ta-
ges verkuͤndigte, bagaben ſie ſich wieder weg.

Die beyden Europaͤer folgten ihnen von ferne
und ſahen ſie in ihre Hoͤle gehen. Jndeß ſie dieſem
ſonderbaren Betragen zuſahen, ſtieſſen zwey Wilde
auf ſie, Mann und Frau, die herum tappten, ob es
gleich ſchon hell zu tagen anfing; ſie erſchraken daruͤ-
ber nicht wenig, doch faßten ſie ſich bald, und da
ſie dieſe allein ſahen, ergriffen ſie den Mann, unge-
achtet ſeines kleinen Maͤuſegeſchreys und fuͤhrten ihn
auf ihren Felſen. Unterwegens begegneten ſie einem
andern Wilden, den ihr Gefangener nicht ſah, ob er
ſchon ziemlich nahe war, aber ſie lieſſen ihn gehn,
und bemerkten, daß er auch den Weg tappend und
mit geſchloſſenen Augen aufſuchte.

Sobald ſie auf dem Felſen angekommen waren,
forſchten ſie ihren Wilden aus. Es war ein junger
etwa zwanzigjaͤhriger Menſch, roth und weiß und
mit ſehr langen Augenbraunen. Er ſahe ein wenig,
als er in die Felſengrotte kam, und ließ viel Schrecken
ſpuͤren. Victorin und ſein Sohn ſuchten ihm Muth
einzuſprechen, indem ſie ihm Zeichen der Freund-
ſchaft machten und ihm von ihrem Fruͤhſtuͤck anbo-
ten; aber er ſchien unempfindlich gegen alles und ſehn-
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[120/0128] ſehn haͤtten. Sie hatten hoͤlzerne Haaken, um die Aeſte an ſich zu ziehn. Jhnen folgte eine Menge andrer, die ſehr freundſchaftlich mit einander ſpra- chen. Endlich ſtellten ſie ein Mahl von Brodfrucht an, und als die Morgenroͤthe die Ruͤckkehr des Ta- ges verkuͤndigte, bagaben ſie ſich wieder weg. Die beyden Europaͤer folgten ihnen von ferne und ſahen ſie in ihre Hoͤle gehen. Jndeß ſie dieſem ſonderbaren Betragen zuſahen, ſtieſſen zwey Wilde auf ſie, Mann und Frau, die herum tappten, ob es gleich ſchon hell zu tagen anfing; ſie erſchraken daruͤ- ber nicht wenig, doch faßten ſie ſich bald, und da ſie dieſe allein ſahen, ergriffen ſie den Mann, unge- achtet ſeines kleinen Maͤuſegeſchreys und fuͤhrten ihn auf ihren Felſen. Unterwegens begegneten ſie einem andern Wilden, den ihr Gefangener nicht ſah, ob er ſchon ziemlich nahe war, aber ſie lieſſen ihn gehn, und bemerkten, daß er auch den Weg tappend und mit geſchloſſenen Augen aufſuchte. Sobald ſie auf dem Felſen angekommen waren, forſchten ſie ihren Wilden aus. Es war ein junger etwa zwanzigjaͤhriger Menſch, roth und weiß und mit ſehr langen Augenbraunen. Er ſahe ein wenig, als er in die Felſengrotte kam, und ließ viel Schrecken ſpuͤren. Victorin und ſein Sohn ſuchten ihm Muth einzuſprechen, indem ſie ihm Zeichen der Freund- ſchaft machten und ihm von ihrem Fruͤhſtuͤck anbo- ten; aber er ſchien unempfindlich gegen alles und ſehn- te ſich nach Schlaf. Man legte ihn auf ein Lager von Moos, wo er ohne Verzug einſchlief, ohne Re- gung

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/128>, abgerufen am 23.11.2024.