ich noch einige gute Eigenschaften besitze, deren ich nicht erwähnt habe, so schenkt' er mir seine Freund- schaft. Dies geschah ohngefähr am Abend des vier- ten Tages.
Wer sind sie? fragt' er endlich.
Jch beantroortete seine Frage mit der Beschrei- bung, die ich eben gemacht habe.
Das eben, nicht ihren Stand und ihre Lage, war es, was ich wissen wollte, erwiderte er.
Mein Name ist, fuhr ich fort, Gevatter Niklas. Jch bin Schäfer, Winzer, Gärtner, Bauer, Mönch auf der Probe, Handwerksmann in einer Stadt, ver- heirathet, Hanrey, Schwelger, ehrbarer Mann, Thor, Witzling, Unwissender und Philosoph gewesen; kurz ich bin Schriftsteller. Jch habe eine Menge Werke geschrieben; die mehresten ziemlich schlecht, aber ich habs gewußt; ich war so klug mich deshalb zu schämen, und mir selbst nachzusagen, daß ich sie blos herausgegeben um zu leben, und meine und mei- ner Frauen Kinder zu ernähren; denn freylich alles das, wofür ich mich angegeben, kann man leicht seyn; aber die Kinder haben sich nicht selbst gemacht, und jemand muß sie doch ernähren. ...
Das wichtigste von meinen Werken ist der Ge- vatter Niklas, nämlich meine eigene Lebensbeschrei- bung. Jch zergliedere darinn das menschliche Herz, und ich hoffe, daß dieß auf meine K[osten] geschriebe- ne Buch, auch das nützlichste unter allen Büchern seyn soll, weil ich mich darinne ganz ohne Rücksicht zerlege, und wie ein neuer Kurtius zum Besten mei-
ner
ich noch einige gute Eigenſchaften beſitze, deren ich nicht erwaͤhnt habe, ſo ſchenkt’ er mir ſeine Freund- ſchaft. Dies geſchah ohngefaͤhr am Abend des vier- ten Tages.
Wer ſind ſie? fragt’ er endlich.
Jch beantroortete ſeine Frage mit der Beſchrei- bung, die ich eben gemacht habe.
Das eben, nicht ihren Stand und ihre Lage, war es, was ich wiſſen wollte, erwiderte er.
Mein Name iſt, fuhr ich fort, Gevatter Niklas. Jch bin Schaͤfer, Winzer, Gaͤrtner, Bauer, Moͤnch auf der Probe, Handwerksmann in einer Stadt, ver- heirathet, Hanrey, Schwelger, ehrbarer Mann, Thor, Witzling, Unwiſſender und Philoſoph geweſen; kurz ich bin Schriftſteller. Jch habe eine Menge Werke geſchrieben; die mehreſten ziemlich ſchlecht, aber ich habs gewußt; ich war ſo klug mich deshalb zu ſchaͤmen, und mir ſelbſt nachzuſagen, daß ich ſie blos herausgegeben um zu leben, und meine und mei- ner Frauen Kinder zu ernaͤhren; denn freylich alles das, wofuͤr ich mich angegeben, kann man leicht ſeyn; aber die Kinder haben ſich nicht ſelbſt gemacht, und jemand muß ſie doch ernaͤhren. …
Das wichtigſte von meinen Werken iſt der Ge- vatter Niklas, naͤmlich meine eigene Lebensbeſchrei- bung. Jch zergliedere darinn das menſchliche Herz, und ich hoffe, daß dieß auf meine K[oſten] geſchriebe- ne Buch, auch das nuͤtzlichſte unter allen Buͤchern ſeyn ſoll, weil ich mich darinne ganz ohne Ruͤckſicht zerlege, und wie ein neuer Kurtius zum Beſten mei-
ner
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ich noch einige gute Eigenſchaften beſitze, deren ich
nicht erwaͤhnt habe, ſo ſchenkt’ er mir ſeine Freund-
ſchaft. Dies geſchah ohngefaͤhr am Abend des vier-
ten Tages.
Wer ſind ſie? fragt’ er endlich.
Jch beantroortete ſeine Frage mit der Beſchrei-
bung, die ich eben gemacht habe.
Das eben, nicht ihren Stand und ihre Lage, war
es, was ich wiſſen wollte, erwiderte er.
Mein Name iſt, fuhr ich fort, Gevatter Niklas.
Jch bin Schaͤfer, Winzer, Gaͤrtner, Bauer, Moͤnch
auf der Probe, Handwerksmann in einer Stadt, ver-
heirathet, Hanrey, Schwelger, ehrbarer Mann,
Thor, Witzling, Unwiſſender und Philoſoph geweſen;
kurz ich bin Schriftſteller. Jch habe eine Menge
Werke geſchrieben; die mehreſten ziemlich ſchlecht,
aber ich habs gewußt; ich war ſo klug mich deshalb
zu ſchaͤmen, und mir ſelbſt nachzuſagen, daß ich ſie
blos herausgegeben um zu leben, und meine und mei-
ner Frauen Kinder zu ernaͤhren; denn freylich alles
das, wofuͤr ich mich angegeben, kann man leicht
ſeyn; aber die Kinder haben ſich nicht ſelbſt gemacht,
und jemand muß ſie doch ernaͤhren. …
Das wichtigſte von meinen Werken iſt der Ge-
vatter Niklas, naͤmlich meine eigene Lebensbeſchrei-
bung. Jch zergliedere darinn das menſchliche Herz,
und ich hoffe, daß dieß auf meine Koſten geſchriebe-
ne Buch, auch das nuͤtzlichſte unter allen Buͤchern
ſeyn ſoll, weil ich mich darinne ganz ohne Ruͤckſicht
zerlege, und wie ein neuer Kurtius zum Beſten mei-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/12>, abgerufen am 16.07.2024.
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