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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Antwort. Die Philosophi nennen die jenigen Nacht-Lichter/ so die Wanders-Leute pflegen zu verleiten/ Ignes Fatuos närrische Feld-Facklen/ weilen sie die närrischen Menschen / so ihnen bey nächtlicher Weile folgen/ auf gähe Felsen/ oder in einen sumpfigen Schlam und Irrweg abzuführen pflegen. Wann ihr nun mit einer solchen Feld-Fackel/ so ihr auf die Römische Felsen aufsteckt/ eure päbstische Kirche vergleichen wollet/ habt ihr die Warheit getroffen: Im übrigen sagen wir mit dem David: Dein Wort ist meiner Füssen Leuchte / und ein Licht auf meinem Wege Ps. 119. v. 105. und lassen das päbstische Fackel-Werck fahren.

VIII. Spricht doch S. Paulus 2. Cor. 3. v. 6. Der Buchstabe tödtet: aber der Geist macht lebendig: Derowegen muß man nicht sehen auf das Wort Gottes/ so in die Feder verfasset / und geschrieben: sondern auf das innerliche Wort oder die Schrifft des Heil. Geistes / welche in das Hertze der Kirchen verfasset und geschrieben ist.

Antwort. Paulus redet daselbsten nicht von irrgend einer äusserlichen oder innerlichen Schrift/ was eine vor der andern für einen Vorzug/ oder Ansehen habe: sondern er redet nur bloß von dem Unterscheid des Gesetzes/ und des Evangelii/ wie solches die vorhergehende Wort klärlich ausweisen: dann kurtz zuvor spricht St. Paulus: GOtt hat uns tüchtig gemacht das Ampt zu führen des neuen Testaments/ nicht des Buchstabens/ sondern des Geistes: da er dann das Gesetz nennet einen Buchstaben/ so datödtet/ dieweil nemlich niemand durch das Gesetz gerecht und selig werde/ als welches da vielmehr wegen der Unmöglichkeit/ daß es vollkommen gehalten werde/ verdammet und geistlich tödtet. Das Evangelium aber nennet er den Geist/ daher/ dieweilen das Evangelium/ wans durch den Glauben angenommen wird/ den H. Geist mittheilet/ welcher die Hertzen lebendig macht / erneuert/ und zu guten Wercken beweget und anweiset/ und die Unmöglichkeit der vollkommenen Haltung des Gesetzes durch die ergriffene Gerechtigkeit Christi ersetzet. Ziehen also die Papisten/ aus lauter gesuchten Muhtwillen/ die Wort Pauli in einen frömbden Verstand. Im übrigen/ auf den Geist des Pabstes und seines Anhangs sich bezihen / ist gefährlich: sintemal auch Sedechias der falsche Prophet 3. Reg. 22. sich rühmte / daß er den H. Geist hätte/ und wäre derselbige nie von ihm abgewichen: Ja der böse Geist bekennet selbst in obgezogenem Ort: Ich will hin aus gehen und will ein Lügen-Geist seyen in dem Munde aller Propheten des Königs Achab: So kan auch das gewaltige Pochen auf den Geist GOttes der päbstischen Kirchen nichts fruchten: sondern bloß das beschreibene Wort GOttes ist unsere Richtschnur/ und gewisser Wegweiser zum Himmel.

IX. Es hat doch GOtt verheissen, Ich will mein Gesetz in ihr Hertz geben und in ihren Sinn schreiben Jer. 31. v. 33. Drum so muß man nicht aus dem äusserlichen/ sondern aus dem innerlichen Wort GOttes/ so in das Hertz des Pabstes/ und seiner Kirchen geschrieben ist/ den Willen GOttes erkündigen.

Antwort. Die rechte Auslegung dieses Spruchs findet man in der Epistel zun Hebreern cap. 8. v. 10. dann daselbst legt der Apostel den angezogenen Spruch und die Verheissung GOttes also aus/ daß er gegen einander hält den wiedersinnigen unwilligen Gehorsam gegen das Mosaische Gesetz im alten Testa-

Antwort. Die Philosophi nennen die jenigen Nacht-Lichter/ so die Wanders-Leute pflegen zu verleiten/ Ignes Fatuos närrische Feld-Facklen/ weilen sie die närrischen Menschen / so ihnen bey nächtlicher Weile folgen/ auf gähe Felsen/ oder in einen sumpfigen Schlam und Irrweg abzuführen pflegen. Wann ihr nun mit einer solchen Feld-Fackel/ so ihr auf die Römische Felsen aufsteckt/ eure päbstische Kirche vergleichen wollet/ habt ihr die Warheit getroffen: Im übrigen sagen wir mit dem David: Dein Wort ist meiner Füssen Leuchte / und ein Licht auf meinem Wege Ps. 119. v. 105. und lassen das päbstische Fackel-Werck fahren.

VIII. Spricht doch S. Paulus 2. Cor. 3. v. 6. Der Buchstabe tödtet: aber der Geist macht lebendig: Derowegen muß man nicht sehen auf das Wort Gottes/ so in die Feder verfasset / und geschrieben: sondern auf das innerliche Wort oder die Schrifft des Heil. Geistes / welche in das Hertze der Kirchen verfasset und geschrieben ist.

Antwort. Paulus redet daselbsten nicht von irrgend einer äusserlichen oder innerlichen Schrift/ was eine vor der andern für einen Vorzug/ oder Ansehen habe: sondern er redet nur bloß von dem Unterscheid des Gesetzes/ und des Evangelii/ wie solches die vorhergehende Wort klärlich ausweisen: dann kurtz zuvor spricht St. Paulus: GOtt hat uns tüchtig gemacht das Ampt zu führen des neuen Testaments/ nicht des Buchstabens/ sondern des Geistes: da er dann das Gesetz nennet einen Buchstaben/ so datödtet/ dieweil nemlich niemand durch das Gesetz gerecht und selig werde/ als welches da vielmehr wegen der Unmöglichkeit/ daß es vollkommen gehalten werde/ verdammet und geistlich tödtet. Das Evangelium aber nennet er den Geist/ daher/ dieweilen das Evangelium/ wans durch den Glauben angenommen wird/ den H. Geist mittheilet/ welcher die Hertzen lebendig macht / erneuert/ und zu guten Wercken beweget und anweiset/ und die Unmöglichkeit der vollkommenen Haltung des Gesetzes durch die ergriffene Gerechtigkeit Christi ersetzet. Ziehen also die Papisten/ aus lauter gesuchten Muhtwillen/ die Wort Pauli in einen frömbden Verstand. Im übrigen/ auf den Geist des Pabstes und seines Anhangs sich bezihen / ist gefährlich: sintemal auch Sedechias der falsche Prophet 3. Reg. 22. sich rühmte / daß er den H. Geist hätte/ und wäre derselbige nie von ihm abgewichen: Ja der böse Geist bekennet selbst in obgezogenem Ort: Ich will hin aus gehen und will ein Lügen-Geist seyen in dem Munde aller Propheten des Königs Achab: So kan auch das gewaltige Pochen auf den Geist GOttes der päbstischen Kirchen nichts fruchten: sondern bloß das beschreibene Wort GOttes ist unsere Richtschnur/ und gewisser Wegweiser zum Himmel.

IX. Es hat doch GOtt verheissen, Ich will mein Gesetz in ihr Hertz geben und in ihren Sinn schreiben Jer. 31. v. 33. Drum so muß man nicht aus dem äusserlichen/ sondern aus dem innerlichen Wort GOttes/ so in das Hertz des Pabstes/ und seiner Kirchen geschrieben ist/ den Willen GOttes erkündigen.

Antwort. Die rechte Auslegung dieses Spruchs findet man in der Epistel zun Hebreern cap. 8. v. 10. dann daselbst legt der Apostel den angezogenen Spruch und die Verheissung GOttes also aus/ daß er gegen einander hält den wiedersinnigen unwilligen Gehorsam gegen das Mosaische Gesetz im alten Testa-

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        <p>Antwort. Paulus redet daselbsten nicht von irrgend einer äusserlichen oder innerlichen            Schrift/ was eine vor der andern für einen Vorzug/ oder Ansehen habe: sondern er redet            nur bloß von dem Unterscheid des Gesetzes/ und des Evangelii/ wie solches die            vorhergehende Wort klärlich ausweisen: dann kurtz zuvor spricht St. Paulus: GOtt hat uns            tüchtig gemacht das Ampt zu führen des neuen Testaments/ nicht des Buchstabens/ sondern            des Geistes: da er dann das Gesetz nennet einen Buchstaben/ so datödtet/ dieweil nemlich            niemand durch das Gesetz gerecht und selig werde/ als welches da vielmehr wegen der            Unmöglichkeit/ daß es vollkommen gehalten werde/ verdammet und geistlich tödtet. Das            Evangelium aber nennet er den Geist/ daher/ dieweilen das Evangelium/ wans durch den            Glauben angenommen wird/ den H. Geist mittheilet/ welcher die Hertzen lebendig macht /            erneuert/ und zu guten Wercken beweget und anweiset/ und die Unmöglichkeit der            vollkommenen Haltung des Gesetzes durch die ergriffene Gerechtigkeit Christi ersetzet.            Ziehen also die Papisten/ aus lauter gesuchten Muhtwillen/ die Wort Pauli in einen            frömbden Verstand. Im übrigen/ auf den Geist des Pabstes und seines Anhangs sich bezihen           / ist gefährlich: sintemal auch Sedechias der falsche Prophet 3. Reg. 22. sich rühmte /            daß er den H. Geist hätte/ und wäre derselbige nie von ihm abgewichen: Ja der böse Geist            bekennet selbst in obgezogenem Ort: Ich will hin aus gehen und will ein Lügen-Geist seyen            in dem Munde aller Propheten des Königs Achab: So kan auch das gewaltige Pochen auf den            Geist GOttes der päbstischen Kirchen nichts fruchten: sondern bloß das beschreibene Wort            GOttes ist unsere Richtschnur/ und gewisser Wegweiser zum Himmel.</p>
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        <p>Antwort. Die rechte Auslegung dieses Spruchs findet man in der Epistel zun Hebreern cap.            8. v. 10. dann daselbst legt der Apostel den angezogenen Spruch und die Verheissung GOttes            also aus/ daß er gegen einander hält den wiedersinnigen unwilligen Gehorsam gegen das            Mosaische Gesetz im alten Testa-
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[60/0080] Antwort. Die Philosophi nennen die jenigen Nacht-Lichter/ so die Wanders-Leute pflegen zu verleiten/ Ignes Fatuos närrische Feld-Facklen/ weilen sie die närrischen Menschen / so ihnen bey nächtlicher Weile folgen/ auf gähe Felsen/ oder in einen sumpfigen Schlam und Irrweg abzuführen pflegen. Wann ihr nun mit einer solchen Feld-Fackel/ so ihr auf die Römische Felsen aufsteckt/ eure päbstische Kirche vergleichen wollet/ habt ihr die Warheit getroffen: Im übrigen sagen wir mit dem David: Dein Wort ist meiner Füssen Leuchte / und ein Licht auf meinem Wege Ps. 119. v. 105. und lassen das päbstische Fackel-Werck fahren. VIII. Spricht doch S. Paulus 2. Cor. 3. v. 6. Der Buchstabe tödtet: aber der Geist macht lebendig: Derowegen muß man nicht sehen auf das Wort Gottes/ so in die Feder verfasset / und geschrieben: sondern auf das innerliche Wort oder die Schrifft des Heil. Geistes / welche in das Hertze der Kirchen verfasset und geschrieben ist. Antwort. Paulus redet daselbsten nicht von irrgend einer äusserlichen oder innerlichen Schrift/ was eine vor der andern für einen Vorzug/ oder Ansehen habe: sondern er redet nur bloß von dem Unterscheid des Gesetzes/ und des Evangelii/ wie solches die vorhergehende Wort klärlich ausweisen: dann kurtz zuvor spricht St. Paulus: GOtt hat uns tüchtig gemacht das Ampt zu führen des neuen Testaments/ nicht des Buchstabens/ sondern des Geistes: da er dann das Gesetz nennet einen Buchstaben/ so datödtet/ dieweil nemlich niemand durch das Gesetz gerecht und selig werde/ als welches da vielmehr wegen der Unmöglichkeit/ daß es vollkommen gehalten werde/ verdammet und geistlich tödtet. Das Evangelium aber nennet er den Geist/ daher/ dieweilen das Evangelium/ wans durch den Glauben angenommen wird/ den H. Geist mittheilet/ welcher die Hertzen lebendig macht / erneuert/ und zu guten Wercken beweget und anweiset/ und die Unmöglichkeit der vollkommenen Haltung des Gesetzes durch die ergriffene Gerechtigkeit Christi ersetzet. Ziehen also die Papisten/ aus lauter gesuchten Muhtwillen/ die Wort Pauli in einen frömbden Verstand. Im übrigen/ auf den Geist des Pabstes und seines Anhangs sich bezihen / ist gefährlich: sintemal auch Sedechias der falsche Prophet 3. Reg. 22. sich rühmte / daß er den H. Geist hätte/ und wäre derselbige nie von ihm abgewichen: Ja der böse Geist bekennet selbst in obgezogenem Ort: Ich will hin aus gehen und will ein Lügen-Geist seyen in dem Munde aller Propheten des Königs Achab: So kan auch das gewaltige Pochen auf den Geist GOttes der päbstischen Kirchen nichts fruchten: sondern bloß das beschreibene Wort GOttes ist unsere Richtschnur/ und gewisser Wegweiser zum Himmel. IX. Es hat doch GOtt verheissen, Ich will mein Gesetz in ihr Hertz geben und in ihren Sinn schreiben Jer. 31. v. 33. Drum so muß man nicht aus dem äusserlichen/ sondern aus dem innerlichen Wort GOttes/ so in das Hertz des Pabstes/ und seiner Kirchen geschrieben ist/ den Willen GOttes erkündigen. Antwort. Die rechte Auslegung dieses Spruchs findet man in der Epistel zun Hebreern cap. 8. v. 10. dann daselbst legt der Apostel den angezogenen Spruch und die Verheissung GOttes also aus/ daß er gegen einander hält den wiedersinnigen unwilligen Gehorsam gegen das Mosaische Gesetz im alten Testa-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/80>, abgerufen am 27.11.2024.