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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Wandel/ und erqvicket die Seele: das Gezeugniß des HErren ist gewiß/ und macht die Albernen weise: die Befehl des HErrn seynd richtig / und erfreuen das Hertz: die Gebot des HERRN seynd lauter/ und erleuchten die Augen. Ps. 19. v. 8. Dieses könte ja freylich die Heil. Schrift nicht wircken/ wann sie dunckel und unverständlich wäre.

Zweytens spricht David: Dein Wort ist meines Fusses Leuchte/ und ein Licht auf meinem Wege. Ps. 119. v. 105.

Drittens: St. Petrus spricht: Wir haben ein festes Prophetisch Wort/ und ihr thut wohl / daß ihr darauf achtet/ als aus ein Licht/ das da scheinet in einem duncklen Ort. 2. Petr. I. v. 19.

Viertens: So ist ja die Bibel zu dem Ende geschrieben/ daß GOtt dardurch den schwachen und unverständigen Menschen seinen heiligen Willen offenbahrte/ wie man ihn ehren / fürchten/ im Glauben und gottseeligen Leben wandeln/ und die Seeligkeit erlangen solle. Wann diß der treumeynende GOtt nicht klärlich und verständlich gethan hätte/ würde er ja nur mit den armen Menschen das Gespött treiben/ ja grausamst als ein Wüterich mit dem Menschen verfahren/ wann er selbigen wegen Verabsäumung seines Göttlichen Willens ewig verdammen wolte/ und dannoch selbigen seinen Willen nur mit verdunckelten/ und dem menschlichen Verstand verborgenen Worten vielmehr verschattet/ als entdecket hätte.

Fünfftens: so hat ja die Göttliche Majestät ihre Redens-Art so deutlich und einfältig zu der menschlichen Blödigkeit und Schwachheit beqvemet/ daß die hohen Geheimnissen gantz verständlich unter der Gleichniß vom Ackerbau/ von Bauung der Häuser/ vom Weinberg/ von Fischerey sc. werden fülgetragen/ daß sie auch den Verstand/ und Begriff eines schlechten Bauersmanns nicht übersteigen.

Einrede der Papisten.

I. Viele Sprüche in der Heil. Schrifft seynd dunckel/ und unverständlich: ergo, so ist die Heil. Schrifft unverständlich.

Antwort. Die Schwärigkeit und Tunckelheit etlicher Orten/ absonderlich in denen noch nicht erfülleten Prophezeyungen hindern nicht an der Seeligkeit: sonsten glengen die Pfaffen im Pabstthum mit ihren Päbsten/ so die dunckeln Geheimnissen der Schrift am wenigsten fassen/ und sich gar nichts darum bekümmern/ augenscheinlich in die ewige Verdammniß. Wiederum/ ob gleich etliche Sprüche der Heil. Schrift dunckel und unverständlich wären/ so kan man doch hieraus nicht erzwingen/ daß darum die gantze Schrift dunckel seye. Zu dem/ so seynd solche Sprüch nicht dunckel noch unverständlich an sich selbst: sondern daß sie dunckel und unverständlich seyen/ dessen Ursach ist die Decke/ welche vor der ungläubigen Menschen Hertzen hanget/ deren Sinne verstockt seyn / 2. Cor. 3. v. 15. Wovon auch St. Paulus spricht: 2. Cor. 4. v. 3. Ist nun unser Evangelium verdecket/ so ists in denen/ die verlohren werden/ verdecket/ in welchen der GOtt dieser Welt verblendet hat der ungläubigen

Wandel/ und erqvicket die Seele: das Gezeugniß des HErren ist gewiß/ und macht die Albernen weise: die Befehl des HErrn seynd richtig / und erfreuen das Hertz: die Gebot des HERRN seynd lauter/ und erleuchten die Augen. Ps. 19. v. 8. Dieses könte ja freylich die Heil. Schrift nicht wircken/ wann sie dunckel und unverständlich wäre.

Zweytens spricht David: Dein Wort ist meines Fusses Leuchte/ und ein Licht auf meinem Wege. Ps. 119. v. 105.

Drittens: St. Petrus spricht: Wir haben ein festes Prophetisch Wort/ und ihr thut wohl / daß ihr darauf achtet/ als aus ein Licht/ das da scheinet in einem duncklen Ort. 2. Petr. I. v. 19.

Viertens: So ist ja die Bibel zu dem Ende geschrieben/ daß GOtt dardurch den schwachen und unverständigen Menschen seinen heiligen Willen offenbahrte/ wie man ihn ehren / fürchten/ im Glauben und gottseeligen Leben wandeln/ und die Seeligkeit erlangen solle. Wann diß der treumeynende GOtt nicht klärlich und verständlich gethan hätte/ würde er ja nur mit den armen Menschen das Gespött treiben/ ja grausamst als ein Wüterich mit dem Menschen verfahren/ wann er selbigen wegen Verabsäumung seines Göttlichen Willens ewig verdammen wolte/ und dannoch selbigen seinen Willen nur mit verdunckelten/ und dem menschlichen Verstand verborgenen Worten vielmehr verschattet/ als entdecket hätte.

Fünfftens: so hat ja die Göttliche Majestät ihre Redens-Art so deutlich und einfältig zu der menschlichen Blödigkeit und Schwachheit beqvemet/ daß die hohen Geheimnissen gantz verständlich unter der Gleichniß vom Ackerbau/ von Bauung der Häuser/ vom Weinberg/ von Fischerey sc. werden fülgetragen/ daß sie auch den Verstand/ und Begriff eines schlechten Bauersmanns nicht übersteigen.

Einrede der Papisten.

I. Viele Sprüche in der Heil. Schrifft seynd dunckel/ und unverständlich: ergò, so ist die Heil. Schrifft unverständlich.

Antwort. Die Schwärigkeit und Tunckelheit etlicher Orten/ absonderlich in denen noch nicht erfülleten Prophezeyungen hindern nicht an der Seeligkeit: sonsten glengen die Pfaffen im Pabstthum mit ihren Päbsten/ so die dunckeln Geheimnissen der Schrift am wenigsten fassen/ und sich gar nichts darum bekümmern/ augenscheinlich in die ewige Verdammniß. Wiederum/ ob gleich etliche Sprüche der Heil. Schrift dunckel und unverständlich wären/ so kan man doch hieraus nicht erzwingen/ daß darum die gantze Schrift dunckel seye. Zu dem/ so seynd solche Sprüch nicht dunckel noch unverständlich an sich selbst: sondern daß sie dunckel und unverständlich seyen/ dessen Ursach ist die Decke/ welche vor der ungläubigen Menschen Hertzen hanget/ deren Sinne verstockt seyn / 2. Cor. 3. v. 15. Wovon auch St. Paulus spricht: 2. Cor. 4. v. 3. Ist nun unser Evangelium verdecket/ so ists in denen/ die verlohren werden/ verdecket/ in welchen der GOtt dieser Welt verblendet hat der ungläubigen

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        <p>Zweytens spricht David: Dein Wort ist meines Fusses Leuchte/ und ein Licht auf meinem            Wege. Ps. 119. v. 105.</p>
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        <p>Fünfftens: so hat ja die Göttliche Majestät ihre Redens-Art so deutlich und einfältig zu            der menschlichen Blödigkeit und Schwachheit beqvemet/ daß die hohen Geheimnissen gantz            verständlich unter der Gleichniß vom Ackerbau/ von Bauung der Häuser/ vom Weinberg/ von            Fischerey sc. werden fülgetragen/ daß sie auch den Verstand/ und Begriff eines            schlechten Bauersmanns nicht übersteigen.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Viele Sprüche in der Heil. Schrifft seynd dunckel/ und unverständlich: ergò, so ist            die Heil. Schrifft unverständlich.</p>
        <p>Antwort. Die Schwärigkeit und Tunckelheit etlicher Orten/ absonderlich in denen noch            nicht erfülleten Prophezeyungen hindern nicht an der Seeligkeit: sonsten glengen die            Pfaffen im Pabstthum mit ihren Päbsten/ so die dunckeln Geheimnissen der Schrift am            wenigsten fassen/ und sich gar nichts darum bekümmern/ augenscheinlich in die ewige            Verdammniß. Wiederum/ ob gleich etliche Sprüche der Heil. Schrift dunckel und            unverständlich wären/ so kan man doch hieraus nicht erzwingen/ daß darum die gantze            Schrift dunckel seye. Zu dem/ so seynd solche Sprüch nicht dunckel noch unverständlich an            sich selbst: sondern daß sie dunckel und unverständlich seyen/ dessen Ursach ist die            Decke/ welche vor der ungläubigen Menschen Hertzen hanget/ deren Sinne verstockt seyn /            2. Cor. 3. v. 15. Wovon auch St. Paulus spricht: 2. Cor. 4. v. 3. Ist nun unser Evangelium            verdecket/ so ists in denen/ die verlohren werden/ verdecket/ in welchen der GOtt            dieser Welt verblendet hat der ungläubigen
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[45/0065] Wandel/ und erqvicket die Seele: das Gezeugniß des HErren ist gewiß/ und macht die Albernen weise: die Befehl des HErrn seynd richtig / und erfreuen das Hertz: die Gebot des HERRN seynd lauter/ und erleuchten die Augen. Ps. 19. v. 8. Dieses könte ja freylich die Heil. Schrift nicht wircken/ wann sie dunckel und unverständlich wäre. Zweytens spricht David: Dein Wort ist meines Fusses Leuchte/ und ein Licht auf meinem Wege. Ps. 119. v. 105. Drittens: St. Petrus spricht: Wir haben ein festes Prophetisch Wort/ und ihr thut wohl / daß ihr darauf achtet/ als aus ein Licht/ das da scheinet in einem duncklen Ort. 2. Petr. I. v. 19. Viertens: So ist ja die Bibel zu dem Ende geschrieben/ daß GOtt dardurch den schwachen und unverständigen Menschen seinen heiligen Willen offenbahrte/ wie man ihn ehren / fürchten/ im Glauben und gottseeligen Leben wandeln/ und die Seeligkeit erlangen solle. Wann diß der treumeynende GOtt nicht klärlich und verständlich gethan hätte/ würde er ja nur mit den armen Menschen das Gespött treiben/ ja grausamst als ein Wüterich mit dem Menschen verfahren/ wann er selbigen wegen Verabsäumung seines Göttlichen Willens ewig verdammen wolte/ und dannoch selbigen seinen Willen nur mit verdunckelten/ und dem menschlichen Verstand verborgenen Worten vielmehr verschattet/ als entdecket hätte. Fünfftens: so hat ja die Göttliche Majestät ihre Redens-Art so deutlich und einfältig zu der menschlichen Blödigkeit und Schwachheit beqvemet/ daß die hohen Geheimnissen gantz verständlich unter der Gleichniß vom Ackerbau/ von Bauung der Häuser/ vom Weinberg/ von Fischerey sc. werden fülgetragen/ daß sie auch den Verstand/ und Begriff eines schlechten Bauersmanns nicht übersteigen. Einrede der Papisten. I. Viele Sprüche in der Heil. Schrifft seynd dunckel/ und unverständlich: ergò, so ist die Heil. Schrifft unverständlich. Antwort. Die Schwärigkeit und Tunckelheit etlicher Orten/ absonderlich in denen noch nicht erfülleten Prophezeyungen hindern nicht an der Seeligkeit: sonsten glengen die Pfaffen im Pabstthum mit ihren Päbsten/ so die dunckeln Geheimnissen der Schrift am wenigsten fassen/ und sich gar nichts darum bekümmern/ augenscheinlich in die ewige Verdammniß. Wiederum/ ob gleich etliche Sprüche der Heil. Schrift dunckel und unverständlich wären/ so kan man doch hieraus nicht erzwingen/ daß darum die gantze Schrift dunckel seye. Zu dem/ so seynd solche Sprüch nicht dunckel noch unverständlich an sich selbst: sondern daß sie dunckel und unverständlich seyen/ dessen Ursach ist die Decke/ welche vor der ungläubigen Menschen Hertzen hanget/ deren Sinne verstockt seyn / 2. Cor. 3. v. 15. Wovon auch St. Paulus spricht: 2. Cor. 4. v. 3. Ist nun unser Evangelium verdecket/ so ists in denen/ die verlohren werden/ verdecket/ in welchen der GOtt dieser Welt verblendet hat der ungläubigen

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/65>, abgerufen am 19.05.2024.