Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.c. 15. ad 4. das Wesen des Meß-Opffers stellen nicht nur in der Wandlung und Niessung/ sondern darnebst in der Brechung der gestalten des Brodts: oder ob er zur Parthey derjenige schreiten wolle/ so bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. nebst allem diesen auch zur essentz des Meß-Opffers erfordern die mündliche Aufopferung des Priesters. Es könte auch ein solcher/ der Papistisch werden wolte/ nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu den Papisten nach Löven in Brabant/ welche mit dem Cardinal Pallavicino und Jansenisten/ lehren/ in der Ohren-Beichte sey zur Vergebung der Sünden nohtwendig eine contritio, oder vollkommene Bereuung der Sünden aus Liebe zu GOtt: oder ob er sich kehren wolle zu denen/ so mit den Jesuiten behaupten wollen/ es seye zur Ohren-Beicht und Erlassung der Sünden gnug eine attritio, oder unvollkommene Reu aus Forcht der Höllen. Wiedrum es könte ein solcher nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu denen/ welche mit Suarez, Vasquez, Cöninc, Lugo d. 17. Sect. 3. lehren/ es solle einem Sterbenden/ der zuvor ein frommes Leben geführet hat/ im Todt-Bett vom Priester die absolution gesprochen werden/ wan er schon kein Zeichen der Reue über seine Sünde gegeben hätte: oder ob ers halten wolle mit denen/ welche mit Tamburino de exped. Confes. lib. 2. c. 10. solches nicht zugeben wollen: und folgens/ wann einer Papistisch werden wolte/ könte er nicht wissen/ welcher Partey er anhangen/ und im Todt-Bette seine Seele sicher anvertrauen könte. Weilen aber alle rechtschaffene Lutheraner in ihren Haupt-Punckten einstimmig seyn/ und einmühtig glauben/ ein wahrer Christ müsse seine Sünde bereuen/ fromm leben/ die Gebot GOttes nach Möglichkeit halten/ gute Wercke üben ohne Verdienst der Wercken/ die von Christo eingesetzte Sacramenten recht gebrauchen / seine Seeligkeit durch den Glauben/ das ist: durch das Vertrauen auf das Verdienst Christi allein suchen: so wende einer sich zu welcherley Lutheranern er wolle/ er wird nicht irrgehen können. Solte er aber sehen/ daß hier oder dort in Auslegung eines zur Seeligkeit nicht nöhtigen Spruchs bey den Lutheraneren unterschiedliche Meinungen geheget würden/ so wird solches ihn zur Seeligkeit eben so wenig hinderen/ als es/ nach Lehr der Papisten/ zur Seeligkeit hinderlich ist/ wan etliche im Pabstthum mit den Jesuiten und Franciscaneren aus den Worten des Hohen Liedes Salomonis c. 4. v. 7. Du bist gantz schöne meine Freundin/ und ist kein Flecken an dir/ behaubten wollen/ die Jungfrau Maria seye ohne Erbsünde empfangen: andere aber mit den Dominicaneren solches nicht zugeben wollen. Zwey und zwantzigste Papistische Ursache Weilen die Lutheraner vorgeben/ die Kirche Christi habe in Glaubens-Sachen den Irrweg genommen/ und könne noch heutiges oder morgendes Tages irren. Gesetzt nun/ daß sich jemand zum Lutherthum bequehmen wolte/ und daß auch dieses die Kirche Christi wäre; so ist er doch ungewiß/ ob er nicht auf dem Holtzweeg stehe/ und also den Weeg zum Himmel verfehlet habe. Zwey und zwantzigste Lutherische Gegen-Ursache Es kan zwar die gantze allgemeine Kirche/ gemäß der Verheissung Christi Matth. 16. v. 18. in Glaubens Sachen nicht irren/ indem Christus ohne Zweiffel unter der grossen Menge derer/ so sich Christen nennen/ etliche Rechtglaubige/ und seine so theur erworbene Braut biß ans Ende der Welt erhalten wird; dannoch kan eine jede particuliere Kirche (dergleichen auch die Römische ist) in Glaubens Sachen irr gehen/ wie zu sehen ist I. Cor. 15. v. 12. Gal. 3. v. I. in der Offenb. c. 15. ad 4. das Wesen des Meß-Opffers stellen nicht nur in der Wandlung und Niessung/ sondern darnebst in der Brechung der gestalten des Brodts: oder ob er zur Parthey derjenige schreiten wolle/ so bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. nebst allem diesen auch zur essentz des Meß-Opffers erfordern die mündliche Aufopferung des Priesters. Es könte auch ein solcher/ der Papistisch werden wolte/ nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu den Papisten nach Löven in Brabant/ welche mit dem Cardinal Pallavicino und Jansenisten/ lehren/ in der Ohren-Beichte sey zur Vergebung der Sünden nohtwendig eine contritio, oder vollkommene Bereuung der Sünden aus Liebe zu GOtt: oder ob er sich kehren wolle zu denen/ so mit den Jesuiten behaupten wollen/ es seye zur Ohren-Beicht und Erlassung der Sünden gnug eine attritio, oder unvollkommene Reu aus Forcht der Höllen. Wiedrum es könte ein solcher nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu denen/ welche mit Suarez, Vasquez, Cöninc, Lugo d. 17. Sect. 3. lehren/ es solle einem Sterbenden/ der zuvor ein frommes Leben geführet hat/ im Todt-Bett vom Priester die absolution gesprochen werden/ wan er schon kein Zeichen der Reue über seine Sünde gegeben hätte: oder ob ers halten wolle mit denen/ welche mit Tamburino de exped. Confes. lib. 2. c. 10. solches nicht zugeben wollen: und folgens/ wann einer Papistisch werden wolte/ könte er nicht wissen/ welcher Partey er anhangen/ und im Todt-Bette seine Seele sicher anvertrauen könte. Weilen aber alle rechtschaffene Lutheraner in ihren Haupt-Punckten einstimmig seyn/ und einmühtig glauben/ ein wahrer Christ müsse seine Sünde bereuen/ fromm leben/ die Gebot GOttes nach Möglichkeit halten/ gute Wercke üben ohne Verdienst der Wercken/ die von Christo eingesetzte Sacramenten recht gebrauchen / seine Seeligkeit durch den Glauben/ das ist: durch das Vertrauen auf das Verdienst Christi allein suchen: so wende einer sich zu welcherley Lutheranern er wolle/ er wird nicht irrgehen können. Solte er aber sehen/ daß hier oder dort in Auslegung eines zur Seeligkeit nicht nöhtigen Spruchs bey den Lutheraneren unterschiedliche Meinungen geheget würden/ so wird solches ihn zur Seeligkeit eben so wenig hinderen/ als es/ nach Lehr der Papisten/ zur Seeligkeit hinderlich ist/ wan etliche im Pabstthum mit den Jesuiten und Franciscaneren aus den Worten des Hohen Liedes Salomonis c. 4. v. 7. Du bist gantz schöne meine Freundin/ und ist kein Flecken an dir/ behaubten wollen/ die Jungfrau Maria seye ohne Erbsünde empfangen: andere aber mit den Dominicaneren solches nicht zugeben wollen. Zwey und zwantzigste Papistische Ursache Weilen die Lutheraner vorgeben/ die Kirche Christi habe in Glaubens-Sachen den Irrweg genommen/ und könne noch heutiges oder morgendes Tages irren. Gesetzt nun/ daß sich jemand zum Lutherthum bequehmen wolte/ und daß auch dieses die Kirche Christi wäre; so ist er doch ungewiß/ ob er nicht auf dem Holtzweeg stehe/ und also den Weeg zum Himmel verfehlet habe. Zwey und zwantzigste Lutherische Gegen-Ursache Es kan zwar die gantze allgemeine Kirche/ gemäß der Verheissung Christi Matth. 16. v. 18. in Glaubens Sachen nicht irren/ indem Christus ohne Zweiffel unter der grossen Menge derer/ so sich Christen nennen/ etliche Rechtglaubige/ und seine so theur erworbene Braut biß ans Ende der Welt erhalten wird; dannoch kan eine jede particuliere Kirche (dergleichen auch die Römische ist) in Glaubens Sachen irr gehen/ wie zu sehen ist I. Cor. 15. v. 12. Gal. 3. v. I. in der Offenb. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0603" n="15"/> c. 15. ad 4. das Wesen des Meß-Opffers stellen nicht nur in der Wandlung und Niessung/ sondern darnebst in der Brechung der gestalten des Brodts: oder ob er zur Parthey derjenige schreiten wolle/ so bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. nebst allem diesen auch zur essentz des Meß-Opffers erfordern die mündliche Aufopferung des Priesters. Es könte auch ein solcher/ der Papistisch werden wolte/ nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu den Papisten nach Löven in Brabant/ welche mit dem Cardinal Pallavicino und Jansenisten/ lehren/ in der Ohren-Beichte sey zur Vergebung der Sünden nohtwendig eine contritio, oder vollkommene Bereuung der Sünden aus Liebe zu GOtt: oder ob er sich kehren wolle zu denen/ so mit den Jesuiten behaupten wollen/ es seye zur Ohren-Beicht und Erlassung der Sünden gnug eine attritio, oder unvollkommene Reu aus Forcht der Höllen. Wiedrum es könte ein solcher nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu denen/ welche mit Suarez, Vasquez, Cöninc, Lugo d. 17. Sect. 3. lehren/ es solle einem Sterbenden/ der zuvor ein frommes Leben geführet hat/ im Todt-Bett vom Priester die absolution gesprochen werden/ wan er schon kein Zeichen der Reue über seine Sünde gegeben hätte: oder ob ers halten wolle mit denen/ welche mit Tamburino de exped. Confes. lib. 2. c. 10. solches nicht zugeben wollen: und folgens/ wann einer Papistisch werden wolte/ könte er nicht wissen/ welcher Partey er anhangen/ und im Todt-Bette seine Seele sicher anvertrauen könte. Weilen aber alle rechtschaffene Lutheraner in ihren Haupt-Punckten einstimmig seyn/ und einmühtig glauben/ ein wahrer Christ müsse seine Sünde bereuen/ fromm leben/ die Gebot GOttes nach Möglichkeit halten/ gute Wercke üben ohne Verdienst der Wercken/ die von Christo eingesetzte Sacramenten recht gebrauchen / seine Seeligkeit durch den Glauben/ das ist: durch das Vertrauen auf das Verdienst Christi allein suchen: so wende einer sich zu welcherley Lutheranern er wolle/ er wird nicht irrgehen können. Solte er aber sehen/ daß hier oder dort in Auslegung eines zur Seeligkeit nicht nöhtigen Spruchs bey den Lutheraneren unterschiedliche Meinungen geheget würden/ so wird solches ihn zur Seeligkeit eben so wenig hinderen/ als es/ nach Lehr der Papisten/ zur Seeligkeit hinderlich ist/ wan etliche im Pabstthum mit den Jesuiten und Franciscaneren aus den Worten des Hohen Liedes Salomonis c. 4. v. 7. Du bist gantz schöne meine Freundin/ und ist kein Flecken an dir/ behaubten wollen/ die Jungfrau Maria seye ohne Erbsünde empfangen: andere aber mit den Dominicaneren solches nicht zugeben wollen.</p> <p>Zwey und zwantzigste Papistische Ursache</p> <p>Weilen die Lutheraner vorgeben/ die Kirche Christi habe in Glaubens-Sachen den Irrweg genommen/ und könne noch heutiges oder morgendes Tages irren. Gesetzt nun/ daß sich jemand zum Lutherthum bequehmen wolte/ und daß auch dieses die Kirche Christi wäre; so ist er doch ungewiß/ ob er nicht auf dem Holtzweeg stehe/ und also den Weeg zum Himmel verfehlet habe.</p> <p>Zwey und zwantzigste Lutherische Gegen-Ursache</p> <p>Es kan zwar die gantze allgemeine Kirche/ gemäß der Verheissung Christi Matth. 16. v. 18. in Glaubens Sachen nicht irren/ indem Christus ohne Zweiffel unter der grossen Menge derer/ so sich Christen nennen/ etliche Rechtglaubige/ und seine so theur erworbene Braut biß ans Ende der Welt erhalten wird; dannoch kan eine jede particuliere Kirche (dergleichen auch die Römische ist) in Glaubens Sachen irr gehen/ wie zu sehen ist I. Cor. 15. v. 12. Gal. 3. v. I. in der Offenb. </p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0603]
c. 15. ad 4. das Wesen des Meß-Opffers stellen nicht nur in der Wandlung und Niessung/ sondern darnebst in der Brechung der gestalten des Brodts: oder ob er zur Parthey derjenige schreiten wolle/ so bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. nebst allem diesen auch zur essentz des Meß-Opffers erfordern die mündliche Aufopferung des Priesters. Es könte auch ein solcher/ der Papistisch werden wolte/ nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu den Papisten nach Löven in Brabant/ welche mit dem Cardinal Pallavicino und Jansenisten/ lehren/ in der Ohren-Beichte sey zur Vergebung der Sünden nohtwendig eine contritio, oder vollkommene Bereuung der Sünden aus Liebe zu GOtt: oder ob er sich kehren wolle zu denen/ so mit den Jesuiten behaupten wollen/ es seye zur Ohren-Beicht und Erlassung der Sünden gnug eine attritio, oder unvollkommene Reu aus Forcht der Höllen. Wiedrum es könte ein solcher nicht wissen/ ob er sich schlagen solle zu denen/ welche mit Suarez, Vasquez, Cöninc, Lugo d. 17. Sect. 3. lehren/ es solle einem Sterbenden/ der zuvor ein frommes Leben geführet hat/ im Todt-Bett vom Priester die absolution gesprochen werden/ wan er schon kein Zeichen der Reue über seine Sünde gegeben hätte: oder ob ers halten wolle mit denen/ welche mit Tamburino de exped. Confes. lib. 2. c. 10. solches nicht zugeben wollen: und folgens/ wann einer Papistisch werden wolte/ könte er nicht wissen/ welcher Partey er anhangen/ und im Todt-Bette seine Seele sicher anvertrauen könte. Weilen aber alle rechtschaffene Lutheraner in ihren Haupt-Punckten einstimmig seyn/ und einmühtig glauben/ ein wahrer Christ müsse seine Sünde bereuen/ fromm leben/ die Gebot GOttes nach Möglichkeit halten/ gute Wercke üben ohne Verdienst der Wercken/ die von Christo eingesetzte Sacramenten recht gebrauchen / seine Seeligkeit durch den Glauben/ das ist: durch das Vertrauen auf das Verdienst Christi allein suchen: so wende einer sich zu welcherley Lutheranern er wolle/ er wird nicht irrgehen können. Solte er aber sehen/ daß hier oder dort in Auslegung eines zur Seeligkeit nicht nöhtigen Spruchs bey den Lutheraneren unterschiedliche Meinungen geheget würden/ so wird solches ihn zur Seeligkeit eben so wenig hinderen/ als es/ nach Lehr der Papisten/ zur Seeligkeit hinderlich ist/ wan etliche im Pabstthum mit den Jesuiten und Franciscaneren aus den Worten des Hohen Liedes Salomonis c. 4. v. 7. Du bist gantz schöne meine Freundin/ und ist kein Flecken an dir/ behaubten wollen/ die Jungfrau Maria seye ohne Erbsünde empfangen: andere aber mit den Dominicaneren solches nicht zugeben wollen.
Zwey und zwantzigste Papistische Ursache
Weilen die Lutheraner vorgeben/ die Kirche Christi habe in Glaubens-Sachen den Irrweg genommen/ und könne noch heutiges oder morgendes Tages irren. Gesetzt nun/ daß sich jemand zum Lutherthum bequehmen wolte/ und daß auch dieses die Kirche Christi wäre; so ist er doch ungewiß/ ob er nicht auf dem Holtzweeg stehe/ und also den Weeg zum Himmel verfehlet habe.
Zwey und zwantzigste Lutherische Gegen-Ursache
Es kan zwar die gantze allgemeine Kirche/ gemäß der Verheissung Christi Matth. 16. v. 18. in Glaubens Sachen nicht irren/ indem Christus ohne Zweiffel unter der grossen Menge derer/ so sich Christen nennen/ etliche Rechtglaubige/ und seine so theur erworbene Braut biß ans Ende der Welt erhalten wird; dannoch kan eine jede particuliere Kirche (dergleichen auch die Römische ist) in Glaubens Sachen irr gehen/ wie zu sehen ist I. Cor. 15. v. 12. Gal. 3. v. I. in der Offenb.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/603>, abgerufen am 31.07.2024. |