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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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den ja die Meß-Pfaffen nicht suchen das Fegfeur gäntzlich auszulöschen: Dann dienlicher ist es ihnen/ daß es brenne: Weilen/ wann das Fegfeur dampffet/ dann rauchet auch ihre Küche.

XIII. Wann man schon aus GOttes Wort keinen klaren Beweiß hat des Fegfeurs/ so haben wir dannoch schöne Exempel in unserem Catechismo Historico/ und Speculo Hist. Cathol. verit. welche das Fegfeur klärlich beweisen: Dann/ andere zu geschweigen: Es ware vor vielen Jahren ein verwegener Jüngling/ der hatte nichts guts an sich/ als nur/ daß er der Armen Seelen des Fegfeurs in seinem Gebeht fleißig pflegte zu gedencken. Nun begabs sich / daß dieser Jüngling des Abends einen Galgen vorbey ritte: Alsobald erinnerte er sich seiner guten Gewohnheit/ bettete ein Vater Unser/ und Ave-Maria für den Sünder/ dessen Füß in der Lufft/ die Seele aber im Fegfeur schwebte. Siehe da machet sich alsobald des Verstorbenen Geist mit seinem Leib vom Galgen hinweg/ nahet sich zum Jüngling/ wirfft ihn vom Pferdt/ und setzet sich an dessen Platz in den Sattel/ reitet also fort in einen dicken Wald/ und alsobald hörte man darauff drey Flinten-Schüss: Der Geist aber eilete wieder zurück mit vollem Gallop/ hebte den erschrockenen Jüngling wiedrum aufs Pferdt / mit vermelden/ alle diese drey Schüsse wären auf ihn gemeint gewesen von den Strauch-Mörderen: Weilen er aber vor seine (des Diebes am Galgen) Seele gebeten/ und selbige aus dem Fegfeur erlöset/ so hätte er seine (des Jünglings) Gestalt angenommen / und zur Danckbarkeit die Kuglen an seiner Statt ausgehalten. Hiermit fuhre des Verstorbenen Geist mit seinem Leib wiedrum an den Galgen/ die Seelen aber zum Himmel / und der Jüngling in seiner Andacht gegen die Seelen im Fegfeur gestärcket ritte unbeschädigt nach Hauß. Wer wolte ietz läugnen daß ein Fegfeur seye/ da es mit so wunderbarlichen Exempeln wird bekräfftiget?

Antwort. Weilen diese drey Schüsse geschehen seyn vor langen Jahren/ bevor das Schieß-Pulver und die Flinten seynd im Gebrauch gewesen/ so hat derjenige/ so diese Fabel vom Diebe ersunnen hat/ an den Galgen hinein gelogen.

XIV. Bezeuget doch P. Lohner in Biblioth. daß für den Engelländischen Milord Sturton, wegen dessen Gutthätigkeit gegen die Jesuiten/ von diesen frommen Ordens-Leuten an allen Orten der Welt Seel-Messen (deren Zahl sich über viele tausend beloffen) seynd gelesen worden: Keine aber aus so vielen ihm seye zu Nutz kommen durch gerechte Verhängnüß GOttes / dieweilen er nemlich/ neben anderen elff Reichs-Rähten/ die unschuldige Maria Stuarta an. 1587. habe zum Todt verurtheilet mit diesem Wort/ Gilty Sie ist des Todts schuldig: Wessenthalben dessen Seele nach etlich und zwantzig Jahren in einem brennenden Walt erschienen seye P. Cornelio Omachuno, und von ihm noch eine Seel-Messe begehrt: Wodurch dann diese Seele endlich ist aus den langwierigen Flammen erlediget.

Antwort. In so weit kan dieser Aberglaube zur Warheit und Warnung dienen/ daß man nicht glaube/ die Seel-Messen haben solche Krafft/ als die Papisten gemeiniglich fürgeben/ da auch viele Tausend nicht vermogt haben eine eintzige Seele aus der Quaal zu heben. Werden demnach betrogen diejenige/ so die Meß-Pfaffen darfür vergebens besolden.

XV. Erzehlen doch Glaubwürdige Geschicht-Schreiber/ als unter anderen Pitaeus inannal. das Käyser Ludovich I. sonsten der Fromme genannt/ nach dreissig Jahren von seinem Hinscheiden/ erschienen seye seinem Sohn Ludovich II. und ihn durch den lebendigen GOtt beschworen habe/ er solte ihm helffen aus den Flammen des Fegfeurs: Worauff dieser gehorsamer Sohn durch sein gantzes Königreich in allen Clöstern Messe und Gebehte habe lassen ansagen/ und hiedurch die Seele seines

den ja die Meß-Pfaffen nicht suchen das Fegfeur gäntzlich auszulöschen: Dann dienlicher ist es ihnen/ daß es brenne: Weilen/ wann das Fegfeur dampffet/ dann rauchet auch ihre Küche.

XIII. Wann man schon aus GOttes Wort keinen klaren Beweiß hat des Fegfeurs/ so haben wir dannoch schöne Exempel in unserem Catechismo Historico/ und Speculo Hist. Cathol. verit. welche das Fegfeur klärlich beweisen: Dann/ andere zu geschweigen: Es ware vor vielen Jahren ein verwegener Jüngling/ der hatte nichts guts an sich/ als nur/ daß er der Armen Seelen des Fegfeurs in seinem Gebeht fleißig pflegte zu gedencken. Nun begabs sich / daß dieser Jüngling des Abends einen Galgen vorbey ritte: Alsobald erinnerte er sich seiner guten Gewohnheit/ bettete ein Vater Unser/ und Ave-Maria für den Sünder/ dessen Füß in der Lufft/ die Seele aber im Fegfeur schwebte. Siehe da machet sich alsobald des Verstorbenen Geist mit seinem Leib vom Galgen hinweg/ nahet sich zum Jüngling/ wirfft ihn vom Pferdt/ und setzet sich an dessen Platz in den Sattel/ reitet also fort in einen dicken Wald/ und alsobald hörte man darauff drey Flinten-Schüss: Der Geist aber eilete wieder zurück mit vollem Gallop/ hebte den erschrockenen Jüngling wiedrum aufs Pferdt / mit vermelden/ alle diese drey Schüsse wären auf ihn gemeint gewesen von den Strauch-Mörderen: Weilen er aber vor seine (des Diebes am Galgen) Seele gebeten/ und selbige aus dem Fegfeur erlöset/ so hätte er seine (des Jünglings) Gestalt angenommen / und zur Danckbarkeit die Kuglen an seiner Statt ausgehalten. Hiermit fuhre des Verstorbenen Geist mit seinem Leib wiedrum an den Galgen/ die Seelen aber zum Himmel / und der Jüngling in seiner Andacht gegen die Seelen im Fegfeur gestärcket ritte unbeschädigt nach Hauß. Wer wolte ietz läugnen daß ein Fegfeur seye/ da es mit so wunderbarlichen Exempeln wird bekräfftiget?

Antwort. Weilen diese drey Schüsse geschehen seyn vor langen Jahren/ bevor das Schieß-Pulver und die Flinten seynd im Gebrauch gewesen/ so hat derjenige/ so diese Fabel vom Diebe ersunnen hat/ an den Galgen hinein gelogen.

XIV. Bezeuget doch P. Lohner in Biblioth. daß für den Engelländischen Milord Sturton, wegen dessen Gutthätigkeit gegen die Jesuiten/ von diesen frommen Ordens-Leuten an allen Orten der Welt Seel-Messen (deren Zahl sich über viele tausend beloffen) seynd gelesen worden: Keine aber aus so vielen ihm seye zu Nutz kommen durch gerechte Verhängnüß GOttes / dieweilen er nemlich/ neben anderen elff Reichs-Rähten/ die unschuldige Maria Stuarta an. 1587. habe zum Todt verurtheilet mit diesem Wort/ Gilty Sie ist des Todts schuldig: Wessenthalben dessen Seele nach etlich und zwantzig Jahren in einem brennenden Walt erschienen seye P. Cornelio Omachuno, und von ihm noch eine Seel-Messe begehrt: Wodurch dann diese Seele endlich ist aus den langwierigen Flammen erlediget.

Antwort. In so weit kan dieser Aberglaube zur Warheit und Warnung dienen/ daß man nicht glaube/ die Seel-Messen haben solche Krafft/ als die Papisten gemeiniglich fürgeben/ da auch viele Tausend nicht vermogt haben eine eintzige Seele aus der Quaal zu heben. Werden demnach betrogen diejenige/ so die Meß-Pfaffen darfür vergebens besolden.

XV. Erzehlen doch Glaubwürdige Geschicht-Schreiber/ als unter anderen Pitaeus inannal. das Käyser Ludovich I. sonsten der Fromme genannt/ nach dreissig Jahren von seinem Hinscheiden/ erschienen seye seinem Sohn Ludovich II. und ihn durch den lebendigen GOtt beschworen habe/ er solte ihm helffen aus den Flammen des Fegfeurs: Worauff dieser gehorsamer Sohn durch sein gantzes Königreich in allen Clöstern Messe und Gebehte habe lassen ansagen/ und hiedurch die Seele seines

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        <p>Antwort. Weilen diese drey Schüsse geschehen seyn vor langen Jahren/ bevor das            Schieß-Pulver und die Flinten seynd im Gebrauch gewesen/ so hat derjenige/ so diese            Fabel vom Diebe ersunnen hat/ an den Galgen hinein gelogen.</p>
        <p>XIV. Bezeuget doch P. Lohner in Biblioth. daß für den Engelländischen Milord Sturton,            wegen dessen Gutthätigkeit gegen die Jesuiten/ von diesen frommen Ordens-Leuten an allen            Orten der Welt Seel-Messen (deren Zahl sich über viele tausend beloffen) seynd gelesen            worden: Keine aber aus so vielen ihm seye zu Nutz kommen durch gerechte Verhängnüß GOttes           / dieweilen er nemlich/ neben anderen elff Reichs-Rähten/ die unschuldige Maria Stuarta            an. 1587. habe zum Todt verurtheilet mit diesem Wort/ Gilty Sie ist des Todts schuldig:            Wessenthalben dessen Seele nach etlich und zwantzig Jahren in einem brennenden Walt            erschienen seye P. Cornelio Omachuno, und von ihm noch eine Seel-Messe begehrt: Wodurch            dann diese Seele endlich ist aus den langwierigen Flammen erlediget.</p>
        <p>Antwort. In so weit kan dieser Aberglaube zur Warheit und Warnung dienen/ daß man nicht            glaube/ die Seel-Messen haben solche Krafft/ als die Papisten gemeiniglich fürgeben/ da            auch viele Tausend nicht vermogt haben eine eintzige Seele aus der Quaal zu heben. Werden            demnach betrogen diejenige/ so die Meß-Pfaffen darfür vergebens besolden.</p>
        <p>XV. Erzehlen doch Glaubwürdige Geschicht-Schreiber/ als unter anderen Pitaeus inannal.            das Käyser Ludovich I. sonsten der Fromme genannt/ nach dreissig Jahren von seinem            Hinscheiden/ erschienen seye seinem Sohn Ludovich II. und ihn durch den lebendigen GOtt            beschworen habe/ er solte ihm helffen aus den Flammen des Fegfeurs: Worauff dieser            gehorsamer Sohn durch sein gantzes Königreich in allen Clöstern Messe und Gebehte habe            lassen ansagen/ und hiedurch die Seele seines
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[202/0502] den ja die Meß-Pfaffen nicht suchen das Fegfeur gäntzlich auszulöschen: Dann dienlicher ist es ihnen/ daß es brenne: Weilen/ wann das Fegfeur dampffet/ dann rauchet auch ihre Küche. XIII. Wann man schon aus GOttes Wort keinen klaren Beweiß hat des Fegfeurs/ so haben wir dannoch schöne Exempel in unserem Catechismo Historico/ und Speculo Hist. Cathol. verit. welche das Fegfeur klärlich beweisen: Dann/ andere zu geschweigen: Es ware vor vielen Jahren ein verwegener Jüngling/ der hatte nichts guts an sich/ als nur/ daß er der Armen Seelen des Fegfeurs in seinem Gebeht fleißig pflegte zu gedencken. Nun begabs sich / daß dieser Jüngling des Abends einen Galgen vorbey ritte: Alsobald erinnerte er sich seiner guten Gewohnheit/ bettete ein Vater Unser/ und Ave-Maria für den Sünder/ dessen Füß in der Lufft/ die Seele aber im Fegfeur schwebte. Siehe da machet sich alsobald des Verstorbenen Geist mit seinem Leib vom Galgen hinweg/ nahet sich zum Jüngling/ wirfft ihn vom Pferdt/ und setzet sich an dessen Platz in den Sattel/ reitet also fort in einen dicken Wald/ und alsobald hörte man darauff drey Flinten-Schüss: Der Geist aber eilete wieder zurück mit vollem Gallop/ hebte den erschrockenen Jüngling wiedrum aufs Pferdt / mit vermelden/ alle diese drey Schüsse wären auf ihn gemeint gewesen von den Strauch-Mörderen: Weilen er aber vor seine (des Diebes am Galgen) Seele gebeten/ und selbige aus dem Fegfeur erlöset/ so hätte er seine (des Jünglings) Gestalt angenommen / und zur Danckbarkeit die Kuglen an seiner Statt ausgehalten. Hiermit fuhre des Verstorbenen Geist mit seinem Leib wiedrum an den Galgen/ die Seelen aber zum Himmel / und der Jüngling in seiner Andacht gegen die Seelen im Fegfeur gestärcket ritte unbeschädigt nach Hauß. Wer wolte ietz läugnen daß ein Fegfeur seye/ da es mit so wunderbarlichen Exempeln wird bekräfftiget? Antwort. Weilen diese drey Schüsse geschehen seyn vor langen Jahren/ bevor das Schieß-Pulver und die Flinten seynd im Gebrauch gewesen/ so hat derjenige/ so diese Fabel vom Diebe ersunnen hat/ an den Galgen hinein gelogen. XIV. Bezeuget doch P. Lohner in Biblioth. daß für den Engelländischen Milord Sturton, wegen dessen Gutthätigkeit gegen die Jesuiten/ von diesen frommen Ordens-Leuten an allen Orten der Welt Seel-Messen (deren Zahl sich über viele tausend beloffen) seynd gelesen worden: Keine aber aus so vielen ihm seye zu Nutz kommen durch gerechte Verhängnüß GOttes / dieweilen er nemlich/ neben anderen elff Reichs-Rähten/ die unschuldige Maria Stuarta an. 1587. habe zum Todt verurtheilet mit diesem Wort/ Gilty Sie ist des Todts schuldig: Wessenthalben dessen Seele nach etlich und zwantzig Jahren in einem brennenden Walt erschienen seye P. Cornelio Omachuno, und von ihm noch eine Seel-Messe begehrt: Wodurch dann diese Seele endlich ist aus den langwierigen Flammen erlediget. Antwort. In so weit kan dieser Aberglaube zur Warheit und Warnung dienen/ daß man nicht glaube/ die Seel-Messen haben solche Krafft/ als die Papisten gemeiniglich fürgeben/ da auch viele Tausend nicht vermogt haben eine eintzige Seele aus der Quaal zu heben. Werden demnach betrogen diejenige/ so die Meß-Pfaffen darfür vergebens besolden. XV. Erzehlen doch Glaubwürdige Geschicht-Schreiber/ als unter anderen Pitaeus inannal. das Käyser Ludovich I. sonsten der Fromme genannt/ nach dreissig Jahren von seinem Hinscheiden/ erschienen seye seinem Sohn Ludovich II. und ihn durch den lebendigen GOtt beschworen habe/ er solte ihm helffen aus den Flammen des Fegfeurs: Worauff dieser gehorsamer Sohn durch sein gantzes Königreich in allen Clöstern Messe und Gebehte habe lassen ansagen/ und hiedurch die Seele seines

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/502>, abgerufen am 22.11.2024.