Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie klagt der Prophet Jeremias so hefftig über die Verfälschung desselbigen/ Jer. 7. 8. 18. Wie unrein der Gottes-Dienst bey den Juden gewesen/ zur Zeit der Ankunfft CHristi / findet sich ja klar gnug bey den Evangelisten. So hat auch die Kirch im Neuen Testament nicht weniger offtermahls geirret: dann in der Kirchen zu Corintho zweiffelten ihrer viel an dem Artickul von der Aufferstehung der Todten I. Cor. 15. v. 12. So waren auch die Galater in dem Artickul von der Rechtfertigung des Menschen für GOtt/ von der Lehr des Apostels Pauli abgewichen. Gal. 3. v. I. Und der Pergamenser Kirche hielte es mit den Nicolaiten/ wie ihnen St. Joannes Apoc. 2. solches aufrücket.

Und was für greuliche Irrthümer heutiges Tages in der Römischen Kirchen schweben und in Schwang gehen/ soll alles ordentlich an seinem Ort gezeiget werden.

Zum dritten/ so seynd auch die Glieder der Kirchen nicht gar Engelrein/ noch ohne Gebrechen: inmassen dann der Apostel Petrus selbsten in einen Irrthum gerahten ist: Wie solches St. Paulus von ihm meldet. Galat. 2.

Zum vierdten/ wann die Kirch nicht irren könte/ was wären dann von nöhten gewesen so viel ernstliche Warnungen und Weissagungen von den gefährlichen Veränderungen/ so sich in der Kirchen würden zutragen? wozu dienten die Erinnerungen? das man sich hüten solle für falsche Lehrer/ und die reine Lehre allzeit in guter fleißiger Acht haben/ I. Joh. 2. I. Cor. II. Matth. 7. Rom. 10. Act. 20. 2. Thess. 2. Insonderheit solte einen Wunder nehmen / woher doch immermehr die Römische Kirche vor andern eben diesen Vorzug haben sollte/ daß sie nichtirren könte: da doch die Griechische Kirch in dem Artickul von dem heiligen Geist schon längst in einen Irrthum ist abgewichen/ und die Heil. Schrifft nicht den geringsten Vorzug für anderen/ der Römischen Kirchen hat beygemessen.

Einrede der Papisten.

I. Die Kirche ist ein Pfeiler und Grund-Fest der Wahrheit/ 1. Tim. 3. v. 15. derowegen so kan sie nicht irren: und folgens kan die Römische Kirche in keinen Irrthum gerahten.

Antwort. Recht wohl saget dieser Spruch des Apostels/ die Kirche seye ein Grund-Fest der Wahrheit: nemlich so fern sie bey der Wahrheit beharret/ und sich allerdings von GOttes Wort führen und leiten läst: Krafft des Ausspruchs Christi/ So ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger/ Joh. 8. v. 31. so bald sie aber von GOttes Wort (wie die Römische Kirche gethan hat) abweichet/ so kan sie nicht mehr ein Grund-Fest der Wahrheit genennet werden. Ist demnach obgemelter Spruch zu verstehen von der wahren Kirchen GOTTes/ welche das Fundament behält/ und nicht halstarriger Weise Abgötterey und falsche Lehr wieder die Artikul des Glaubens heget und handhabet: dem Pabst aber / Cardinälen/ Bischöffen und Prälaten/ gehet dieser Spruch gar nichts an: dann sie verwerffen den Eckstein/ so da ist Christus Ps. 118. seynd sie demnach gleicher der Babylonischen Grund-Suppen/ als dem Grundfest der Wahrheit.

II. ES hat aber Christus seiner Kirchen versprochen den Geist der Wahrheit Joh. 14. v. 17. so kan ja selbige nicht irren.

Wie klagt der Prophet Jeremias so hefftig über die Verfälschung desselbigen/ Jer. 7. 8. 18. Wie unrein der Gottes-Dienst bey den Juden gewesen/ zur Zeit der Ankunfft CHristi / findet sich ja klar gnug bey den Evangelisten. So hat auch die Kirch im Neuen Testament nicht weniger offtermahls geirret: dann in der Kirchen zu Corintho zweiffelten ihrer viel an dem Artickul von der Aufferstehung der Todten I. Cor. 15. v. 12. So waren auch die Galater in dem Artickul von der Rechtfertigung des Menschen für GOtt/ von der Lehr des Apostels Pauli abgewichen. Gal. 3. v. I. Und der Pergamenser Kirche hielte es mit den Nicolaiten/ wie ihnen St. Joannes Apoc. 2. solches aufrücket.

Und was für greuliche Irrthümer heutiges Tages in der Römischen Kirchen schweben und in Schwang gehen/ soll alles ordentlich an seinem Ort gezeiget werden.

Zum dritten/ so seynd auch die Glieder der Kirchen nicht gar Engelrein/ noch ohne Gebrechen: inmassen dann der Apostel Petrus selbsten in einen Irrthum gerahten ist: Wie solches St. Paulus von ihm meldet. Galat. 2.

Zum vierdten/ wann die Kirch nicht irren könte/ was wären dann von nöhten gewesen so viel ernstliche Warnungen und Weissagungen von den gefährlichen Veränderungen/ so sich in der Kirchen würden zutragen? wozu dienten die Erinnerungen? das man sich hüten solle für falsche Lehrer/ und die reine Lehre allzeit in guter fleißiger Acht haben/ I. Joh. 2. I. Cor. II. Matth. 7. Rom. 10. Act. 20. 2. Thess. 2. Insonderheit solte einen Wunder nehmen / woher doch immermehr die Römische Kirche vor andern eben diesen Vorzug haben sollte/ daß sie nichtirren könte: da doch die Griechische Kirch in dem Artickul von dem heiligen Geist schon längst in einen Irrthum ist abgewichen/ und die Heil. Schrifft nicht den geringsten Vorzug für anderen/ der Römischen Kirchen hat beygemessen.

Einrede der Papisten.

I. Die Kirche ist ein Pfeiler und Grund-Fest der Wahrheit/ 1. Tim. 3. v. 15. derowegen so kan sie nicht irren: und folgens kan die Römische Kirche in keinen Irrthum gerahten.

Antwort. Recht wohl saget dieser Spruch des Apostels/ die Kirche seye ein Grund-Fest der Wahrheit: nemlich so fern sie bey der Wahrheit beharret/ und sich allerdings von GOttes Wort führen und leiten läst: Krafft des Ausspruchs Christi/ So ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger/ Joh. 8. v. 31. so bald sie aber von GOttes Wort (wie die Römische Kirche gethan hat) abweichet/ so kan sie nicht mehr ein Grund-Fest der Wahrheit genennet werden. Ist demnach obgemelter Spruch zu verstehen von der wahren Kirchen GOTTes/ welche das Fundament behält/ und nicht halstarriger Weise Abgötterey und falsche Lehr wieder die Artikul des Glaubens heget und handhabet: dem Pabst aber / Cardinälen/ Bischöffen und Prälaten/ gehet dieser Spruch gar nichts an: dann sie verwerffen den Eckstein/ so da ist Christus Ps. 118. seynd sie demnach gleicher der Babylonischen Grund-Suppen/ als dem Grundfest der Wahrheit.

II. ES hat aber Christus seiner Kirchen versprochen den Geist der Wahrheit Joh. 14. v. 17. so kan ja selbige nicht irren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0050" n="30"/>
        <p>Wie klagt der Prophet Jeremias so hefftig über die Verfälschung desselbigen/ Jer. 7. 8.            18. Wie unrein der Gottes-Dienst bey den Juden gewesen/ zur Zeit der Ankunfft CHristi /            findet sich ja klar gnug bey den Evangelisten. So hat auch die Kirch im Neuen Testament            nicht weniger offtermahls geirret: dann in der Kirchen zu Corintho zweiffelten ihrer viel            an dem Artickul von der Aufferstehung der Todten I. Cor. 15. v. 12. So waren auch die            Galater in dem Artickul von der Rechtfertigung des Menschen für GOtt/ von der Lehr des            Apostels Pauli abgewichen. Gal. 3. v. I. Und der Pergamenser Kirche hielte es mit den            Nicolaiten/ wie ihnen St. Joannes Apoc. 2. solches aufrücket.</p>
        <p>Und was für greuliche Irrthümer heutiges Tages in der Römischen Kirchen schweben und in            Schwang gehen/ soll alles ordentlich an seinem Ort gezeiget werden.</p>
        <p>Zum dritten/ so seynd auch die Glieder der Kirchen nicht gar Engelrein/ noch ohne            Gebrechen: inmassen dann der Apostel Petrus selbsten in einen Irrthum gerahten ist: Wie            solches St. Paulus von ihm meldet. Galat. 2.</p>
        <p>Zum vierdten/ wann die Kirch nicht irren könte/ was wären dann von nöhten gewesen so            viel ernstliche Warnungen und Weissagungen von den gefährlichen Veränderungen/ so sich in            der Kirchen würden zutragen? wozu dienten die Erinnerungen? das man sich hüten solle für            falsche Lehrer/ und die reine Lehre allzeit in guter fleißiger Acht haben/ I. Joh. 2. I.            Cor. II. Matth. 7. Rom. 10. Act. 20. 2. Thess. 2. Insonderheit solte einen Wunder nehmen /            woher doch immermehr die Römische Kirche vor andern eben diesen Vorzug haben sollte/ daß            sie nichtirren könte: da doch die Griechische Kirch in dem Artickul von dem heiligen Geist            schon längst in einen Irrthum ist abgewichen/ und die Heil. Schrifft nicht den geringsten            Vorzug für anderen/ der Römischen Kirchen hat beygemessen.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Die Kirche ist ein Pfeiler und Grund-Fest der Wahrheit/ 1. Tim. 3. v. 15. derowegen            so kan sie nicht irren: und folgens kan die Römische Kirche in keinen Irrthum            gerahten.</p>
        <p>Antwort. Recht wohl saget dieser Spruch des Apostels/ die Kirche seye ein Grund-Fest der            Wahrheit: nemlich so fern sie bey der Wahrheit beharret/ und sich allerdings von GOttes            Wort führen und leiten läst: Krafft des Ausspruchs Christi/ So ihr bleiben werdet in            meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger/ Joh. 8. v. 31. so bald sie aber von GOttes Wort            (wie die Römische Kirche gethan hat) abweichet/ so kan sie nicht mehr ein Grund-Fest der            Wahrheit genennet werden. Ist demnach obgemelter Spruch zu verstehen von der wahren            Kirchen GOTTes/ welche das Fundament behält/ und nicht halstarriger Weise Abgötterey und            falsche Lehr wieder die Artikul des Glaubens heget und handhabet: dem Pabst aber /            Cardinälen/ Bischöffen und Prälaten/ gehet dieser Spruch gar nichts an: dann sie            verwerffen den Eckstein/ so da ist Christus Ps. 118. seynd sie demnach gleicher der            Babylonischen Grund-Suppen/ als dem Grundfest der Wahrheit.</p>
        <p>II. ES hat aber Christus seiner Kirchen versprochen den Geist der Wahrheit Joh. 14. v.            17. so kan ja selbige nicht irren.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0050] Wie klagt der Prophet Jeremias so hefftig über die Verfälschung desselbigen/ Jer. 7. 8. 18. Wie unrein der Gottes-Dienst bey den Juden gewesen/ zur Zeit der Ankunfft CHristi / findet sich ja klar gnug bey den Evangelisten. So hat auch die Kirch im Neuen Testament nicht weniger offtermahls geirret: dann in der Kirchen zu Corintho zweiffelten ihrer viel an dem Artickul von der Aufferstehung der Todten I. Cor. 15. v. 12. So waren auch die Galater in dem Artickul von der Rechtfertigung des Menschen für GOtt/ von der Lehr des Apostels Pauli abgewichen. Gal. 3. v. I. Und der Pergamenser Kirche hielte es mit den Nicolaiten/ wie ihnen St. Joannes Apoc. 2. solches aufrücket. Und was für greuliche Irrthümer heutiges Tages in der Römischen Kirchen schweben und in Schwang gehen/ soll alles ordentlich an seinem Ort gezeiget werden. Zum dritten/ so seynd auch die Glieder der Kirchen nicht gar Engelrein/ noch ohne Gebrechen: inmassen dann der Apostel Petrus selbsten in einen Irrthum gerahten ist: Wie solches St. Paulus von ihm meldet. Galat. 2. Zum vierdten/ wann die Kirch nicht irren könte/ was wären dann von nöhten gewesen so viel ernstliche Warnungen und Weissagungen von den gefährlichen Veränderungen/ so sich in der Kirchen würden zutragen? wozu dienten die Erinnerungen? das man sich hüten solle für falsche Lehrer/ und die reine Lehre allzeit in guter fleißiger Acht haben/ I. Joh. 2. I. Cor. II. Matth. 7. Rom. 10. Act. 20. 2. Thess. 2. Insonderheit solte einen Wunder nehmen / woher doch immermehr die Römische Kirche vor andern eben diesen Vorzug haben sollte/ daß sie nichtirren könte: da doch die Griechische Kirch in dem Artickul von dem heiligen Geist schon längst in einen Irrthum ist abgewichen/ und die Heil. Schrifft nicht den geringsten Vorzug für anderen/ der Römischen Kirchen hat beygemessen. Einrede der Papisten. I. Die Kirche ist ein Pfeiler und Grund-Fest der Wahrheit/ 1. Tim. 3. v. 15. derowegen so kan sie nicht irren: und folgens kan die Römische Kirche in keinen Irrthum gerahten. Antwort. Recht wohl saget dieser Spruch des Apostels/ die Kirche seye ein Grund-Fest der Wahrheit: nemlich so fern sie bey der Wahrheit beharret/ und sich allerdings von GOttes Wort führen und leiten läst: Krafft des Ausspruchs Christi/ So ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger/ Joh. 8. v. 31. so bald sie aber von GOttes Wort (wie die Römische Kirche gethan hat) abweichet/ so kan sie nicht mehr ein Grund-Fest der Wahrheit genennet werden. Ist demnach obgemelter Spruch zu verstehen von der wahren Kirchen GOTTes/ welche das Fundament behält/ und nicht halstarriger Weise Abgötterey und falsche Lehr wieder die Artikul des Glaubens heget und handhabet: dem Pabst aber / Cardinälen/ Bischöffen und Prälaten/ gehet dieser Spruch gar nichts an: dann sie verwerffen den Eckstein/ so da ist Christus Ps. 118. seynd sie demnach gleicher der Babylonischen Grund-Suppen/ als dem Grundfest der Wahrheit. II. ES hat aber Christus seiner Kirchen versprochen den Geist der Wahrheit Joh. 14. v. 17. so kan ja selbige nicht irren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/50
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/50>, abgerufen am 23.11.2024.