Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Füsse oder verlohrne Particuln des Brodts sich Sacramentlich gehefftet habe: sondern dessen seynd wir nur aus GOttes Wort im Glauben versichert/ das/ wann wir alles verrichtet/ was zur Sacramentlichen Handlung gehöret und Christus geboten hat/ wir alsdann ein wahres Sacrament/ und den wahren Leib und Blut Christi empfangen haben. An die päbstische Fliegen aber/ und phantastische Mucken lassen wir uns nicht binden. X. Das Sacrament des H. Abendmahls ist eine Speise der Seelen: nun aber ist ja etwas eine Speise/ ob schon es nicht genossen wird: derowegen so ist das H. Abendmahl/ oder das gesegnete Brodt ein Sacrament auch ausser dem Gebrauch. Hat also billig das Concilium zu Trident Sess. 13. c. 4. diejenige mit dem Bann-Donner an den Hals geworffen/ welche solches laugnen wollen. Antwort. Es mag das Concilium mit seinem Bann Donneren/ wie es immer wolle/ so blitzet doch gegen dasselbige hinein das klahre Wort GOttes/ und die Einsetzung Christi. Im übrigen ist ein grosser Unterscheid zwischen der materialischen Speise zur Nahrung des Leibs/ und zwischen dieser Geistlichen Speise der Seelen: dann sonsten müste der Leib Christi gekochet/ oder gebraten/ oder auch wie ander materialisch Brodt gebacken werden. Was seynd diß seltzame Folgereyen! XI. Es wurde doch Lev. 24. v. 8. von GOtt dem Moyses befohlen/ daß solte zwölff Denck-Brodt/ oder Schau-brodt legen auf den aller reinesten Tisch vor dem Herren/ zum Denck-Zeichen/ daß das Jüdische Volck vierzig Jahr in der Wüsten war gespeiset mit dem Himmel-Brodt. So ist es ja auch löblich/ daß man auch ausser dem Gebrauch das gesegnete Brodt aufbehalte/ sich bloß dardurch der Wohlthaten GOttes zu erinneren. Antwort. Wann ihr das H. Abendmahl mit dem Schau-Brodt des alten Testaments wöllet vergleichen/ so müsset ihr auch den Leyen verbiehten das H. Abendmahl zugeniessen: dann die Schau-Brodt zugeniessen war den Leyen verbotten. Im übrigen ist es am sichersten/ man erinnere sich der Wohlthaten GOttes auf die Weise/ so der allerklugste GOtt hat verordnet / nemlich durch die Niessung des H. Sacraments/ und setzte die papistische Mißbräuch auf die Seiten. Das sechste Capitel. Ob man das Abendmahl solle oder möge anbehten? ES ist allhier die Frage nicht/ ob das H. Abendmahl und in demselbigen Christus in Ehren zuhalten: dann wer wolte solches in Zweiffel ziehen? Auch ist die Frage nicht/ ob bey Haltung dieses H. Sacraments Christus anzubehten seye: dann wie solte der/ so allezeit anzubehten ist/ nicht sonderlich angebehten werden/ alsdann/ und zu der Zeit/ da des von ihm empfangenem Heyls eine absonderliche Gedächtnüß begangen wird? Und führet ja das H. Abendtmahl selber den Nahmen Eucharistiae Einer Danck sagung mit sich. Wer aber GOtt dancket/ der behtet ihn auch an. Sondern das ist eigentlich die Frage/ ob das Sacrament selbsten anzubehten seye. Wie dann solches die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ behaupten wollen bey Adamo Burghaber controv. 74. Doctr. III. Bellarmino I. 4. de Euchar. c. 29. &c. In dem sie darfür halten/ man müsse auch die Gestalten des Brodts und Weins wegen der Verknüpffung mit Christo anbehten cultu latriae, Mit Göttlicher Ehr. Wie dann Bellarminus I. c. schreibt: daß die Gestalten des Brodts Füsse oder verlohrne Particuln des Brodts sich Sacramentlich gehefftet habe: sondern dessen seynd wir nur aus GOttes Wort im Glauben versichert/ das/ wann wir alles verrichtet/ was zur Sacramentlichen Handlung gehöret und Christus geboten hat/ wir alsdann ein wahres Sacrament/ und den wahren Leib und Blut Christi empfangen haben. An die päbstische Fliegen aber/ und phantastische Mucken lassen wir uns nicht binden. X. Das Sacrament des H. Abendmahls ist eine Speise der Seelen: nun aber ist ja etwas eine Speise/ ob schon es nicht genossen wird: derowegen so ist das H. Abendmahl/ oder das gesegnete Brodt ein Sacrament auch ausser dem Gebrauch. Hat also billig das Concilium zu Trident Sess. 13. c. 4. diejenige mit dem Bann-Donner an den Hals geworffen/ welche solches laugnen wollen. Antwort. Es mag das Concilium mit seinem Bann Donneren/ wie es immer wolle/ so blitzet doch gegen dasselbige hinein das klahre Wort GOttes/ und die Einsetzung Christi. Im übrigen ist ein grosser Unterscheid zwischen der materialischen Speise zur Nahrung des Leibs/ und zwischen dieser Geistlichen Speise der Seelen: dann sonsten müste der Leib Christi gekochet/ oder gebraten/ oder auch wie ander materialisch Brodt gebacken werden. Was seynd diß seltzame Folgereyen! XI. Es wurde doch Lev. 24. v. 8. von GOtt dem Moyses befohlen/ daß solte zwölff Denck-Brodt/ oder Schau-brodt legen auf den aller reinesten Tisch vor dem Herren/ zum Denck-Zeichen/ daß das Jüdische Volck vierzig Jahr in der Wüsten war gespeiset mit dem Himmel-Brodt. So ist es ja auch löblich/ daß man auch ausser dem Gebrauch das gesegnete Brodt aufbehalte/ sich bloß dardurch der Wohlthaten GOttes zu erinneren. Antwort. Wann ihr das H. Abendmahl mit dem Schau-Brodt des alten Testaments wöllet vergleichen/ so müsset ihr auch den Leyen verbiehten das H. Abendmahl zugeniessen: dann die Schau-Brodt zugeniessen war den Leyen verbotten. Im übrigen ist es am sichersten/ man erinnere sich der Wohlthaten GOttes auf die Weise/ so der allerklugste GOtt hat verordnet / nemlich durch die Niessung des H. Sacraments/ und setzte die papistische Mißbräuch auf die Seiten. Das sechste Capitel. Ob man das Abendmahl solle oder möge anbehten? ES ist allhier die Frage nicht/ ob das H. Abendmahl und in demselbigen Christus in Ehren zuhalten: dann wer wolte solches in Zweiffel ziehen? Auch ist die Frage nicht/ ob bey Haltung dieses H. Sacraments Christus anzubehten seye: dann wie solte der/ so allezeit anzubehten ist/ nicht sonderlich angebehten werden/ alsdann/ und zu der Zeit/ da des von ihm empfangenem Heyls eine absonderliche Gedächtnüß begangen wird? Und führet ja das H. Abendtmahl selber den Nahmen Eucharistiae Einer Danck sagung mit sich. Wer aber GOtt dancket/ der behtet ihn auch an. Sondern das ist eigentlich die Frage/ ob das Sacrament selbsten anzubehten seye. Wie dann solches die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ behaupten wollen bey Adamo Burghaber controv. 74. Doctr. III. Bellarmino I. 4. de Euchar. c. 29. &c. In dem sie darfür halten/ man müsse auch die Gestalten des Brodts und Weins wegen der Verknüpffung mit Christo anbehten cultu latriae, Mit Göttlicher Ehr. Wie dann Bellarminus I. c. schreibt: daß die Gestalten des Brodts <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0393" n="93"/> Füsse oder verlohrne Particuln des Brodts sich Sacramentlich gehefftet habe: sondern dessen seynd wir nur aus GOttes Wort im Glauben versichert/ das/ wann wir alles verrichtet/ was zur Sacramentlichen Handlung gehöret und Christus geboten hat/ wir alsdann ein wahres Sacrament/ und den wahren Leib und Blut Christi empfangen haben. An die päbstische Fliegen aber/ und phantastische Mucken lassen wir uns nicht binden.</p> <p>X. Das Sacrament des H. Abendmahls ist eine Speise der Seelen: nun aber ist ja etwas eine Speise/ ob schon es nicht genossen wird: derowegen so ist das H. Abendmahl/ oder das gesegnete Brodt ein Sacrament auch ausser dem Gebrauch. Hat also billig das Concilium zu Trident Sess. 13. c. 4. diejenige mit dem Bann-Donner an den Hals geworffen/ welche solches laugnen wollen.</p> <p>Antwort. Es mag das Concilium mit seinem Bann Donneren/ wie es immer wolle/ so blitzet doch gegen dasselbige hinein das klahre Wort GOttes/ und die Einsetzung Christi. Im übrigen ist ein grosser Unterscheid zwischen der materialischen Speise zur Nahrung des Leibs/ und zwischen dieser Geistlichen Speise der Seelen: dann sonsten müste der Leib Christi gekochet/ oder gebraten/ oder auch wie ander materialisch Brodt gebacken werden. Was seynd diß seltzame Folgereyen!</p> <p>XI. Es wurde doch Lev. 24. v. 8. von GOtt dem Moyses befohlen/ daß solte zwölff Denck-Brodt/ oder Schau-brodt legen auf den aller reinesten Tisch vor dem Herren/ zum Denck-Zeichen/ daß das Jüdische Volck vierzig Jahr in der Wüsten war gespeiset mit dem Himmel-Brodt. So ist es ja auch löblich/ daß man auch ausser dem Gebrauch das gesegnete Brodt aufbehalte/ sich bloß dardurch der Wohlthaten GOttes zu erinneren.</p> <p>Antwort. Wann ihr das H. Abendmahl mit dem Schau-Brodt des alten Testaments wöllet vergleichen/ so müsset ihr auch den Leyen verbiehten das H. Abendmahl zugeniessen: dann die Schau-Brodt zugeniessen war den Leyen verbotten. Im übrigen ist es am sichersten/ man erinnere sich der Wohlthaten GOttes auf die Weise/ so der allerklugste GOtt hat verordnet / nemlich durch die Niessung des H. Sacraments/ und setzte die papistische Mißbräuch auf die Seiten.</p> </div> <div> <head>Das sechste Capitel.</head> <argument> <p>Ob man das Abendmahl solle oder möge anbehten?</p> </argument> <p>ES ist allhier die Frage nicht/ ob das H. Abendmahl und in demselbigen Christus in Ehren zuhalten: dann wer wolte solches in Zweiffel ziehen? Auch ist die Frage nicht/ ob bey Haltung dieses H. Sacraments Christus anzubehten seye: dann wie solte der/ so allezeit anzubehten ist/ nicht sonderlich angebehten werden/ alsdann/ und zu der Zeit/ da des von ihm empfangenem Heyls eine absonderliche Gedächtnüß begangen wird? Und führet ja das H. Abendtmahl selber den Nahmen Eucharistiae Einer Danck sagung mit sich. Wer aber GOtt dancket/ der behtet ihn auch an. Sondern das ist eigentlich die Frage/ ob das Sacrament selbsten anzubehten seye. Wie dann solches die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ behaupten wollen bey Adamo Burghaber controv. 74. Doctr. III. Bellarmino I. 4. de Euchar. c. 29. &c. In dem sie darfür halten/ man müsse auch die Gestalten des Brodts und Weins wegen der Verknüpffung mit Christo anbehten cultu latriae, Mit Göttlicher Ehr. Wie dann Bellarminus I. c. schreibt: daß die Gestalten des Brodts </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0393]
Füsse oder verlohrne Particuln des Brodts sich Sacramentlich gehefftet habe: sondern dessen seynd wir nur aus GOttes Wort im Glauben versichert/ das/ wann wir alles verrichtet/ was zur Sacramentlichen Handlung gehöret und Christus geboten hat/ wir alsdann ein wahres Sacrament/ und den wahren Leib und Blut Christi empfangen haben. An die päbstische Fliegen aber/ und phantastische Mucken lassen wir uns nicht binden.
X. Das Sacrament des H. Abendmahls ist eine Speise der Seelen: nun aber ist ja etwas eine Speise/ ob schon es nicht genossen wird: derowegen so ist das H. Abendmahl/ oder das gesegnete Brodt ein Sacrament auch ausser dem Gebrauch. Hat also billig das Concilium zu Trident Sess. 13. c. 4. diejenige mit dem Bann-Donner an den Hals geworffen/ welche solches laugnen wollen.
Antwort. Es mag das Concilium mit seinem Bann Donneren/ wie es immer wolle/ so blitzet doch gegen dasselbige hinein das klahre Wort GOttes/ und die Einsetzung Christi. Im übrigen ist ein grosser Unterscheid zwischen der materialischen Speise zur Nahrung des Leibs/ und zwischen dieser Geistlichen Speise der Seelen: dann sonsten müste der Leib Christi gekochet/ oder gebraten/ oder auch wie ander materialisch Brodt gebacken werden. Was seynd diß seltzame Folgereyen!
XI. Es wurde doch Lev. 24. v. 8. von GOtt dem Moyses befohlen/ daß solte zwölff Denck-Brodt/ oder Schau-brodt legen auf den aller reinesten Tisch vor dem Herren/ zum Denck-Zeichen/ daß das Jüdische Volck vierzig Jahr in der Wüsten war gespeiset mit dem Himmel-Brodt. So ist es ja auch löblich/ daß man auch ausser dem Gebrauch das gesegnete Brodt aufbehalte/ sich bloß dardurch der Wohlthaten GOttes zu erinneren.
Antwort. Wann ihr das H. Abendmahl mit dem Schau-Brodt des alten Testaments wöllet vergleichen/ so müsset ihr auch den Leyen verbiehten das H. Abendmahl zugeniessen: dann die Schau-Brodt zugeniessen war den Leyen verbotten. Im übrigen ist es am sichersten/ man erinnere sich der Wohlthaten GOttes auf die Weise/ so der allerklugste GOtt hat verordnet / nemlich durch die Niessung des H. Sacraments/ und setzte die papistische Mißbräuch auf die Seiten.
Das sechste Capitel. Ob man das Abendmahl solle oder möge anbehten?
ES ist allhier die Frage nicht/ ob das H. Abendmahl und in demselbigen Christus in Ehren zuhalten: dann wer wolte solches in Zweiffel ziehen? Auch ist die Frage nicht/ ob bey Haltung dieses H. Sacraments Christus anzubehten seye: dann wie solte der/ so allezeit anzubehten ist/ nicht sonderlich angebehten werden/ alsdann/ und zu der Zeit/ da des von ihm empfangenem Heyls eine absonderliche Gedächtnüß begangen wird? Und führet ja das H. Abendtmahl selber den Nahmen Eucharistiae Einer Danck sagung mit sich. Wer aber GOtt dancket/ der behtet ihn auch an. Sondern das ist eigentlich die Frage/ ob das Sacrament selbsten anzubehten seye. Wie dann solches die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ behaupten wollen bey Adamo Burghaber controv. 74. Doctr. III. Bellarmino I. 4. de Euchar. c. 29. &c. In dem sie darfür halten/ man müsse auch die Gestalten des Brodts und Weins wegen der Verknüpffung mit Christo anbehten cultu latriae, Mit Göttlicher Ehr. Wie dann Bellarminus I. c. schreibt: daß die Gestalten des Brodts
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/393 |
Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/393>, abgerufen am 08.07.2024. |