Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.ohne Grund der H. Schrifft zu tichten? Sintemahl die Allmacht GOttes Weiß und Wege gnug hat die Sacramentliche Vereinigung ohne solches Gedichteinzurichten/ und zu Wercke zu bringen. Zum andern: so spricht auch Christus nicht/ das wird verwandelt in meinen Leib/ sondern er spricht: das ist mein Leib. Drittens: so nennet auch Christus nach der Consecration, den Kelch ein Gewächs des Weinstocks/ oder den Wein Matth. 26. v. 29. Vierdtens: So weiß auch Paulus/ als ein unverwerfflicher Ausleger der Wort CHristi von solcher Päbstischen Verwandlung gantz und gar nichts: dann erstlich/ so nennet er das Brodt im Abendmahl eine Gemeinschafft des Leibs CHristi/ da er spricht: Das Brodt das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs Christi? I. Cor. 10. v. 16. Soll nun Brodt/ das wir brechen/ oder nach der Consecration austheilen/ eine Gemeinschafft des Leibs Christi seyn/ so kan es nicht in denselben verwandelt werden: sondern es müssen wircklich zwey unterschiedene Ding seyn die wircklich Gemeinschafft haben: dann sonsten wann Paulus durch das Brodt hätte verstanden den Leib Christi/ so müste die Meinung des H. Pauli gewesen seyn/ der Leib Christi seye eine Gemeinschafft des Leibs Christi: solche Meinung aber/ und Redens-Art/ kan man ohne Unbild dem H. Paulo nicht andichten. So thuet auch S. Paulus daselbst v. 17. austrückliche Meldung des Brodts im Heil. Abendmahl/ da er spricht: Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig. Item I. Cor. II. v. 26. So offt ihr von diesem Brodt esset. Item daselbst v. 28. Der Mensch prüffe sich selber/ und also esse er von diesem Brodt. Fünfftens: so haben auch die H. Väter dieses Geheimnüß durch die Wörtlein/ in/ mit / und unter/ fein eigentlich erkläret/ und hiermit die Verwandlung verworffen: also spricht Augustinus: Empfahet das im Brodt/ das am Creutz gehangen. Sechstens: so findet man dergleichen Art zu reden von solchen hohen Geheimnüssen in H. Schrifft mehr: als da die Schrifft also redet: GOTT ist Mensch: dis ist mein geliebter Sohn sc. Mit welcher Art zu reden angedeutet wird die unaufhörliche Vereinigung der beyden Naturen in CHristo/ welche freylich weit fester und hefftiger ist/ als eie Sacramentliche Vereinigung immer seyn kan. Solte einer darum gleich zufahren/ und aus jetzt gedachter Art zu reden schliessen wollen/ es müsse eine Natur in die andere verwandelt/ und also eine aus den beyden gantz zernichtet und abgethan seyn? Thorheit! Siebentens: so seyn die Papisten selbsten unter sich nicht einig/ ob nach der Wandlung / und Vernichtigung des Brodts zum wenigsten noch bleibe die Quantität des Brodts/ auf welcher als auf ihrem natürlichen Sessel die Gestalten/ oder Zufälligkeiten des Brotds / als nemlich die Weißigkeit/ Geschmackigkeit sc. kleben und behangen bleiben: oder aber / ob alles also vernichtiget werde/ daß nichts mehr übrig bleibe/ als die blosse obgemeldete Zufälligkeiten: und katzbalgen sie sich gewaltig hierüber/ da doch der Pabst / so mit einem eintzigen Ausspruch der Katzbalgerey könte ein End Schaffen mit seinem H. Geist (den er der Papisten Meinung nach/ in dem Archiv seines Hertzens verschlossen hält) nicht hervor will oder darff/ diese Streitigkeit zu schlichten. Achtens: so erdichten die Papisten wegen ihrer Verwandlung aus Noht gewungen viele ungereymte und lächerliche Mirackeln. Zum Exempel sie sagen / ohne Grund der H. Schrifft zu tichten? Sintemahl die Allmacht GOttes Weiß und Wege gnug hat die Sacramentliche Vereinigung ohne solches Gedichteinzurichten/ und zu Wercke zu bringen. Zum andern: so spricht auch Christus nicht/ das wird verwandelt in meinen Leib/ sondern er spricht: das ist mein Leib. Drittens: so nennet auch Christus nach der Consecration, den Kelch ein Gewächs des Weinstocks/ oder den Wein Matth. 26. v. 29. Vierdtens: So weiß auch Paulus/ als ein unverwerfflicher Ausleger der Wort CHristi von solcher Päbstischen Verwandlung gantz und gar nichts: dann erstlich/ so nennet er das Brodt im Abendmahl eine Gemeinschafft des Leibs CHristi/ da er spricht: Das Brodt das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs Christi? I. Cor. 10. v. 16. Soll nun Brodt/ das wir brechen/ oder nach der Consecration austheilen/ eine Gemeinschafft des Leibs Christi seyn/ so kan es nicht in denselben verwandelt werden: sondern es müssen wircklich zwey unterschiedene Ding seyn die wircklich Gemeinschafft haben: dann sonsten wann Paulus durch das Brodt hätte verstanden den Leib Christi/ so müste die Meinung des H. Pauli gewesen seyn/ der Leib Christi seye eine Gemeinschafft des Leibs Christi: solche Meinung aber/ und Redens-Art/ kan man ohne Unbild dem H. Paulo nicht andichten. So thuet auch S. Paulus daselbst v. 17. austrückliche Meldung des Brodts im Heil. Abendmahl/ da er spricht: Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig. Item I. Cor. II. v. 26. So offt ihr von diesem Brodt esset. Item daselbst v. 28. Der Mensch prüffe sich selber/ und also esse er von diesem Brodt. Fünfftens: so haben auch die H. Väter dieses Geheimnüß durch die Wörtlein/ in/ mit / und unter/ fein eigentlich erkläret/ und hiermit die Verwandlung verworffen: also spricht Augustinus: Empfahet das im Brodt/ das am Creutz gehangen. Sechstens: so findet man dergleichen Art zu reden von solchen hohen Geheimnüssen in H. Schrifft mehr: als da die Schrifft also redet: GOTT ist Mensch: dis ist mein geliebter Sohn sc. Mit welcher Art zu reden angedeutet wird die unaufhörliche Vereinigung der beyden Naturen in CHristo/ welche freylich weit fester und hefftiger ist/ als eie Sacramentliche Vereinigung immer seyn kan. Solte einer darum gleich zufahren/ und aus jetzt gedachter Art zu reden schliessen wollen/ es müsse eine Natur in die andere verwandelt/ und also eine aus den beyden gantz zernichtet und abgethan seyn? Thorheit! Siebentens: so seyn die Papisten selbsten unter sich nicht einig/ ob nach der Wandlung / und Vernichtigung des Brodts zum wenigsten noch bleibe die Quantität des Brodts/ auf welcher als auf ihrem natürlichen Sessel die Gestalten/ oder Zufälligkeiten des Brotds / als nemlich die Weißigkeit/ Geschmackigkeit sc. kleben und behangen bleiben: oder aber / ob alles also vernichtiget werde/ daß nichts mehr übrig bleibe/ als die blosse obgemeldete Zufälligkeiten: und katzbalgen sie sich gewaltig hierüber/ da doch der Pabst / so mit einem eintzigen Ausspruch der Katzbalgerey könte ein End Schaffen mit seinem H. Geist (den er der Papisten Meinung nach/ in dem Archiv seines Hertzens verschlossen hält) nicht hervor will oder darff/ diese Streitigkeit zu schlichten. Achtens: so erdichten die Papisten wegen ihrer Verwandlung aus Noht gewungen viele ungereymte und lächerliche Mirackeln. Zum Exempel sie sagen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0367" n="67"/> ohne Grund der H. Schrifft zu tichten? Sintemahl die Allmacht GOttes Weiß und Wege gnug hat die Sacramentliche Vereinigung ohne solches Gedichteinzurichten/ und zu Wercke zu bringen.</p> <p>Zum andern: so spricht auch Christus nicht/ das wird verwandelt in meinen Leib/ sondern er spricht: das ist mein Leib.</p> <p>Drittens: so nennet auch Christus nach der Consecration, den Kelch ein Gewächs des Weinstocks/ oder den Wein Matth. 26. v. 29.</p> <p>Vierdtens: So weiß auch Paulus/ als ein unverwerfflicher Ausleger der Wort CHristi von solcher Päbstischen Verwandlung gantz und gar nichts: dann erstlich/ so nennet er das Brodt im Abendmahl eine Gemeinschafft des Leibs CHristi/ da er spricht: Das Brodt das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs Christi? I. Cor. 10. v. 16. Soll nun Brodt/ das wir brechen/ oder nach der Consecration austheilen/ eine Gemeinschafft des Leibs Christi seyn/ so kan es nicht in denselben verwandelt werden: sondern es müssen wircklich zwey unterschiedene Ding seyn die wircklich Gemeinschafft haben: dann sonsten wann Paulus durch das Brodt hätte verstanden den Leib Christi/ so müste die Meinung des H. Pauli gewesen seyn/ der Leib Christi seye eine Gemeinschafft des Leibs Christi: solche Meinung aber/ und Redens-Art/ kan man ohne Unbild dem H. Paulo nicht andichten. So thuet auch S. Paulus daselbst v. 17. austrückliche Meldung des Brodts im Heil. Abendmahl/ da er spricht: Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig. Item I. Cor. II. v. 26. So offt ihr von diesem Brodt esset. Item daselbst v. 28. Der Mensch prüffe sich selber/ und also esse er von diesem Brodt.</p> <p>Fünfftens: so haben auch die H. Väter dieses Geheimnüß durch die Wörtlein/ in/ mit / und unter/ fein eigentlich erkläret/ und hiermit die Verwandlung verworffen: also spricht Augustinus: Empfahet das im Brodt/ das am Creutz gehangen.</p> <p>Sechstens: so findet man dergleichen Art zu reden von solchen hohen Geheimnüssen in H. Schrifft mehr: als da die Schrifft also redet: GOTT ist Mensch: dis ist mein geliebter Sohn sc. Mit welcher Art zu reden angedeutet wird die unaufhörliche Vereinigung der beyden Naturen in CHristo/ welche freylich weit fester und hefftiger ist/ als eie Sacramentliche Vereinigung immer seyn kan. Solte einer darum gleich zufahren/ und aus jetzt gedachter Art zu reden schliessen wollen/ es müsse eine Natur in die andere verwandelt/ und also eine aus den beyden gantz zernichtet und abgethan seyn? Thorheit!</p> <p>Siebentens: so seyn die Papisten selbsten unter sich nicht einig/ ob nach der Wandlung / und Vernichtigung des Brodts zum wenigsten noch bleibe die Quantität des Brodts/ auf welcher als auf ihrem natürlichen Sessel die Gestalten/ oder Zufälligkeiten des Brotds / als nemlich die Weißigkeit/ Geschmackigkeit sc. kleben und behangen bleiben: oder aber / ob alles also vernichtiget werde/ daß nichts mehr übrig bleibe/ als die blosse obgemeldete Zufälligkeiten: und katzbalgen sie sich gewaltig hierüber/ da doch der Pabst / so mit einem eintzigen Ausspruch der Katzbalgerey könte ein End Schaffen mit seinem H. Geist (den er der Papisten Meinung nach/ in dem Archiv seines Hertzens verschlossen hält) nicht hervor will oder darff/ diese Streitigkeit zu schlichten.</p> <p>Achtens: so erdichten die Papisten wegen ihrer Verwandlung aus Noht gewungen viele ungereymte und lächerliche Mirackeln. Zum Exempel sie sagen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0367]
ohne Grund der H. Schrifft zu tichten? Sintemahl die Allmacht GOttes Weiß und Wege gnug hat die Sacramentliche Vereinigung ohne solches Gedichteinzurichten/ und zu Wercke zu bringen.
Zum andern: so spricht auch Christus nicht/ das wird verwandelt in meinen Leib/ sondern er spricht: das ist mein Leib.
Drittens: so nennet auch Christus nach der Consecration, den Kelch ein Gewächs des Weinstocks/ oder den Wein Matth. 26. v. 29.
Vierdtens: So weiß auch Paulus/ als ein unverwerfflicher Ausleger der Wort CHristi von solcher Päbstischen Verwandlung gantz und gar nichts: dann erstlich/ so nennet er das Brodt im Abendmahl eine Gemeinschafft des Leibs CHristi/ da er spricht: Das Brodt das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs Christi? I. Cor. 10. v. 16. Soll nun Brodt/ das wir brechen/ oder nach der Consecration austheilen/ eine Gemeinschafft des Leibs Christi seyn/ so kan es nicht in denselben verwandelt werden: sondern es müssen wircklich zwey unterschiedene Ding seyn die wircklich Gemeinschafft haben: dann sonsten wann Paulus durch das Brodt hätte verstanden den Leib Christi/ so müste die Meinung des H. Pauli gewesen seyn/ der Leib Christi seye eine Gemeinschafft des Leibs Christi: solche Meinung aber/ und Redens-Art/ kan man ohne Unbild dem H. Paulo nicht andichten. So thuet auch S. Paulus daselbst v. 17. austrückliche Meldung des Brodts im Heil. Abendmahl/ da er spricht: Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig. Item I. Cor. II. v. 26. So offt ihr von diesem Brodt esset. Item daselbst v. 28. Der Mensch prüffe sich selber/ und also esse er von diesem Brodt.
Fünfftens: so haben auch die H. Väter dieses Geheimnüß durch die Wörtlein/ in/ mit / und unter/ fein eigentlich erkläret/ und hiermit die Verwandlung verworffen: also spricht Augustinus: Empfahet das im Brodt/ das am Creutz gehangen.
Sechstens: so findet man dergleichen Art zu reden von solchen hohen Geheimnüssen in H. Schrifft mehr: als da die Schrifft also redet: GOTT ist Mensch: dis ist mein geliebter Sohn sc. Mit welcher Art zu reden angedeutet wird die unaufhörliche Vereinigung der beyden Naturen in CHristo/ welche freylich weit fester und hefftiger ist/ als eie Sacramentliche Vereinigung immer seyn kan. Solte einer darum gleich zufahren/ und aus jetzt gedachter Art zu reden schliessen wollen/ es müsse eine Natur in die andere verwandelt/ und also eine aus den beyden gantz zernichtet und abgethan seyn? Thorheit!
Siebentens: so seyn die Papisten selbsten unter sich nicht einig/ ob nach der Wandlung / und Vernichtigung des Brodts zum wenigsten noch bleibe die Quantität des Brodts/ auf welcher als auf ihrem natürlichen Sessel die Gestalten/ oder Zufälligkeiten des Brotds / als nemlich die Weißigkeit/ Geschmackigkeit sc. kleben und behangen bleiben: oder aber / ob alles also vernichtiget werde/ daß nichts mehr übrig bleibe/ als die blosse obgemeldete Zufälligkeiten: und katzbalgen sie sich gewaltig hierüber/ da doch der Pabst / so mit einem eintzigen Ausspruch der Katzbalgerey könte ein End Schaffen mit seinem H. Geist (den er der Papisten Meinung nach/ in dem Archiv seines Hertzens verschlossen hält) nicht hervor will oder darff/ diese Streitigkeit zu schlichten.
Achtens: so erdichten die Papisten wegen ihrer Verwandlung aus Noht gewungen viele ungereymte und lächerliche Mirackeln. Zum Exempel sie sagen /
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/367>, abgerufen am 08.07.2024. |