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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Sondern dazu das es fein ist/ und ihr stets und ungehindert dem HErren dienen könnet. Beziehet sich also S. Paulus allwegen auf die Beschwernüssen und Verhindernüssen der Verehlichten/ so sie / zu den Zeiten der-Verfolgungen/ und in ungleichen Ehen mit den Heyden und Heydinnen / konten von dem eyffrigen und aufrichtigen Dienst Gottes abhalten und abwendig machen: Keines weges aber gibt er dem Stand der Ledigen/ an sich selbsten/ vor dem Stand der Verehlichten/ den Vorzug.

Zum Vierdten: So ist für GOTT kein Ansehen weder deren so da ledig/ noch auch deren/ so da ehelich seyn: Dann GOtt stehet die Persohn nicht an: Sondern in allerley Volck/ wer ihn förchtet/ und recht thut/ der ist Ihm angenehm Act. 10. v. 34. und S. Paulus spricht: Die Beschneidung ist nichts/ und die Vorhaut ist nichts. Sondern Gottes Gebot halten. I. Cor. 7. v. 19. Also hilfft uns auch weder der ledige/ noch der eheliche Stand zur Erlangung der Gnaden Gottes: Sondern der Glaube an Christum/ durch welchen wir ihm einverleibet werden: Dann/ wie die Epistel an die Galater Cap. 3. v. 28. meldet: Hie ist kein Jude/ noch Grieche/ hie ist kein Knecht noch Freyer/ hie ist kein Mann/ noch Weib / dann ihr seyd allzumal eines in Christo JEsu.

Zum Fünfften: So haben auch geehlichte Persohnen solche stattliche Verheissungen in ihrem Ehestand/ als die ledige immermehr haben oder zeigen können. Ein Weib/ schreibt Paulus, wird seelig werden durch Kinderzeugen/ so sie bleibet im Glauben/ und in der Liebe/ und in der Heiligung sampt der Zucht. I. Tim. 2. v. 15. Item wohl dem/ der den HErrn förchtet und auf seinen Wegen gehet: Wohl dir/ du hast es gut: Dein Weib wird seyn wie ein fruchtbahrer Weinstock um dein Haus herum/ deine Kinder wie die Oelzweige um deinen Tisch her: Sihe also wird gesegnet der Man/ der den HErrn förchtet: Der Herr wird dich segnen aus Sion, daß du sehest das Glück Jerusalem dein lebenlang/ und sehest deiner Kinder Kinder/ Friede über Israel Ps. 128. So tröstet auch David Ps. 126. v. 3. die frommen Eheleut in ihrem Todt/ da er/ gemäß der Päbstischen Dolmetschung/ also spricht: Wann GOtt seinen Geliebten den Schlaff (oder Tod) geben wird/ siehe da ist die Erbschafft des HErren/ die Kinder/ der Lohn des Leibes Frucht. Seynd aber das nicht stattliche Verheissungen/ die GOtt denen/ so im Ehestand leben/ verspricht und ertheilet? Wo hat der ledige Stand bessere? Freylich nirgend.

Einrede der Papisten.

I. Apoc. 14. v. 4. spricht Joannes: Die seynds die mit Weiberen nicht beflecket seyn: Dann sie seynd Jungfrauen/ und folgen dem Lamm nach wo es hingehet: Derowegen so ist der Stand der unverehelichten Jungfrauen sauber und silber-rein/ hingegen in Ansehung dessen der Ehe-Stand unrein und beflockt.

Antwort: Ihr werdet bälder aus einem Kiesel-Stein Baum Oel heraus zwingen/ als aus diesem Text behaupten den Vorzug der Jungfrauschafft: Und ist es zwar nicht ohne/ daß durch diesen Ubel-ausgedeuteten Text die Closter-Jungfrauen mehrstentheils bethört werden zum aberglaubische Glübd der Keuschheit/ und vermeinen gäntzlich er seye auf sie gemüntzet/ und werden sie mit ihren Harffen auf dem Berg Sion hinter dem Lamm hertraben / und eine besondere Ehren-Cron tragen von Spiegel-Glatten Lilien, wie die Martyrer von Purpurfarbigen Rosen/ die Kirchen-Lehrer von Himmelblauen

Sondern dazu das es fein ist/ und ihr stets und ungehindert dem HErren dienen könnet. Beziehet sich also S. Paulus allwegen auf die Beschwernüssen und Verhindernüssen der Verehlichten/ so sie / zu den Zeiten der-Verfolgungen/ und in ungleichen Ehen mit den Heyden und Heydinnen / konten von dem eyffrigen und aufrichtigen Dienst Gottes abhalten und abwendig machen: Keines weges aber gibt er dem Stand der Ledigen/ an sich selbsten/ vor dem Stand der Verehlichten/ den Vorzug.

Zum Vierdten: So ist für GOTT kein Ansehen weder deren so da ledig/ noch auch deren/ so da ehelich seyn: Dann GOtt stehet die Persohn nicht an: Sondern in allerley Volck/ wer ihn förchtet/ und recht thut/ der ist Ihm angenehm Act. 10. v. 34. und S. Paulus spricht: Die Beschneidung ist nichts/ und die Vorhaut ist nichts. Sondern Gottes Gebot halten. I. Cor. 7. v. 19. Also hilfft uns auch weder der ledige/ noch der eheliche Stand zur Erlangung der Gnaden Gottes: Sondern der Glaube an Christum/ durch welchen wir ihm einverleibet werden: Dann/ wie die Epistel an die Galater Cap. 3. v. 28. meldet: Hie ist kein Jude/ noch Grieche/ hie ist kein Knecht noch Freyer/ hie ist kein Mann/ noch Weib / dann ihr seyd allzumal eines in Christo JEsu.

Zum Fünfften: So haben auch geehlichte Persohnen solche stattliche Verheissungen in ihrem Ehestand/ als die ledige immermehr haben oder zeigen können. Ein Weib/ schreibt Paulus, wird seelig werden durch Kinderzeugen/ so sie bleibet im Glauben/ und in der Liebe/ und in der Heiligung sampt der Zucht. I. Tim. 2. v. 15. Item wohl dem/ der den HErrn förchtet und auf seinen Wegen gehet: Wohl dir/ du hast es gut: Dein Weib wird seyn wie ein fruchtbahrer Weinstock um dein Haus herum/ deine Kinder wie die Oelzweige um deinen Tisch her: Sihe also wird gesegnet der Man/ der den HErrn förchtet: Der Herr wird dich segnen aus Sion, daß du sehest das Glück Jerusalem dein lebenlang/ und sehest deiner Kinder Kinder/ Friede über Israel Ps. 128. So tröstet auch David Ps. 126. v. 3. die frommen Eheleut in ihrem Todt/ da er/ gemäß der Päbstischen Dolmetschung/ also spricht: Wann GOtt seinen Geliebten den Schlaff (oder Tod) geben wird/ siehe da ist die Erbschafft des HErren/ die Kinder/ der Lohn des Leibes Frucht. Seynd aber das nicht stattliche Verheissungen/ die GOtt denen/ so im Ehestand leben/ verspricht und ertheilet? Wo hat der ledige Stand bessere? Freylich nirgend.

Einrede der Papisten.

I. Apoc. 14. v. 4. spricht Joannes: Die seynds die mit Weiberen nicht beflecket seyn: Dann sie seynd Jungfrauen/ und folgen dem Lamm nach wo es hingehet: Derowegen so ist der Stand der unverehelichten Jungfrauen sauber und silber-rein/ hingegen in Ansehung dessen der Ehe-Stand unrein und beflockt.

Antwort: Ihr werdet bälder aus einem Kiesel-Stein Baum Oel heraus zwingen/ als aus diesem Text behaupten den Vorzug der Jungfrauschafft: Und ist es zwar nicht ohne/ daß durch diesen Ubel-ausgedeuteten Text die Closter-Jungfrauen mehrstentheils bethört werden zum aberglaubischë Glübd der Keuschheit/ und vermeinen gäntzlich er seye auf sie gemüntzet/ und werden sie mit ihren Harffen auf dem Berg Sion hinter dem Lamm hertraben / und eine besondere Ehren-Cron tragen von Spiegel-Glatten Lilien, wie die Martyrer von Purpurfarbigen Rosen/ die Kirchen-Lehrer von Himmelblauen

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Sondern dazu das            es fein ist/ und ihr stets und ungehindert dem HErren dienen könnet. Beziehet sich also            S. Paulus allwegen auf die Beschwernüssen und Verhindernüssen der Verehlichten/ so sie /            zu den Zeiten der-Verfolgungen/ und in ungleichen Ehen mit den Heyden und Heydinnen /            konten von dem eyffrigen und aufrichtigen Dienst Gottes abhalten und abwendig machen:            Keines weges aber gibt er dem Stand der Ledigen/ an sich selbsten/ vor dem Stand der            Verehlichten/ den Vorzug.</p>
        <p>Zum Vierdten: So ist für GOTT kein Ansehen weder deren so da ledig/ noch auch deren/ so            da ehelich seyn: Dann GOtt stehet die Persohn nicht an: Sondern in allerley Volck/ wer            ihn förchtet/ und recht thut/ der ist Ihm angenehm Act. 10. v. 34. und S. Paulus            spricht: Die Beschneidung ist nichts/ und die Vorhaut ist nichts. Sondern Gottes Gebot            halten. I. Cor. 7. v. 19. Also hilfft uns auch weder der ledige/ noch der eheliche Stand            zur Erlangung der Gnaden Gottes: Sondern der Glaube an Christum/ durch welchen wir ihm            einverleibet werden: Dann/ wie die Epistel an die Galater Cap. 3. v. 28. meldet: Hie ist            kein Jude/ noch Grieche/ hie ist kein Knecht noch Freyer/ hie ist kein Mann/ noch Weib           / dann ihr seyd allzumal eines in Christo JEsu.</p>
        <p>Zum Fünfften: So haben auch geehlichte Persohnen solche stattliche Verheissungen in ihrem            Ehestand/ als die ledige immermehr haben oder zeigen können. Ein Weib/ schreibt Paulus,            wird seelig werden durch Kinderzeugen/ so sie bleibet im Glauben/ und in der Liebe/ und            in der Heiligung sampt der Zucht. I. Tim. 2. v. 15. Item wohl dem/ der den HErrn förchtet            und auf seinen Wegen gehet: Wohl dir/ du hast es gut: Dein Weib wird seyn wie ein            fruchtbahrer Weinstock um dein Haus herum/ deine Kinder wie die Oelzweige um deinen Tisch            her: Sihe also wird gesegnet der Man/ der den HErrn förchtet: Der Herr wird dich segnen            aus Sion, daß du sehest das Glück Jerusalem dein lebenlang/ und sehest deiner Kinder            Kinder/ Friede über Israel Ps. 128. So tröstet auch David Ps. 126. v. 3. die frommen            Eheleut in ihrem Todt/ da er/ gemäß der Päbstischen Dolmetschung/ also spricht: Wann            GOtt seinen Geliebten den Schlaff (oder Tod) geben wird/ siehe da ist die Erbschafft des            HErren/ die Kinder/ der Lohn des Leibes Frucht. Seynd aber das nicht stattliche            Verheissungen/ die GOtt denen/ so im Ehestand leben/ verspricht und ertheilet? Wo hat            der ledige Stand bessere? Freylich nirgend.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Apoc. 14. v. 4. spricht Joannes: Die seynds die mit Weiberen nicht beflecket seyn:            Dann sie seynd Jungfrauen/ und folgen dem Lamm nach wo es hingehet: Derowegen so ist der            Stand der unverehelichten Jungfrauen sauber und silber-rein/ hingegen in Ansehung dessen            der Ehe-Stand unrein und beflockt.</p>
        <p>Antwort: Ihr werdet bälder aus einem Kiesel-Stein Baum Oel heraus zwingen/ als aus            diesem Text behaupten den Vorzug der Jungfrauschafft: Und ist es zwar nicht ohne/ daß            durch diesen Ubel-ausgedeuteten Text die Closter-Jungfrauen mehrstentheils bethört werden            zum aberglaubischë Glübd der Keuschheit/ und vermeinen gäntzlich er seye auf sie            gemüntzet/ und werden sie mit ihren Harffen auf dem Berg Sion hinter dem Lamm hertraben /            und eine besondere Ehren-Cron tragen von Spiegel-Glatten Lilien, wie die Martyrer von            Purpurfarbigen Rosen/ die Kirchen-Lehrer von Himmelblauen
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[245/0265] Sondern dazu das es fein ist/ und ihr stets und ungehindert dem HErren dienen könnet. Beziehet sich also S. Paulus allwegen auf die Beschwernüssen und Verhindernüssen der Verehlichten/ so sie / zu den Zeiten der-Verfolgungen/ und in ungleichen Ehen mit den Heyden und Heydinnen / konten von dem eyffrigen und aufrichtigen Dienst Gottes abhalten und abwendig machen: Keines weges aber gibt er dem Stand der Ledigen/ an sich selbsten/ vor dem Stand der Verehlichten/ den Vorzug. Zum Vierdten: So ist für GOTT kein Ansehen weder deren so da ledig/ noch auch deren/ so da ehelich seyn: Dann GOtt stehet die Persohn nicht an: Sondern in allerley Volck/ wer ihn förchtet/ und recht thut/ der ist Ihm angenehm Act. 10. v. 34. und S. Paulus spricht: Die Beschneidung ist nichts/ und die Vorhaut ist nichts. Sondern Gottes Gebot halten. I. Cor. 7. v. 19. Also hilfft uns auch weder der ledige/ noch der eheliche Stand zur Erlangung der Gnaden Gottes: Sondern der Glaube an Christum/ durch welchen wir ihm einverleibet werden: Dann/ wie die Epistel an die Galater Cap. 3. v. 28. meldet: Hie ist kein Jude/ noch Grieche/ hie ist kein Knecht noch Freyer/ hie ist kein Mann/ noch Weib / dann ihr seyd allzumal eines in Christo JEsu. Zum Fünfften: So haben auch geehlichte Persohnen solche stattliche Verheissungen in ihrem Ehestand/ als die ledige immermehr haben oder zeigen können. Ein Weib/ schreibt Paulus, wird seelig werden durch Kinderzeugen/ so sie bleibet im Glauben/ und in der Liebe/ und in der Heiligung sampt der Zucht. I. Tim. 2. v. 15. Item wohl dem/ der den HErrn förchtet und auf seinen Wegen gehet: Wohl dir/ du hast es gut: Dein Weib wird seyn wie ein fruchtbahrer Weinstock um dein Haus herum/ deine Kinder wie die Oelzweige um deinen Tisch her: Sihe also wird gesegnet der Man/ der den HErrn förchtet: Der Herr wird dich segnen aus Sion, daß du sehest das Glück Jerusalem dein lebenlang/ und sehest deiner Kinder Kinder/ Friede über Israel Ps. 128. So tröstet auch David Ps. 126. v. 3. die frommen Eheleut in ihrem Todt/ da er/ gemäß der Päbstischen Dolmetschung/ also spricht: Wann GOtt seinen Geliebten den Schlaff (oder Tod) geben wird/ siehe da ist die Erbschafft des HErren/ die Kinder/ der Lohn des Leibes Frucht. Seynd aber das nicht stattliche Verheissungen/ die GOtt denen/ so im Ehestand leben/ verspricht und ertheilet? Wo hat der ledige Stand bessere? Freylich nirgend. Einrede der Papisten. I. Apoc. 14. v. 4. spricht Joannes: Die seynds die mit Weiberen nicht beflecket seyn: Dann sie seynd Jungfrauen/ und folgen dem Lamm nach wo es hingehet: Derowegen so ist der Stand der unverehelichten Jungfrauen sauber und silber-rein/ hingegen in Ansehung dessen der Ehe-Stand unrein und beflockt. Antwort: Ihr werdet bälder aus einem Kiesel-Stein Baum Oel heraus zwingen/ als aus diesem Text behaupten den Vorzug der Jungfrauschafft: Und ist es zwar nicht ohne/ daß durch diesen Ubel-ausgedeuteten Text die Closter-Jungfrauen mehrstentheils bethört werden zum aberglaubischë Glübd der Keuschheit/ und vermeinen gäntzlich er seye auf sie gemüntzet/ und werden sie mit ihren Harffen auf dem Berg Sion hinter dem Lamm hertraben / und eine besondere Ehren-Cron tragen von Spiegel-Glatten Lilien, wie die Martyrer von Purpurfarbigen Rosen/ die Kirchen-Lehrer von Himmelblauen

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/265>, abgerufen am 22.11.2024.