Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.IX. Spricht doch der Priester Achimelech zum David da er Brod on ihm begehrte: ich habe kein gemein Brod unter meiner Hand: sondern heilig Brod: Wann sich nur die Knaben von Weibern enthalten hätten/ so möchten sie essen. I. Reg. 21. v. 4 so befleckt ja die eheliche Freundschafft/ welche verursachen konte/ daß die Knaben vom heiligen Brod nicht essen dorfften. Antwort. Achimelech redet von einer levitischen Unreinigkeit. Es haben aber solche levitische Schatten im neuen Testament aufgehört: Wie dann Christus selbst spricht-Matt. II. v. 13. und Luc. 16. v. 16. das Gesetz reichet biß auf Joannem, und hat damahls angefangen seine Endschafft zunehmen. X. Hat doch David I. paral. 23. die Leviten in vier und zwantzig Hauffen getheilet / welche einen Tag oder Zeit um die ander dem Gottes-Dienst wechsel-weise solten abwarten / damit einjeder sich darnach zu richten wüste/ und demnach mit Enthaltung der Ehelichen-Beywohnung sich desto besser zum Gottes-Dienst gefast machen/ und also von den Wieberen unbefleckt darbey erscheinen mögte. Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß dieses die Ursach gewesen seye? Freylich nirgend: Sondern es hat vielmehr David dahin gesehen/ das alles fein ordentlich / sonderlich bey dem Gottes-Dienst/ möchte zu gehen: Wieauch/ damit allen so aus den Levitischen Stammen waren (deren an der Zahl gefunden wurden acht und dreißig tausent I. paral. 23. v. 3.) unterkommen/ und ihre Unterhaltung haben möchten. Zudem/ wann ja die Päbstische Ehe-verbieter so hoch sich beruffen auf das alte Testament/ warum lassen sie sich dan nicht auch/ wie im alten Testament gebräuchlich gewesen/ beschneiden? Warum enthalten sie sich nicht auch des Weins/ und alles was truncken machen kan/ wie die Priester im alten Testament/ wann sie ihren Gottes-Dienst verrichten solten/ thun musten. Lev. 10. v. 9? XI. Paulus heisset die Ehe-Leute sich eine Zeitlang der Ehelichen Beywohnung enthalten / damit sie dem Gebeth desto empsiger abwarten mögen I. Cor. 7. v. 5. Nun sollen aber die Priester und Ordens-Persohnen immerdar dem Gebet abwarten/ derowegen so müssen zum wenigsten solche Personen sich auch immerdar des Ehestands und Ehlicher Beywohnung enthalten. Antwort. Paulus redet daselbst nicht von den täglichen Gebehten: sondern von denen Gebehten die man etwa in einer vorstehenden Gefahr pflegt anzustellen: Da kann ein jeglicher Priester so wohl als ein leye sich ein zeitlang seines Weibes/ ja auch aller anderen Geschäfften/ äussern/ damit er desto empsiger dem Gebeht abwarten möge: Dann wann es die Meynung hätte/ wie die Papisten folgeren/ so müsten auch eben so wohl die Leyen sich des Ehestandes und der Ehelichen-Pflicht enthalten/ als die Priester: als welche eben so wohl einen austrücklichen Befehl haben daß sie sollen beten ohn unterlaß. Eph. 6. v. 18. Thes. 5. v. 16. Uber das/ wie das Verbott der Ehe die Päbstische Pfaffen bequeme/ und befucht mache dem Gebeth desto empsicher abzuwarten/ darvon mag reden ihr eigen Gewissen/ welches ihnen vielleicht sagen wird/ wie weit sie in ihrem Gebeht von GOtt auf die irrdische Göttinnen abwertz zielen. XII. Kein Krieges-Mann/ der da streitet/ flickt sich in weltliche Händel/ auf das er gefalle dem/ der ihn angenommen/ spricht Paulus 2. Tim. 2. v. 4. nun dienen aber die Priester als Geistliche Krieges-Leute GOtt dem HErrn/ sollen derowegen sich in weltliche Händel nicht einmischen/ und demnach auch nicht Ehelich werden. IX. Spricht doch der Priester Achimelech zum David da er Brod on ihm begehrte: ich habe kein gemein Brod unter meiner Hand: sondern heilig Brod: Wann sich nur die Knaben von Weibern enthalten hätten/ so möchten sie essen. I. Reg. 21. v. 4 so befleckt ja die eheliche Freundschafft/ welche verursachen konte/ daß die Knaben vom heiligen Brod nicht essen dorfften. Antwort. Achimelech redet von einer levitischen Unreinigkeit. Es haben aber solche levitische Schatten im neuen Testament aufgehört: Wie dann Christus selbst spricht-Matt. II. v. 13. und Luc. 16. v. 16. das Gesetz reichet biß auf Joannem, und hat damahls angefangen seine Endschafft zunehmen. X. Hat doch David I. paral. 23. die Leviten in vier und zwantzig Hauffen getheilet / welche einen Tag oder Zeit um die ander dem Gottes-Dienst wechsel-weise solten abwarten / damit einjeder sich darnach zu richten wüste/ und demnach mit Enthaltung der Ehelichen-Beywohnung sich desto besser zum Gottes-Dienst gefast machen/ und also von den Wieberen unbefleckt darbey erscheinen mögte. Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß dieses die Ursach gewesen seye? Freylich nirgend: Sondern es hat vielmehr David dahin gesehen/ das alles fein ordentlich / sonderlich bey dem Gottes-Dienst/ möchte zu gehen: Wieauch/ damit allen so aus den Levitischen Stammen waren (deren an der Zahl gefunden wurden acht und dreißig tausent I. paral. 23. v. 3.) unterkommen/ und ihre Unterhaltung haben möchten. Zudem/ wann ja die Päbstische Ehe-verbieter so hoch sich beruffen auf das alte Testament/ warum lassen sie sich dan nicht auch/ wie im alten Testament gebräuchlich gewesen/ beschneiden? Warum enthalten sie sich nicht auch des Weins/ und alles was truncken machen kan/ wie die Priester im alten Testament/ wann sie ihren Gottes-Dienst verrichten solten/ thun musten. Lev. 10. v. 9? XI. Paulus heisset die Ehe-Leute sich eine Zeitlang der Ehelichen Beywohnung enthalten / damit sie dem Gebeth desto empsiger abwarten mögen I. Cor. 7. v. 5. Nun sollen aber die Priester und Ordens-Persohnen immerdar dem Gebet abwarten/ derowegen so müssen zum wenigsten solche Personen sich auch immerdar des Ehestands und Ehlicher Beywohnung enthalten. Antwort. Paulus redet daselbst nicht von den täglichen Gebehten: sondern von denen Gebehten die man etwa in einer vorstehenden Gefahr pflegt anzustellen: Da kann ein jeglicher Priester so wohl als ein leye sich ein zeitlang seines Weibes/ ja auch aller anderen Geschäfften/ äussern/ damit er desto empsiger dem Gebeht abwarten möge: Dann wann es die Meynung hätte/ wie die Papisten folgeren/ so müsten auch eben so wohl die Leyen sich des Ehestandes und der Ehelichen-Pflicht enthalten/ als die Priester: als welche eben so wohl einen austrücklichen Befehl haben daß sie sollen beten ohn unterlaß. Eph. 6. v. 18. Thes. 5. v. 16. Uber das/ wie das Verbott der Ehe die Päbstische Pfaffen bequeme/ und befucht mache dem Gebeth desto empsicher abzuwarten/ darvon mag reden ihr eigen Gewissen/ welches ihnen vielleicht sagen wird/ wie weit sie in ihrem Gebeht von GOtt auf die irrdische Göttinnen abwertz zielen. XII. Kein Krieges-Mann/ der da streitet/ flickt sich in weltliche Händel/ auf das er gefalle dem/ der ihn angenommen/ spricht Paulus 2. Tim. 2. v. 4. nun dienen aber die Priester als Geistliche Krieges-Leute GOtt dem HErrn/ sollen derowegen sich in weltliche Händel nicht einmischen/ und demnach auch nicht Ehelich werden. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0259" n="239"/> <p>IX. Spricht doch der Priester Achimelech zum David da er Brod on ihm begehrte: ich habe kein gemein Brod unter meiner Hand: sondern heilig Brod: Wann sich nur die Knaben von Weibern enthalten hätten/ so möchten sie essen. I. Reg. 21. v. 4 so befleckt ja die eheliche Freundschafft/ welche verursachen konte/ daß die Knaben vom heiligen Brod nicht essen dorfften.</p> <p>Antwort. Achimelech redet von einer levitischen Unreinigkeit. Es haben aber solche levitische Schatten im neuen Testament aufgehört: Wie dann Christus selbst spricht-Matt. II. v. 13. und Luc. 16. v. 16. das Gesetz reichet biß auf Joannem, und hat damahls angefangen seine Endschafft zunehmen.</p> <p>X. Hat doch David I. paral. 23. die Leviten in vier und zwantzig Hauffen getheilet / welche einen Tag oder Zeit um die ander dem Gottes-Dienst wechsel-weise solten abwarten / damit einjeder sich darnach zu richten wüste/ und demnach mit Enthaltung der Ehelichen-Beywohnung sich desto besser zum Gottes-Dienst gefast machen/ und also von den Wieberen unbefleckt darbey erscheinen mögte.</p> <p>Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß dieses die Ursach gewesen seye? Freylich nirgend: Sondern es hat vielmehr David dahin gesehen/ das alles fein ordentlich / sonderlich bey dem Gottes-Dienst/ möchte zu gehen: Wieauch/ damit allen so aus den Levitischen Stammen waren (deren an der Zahl gefunden wurden acht und dreißig tausent I. paral. 23. v. 3.) unterkommen/ und ihre Unterhaltung haben möchten. Zudem/ wann ja die Päbstische Ehe-verbieter so hoch sich beruffen auf das alte Testament/ warum lassen sie sich dan nicht auch/ wie im alten Testament gebräuchlich gewesen/ beschneiden? Warum enthalten sie sich nicht auch des Weins/ und alles was truncken machen kan/ wie die Priester im alten Testament/ wann sie ihren Gottes-Dienst verrichten solten/ thun musten. Lev. 10. v. 9?</p> <p>XI. Paulus heisset die Ehe-Leute sich eine Zeitlang der Ehelichen Beywohnung enthalten / damit sie dem Gebeth desto empsiger abwarten mögen I. Cor. 7. v. 5. Nun sollen aber die Priester und Ordens-Persohnen immerdar dem Gebet abwarten/ derowegen so müssen zum wenigsten solche Personen sich auch immerdar des Ehestands und Ehlicher Beywohnung enthalten.</p> <p>Antwort. Paulus redet daselbst nicht von den täglichen Gebehten: sondern von denen Gebehten die man etwa in einer vorstehenden Gefahr pflegt anzustellen: Da kann ein jeglicher Priester so wohl als ein leye sich ein zeitlang seines Weibes/ ja auch aller anderen Geschäfften/ äussern/ damit er desto empsiger dem Gebeht abwarten möge: Dann wann es die Meynung hätte/ wie die Papisten folgeren/ so müsten auch eben so wohl die Leyen sich des Ehestandes und der Ehelichen-Pflicht enthalten/ als die Priester: als welche eben so wohl einen austrücklichen Befehl haben daß sie sollen beten ohn unterlaß. Eph. 6. v. 18. Thes. 5. v. 16. Uber das/ wie das Verbott der Ehe die Päbstische Pfaffen bequeme/ und befucht mache dem Gebeth desto empsicher abzuwarten/ darvon mag reden ihr eigen Gewissen/ welches ihnen vielleicht sagen wird/ wie weit sie in ihrem Gebeht von GOtt auf die irrdische Göttinnen abwertz zielen.</p> <p>XII. Kein Krieges-Mann/ der da streitet/ flickt sich in weltliche Händel/ auf das er gefalle dem/ der ihn angenommen/ spricht Paulus 2. Tim. 2. v. 4. nun dienen aber die Priester als Geistliche Krieges-Leute GOtt dem HErrn/ sollen derowegen sich in weltliche Händel nicht einmischen/ und demnach auch nicht Ehelich werden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0259]
IX. Spricht doch der Priester Achimelech zum David da er Brod on ihm begehrte: ich habe kein gemein Brod unter meiner Hand: sondern heilig Brod: Wann sich nur die Knaben von Weibern enthalten hätten/ so möchten sie essen. I. Reg. 21. v. 4 so befleckt ja die eheliche Freundschafft/ welche verursachen konte/ daß die Knaben vom heiligen Brod nicht essen dorfften.
Antwort. Achimelech redet von einer levitischen Unreinigkeit. Es haben aber solche levitische Schatten im neuen Testament aufgehört: Wie dann Christus selbst spricht-Matt. II. v. 13. und Luc. 16. v. 16. das Gesetz reichet biß auf Joannem, und hat damahls angefangen seine Endschafft zunehmen.
X. Hat doch David I. paral. 23. die Leviten in vier und zwantzig Hauffen getheilet / welche einen Tag oder Zeit um die ander dem Gottes-Dienst wechsel-weise solten abwarten / damit einjeder sich darnach zu richten wüste/ und demnach mit Enthaltung der Ehelichen-Beywohnung sich desto besser zum Gottes-Dienst gefast machen/ und also von den Wieberen unbefleckt darbey erscheinen mögte.
Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß dieses die Ursach gewesen seye? Freylich nirgend: Sondern es hat vielmehr David dahin gesehen/ das alles fein ordentlich / sonderlich bey dem Gottes-Dienst/ möchte zu gehen: Wieauch/ damit allen so aus den Levitischen Stammen waren (deren an der Zahl gefunden wurden acht und dreißig tausent I. paral. 23. v. 3.) unterkommen/ und ihre Unterhaltung haben möchten. Zudem/ wann ja die Päbstische Ehe-verbieter so hoch sich beruffen auf das alte Testament/ warum lassen sie sich dan nicht auch/ wie im alten Testament gebräuchlich gewesen/ beschneiden? Warum enthalten sie sich nicht auch des Weins/ und alles was truncken machen kan/ wie die Priester im alten Testament/ wann sie ihren Gottes-Dienst verrichten solten/ thun musten. Lev. 10. v. 9?
XI. Paulus heisset die Ehe-Leute sich eine Zeitlang der Ehelichen Beywohnung enthalten / damit sie dem Gebeth desto empsiger abwarten mögen I. Cor. 7. v. 5. Nun sollen aber die Priester und Ordens-Persohnen immerdar dem Gebet abwarten/ derowegen so müssen zum wenigsten solche Personen sich auch immerdar des Ehestands und Ehlicher Beywohnung enthalten.
Antwort. Paulus redet daselbst nicht von den täglichen Gebehten: sondern von denen Gebehten die man etwa in einer vorstehenden Gefahr pflegt anzustellen: Da kann ein jeglicher Priester so wohl als ein leye sich ein zeitlang seines Weibes/ ja auch aller anderen Geschäfften/ äussern/ damit er desto empsiger dem Gebeht abwarten möge: Dann wann es die Meynung hätte/ wie die Papisten folgeren/ so müsten auch eben so wohl die Leyen sich des Ehestandes und der Ehelichen-Pflicht enthalten/ als die Priester: als welche eben so wohl einen austrücklichen Befehl haben daß sie sollen beten ohn unterlaß. Eph. 6. v. 18. Thes. 5. v. 16. Uber das/ wie das Verbott der Ehe die Päbstische Pfaffen bequeme/ und befucht mache dem Gebeth desto empsicher abzuwarten/ darvon mag reden ihr eigen Gewissen/ welches ihnen vielleicht sagen wird/ wie weit sie in ihrem Gebeht von GOtt auf die irrdische Göttinnen abwertz zielen.
XII. Kein Krieges-Mann/ der da streitet/ flickt sich in weltliche Händel/ auf das er gefalle dem/ der ihn angenommen/ spricht Paulus 2. Tim. 2. v. 4. nun dienen aber die Priester als Geistliche Krieges-Leute GOtt dem HErrn/ sollen derowegen sich in weltliche Händel nicht einmischen/ und demnach auch nicht Ehelich werden.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/259>, abgerufen am 31.07.2024. |