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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Herren und weltliche Geistliche Leute (welches ein monstrosum nomen ist) die von Alberto Cranzio recht und wohl genennet werden Monstar Unthiere ohne Exempel/ Regularen ohne Regul/ Canonici ohne Canone. bishero Cassander. Aber was thuts zur Sachen? es mag der eine den Geistlichen Ordens-stand/ und den Stand der Päbstischen Clerisey über das Verdienst erheben/ der ander aber wieder die Gebühr erniedrigen/ mir und einem jeden Evangelischen Christen ists gnug: daß das jetzige Closter-Leben mit seinen Gelübden und Wercken der Ubermaß/ in Gottes Wort nicht anders angegeben und entdecket wird/ als abergläubische Phantasterey und Erfindung der Menschen. Wie aus folgenden Fragen ordentlich erhellen wird.

Die erste Frage.

Ob die geschworne Armuht der Ordens-Persohnen gehöre unter die/ also genannte / Evangelische Rähte und GOttgefällige Wercke der Ubermaß?

Darwider sagen wir gerad nein aus Gottes Wort.

Dann erstlich: daß die Armuht/ so wir um Christi Willen ausstehen/ nicht ein Raht oder Gutbedüncken/ sondern ein ernstlicher Befehl Christi seye/ dergestalt/ daß/ so lieb uns unserer Seelen Heyl und Seeligkeit ist/ wir/ wo es die Noht erfordert/ alsdann nicht allein alle unsre Haab und Güter: sondern auch unsren Leib und Leben um Christi willen gern verliehren/ und in die Schantz schlagen sollen/ solches ist offenbahr aus den Worten Christi Matth. 8. 10. 19. Luc. 18. was treibt aber die Ordens-Geistliche / Mönche und Nonnen darzu/ daß sie sich in die freywillige/ also genannte/ Armuht ins Closter-Leben begeben? freylich nicht einige Verfolgung und Noht um Christi willen. Ja viele unter ihnen bringen einen Bettel-Sack mit sich ins Closter/ und mästen sich darnach von den reichen Einkommen der Clöster zum Uberfluß/ und gehen mit feisten Wampen daher.

Zweytens: so ist es auch ein lauter Gespött mit der Clösterlichen Armuht: darmit sie beyde/ GOtt und die Menschen zu äffen sich unterstehen: dann GOtt hat einem jeden seinen Beruff bestimmet/ daß er in Schweiß seines Angesichts sein Brod essen solle: dis aber wil ihnen nicht schmecken: sondern wann sie nur mit denen ohne eintzige Mühe zugebrachten Einkommen den Kropff anfüllen mögen/ das heisset mit frölichem Gewissen/ und rühigem Bauch sich zur Armuht und geistlicher Zufriedenheit verschwehren: worüber auch schon der H. Bernardus sich hat entrüstet mit diesen Verwunderungs-Worten: die Armuht wöllen sie schweren: aber Abgang leiden wollen sie nicht.

Einrede der Papisten.

I. Hat doch Christus dem Jüngling/ der ihn fragte wie möchte die Vollkommenheit erhalten / den Raht gegeben: wilst du vollkommen seyn/ so gehe hin/ verkauffe was du hast und gibs den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben/ und komm und folge mir nach. Matth. 19. v. 21. so thun ja die Ordens-Geistliche löblich/ daß sie durch freywillige Armuht alles verlassen/ und Christo nach folgen.

Antwort. Wann schon Christus diesem Jüngling gerahten hätte/ er solle alles verlassen / und ihm mit andern Aposteln zur Verkündigung des Evangelii nachfolgen/ so hat er ihm doch nicht gerahten/ er solle das Seinige verlassen/ und im Closter mit frembden Gütern und reichen Einkommen ohne Sorge und

Herren und weltliche Geistliche Leute (welches ein monstrosum nomen ist) die von Alberto Cranzio recht und wohl genennet werden Monstar Unthiere ohne Exempel/ Regularen ohne Regul/ Canonici ohne Canone. bishero Cassander. Aber was thuts zur Sachen? es mag der eine den Geistlichen Ordens-stand/ und den Stand der Päbstischen Clerisey über das Verdienst erheben/ der ander aber wieder die Gebühr erniedrigen/ mir und einem jeden Evangelischen Christen ists gnug: daß das jetzige Closter-Leben mit seinen Gelübden und Wercken der Ubermaß/ in Gottes Wort nicht anders angegeben und entdecket wird/ als abergläubische Phantasterey und Erfindung der Menschen. Wie aus folgenden Fragen ordentlich erhellen wird.

Die erste Frage.

Ob die geschworne Armuht der Ordens-Persohnen gehöre unter die/ also genannte / Evangelische Rähte und GOttgefällige Wercke der Ubermaß?

Darwider sagen wir gerad nein aus Gottes Wort.

Dann erstlich: daß die Armuht/ so wir um Christi Willen ausstehen/ nicht ein Raht oder Gutbedüncken/ sondern ein ernstlicher Befehl Christi seye/ dergestalt/ daß/ so lieb uns unserer Seelen Heyl und Seeligkeit ist/ wir/ wo es die Noht erfordert/ alsdann nicht allein alle unsre Haab und Güter: sondern auch unsren Leib und Leben um Christi willen gern verliehren/ und in die Schantz schlagen sollen/ solches ist offenbahr aus den Worten Christi Matth. 8. 10. 19. Luc. 18. was treibt aber die Ordens-Geistliche / Mönche und Nonnen darzu/ daß sie sich in die freywillige/ also genannte/ Armuht ins Closter-Leben begeben? freylich nicht einige Verfolgung und Noht um Christi willen. Ja viele unter ihnen bringen einen Bettel-Sack mit sich ins Closter/ und mästen sich darnach von den reichen Einkommen der Clöster zum Uberfluß/ und gehen mit feisten Wampen daher.

Zweytens: so ist es auch ein lauter Gespött mit der Clösterlichen Armuht: darmit sie beyde/ GOtt und die Menschen zu äffen sich unterstehen: dann GOtt hat einem jeden seinen Beruff bestimmet/ daß er in Schweiß seines Angesichts sein Brod essen solle: dis aber wil ihnen nicht schmecken: sondern wann sie nur mit denen ohne eintzige Mühe zugebrachten Einkommen den Kropff anfüllen mögen/ das heisset mit frölichem Gewissen/ und rühigem Bauch sich zur Armuht und geistlicher Zufriedenheit verschwehren: worüber auch schon der H. Bernardus sich hat entrüstet mit diesen Verwunderungs-Worten: die Armuht wöllen sie schweren: aber Abgang leiden wollen sie nicht.

Einrede der Papisten.

I. Hat doch Christus dem Jüngling/ der ihn fragte wie möchte die Vollkommenheit erhalten / den Raht gegeben: wilst du vollkommen seyn/ so gehe hin/ verkauffe was du hast und gibs den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben/ und komm und folge mir nach. Matth. 19. v. 21. so thun ja die Ordens-Geistliche löblich/ daß sie durch freywillige Armuht alles verlassen/ und Christo nach folgen.

Antwort. Wann schon Christus diesem Jüngling gerahten hätte/ er solle alles verlassen / und ihm mit andern Aposteln zur Verkündigung des Evangelii nachfolgen/ so hat er ihm doch nicht gerahten/ er solle das Seinige verlassen/ und im Closter mit frembden Gütern und reichen Einkom̃en ohne Sorge und

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        <p>Die erste Frage.</p>
        <p>Ob die geschworne Armuht der Ordens-Persohnen gehöre unter die/ also genannte /            Evangelische Rähte und GOttgefällige Wercke der Ubermaß?</p>
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        <p>Dann erstlich: daß die Armuht/ so wir um Christi Willen ausstehen/ nicht ein Raht oder            Gutbedüncken/ sondern ein ernstlicher Befehl Christi seye/ dergestalt/ daß/ so lieb            uns unserer Seelen Heyl und Seeligkeit ist/ wir/ wo es die Noht erfordert/ alsdann            nicht allein alle unsre Haab und Güter: sondern auch unsren Leib und Leben um Christi            willen gern verliehren/ und in die Schantz schlagen sollen/ solches ist offenbahr aus            den Worten Christi Matth. 8. 10. 19. Luc. 18. was treibt aber die Ordens-Geistliche /            Mönche und Nonnen darzu/ daß sie sich in die freywillige/ also genannte/ Armuht ins            Closter-Leben begeben? freylich nicht einige Verfolgung und Noht um Christi willen. Ja            viele unter ihnen bringen einen Bettel-Sack mit sich ins Closter/ und mästen sich darnach            von den reichen Einkommen der Clöster zum Uberfluß/ und gehen mit feisten Wampen            daher.</p>
        <p>Zweytens: so ist es auch ein lauter Gespött mit der Clösterlichen Armuht: darmit sie            beyde/ GOtt und die Menschen zu äffen sich unterstehen: dann GOtt hat einem jeden seinen            Beruff bestimmet/ daß er in Schweiß seines Angesichts sein Brod essen solle: dis aber wil            ihnen nicht schmecken: sondern wann sie nur mit denen ohne eintzige Mühe zugebrachten            Einkommen den Kropff anfüllen mögen/ das heisset mit frölichem Gewissen/ und rühigem            Bauch sich zur Armuht und geistlicher Zufriedenheit verschwehren: worüber auch schon der            H. Bernardus sich hat entrüstet mit diesen Verwunderungs-Worten: die Armuht wöllen sie            schweren: aber Abgang leiden wollen sie nicht.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Hat doch Christus dem Jüngling/ der ihn fragte wie möchte die Vollkommenheit erhalten           / den Raht gegeben: wilst du vollkommen seyn/ so gehe hin/ verkauffe was du hast und            gibs den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben/ und komm und folge mir nach.            Matth. 19. v. 21. so thun ja die Ordens-Geistliche löblich/ daß sie durch freywillige            Armuht alles verlassen/ und Christo nach folgen.</p>
        <p>Antwort. Wann schon Christus diesem Jüngling gerahten hätte/ er solle alles verlassen /            und ihm mit andern Aposteln zur Verkündigung des Evangelii nachfolgen/ so hat er ihm doch            nicht gerahten/ er solle das Seinige verlassen/ und im Closter mit frembden Gütern und            reichen Einkom&#x0303;en ohne Sorge und
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[228/0248] Herren und weltliche Geistliche Leute (welches ein monstrosum nomen ist) die von Alberto Cranzio recht und wohl genennet werden Monstar Unthiere ohne Exempel/ Regularen ohne Regul/ Canonici ohne Canone. bishero Cassander. Aber was thuts zur Sachen? es mag der eine den Geistlichen Ordens-stand/ und den Stand der Päbstischen Clerisey über das Verdienst erheben/ der ander aber wieder die Gebühr erniedrigen/ mir und einem jeden Evangelischen Christen ists gnug: daß das jetzige Closter-Leben mit seinen Gelübden und Wercken der Ubermaß/ in Gottes Wort nicht anders angegeben und entdecket wird/ als abergläubische Phantasterey und Erfindung der Menschen. Wie aus folgenden Fragen ordentlich erhellen wird. Die erste Frage. Ob die geschworne Armuht der Ordens-Persohnen gehöre unter die/ also genannte / Evangelische Rähte und GOttgefällige Wercke der Ubermaß? Darwider sagen wir gerad nein aus Gottes Wort. Dann erstlich: daß die Armuht/ so wir um Christi Willen ausstehen/ nicht ein Raht oder Gutbedüncken/ sondern ein ernstlicher Befehl Christi seye/ dergestalt/ daß/ so lieb uns unserer Seelen Heyl und Seeligkeit ist/ wir/ wo es die Noht erfordert/ alsdann nicht allein alle unsre Haab und Güter: sondern auch unsren Leib und Leben um Christi willen gern verliehren/ und in die Schantz schlagen sollen/ solches ist offenbahr aus den Worten Christi Matth. 8. 10. 19. Luc. 18. was treibt aber die Ordens-Geistliche / Mönche und Nonnen darzu/ daß sie sich in die freywillige/ also genannte/ Armuht ins Closter-Leben begeben? freylich nicht einige Verfolgung und Noht um Christi willen. Ja viele unter ihnen bringen einen Bettel-Sack mit sich ins Closter/ und mästen sich darnach von den reichen Einkommen der Clöster zum Uberfluß/ und gehen mit feisten Wampen daher. Zweytens: so ist es auch ein lauter Gespött mit der Clösterlichen Armuht: darmit sie beyde/ GOtt und die Menschen zu äffen sich unterstehen: dann GOtt hat einem jeden seinen Beruff bestimmet/ daß er in Schweiß seines Angesichts sein Brod essen solle: dis aber wil ihnen nicht schmecken: sondern wann sie nur mit denen ohne eintzige Mühe zugebrachten Einkommen den Kropff anfüllen mögen/ das heisset mit frölichem Gewissen/ und rühigem Bauch sich zur Armuht und geistlicher Zufriedenheit verschwehren: worüber auch schon der H. Bernardus sich hat entrüstet mit diesen Verwunderungs-Worten: die Armuht wöllen sie schweren: aber Abgang leiden wollen sie nicht. Einrede der Papisten. I. Hat doch Christus dem Jüngling/ der ihn fragte wie möchte die Vollkommenheit erhalten / den Raht gegeben: wilst du vollkommen seyn/ so gehe hin/ verkauffe was du hast und gibs den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben/ und komm und folge mir nach. Matth. 19. v. 21. so thun ja die Ordens-Geistliche löblich/ daß sie durch freywillige Armuht alles verlassen/ und Christo nach folgen. Antwort. Wann schon Christus diesem Jüngling gerahten hätte/ er solle alles verlassen / und ihm mit andern Aposteln zur Verkündigung des Evangelii nachfolgen/ so hat er ihm doch nicht gerahten/ er solle das Seinige verlassen/ und im Closter mit frembden Gütern und reichen Einkom̃en ohne Sorge und

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/248>, abgerufen am 19.05.2024.