Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
Das erste Capitel.

Von der Kirchen.

ES suchen die Papisten ihren fürnehmsten Behelff/ dardurch ihren Greuel/ und Meuschen-Satzungen auf die Bein zu helffen/ indem sie viel Rühmens machen/ und die Leute überreden wöllen/ als befinde sich bey ihnen die rechte seeligmachende Catholische Kirche / mit Fürgeben/ es seye zu Rom selbige anfangs gestifftet/ und seye demnach der Römische Pabst sambt seinem Anhang der eigentliche Entwurff und Innhalt der wahren Catholischen allein seeligmachenden Kirchen: Nun aber könne die wahre Kirch nicht in Irrthum gerahten: Derowegen seye man verbunden alle und jede Satzungen der Römischen Kirchen unwiedersprechlich/ und als von GOTT selbst herrührende Warheiten anzunchmen/ und zu billigen.

Hieraus erregen sich anfangs dreyerley Fragen/ welche ordentlich seyen zu erörteren.

Erstlich/ ob die Römische/ oder aber die Evangelische seye die rechte Catholische von Christo und den Aposteln gegründete Kirche. Zweytens/ ob auch eine unsichtbahre Kirche seyen könne. Drittens/ ob die Kirche irren und in Glaubens-Fehler gerahten könne.

ANfangs aber/ und zuvorderst/ wann man der Papisten Spinn-Geweb ordentlich aus eiwander wicklen will/ ist wohl in acht zu nehmen/ daß das Wörtlein Kirch nicht allwegen einerley Bedeutung hat: Dann erstlich/ wird dardurch ins gemein verstanden eine jede Versammlung / so wohl Böse/ als Gute: Daher dann auch die Schrifft gedencket der Kirchen oder Versammlung der Boshafftigen/ Ps. 26. v. 5. Zum andern wird dardurch verstanden eine sichtbarliche Vasammlung derer/ so sich für Christen ensserlich ausgeben/ und durch offentliche Ubung des Gottesdienstes/ Anhörung des Göttlichen Worts/ und Gebrauch der Heil. Sacramenten/ sich für Christ-gläubige bekennen: da dann die Fromme und Gottlose unter einander seyen vermischet/ wie das Unkraut unter den Weitzen Matth. 13. v. 30. Wie dann auch solche Kirch verglichen wird einer Tenne/ darauf sich zugleich befinden der Weitzen und die Spreuer Matth. 3. v. 12. Item einem Fischer-Netz mit guten und bösen Fi-

Das erste Capitel.

Von der Kirchen.

ES suchen die Papisten ihren fürnehmsten Behelff/ dardurch ihren Greuel/ und Meuschen-Satzungen auf die Bein zu helffen/ indem sie viel Rühmens machen/ und die Leute überreden wöllen/ als befinde sich bey ihnen die rechte seeligmachende Catholische Kirche / mit Fürgeben/ es seye zu Rom selbige anfangs gestifftet/ und seye demnach der Römische Pabst sambt seinem Anhang der eigentliche Entwurff und Innhalt der wahren Catholischen allein seeligmachenden Kirchen: Nun aber könne die wahre Kirch nicht in Irrthum gerahten: Derowegen seye man verbunden alle und jede Satzungen der Römischen Kirchen unwiedersprechlich/ und als von GOTT selbst herrührende Warheiten anzunchmen/ und zu billigen.

Hieraus erregen sich anfangs dreyerley Fragen/ welche ordentlich seyen zu erörteren.

Erstlich/ ob die Römische/ oder aber die Evangelische seye die rechte Catholische von Christo und den Aposteln gegründete Kirche. Zweytens/ ob auch eine unsichtbahre Kirche seyen könne. Drittens/ ob die Kirche irren und in Glaubens-Fehler gerahten könne.

ANfangs aber/ und zuvorderst/ wann man der Papisten Spinn-Geweb ordentlich aus eiwander wicklen will/ ist wohl in acht zu nehmen/ daß das Wörtlein Kirch nicht allwegen einerley Bedeutung hat: Dann erstlich/ wird dardurch ins gemein verstanden eine jede Versammlung / so wohl Böse/ als Gute: Daher dann auch die Schrifft gedencket der Kirchen oder Versammlung der Boshafftigen/ Ps. 26. v. 5. Zum andern wird dardurch verstanden eine sichtbarliche Vasammlung derer/ so sich für Christen ensserlich ausgeben/ und durch offentliche Ubung des Gottesdienstes/ Anhörung des Göttlichen Worts/ und Gebrauch der Heil. Sacramenten/ sich für Christ-gläubige bekennen: da dann die Fromme und Gottlose unter einander seyen vermischet/ wie das Unkraut unter den Weitzen Matth. 13. v. 30. Wie dann auch solche Kirch verglichen wird einer Tenne/ darauf sich zugleich befinden der Weitzen und die Spreuer Matth. 3. v. 12. Item einem Fischer-Netz mit guten und bösen Fi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0021"/>
        <head>Das erste Capitel.</head>
        <argument>
          <p>Von der Kirchen.</p>
        </argument>
        <p>ES suchen die Papisten ihren fürnehmsten Behelff/ dardurch ihren Greuel/ und            Meuschen-Satzungen auf die Bein zu helffen/ indem sie viel Rühmens machen/ und die Leute            überreden wöllen/ als befinde sich bey ihnen die rechte seeligmachende Catholische Kirche           / mit Fürgeben/ es seye zu Rom selbige anfangs gestifftet/ und seye demnach der Römische            Pabst sambt seinem Anhang der eigentliche Entwurff und Innhalt der wahren Catholischen            allein seeligmachenden Kirchen: Nun aber könne die wahre Kirch nicht in Irrthum gerahten:            Derowegen seye man verbunden alle und jede Satzungen der Römischen Kirchen            unwiedersprechlich/ und als von GOTT selbst herrührende Warheiten anzunchmen/ und zu            billigen.</p>
        <p>Hieraus erregen sich anfangs dreyerley Fragen/ welche ordentlich seyen zu erörteren.</p>
        <p>Erstlich/ ob die Römische/ oder aber die Evangelische seye die rechte Catholische von            Christo und den Aposteln gegründete Kirche. Zweytens/ ob auch eine unsichtbahre Kirche            seyen könne. Drittens/ ob die Kirche irren und in Glaubens-Fehler gerahten könne.</p>
        <p>ANfangs aber/ und zuvorderst/ wann man der Papisten Spinn-Geweb ordentlich aus eiwander            wicklen will/ ist wohl in acht zu nehmen/ daß das Wörtlein Kirch nicht allwegen einerley            Bedeutung hat: Dann erstlich/ wird dardurch ins gemein verstanden eine jede Versammlung /            so wohl Böse/ als Gute: Daher dann auch die Schrifft gedencket der Kirchen oder            Versammlung der Boshafftigen/ Ps. 26. v. 5. Zum andern wird dardurch verstanden eine            sichtbarliche Vasammlung derer/ so sich für Christen ensserlich ausgeben/ und durch            offentliche Ubung des Gottesdienstes/ Anhörung des Göttlichen Worts/ und Gebrauch der            Heil. Sacramenten/ sich für Christ-gläubige bekennen: da dann die Fromme und Gottlose            unter einander seyen vermischet/ wie das Unkraut unter den Weitzen Matth. 13. v. 30. Wie            dann auch solche Kirch verglichen wird einer Tenne/ darauf sich zugleich befinden der            Weitzen und die Spreuer Matth. 3. v. 12. Item einem Fischer-Netz mit guten und bösen Fi-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0021] Das erste Capitel. Von der Kirchen. ES suchen die Papisten ihren fürnehmsten Behelff/ dardurch ihren Greuel/ und Meuschen-Satzungen auf die Bein zu helffen/ indem sie viel Rühmens machen/ und die Leute überreden wöllen/ als befinde sich bey ihnen die rechte seeligmachende Catholische Kirche / mit Fürgeben/ es seye zu Rom selbige anfangs gestifftet/ und seye demnach der Römische Pabst sambt seinem Anhang der eigentliche Entwurff und Innhalt der wahren Catholischen allein seeligmachenden Kirchen: Nun aber könne die wahre Kirch nicht in Irrthum gerahten: Derowegen seye man verbunden alle und jede Satzungen der Römischen Kirchen unwiedersprechlich/ und als von GOTT selbst herrührende Warheiten anzunchmen/ und zu billigen. Hieraus erregen sich anfangs dreyerley Fragen/ welche ordentlich seyen zu erörteren. Erstlich/ ob die Römische/ oder aber die Evangelische seye die rechte Catholische von Christo und den Aposteln gegründete Kirche. Zweytens/ ob auch eine unsichtbahre Kirche seyen könne. Drittens/ ob die Kirche irren und in Glaubens-Fehler gerahten könne. ANfangs aber/ und zuvorderst/ wann man der Papisten Spinn-Geweb ordentlich aus eiwander wicklen will/ ist wohl in acht zu nehmen/ daß das Wörtlein Kirch nicht allwegen einerley Bedeutung hat: Dann erstlich/ wird dardurch ins gemein verstanden eine jede Versammlung / so wohl Böse/ als Gute: Daher dann auch die Schrifft gedencket der Kirchen oder Versammlung der Boshafftigen/ Ps. 26. v. 5. Zum andern wird dardurch verstanden eine sichtbarliche Vasammlung derer/ so sich für Christen ensserlich ausgeben/ und durch offentliche Ubung des Gottesdienstes/ Anhörung des Göttlichen Worts/ und Gebrauch der Heil. Sacramenten/ sich für Christ-gläubige bekennen: da dann die Fromme und Gottlose unter einander seyen vermischet/ wie das Unkraut unter den Weitzen Matth. 13. v. 30. Wie dann auch solche Kirch verglichen wird einer Tenne/ darauf sich zugleich befinden der Weitzen und die Spreuer Matth. 3. v. 12. Item einem Fischer-Netz mit guten und bösen Fi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/21
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/21>, abgerufen am 07.05.2024.