Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.spricht die Epistel zun Hebreern cap. 6. v. 10. Wie sollen dan unsre Wercke nichts verdienen können? Antwort. GOtt will die gute Wercke der Gerechtfertigten in jener Welt vergelten durch Vermehrung der Herrlichkeit. Es folget aber darum nicht/ daß sie die Gerechtmachung/ und die Seligkeit an sich selbsten verdienen solten: dan ein anders ist/ wan gefragt wird ob die gute Werck gerecht und selig machen: da sagen wir mit der H. Schrifft gerad Nein zu. Ein anders aber ist/ wan gefraget wird/ ob GOtt die gute Werck der Gerechtfertigten vergelten wolle/ da sagen wir auf obgehörte Maß mit der Schrifft Ja darzu. XVII. Spricht doch Daniel zu dem König Nabuchodonosor: Mache dich ledig von deiner Missethat durch Wohlthat an den Armen/ Dan. 4. v. 24. So kan man ja durch Allmosen die Sünde büssen. Antwort. Der Prophet Daniel vermahnt den König er solle Bueß thun/ sich zu GOtt von Hertzen bekehren/ und mit rechtschaffenen Früchten der Buß/ als mit Allmosen und dergleichen offentlich gegen iederman bezeugen/ daß er warhafftige Buß gethan und zu GOtt bekehrt seye: dan wan er das thue/ so werde er den Menschen/ welche er hie betrübet / beraubet/ und geplündert hatte/ sich wiedrum aussöhnen/ und werde auch GOtt die fürstehende zeitliche Straffen/ die er mit seinen Sünden verwircket/ gnädiglich von ihm abwenden; daß also die Almosen und andere gute Wercke gantz und gar keine Gnugthuung für die Sünde seyn/ sondern auf die selbigen eine Väterliche gnädige Nachlassung der gedreneten zeitlichen Straffen erfolget. Wessenthalben dan auch Jehu sprach zum König Josaphat: Du hättest den Zorn des HErrn verdienet: aber gute Wercke seynd an dir gefunden / 2. Paral. 19. v. 3. Dan was die Gnugthuung für die Sünde/ und ewige Straff der Sünden belanget/ wuste Daniel wohl/ daß niemand dafür büssen könnte dan Christus JEsus allein / wie er solches auch cap. 9. v. 24. zu verstehen gibt da er sagt: Der Messias werde kommen die Sünde zu vergeben/ und die Missethat zu versöhnen. Und Esaias spricht cap. 53. v. 5. Die Straffe ligt auf ihm/ auf daß wir Friede hätten. XVIII. Es spricht aber Tobias: Die Allmosen erlösen von allen Sünden/ auch vom Tod/ und lassen nicht in der Noht. Tob. 4. v. II. Antwort. Es gehört zwar das Buch Tobiae unter die apocrypha, und ist nicht in Canone, daß also daraus kein Grund in Glaubens-Sachen kan genommen werden. Dannoch es redet Tobias nicht von der Rechtfertigung: sondern von dem zeitlichen Tod/ und von Verbleibung der zeitlichen Straffen der Sünden/ welche nach Art der Schrifft unter dem Wörtlein Sünden verstanden werden/ Ezech. 14. v. 10. Sie sollen ihre Missethat tragen. Item Zach. 14. v. 19. Es wird über sie nicht regnen: das wird die Sünde seyn/ das ist: die Straffe für die Sünde. Und kommet disfals der obangezogene Spruch Tobiae überein mit dem/ was in dem 41. Psalmen v. I. verheissen wird: Wohl dem der sich des Dürfftigen annimmt/ den wird der HErr erretten zur bösen Zeit/ der HErr wird ihn bewahren und beym Leben erhalten/ und ihm lassen wol gehen auf Erden. Summa es redet Tobias von den Allmosen eines gerechtfertigten Menschen/ wie aus den vorhergehenden Worten (dein Lebelang habe GOtt für Augen) offenbahr ist. Welche dan GOtt dem HErrn wohl gefallen/ auch von spricht die Epistel zun Hebreern cap. 6. v. 10. Wie sollen dan unsre Wercke nichts verdienen können? Antwort. GOtt will die gute Wercke der Gerechtfertigten in jener Welt vergelten durch Vermehrung der Herrlichkeit. Es folget aber darum nicht/ daß sie die Gerechtmachung/ und die Seligkeit an sich selbsten verdienen solten: dan ein anders ist/ wan gefragt wird ob die gute Werck gerecht und selig machen: da sagen wir mit der H. Schrifft gerad Nein zu. Ein anders aber ist/ wan gefraget wird/ ob GOtt die gute Werck der Gerechtfertigten vergelten wolle/ da sagen wir auf obgehörte Maß mit der Schrifft Ja darzu. XVII. Spricht doch Daniel zu dem König Nabuchodonosor: Mache dich ledig von deiner Missethat durch Wohlthat an den Armen/ Dan. 4. v. 24. So kan man ja durch Allmosen die Sünde büssen. Antwort. Der Prophet Daniel vermahnt den König er solle Bueß thun/ sich zu GOtt von Hertzen bekehren/ und mit rechtschaffenen Früchten der Buß/ als mit Allmosen und dergleichen offentlich gegen iederman bezeugen/ daß er warhafftige Buß gethan und zu GOtt bekehrt seye: dan wan er das thue/ so werde er den Menschen/ welche er hie betrübet / beraubet/ und geplündert hatte/ sich wiedrum aussöhnen/ und werde auch GOtt die fürstehende zeitliche Straffen/ die er mit seinen Sünden verwircket/ gnädiglich von ihm abwenden; daß also die Almosen und andere gute Wercke gantz und gar keine Gnugthuung für die Sünde seyn/ sondern auf die selbigen eine Väterliche gnädige Nachlassung der gedreneten zeitlichen Straffen erfolget. Wessenthalben dan auch Jehu sprach zum König Josaphat: Du hättest den Zorn des HErrn verdienet: aber gute Wercke seynd an dir gefunden / 2. Paral. 19. v. 3. Dan was die Gnugthuung für die Sünde/ und ewige Straff der Sünden belanget/ wuste Daniel wohl/ daß niemand dafür büssen könnte dan Christus JEsus allein / wie er solches auch cap. 9. v. 24. zu verstehen gibt da er sagt: Der Messias werde kommen die Sünde zu vergeben/ und die Missethat zu versöhnen. Und Esaias spricht cap. 53. v. 5. Die Straffe ligt auf ihm/ auf daß wir Friede hätten. XVIII. Es spricht aber Tobias: Die Allmosen erlösen von allen Sünden/ auch vom Tod/ und lassen nicht in der Noht. Tob. 4. v. II. Antwort. Es gehört zwar das Buch Tobiae unter die apocrypha, und ist nicht in Canone, daß also daraus kein Grund in Glaubens-Sachen kan genommen werden. Dannoch es redet Tobias nicht von der Rechtfertigung: sondern von dem zeitlichen Tod/ und von Verbleibung der zeitlichen Straffen der Sünden/ welche nach Art der Schrifft unter dem Wörtlein Sünden verstanden werden/ Ezech. 14. v. 10. Sie sollen ihre Missethat tragen. Item Zach. 14. v. 19. Es wird über sie nicht regnen: das wird die Sünde seyn/ das ist: die Straffe für die Sünde. Und kommet disfals der obangezogene Spruch Tobiae überein mit dem/ was in dem 41. Psalmen v. I. verheissen wird: Wohl dem der sich des Dürfftigen annimmt/ den wird der HErr erretten zur bösen Zeit/ der HErr wird ihn bewahren und beym Leben erhalten/ und ihm lassen wol gehen auf Erden. Summa es redet Tobias von den Allmosen eines gerechtfertigten Menschen/ wie aus den vorhergehenden Worten (dein Lebelang habe GOtt für Augen) offenbahr ist. Welche dan GOtt dem HErrn wohl gefallen/ auch von <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0186" n="166"/> spricht die Epistel zun Hebreern cap. 6. v. 10. Wie sollen dan unsre Wercke nichts verdienen können?</p> <p>Antwort. GOtt will die gute Wercke der Gerechtfertigten in jener Welt vergelten durch Vermehrung der Herrlichkeit. 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Der Prophet Daniel vermahnt den König er solle Bueß thun/ sich zu GOtt von Hertzen bekehren/ und mit rechtschaffenen Früchten der Buß/ als mit Allmosen und dergleichen offentlich gegen iederman bezeugen/ daß er warhafftige Buß gethan und zu GOtt bekehrt seye: dan wan er das thue/ so werde er den Menschen/ welche er hie betrübet / beraubet/ und geplündert hatte/ sich wiedrum aussöhnen/ und werde auch GOtt die fürstehende zeitliche Straffen/ die er mit seinen Sünden verwircket/ gnädiglich von ihm abwenden; daß also die Almosen und andere gute Wercke gantz und gar keine Gnugthuung für die Sünde seyn/ sondern auf die selbigen eine Väterliche gnädige Nachlassung der gedreneten zeitlichen Straffen erfolget. Wessenthalben dan auch Jehu sprach zum König Josaphat: Du hättest den Zorn des HErrn verdienet: aber gute Wercke seynd an dir gefunden / 2. Paral. 19. v. 3. Dan was die Gnugthuung für die Sünde/ und ewige Straff der Sünden belanget/ wuste Daniel wohl/ daß niemand dafür büssen könnte dan Christus JEsus allein / wie er solches auch cap. 9. v. 24. zu verstehen gibt da er sagt: Der Messias werde kommen die Sünde zu vergeben/ und die Missethat zu versöhnen. Und Esaias spricht cap. 53. v. 5. Die Straffe ligt auf ihm/ auf daß wir Friede hätten.</p> <p>XVIII. Es spricht aber Tobias: Die Allmosen erlösen von allen Sünden/ auch vom Tod/ und lassen nicht in der Noht. Tob. 4. v. II.</p> <p>Antwort. Es gehört zwar das Buch Tobiae unter die apocrypha, und ist nicht in Canone, daß also daraus kein Grund in Glaubens-Sachen kan genommen werden. Dannoch es redet Tobias nicht von der Rechtfertigung: sondern von dem zeitlichen Tod/ und von Verbleibung der zeitlichen Straffen der Sünden/ welche nach Art der Schrifft unter dem Wörtlein Sünden verstanden werden/ Ezech. 14. v. 10. Sie sollen ihre Missethat tragen. Item Zach. 14. v. 19. Es wird über sie nicht regnen: das wird die Sünde seyn/ das ist: die Straffe für die Sünde. Und kommet disfals der obangezogene Spruch Tobiae überein mit dem/ was in dem 41. Psalmen v. I. verheissen wird: Wohl dem der sich des Dürfftigen annimmt/ den wird der HErr erretten zur bösen Zeit/ der HErr wird ihn bewahren und beym Leben erhalten/ und ihm lassen wol gehen auf Erden. Summa es redet Tobias von den Allmosen eines gerechtfertigten Menschen/ wie aus den vorhergehenden Worten (dein Lebelang habe GOtt für Augen) offenbahr ist. Welche dan GOtt dem HErrn wohl gefallen/ auch von </p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0186]
spricht die Epistel zun Hebreern cap. 6. v. 10. Wie sollen dan unsre Wercke nichts verdienen können?
Antwort. GOtt will die gute Wercke der Gerechtfertigten in jener Welt vergelten durch Vermehrung der Herrlichkeit. Es folget aber darum nicht/ daß sie die Gerechtmachung/ und die Seligkeit an sich selbsten verdienen solten: dan ein anders ist/ wan gefragt wird ob die gute Werck gerecht und selig machen: da sagen wir mit der H. Schrifft gerad Nein zu. Ein anders aber ist/ wan gefraget wird/ ob GOtt die gute Werck der Gerechtfertigten vergelten wolle/ da sagen wir auf obgehörte Maß mit der Schrifft Ja darzu.
XVII. Spricht doch Daniel zu dem König Nabuchodonosor: Mache dich ledig von deiner Missethat durch Wohlthat an den Armen/ Dan. 4. v. 24. So kan man ja durch Allmosen die Sünde büssen.
Antwort. Der Prophet Daniel vermahnt den König er solle Bueß thun/ sich zu GOtt von Hertzen bekehren/ und mit rechtschaffenen Früchten der Buß/ als mit Allmosen und dergleichen offentlich gegen iederman bezeugen/ daß er warhafftige Buß gethan und zu GOtt bekehrt seye: dan wan er das thue/ so werde er den Menschen/ welche er hie betrübet / beraubet/ und geplündert hatte/ sich wiedrum aussöhnen/ und werde auch GOtt die fürstehende zeitliche Straffen/ die er mit seinen Sünden verwircket/ gnädiglich von ihm abwenden; daß also die Almosen und andere gute Wercke gantz und gar keine Gnugthuung für die Sünde seyn/ sondern auf die selbigen eine Väterliche gnädige Nachlassung der gedreneten zeitlichen Straffen erfolget. Wessenthalben dan auch Jehu sprach zum König Josaphat: Du hättest den Zorn des HErrn verdienet: aber gute Wercke seynd an dir gefunden / 2. Paral. 19. v. 3. Dan was die Gnugthuung für die Sünde/ und ewige Straff der Sünden belanget/ wuste Daniel wohl/ daß niemand dafür büssen könnte dan Christus JEsus allein / wie er solches auch cap. 9. v. 24. zu verstehen gibt da er sagt: Der Messias werde kommen die Sünde zu vergeben/ und die Missethat zu versöhnen. Und Esaias spricht cap. 53. v. 5. Die Straffe ligt auf ihm/ auf daß wir Friede hätten.
XVIII. Es spricht aber Tobias: Die Allmosen erlösen von allen Sünden/ auch vom Tod/ und lassen nicht in der Noht. Tob. 4. v. II.
Antwort. Es gehört zwar das Buch Tobiae unter die apocrypha, und ist nicht in Canone, daß also daraus kein Grund in Glaubens-Sachen kan genommen werden. Dannoch es redet Tobias nicht von der Rechtfertigung: sondern von dem zeitlichen Tod/ und von Verbleibung der zeitlichen Straffen der Sünden/ welche nach Art der Schrifft unter dem Wörtlein Sünden verstanden werden/ Ezech. 14. v. 10. Sie sollen ihre Missethat tragen. Item Zach. 14. v. 19. Es wird über sie nicht regnen: das wird die Sünde seyn/ das ist: die Straffe für die Sünde. Und kommet disfals der obangezogene Spruch Tobiae überein mit dem/ was in dem 41. Psalmen v. I. verheissen wird: Wohl dem der sich des Dürfftigen annimmt/ den wird der HErr erretten zur bösen Zeit/ der HErr wird ihn bewahren und beym Leben erhalten/ und ihm lassen wol gehen auf Erden. Summa es redet Tobias von den Allmosen eines gerechtfertigten Menschen/ wie aus den vorhergehenden Worten (dein Lebelang habe GOtt für Augen) offenbahr ist. Welche dan GOtt dem HErrn wohl gefallen/ auch von
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/186>, abgerufen am 16.02.2025. |