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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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von GOtt verfluchten Greuel ihr Leben schleissen wolte/ wanns nicht thäte das von Päbstlicher Tyrannei/ unverantwortlicher Weise / ersonnene Verbot/ wodurch dieser ungezweifelte Anti-Christ seine Sclaven anstrenget sich von Lesung der Evangelischen Schrifften und rechter Nachsinnung derer/ zu enthalten; Und bin ich vergewissert/ daß auch die Papisten meine itzige Schrifften nicht mit spitzigen Fingern berühren dürffen/ auß Furcht/ es mögte sie treffen der Päbstische Bann-Donner. Diß ist demnach die eintzige Ursache der abscheulichen Blindheit/ daß nemlich/ gleich wie vor diesem die Schwalbe oben auß dem Nist/ die Augen Tobiae, also auch itzt der Pabst / auß seinem Anti-Christischen Nist und der Römischen Engel-Burg/ die Augen der Papisten mit seinem Unraht und grausamen Verbot der Heil. Schrifft und Lesung der Evangelischen Warheiten verkleistert. Wohin man nicht unfüglich deuten könte die Klag-Worte des Propheten Jeremiae Cap. XII. II. Die Hirten haben meinen Wein-Garten verderbet/ und meinen Theil zertreten: Sie haben auß meinem lustigen Erb-Theil eine öde Wüste gemacht: Das gantze Land ist jämmerlich verwüstet worden: Dann niemand ist/ ders zu Hertzenfasse. Und wie wolten doch die Papisten können die rechte Warheit zu Hertzen fassen? da ihnen nicht gestattet wird durch Lesung der Evangelischen Warheiten/ zwischen weis und schwartz/ Licht und Finsterniß/ Rosen und Säu-Blumen zu entscheiden/ sondern nur immerhin in ihrem blinden Glauben an die Irrthümer des Pabsts und seiner Vasallen seynd angefesselt/ und folgends selbsten nicht wissen/ was sie glauben/ da sie nur das Wort Gottes durch des Pabsts Brillen über zwerch ansehen müssen. Ich gestehe es rund von mir herauß/ daß die eintzige Anleitung zur Evangelischen Religion gewesen sey/ die bittliche Ersuchung der Papisten/ da sie mir inständig anlagen/ ich mögte die Mühe auf mich nehmen/ die Päbstische Lehr-Sätze gegen die Evangelische Kirche/ in einen Begriff zu verfassen/ mit Erbietung/ die dazu nöhtige Unkosten beyzuschaffen: Wozu ich mich dann auch erbote: Aber die kluge Vorsehung GOttes in ihren Rahtschlägen verordnete mit mir ein gantz anders/ dann da ich die Feder ergriffe/ und aber dene Evangelischen Glaubens-Gründen etwas tieffer nachsunne/ leitete mich GOtt auff gantz andere Wege/ und hiesse mich die Feder umkehren/ gleich wie Er Paulum, da er auff dem Wege nach Damascus mit Verfolgung der Christenheit verhitzet war/ mit seinem Himmels-Strahl beläuchtete. Und siheda/ geneigter Leser/ diß seynd meine durch solche Anleitung/ auff GOttes Wort gegründete Gedancken/ und gefassete Glaubens-Schlüsse/ die ich hier zum Unterricht der Irrenden und Befriedigung meines eigenen Gewissens/ auff das Papier stelle. Lebe woll / und preise GOtt in seiner mir erwiesenen Güte.

von GOtt verfluchten Greuel ihr Leben schleissen wolte/ wañs nicht thäte das von Päbstlicher Tyrannei/ unverantwortlicher Weise / ersonnene Verbot/ wodurch dieser ungezweifelte Anti-Christ seine Sclaven anstrenget sich von Lesung der Evangelischen Schrifften und rechter Nachsinnung derer/ zu enthalten; Und bin ich vergewissert/ daß auch die Papisten meine itzige Schrifften nicht mit spitzigen Fingern berühren dürffen/ auß Furcht/ es mögte sie treffen der Päbstische Bann-Donner. Diß ist demnach die eintzige Ursache der abscheulichen Blindheit/ daß nemlich/ gleich wie vor diesem die Schwalbe oben auß dem Nist/ die Augen Tobiae, also auch itzt der Pabst / auß seinem Anti-Christischen Nist und der Römischen Engel-Burg/ die Augen der Papisten mit seinem Unraht und grausamen Verbot der Heil. Schrifft und Lesung der Evangelischen Warheiten verkleistert. Wohin man nicht unfüglich deuten könte die Klag-Worte des Propheten Jeremiae Cap. XII. II. Die Hirten haben meinen Wein-Garten verderbet/ und meinen Theil zertreten: Sie haben auß meinem lustigen Erb-Theil eine öde Wüste gemacht: Das gantze Land ist jämmerlich verwüstet worden: Dañ niemand ist/ ders zu Hertzenfasse. Und wie wolten doch die Papisten können die rechte Warheit zu Hertzen fassen? da ihnen nicht gestattet wird durch Lesung der Evangelischen Warheiten/ zwischen weis und schwartz/ Licht und Finsterniß/ Rosen und Säu-Blumen zu entscheiden/ sondern nur immerhin in ihrem blinden Glauben an die Irrthümer des Pabsts und seiner Vasallen seynd angefesselt/ und folgends selbsten nicht wissen/ was sie glauben/ da sie nur das Wort Gottes durch des Pabsts Brillen über zwerch ansehen müssen. Ich gestehe es rund von mir herauß/ daß die eintzige Anleitung zur Evangelischen Religion gewesen sey/ die bittliche Ersuchung der Papisten/ da sie mir inständig anlagen/ ich mögte die Mühe auf mich nehmen/ die Päbstische Lehr-Sätze gegen die Evangelische Kirche/ in einen Begriff zu verfassen/ mit Erbietung/ die dazu nöhtige Unkosten beyzuschaffen: Wozu ich mich dann auch erbote: Aber die kluge Vorsehung GOttes in ihren Rahtschlägen verordnete mit mir ein gantz anders/ dann da ich die Feder ergriffe/ und aber dene Evangelischen Glaubens-Gründen etwas tieffer nachsunne/ leitete mich GOtt auff gantz andere Wege/ und hiesse mich die Feder umkehren/ gleich wie Er Paulum, da er auff dem Wege nach Damascus mit Verfolgung der Christenheit verhitzet war/ mit seinem Himmels-Strahl beläuchtete. Und siheda/ geneigter Leser/ diß seynd meine durch solche Anleitung/ auff GOttes Wort gegründete Gedancken/ und gefassete Glaubens-Schlüsse/ die ich hier zum Unterricht der Irrenden und Befriedigung meines eigenen Gewissens/ auff das Papier stelle. Lebe woll / und preise GOtt in seiner mir erwiesenen Güte.

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[2/0014] von GOtt verfluchten Greuel ihr Leben schleissen wolte/ wañs nicht thäte das von Päbstlicher Tyrannei/ unverantwortlicher Weise / ersonnene Verbot/ wodurch dieser ungezweifelte Anti-Christ seine Sclaven anstrenget sich von Lesung der Evangelischen Schrifften und rechter Nachsinnung derer/ zu enthalten; Und bin ich vergewissert/ daß auch die Papisten meine itzige Schrifften nicht mit spitzigen Fingern berühren dürffen/ auß Furcht/ es mögte sie treffen der Päbstische Bann-Donner. Diß ist demnach die eintzige Ursache der abscheulichen Blindheit/ daß nemlich/ gleich wie vor diesem die Schwalbe oben auß dem Nist/ die Augen Tobiae, also auch itzt der Pabst / auß seinem Anti-Christischen Nist und der Römischen Engel-Burg/ die Augen der Papisten mit seinem Unraht und grausamen Verbot der Heil. Schrifft und Lesung der Evangelischen Warheiten verkleistert. Wohin man nicht unfüglich deuten könte die Klag-Worte des Propheten Jeremiae Cap. XII. II. Die Hirten haben meinen Wein-Garten verderbet/ und meinen Theil zertreten: Sie haben auß meinem lustigen Erb-Theil eine öde Wüste gemacht: Das gantze Land ist jämmerlich verwüstet worden: Dañ niemand ist/ ders zu Hertzenfasse. Und wie wolten doch die Papisten können die rechte Warheit zu Hertzen fassen? da ihnen nicht gestattet wird durch Lesung der Evangelischen Warheiten/ zwischen weis und schwartz/ Licht und Finsterniß/ Rosen und Säu-Blumen zu entscheiden/ sondern nur immerhin in ihrem blinden Glauben an die Irrthümer des Pabsts und seiner Vasallen seynd angefesselt/ und folgends selbsten nicht wissen/ was sie glauben/ da sie nur das Wort Gottes durch des Pabsts Brillen über zwerch ansehen müssen. Ich gestehe es rund von mir herauß/ daß die eintzige Anleitung zur Evangelischen Religion gewesen sey/ die bittliche Ersuchung der Papisten/ da sie mir inständig anlagen/ ich mögte die Mühe auf mich nehmen/ die Päbstische Lehr-Sätze gegen die Evangelische Kirche/ in einen Begriff zu verfassen/ mit Erbietung/ die dazu nöhtige Unkosten beyzuschaffen: Wozu ich mich dann auch erbote: Aber die kluge Vorsehung GOttes in ihren Rahtschlägen verordnete mit mir ein gantz anders/ dann da ich die Feder ergriffe/ und aber dene Evangelischen Glaubens-Gründen etwas tieffer nachsunne/ leitete mich GOtt auff gantz andere Wege/ und hiesse mich die Feder umkehren/ gleich wie Er Paulum, da er auff dem Wege nach Damascus mit Verfolgung der Christenheit verhitzet war/ mit seinem Himmels-Strahl beläuchtete. Und siheda/ geneigter Leser/ diß seynd meine durch solche Anleitung/ auff GOttes Wort gegründete Gedancken/ und gefassete Glaubens-Schlüsse/ die ich hier zum Unterricht der Irrenden und Befriedigung meines eigenen Gewissens/ auff das Papier stelle. Lebe woll / und preise GOtt in seiner mir erwiesenen Güte.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/14>, abgerufen am 22.11.2024.