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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das dritte Buch/


AXIOMA XXVI.
Wann Eltern jhren Kindern nach sehen vnd sie auß
Lieb vnd Affection nicht bekümmern wol-
len/ ziehen sie damit denselben offt
grösser Vnglück zu.

DAvid hatte zeitlich gemercket/ daß sein Sohn Adonia/ wider seine nach GOt-
tes Willen gemachete/ vnnd durch einen allgemeinen Reichschluß beliebte
Verordnung mit seinem Sohn Salomon wegen der Nachfolge in der Königli-
chen Regierung auffrührische Actiones vnnd Conspirationes ob handen gehabt:
dem designirten vnnd acceptirten König Salomon die Cron zu praeripiren vnnd
zu entziehen/ aber der gute alte Vatter David/ wolte/ wie die Schrifft meldet/ sei-
nen Sohn Adonia nicht bekümmern bey seiner Zeit/ daß er hätte gesaget: Warumb
thustu also? im ersten Buch der König. Cap. 1. v. 5. & 6. Es hätte aber David
besser für seinen Sohn gethan daß er bey Zeiten Einsehens gehabt/ mit Vätter-
lichem Ernst vnd Respect denselben darvon abgemahnet/ vnnd das böse Vorhaben
wie es noch in der Asche geglimmet/ gedämpffet/ wäre es vielleicht so weit nicht
kommen/ daß der Adonia hernacher seines Auffruhrs vnnd verletzter Majestät hal-
ber zum Todt verurtheilet/ vnnd in seinen besten Jahren mit gesundem Hertzen
sterben müssen.

Es gehet noch viel also daher/ daß Eltern jhre Kinder nicht wollen mit
ernst straffen/ vnd bekümmern/ sehen jhnen durch die Finger/ heissen jhre Vnthaten
gut vnd müssen bernacher wol erfahren/ daß sie dem Nachrichter in die Hände
kommen oder in ander Vnglück gerathen/ dardurch sie hundert mahl mehr sampt
den Eltern vnd gantzer Freundschafft bekümmert vnd gestrafft werden. Es hat der
gute alte David auch angesehen daß der Adonia ein sehr schöner Mann/ von einer
Königlichen Tochter gebohren war welchen er gezeuget nechst nach Absalon/
d. Cap. 1. v. 6. Dem Priester Eli vnd seinen verzärtelten Söhnen
bekam es sehr vbel/ wie in vorhergehendem Axiomate
gemeldet.

AXIO-
Das dritte Buch/


AXIOMA XXVI.
Wann Eltern jhren Kindern nach ſehen vnd ſie auß
Lieb vnd Affection nicht bekuͤmmern wol-
len/ ziehen ſie damit denſelben offt
groͤſſer Vngluͤck zu.

DAvid hatte zeitlich gemercket/ daß ſein Sohn Adonia/ wider ſeine nach GOt-
tes Willen gemachete/ vnnd durch einen allgemeinen Reichſchluß beliebte
Verordnung mit ſeinem Sohn Salomon wegen der Nachfolge in der Koͤnigli-
chen Regierung auffruͤhriſche Actiones vnnd Conſpirationes ob handen gehabt:
dem deſignirten vnnd acceptirten Koͤnig Salomon die Cron zu præripiren vnnd
zu entziehen/ aber der gute alte Vatter David/ wolte/ wie die Schrifft meldet/ ſei-
nen Sohn Adonia nicht bekuͤmmern bey ſeiner Zeit/ daß er haͤtte geſaget: Warumb
thuſtu alſo? im erſten Buch der Koͤnig. Cap. 1. v. 5. & 6. Es haͤtte aber David
beſſer fuͤr ſeinen Sohn gethan daß er bey Zeiten Einſehens gehabt/ mit Vaͤtter-
lichem Ernſt vnd Reſpect denſelben darvon abgemahnet/ vnnd das boͤſe Vorhaben
wie es noch in der Aſche geglimmet/ gedaͤmpffet/ waͤre es vielleicht ſo weit nicht
kommen/ daß der Adonia hernacher ſeines Auffruhrs vnnd verletzter Majeſtaͤt hal-
ber zum Todt verurtheilet/ vnnd in ſeinen beſten Jahren mit geſundem Hertzen
ſterben muͤſſen.

Es gehet noch viel alſo daher/ daß Eltern jhre Kinder nicht wollen mit
ernſt ſtraffen/ vnd bekuͤmmern/ ſehen jhnen durch die Finger/ heiſſen jhre Vnthaten
gut vnd muͤſſen bernacher wol erfahren/ daß ſie dem Nachrichter in die Haͤnde
kommen oder in ander Vngluͤck gerathen/ dardurch ſie hundert mahl mehr ſampt
den Eltern vnd gantzer Freundſchafft bekuͤmmert vnd geſtrafft werden. Es hat der
gute alte David auch angeſehen daß der Adonia ein ſehr ſchoͤner Mann/ von einer
Koͤniglichen Tochter gebohren war welchen er gezeuget nechſt nach Abſalon/
d. Cap. 1. v. 6. Dem Prieſter Eli vnd ſeinen verzaͤrtelten Soͤhnen
bekam es ſehr vbel/ wie in vorhergehendem Axiomate
gemeldet.

AXIO-
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[54/0688] Das dritte Buch/ AXIOMA XXVI. Wann Eltern jhren Kindern nach ſehen vnd ſie auß Lieb vnd Affection nicht bekuͤmmern wol- len/ ziehen ſie damit denſelben offt groͤſſer Vngluͤck zu. DAvid hatte zeitlich gemercket/ daß ſein Sohn Adonia/ wider ſeine nach GOt- tes Willen gemachete/ vnnd durch einen allgemeinen Reichſchluß beliebte Verordnung mit ſeinem Sohn Salomon wegen der Nachfolge in der Koͤnigli- chen Regierung auffruͤhriſche Actiones vnnd Conſpirationes ob handen gehabt: dem deſignirten vnnd acceptirten Koͤnig Salomon die Cron zu præripiren vnnd zu entziehen/ aber der gute alte Vatter David/ wolte/ wie die Schrifft meldet/ ſei- nen Sohn Adonia nicht bekuͤmmern bey ſeiner Zeit/ daß er haͤtte geſaget: Warumb thuſtu alſo? im erſten Buch der Koͤnig. Cap. 1. v. 5. & 6. Es haͤtte aber David beſſer fuͤr ſeinen Sohn gethan daß er bey Zeiten Einſehens gehabt/ mit Vaͤtter- lichem Ernſt vnd Reſpect denſelben darvon abgemahnet/ vnnd das boͤſe Vorhaben wie es noch in der Aſche geglimmet/ gedaͤmpffet/ waͤre es vielleicht ſo weit nicht kommen/ daß der Adonia hernacher ſeines Auffruhrs vnnd verletzter Majeſtaͤt hal- ber zum Todt verurtheilet/ vnnd in ſeinen beſten Jahren mit geſundem Hertzen ſterben muͤſſen. Es gehet noch viel alſo daher/ daß Eltern jhre Kinder nicht wollen mit ernſt ſtraffen/ vnd bekuͤmmern/ ſehen jhnen durch die Finger/ heiſſen jhre Vnthaten gut vnd muͤſſen bernacher wol erfahren/ daß ſie dem Nachrichter in die Haͤnde kommen oder in ander Vngluͤck gerathen/ dardurch ſie hundert mahl mehr ſampt den Eltern vnd gantzer Freundſchafft bekuͤmmert vnd geſtrafft werden. Es hat der gute alte David auch angeſehen daß der Adonia ein ſehr ſchoͤner Mann/ von einer Koͤniglichen Tochter gebohren war welchen er gezeuget nechſt nach Abſalon/ d. Cap. 1. v. 6. Dem Prieſter Eli vnd ſeinen verzaͤrtelten Soͤhnen bekam es ſehr vbel/ wie in vorhergehendem Axiomate gemeldet. AXIO-

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/688>, abgerufen am 23.11.2024.