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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem weltlichen Stande.
die jhnen die Warheit sagen. (5) Da ist niemand der zu erst der Katzen(5) Ludo-
vic. xi.
Galliae
Rex dice-
re solitus,
sein suo
Regno &
potissimu
in aula sua
tebus pe-
neomni-
bus abun-
dare ex-
cepta re
una, VE-
RITA-
TE.
Dum non
vult alter
timet alter
dicere
verum
Regibus:
o miseru
Regis in
orbe sta-
tu. Ovven.
Etin ean-
dem sen-
tentiam
Seneca:
monstra-
bo tibi,
quido-
mnia pos-
sidentibus
desit, sci-
licet, qui
verum di-
cat.

die Schellen wil anhängen. (6)

Redliche Räthe sollen hiecin nicht den Mundköchen nachfolgen/
sondern in deß getrewen Achiors Fußstapffen tretten/ der führet eine
freye vnverschrenckte vnd vngefärbte Zunge bey seinem Feldhauptman
dem Holoferne/ vnd sprach: Mein Herr wiltu es gerne hören/ so wil ich
dir die Warheit sagen/ was diß für ein Volck sey vnd dir nicht liegen.
Judith. Cap. 5. v. 4. Aber Holofernes möchte die Warheit nicht hören
ergrimmete über diesen Rath/ weil er nicht nach seinem Munde war/
ließ jhn Achior an einen Baum mit Händen vnd Füssen binden/ damit
er seinen Feinden zu theil würde. ibid. Cap. 6. Aber Achior der ward wi-
der Holofernis Rath vnd Gedanckenerrettet/ Holofernes aber erwür-
get/ (7) wieim selben Buch mit mehrerm zu lesen. Vnder allen Fürsten/
Eltesten vnd Obersten deß Königs Jojakim liessen sich nurent drey
Räthe finden/ die dem König nicht nach dem Munde sprachen/ sondern
demselben riethen die Prophezeyhung Jeremiae durch Baruch geschrie-
ben/ nicht zu verbrennen/ nemblich Elnathan/ Delaia vnd Gemalia/
wurden aber damit nicht gehöret Jerem. Cap 36. v. 25. Deß Nebucadne-
zars vornembster Rath/ der Prophet Daniel/ nahm kein Blat vor das
Maul/ als er von seinem König vmb Deutung seines Traumes gefra-
get ward/ sondern sagete frey herauß/ wie es jhm ergehen würde/ vnd wel-
cher gestalt er dem Vnglück entgehen möchte: Das ist die Deutung
Herr König vnd solcher Rath deß Höchsten gehet über meinen Herrn"
König: man wird dich von den Leuthen verstossen/ vnd must bey den"
Thieren auff dem Felde bleiben/ vnd man wird dich Graß essen lassen"
wie die Ochsen/etc. darumb Herr König laß dir meinen Rath gefallen/"
vnd mache dich loß von deinen Sünden/ durch Gerechtigkeit/ vnd ledig"
von deiner Missethat/ durch Wolthat an den Armen/ so wird er Gedult"
haben mit deinen Sünden/etc. Daniel. Cap. 4. v. 21. & v. 24. Hätte nun"
der König diesen getrewen auffrechten Rath gehöret vnd deme gefolget/
wäre er nicht zu einer Bestien vnd Ochsen worden/ vnd 7. Jahr Graß
essen vnd vnder dem Taw deß Himmels ligen müssen. Deßgleichen that
Daniel dem König Beltsazer/ deme er auch die Warheit nicht verhee-
lete sondern was GOtt über jhn beschlossen frey herauß sagte Daniel.
Cap. 5. v. 26. Ein redlicher trewer Rath ist gewesen der hochberühmte(6) Sunt
Politici
qui suadent,
aulicum
primum proferentem votum cavere debere, neille primus statim feli tintinabulum appendeat-
Everh. Weihe in aulic. Politic. Axiom.
89.

Rechtsgelehrter Papinianus, der hat lieber den Kopff verliehren/ als

darzu
(7) Revera, periit Rex, periit Princeps, cui bona consilia dare periculosum est. Drexel. in
Phaetonte d. c.
9.
Xx

Von dem weltlichen Stande.
die jhnen die Warheit ſagen. (5) Da iſt niemand der zu erſt der Katzen(5) Ludo-
vic. xi.
Galliæ
Rex dice-
re ſolitus,
ſein ſuo
Regno &
potiſſimũ
in aula ſua
tebus pe-
nèomni-
bus abun-
dare ex-
ceptâ re
unâ, VE-
RITA-
TE.
Dum non
vult alter
timet alter
dicere
verum
Regibus:
ô miſerũ
Regis in
orbe ſta-
tũ. Ovven.
Etin ean-
dem ſen-
tentiam
Seneca:
monſtra-
bo tibi,
quido-
mnia poſ-
ſidentibus
deſit, ſci-
licet, qui
verum di-
cat.

die Schellen wil anhaͤngen. (6)

Redliche Raͤthe ſollen hiecin nicht den Mundkoͤchen nachfolgen/
ſondern in deß getrewen Achiors Fußſtapffen tretten/ der fuͤhret eine
freye vnverſchrenckte vnd vngefaͤrbte Zunge bey ſeinem Feldhauptman
dem Holoferne/ vnd ſprach: Mein Herꝛ wiltu es gerne hoͤren/ ſo wil ich
dir die Warheit ſagen/ was diß fuͤr ein Volck ſey vnd dir nicht liegen.
Judith. Cap. 5. v. 4. Aber Holofernes moͤchte die Warheit nicht hoͤren
ergrimmete uͤber dieſen Rath/ weil er nicht nach ſeinem Munde war/
ließ jhn Achior an einen Baum mit Haͤnden vnd Fuͤſſen binden/ damit
er ſeinen Feinden zu theil wuͤrde. ibid. Cap. 6. Aber Achior der ward wi-
der Holofernis Rath vnd Gedanckenerrettet/ Holofernes aber erwuͤr-
get/ (7) wieim ſelben Buch mit mehrerm zu leſen. Vnder allen Fuͤrſten/
Elteſten vnd Oberſten deß Koͤnigs Jojakim lieſſen ſich nurent drey
Raͤthe finden/ die dem Koͤnig nicht nach dem Munde ſprachen/ ſondern
demſelben riethen die Prophezeyhung Jeremiæ durch Baruch geſchrie-
ben/ nicht zu verbrennen/ nemblich Elnathan/ Delaia vnd Gemalia/
wurden aber damit nicht gehoͤret Jerem. Cap 36. v. 25. Deß Nebucadne-
zars vornembſter Rath/ der Prophet Daniel/ nahm kein Blat vor das
Maul/ als er von ſeinem Koͤnig vmb Deutung ſeines Traumes gefra-
get ward/ ſondern ſagete frey herauß/ wie es jhm ergehen wuͤrde/ vnd wel-
cher geſtalt er dem Vngluͤck entgehen moͤchte: Das iſt die Deutung
Herꝛ Koͤnig vnd ſolcher Rath deß Hoͤchſten gehet uͤber meinen Herꝛn„
Koͤnig: man wird dich von den Leuthen verſtoſſen/ vnd muſt bey den„
Thieren auff dem Felde bleiben/ vnd man wird dich Graß eſſen laſſen„
wie die Ochſen/ꝛc. darumb Herꝛ Koͤnig laß dir meinen Rath gefallen/„
vnd mache dich loß von deinen Suͤnden/ durch Gerechtigkeit/ vnd ledig„
von deiner Miſſethat/ durch Wolthat an den Armen/ ſo wird er Gedult„
haben mit deinen Suͤnden/ꝛc. Daniel. Cap. 4. v. 21. & v. 24. Haͤtte nun„
der Koͤnig dieſen getrewen auffrechten Rath gehoͤret vnd deme gefolget/
waͤre er nicht zu einer Beſtien vnd Ochſen worden/ vnd 7. Jahr Graß
eſſen vnd vnder dem Taw deß Himmels ligen muͤſſen. Deßgleichen that
Daniel dem Koͤnig Beltſazer/ deme er auch die Warheit nicht verhee-
lete ſondern was GOtt uͤber jhn beſchloſſen frey herauß ſagte Daniel.
Cap. 5. v. 26. Ein redlicher trewer Rath iſt geweſen der hochberühmte(6) Sunt
Politici
qui ſuadẽt,
aulicum
primum proferentem votum cavere debere, neille primus ſtatim feli tintinabulum appẽdeat-
Everh. Weihe in aulic. Politic. Axiom.
89.

Rechtsgelehrter Papinianus, der hat lieber den Kopff verliehren/ als

darzu
(7) Revera, periit Rex, periit Princeps, cui bona conſilia dare periculoſum eſt. Drexel. in
Phaëtonte d. c.
9.
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[161/0347] Von dem weltlichen Stande. die jhnen die Warheit ſagen. (5) Da iſt niemand der zu erſt der Katzen die Schellen wil anhaͤngen. (6) (5) Ludo- vic. xi. Galliæ Rex dice- re ſolitus, ſein ſuo Regno & potiſſimũ in aula ſua tebus pe- nèomni- bus abun- dare ex- ceptâ re unâ, VE- RITA- TE. Dum non vult alter timet alter dicere verum Regibus: ô miſerũ Regis in orbe ſta- tũ. Ovven. Etin ean- dem ſen- tentiam Seneca: monſtra- bo tibi, quido- mnia poſ- ſidentibus deſit, ſci- licet, qui verum di- cat. Redliche Raͤthe ſollen hiecin nicht den Mundkoͤchen nachfolgen/ ſondern in deß getrewen Achiors Fußſtapffen tretten/ der fuͤhret eine freye vnverſchrenckte vnd vngefaͤrbte Zunge bey ſeinem Feldhauptman dem Holoferne/ vnd ſprach: Mein Herꝛ wiltu es gerne hoͤren/ ſo wil ich dir die Warheit ſagen/ was diß fuͤr ein Volck ſey vnd dir nicht liegen. Judith. Cap. 5. v. 4. Aber Holofernes moͤchte die Warheit nicht hoͤren ergrimmete uͤber dieſen Rath/ weil er nicht nach ſeinem Munde war/ ließ jhn Achior an einen Baum mit Haͤnden vnd Fuͤſſen binden/ damit er ſeinen Feinden zu theil wuͤrde. ibid. Cap. 6. Aber Achior der ward wi- der Holofernis Rath vnd Gedanckenerrettet/ Holofernes aber erwuͤr- get/ (7) wieim ſelben Buch mit mehrerm zu leſen. Vnder allen Fuͤrſten/ Elteſten vnd Oberſten deß Koͤnigs Jojakim lieſſen ſich nurent drey Raͤthe finden/ die dem Koͤnig nicht nach dem Munde ſprachen/ ſondern demſelben riethen die Prophezeyhung Jeremiæ durch Baruch geſchrie- ben/ nicht zu verbrennen/ nemblich Elnathan/ Delaia vnd Gemalia/ wurden aber damit nicht gehoͤret Jerem. Cap 36. v. 25. Deß Nebucadne- zars vornembſter Rath/ der Prophet Daniel/ nahm kein Blat vor das Maul/ als er von ſeinem Koͤnig vmb Deutung ſeines Traumes gefra- get ward/ ſondern ſagete frey herauß/ wie es jhm ergehen wuͤrde/ vnd wel- cher geſtalt er dem Vngluͤck entgehen moͤchte: Das iſt die Deutung Herꝛ Koͤnig vnd ſolcher Rath deß Hoͤchſten gehet uͤber meinen Herꝛn„ Koͤnig: man wird dich von den Leuthen verſtoſſen/ vnd muſt bey den„ Thieren auff dem Felde bleiben/ vnd man wird dich Graß eſſen laſſen„ wie die Ochſen/ꝛc. darumb Herꝛ Koͤnig laß dir meinen Rath gefallen/„ vnd mache dich loß von deinen Suͤnden/ durch Gerechtigkeit/ vnd ledig„ von deiner Miſſethat/ durch Wolthat an den Armen/ ſo wird er Gedult„ haben mit deinen Suͤnden/ꝛc. Daniel. Cap. 4. v. 21. & v. 24. Haͤtte nun„ der Koͤnig dieſen getrewen auffrechten Rath gehoͤret vnd deme gefolget/ waͤre er nicht zu einer Beſtien vnd Ochſen worden/ vnd 7. Jahr Graß eſſen vnd vnder dem Taw deß Himmels ligen muͤſſen. Deßgleichen that Daniel dem Koͤnig Beltſazer/ deme er auch die Warheit nicht verhee- lete ſondern was GOtt uͤber jhn beſchloſſen frey herauß ſagte Daniel. Cap. 5. v. 26. Ein redlicher trewer Rath iſt geweſen der hochberühmte Rechtsgelehrter Papinianus, der hat lieber den Kopff verliehren/ als darzu (6) Sunt Politici qui ſuadẽt, aulicum primum proferentem votum cavere debere, neille primus ſtatim feli tintinabulum appẽdeat- Everh. Weihe in aulic. Politic. Axiom. 89. (7) Revera, periit Rex, periit Princeps, cui bona conſilia dare periculoſum eſt. Drexel. in Phaëtonte d. c. 9. Xx

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/347>, abgerufen am 22.11.2024.