Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Das ander Buch/
AXIOMA XLVII.
Jn der La-
teinischen
version
lautet der
Text also.
Justum
quod est
juste per-
sequeris.
Jn der
Teutschen
version
aber ist es
in etwas
anders ge-
geben wie
im Latei-
nischen.Was recht ist soll man mit Recht außführen.
Deuteronom. 16 v. 20.

ALs S. Paulus zu Epheso von dem gecreutzigten Christo predigte/
vnd der berühmte Goldschmid Demetrius, weiler besorgte/ der fal-
sche Gottesdienst der Göttinnen Diana würde damit fallen vnd
sein bester Verdienst/ den er darvon hatte/ abgehen/ richtete er einen
Tumult vnd Vffstand an/ denselben zustillen/ interponirte der Cantzler
zu Epheso seine Auctorität/ beruhigte den gemeinen Mann vnd sprach:
"Hat Demetrius vnd die mit jhme sind vom Handwerck/ zu jemand ei-
"nen Anspruch/ so hält man Gerichte vnd sind Landvögte da/ lasset sie
"sich vnder ein ander verklagen. Actor. Cap. 19. v. 38. Also stehet im Ge-
setzbuch Mosis geschrieben: Wann ein Hader ist zwischen Männern/ so
soll man sie für Gericht bringen/ vnd sie richten/ vnd dem Gerechten
Recht sprechen vnd den Gottlosen verdammen/ im 5. Buch Mosis Cap.
25. v. 1. Jtem/ verhöret ewre Brüder vnd richtet recht zwischen jederman
vnd seinem Bruder vnd dem Frembdlinge/ im selbigen 5. Buch C. 1. v. 16.

Es ist nicht gnug daß einer eine gute vnd gerechte Sache habe/ son-
dern er muß dieselbe auch mit Recht prosequiren vnd auß üben. Die beste
(1) Ideo
judicioru
vigor, ju-
risque pu-
blici tute-
la in me-
dio con-
stituta, ne quis sibi ipsi valeat permittere ultionem. l. nullus 14. C. de jud. & Caelicol. tot. tit. C.
ne quis in sua causa judicet. add. ICti Callistrati Responsum ex l. extat. ff. Quod. met. caus.Sache kan durch übele widerrechtliche proceduren verderbet/ oder wol
gar verlohren werden/ darumb sind die Gerichte vnd Obern von GOtt
eingesetzet/ daß nicht ein jeder sich selber zu seinem Recht verhelffe/ oder
sich selber das Recht/ seinem Wahn nach/ spreche/ sondern seine Sache
im Gerichte oder sonst an gehörige Orthe/ einbringe/ rechtmässiger Ent-
schuldigung oder Außspruch darüber erwarte.(1)

Es haben die Rechte heylsamblich verordnet/ daß der jenige so
selbst Richter seyn wil/ vnd was jhme gebühret selbst mächtig occupiren
vnd an sich ziehen wil/ dessen gantz verlustig werde.(2)

AXIO-
(2) l. si quis in tantam C. unde vi, cum similibus.
Das ander Buch/
AXIOMA XLVII.
Jn der La-
teiniſchen
verſion
lautet der
Text alſo.
Juſtum
quod eſt
juſtè per-
ſequeris.
Jn der
Teutſchen
verſion
aber iſt es
in etwas
anders ge-
geben wie
im Latei-
niſchen.Was recht iſt ſoll man mit Recht außfuͤhren.
Deuteronom. 16 v. 20.

ALs S. Paulus zu Epheſo von dem gecreutzigten Chriſto predigte/
vnd der beruͤhmte Goldſchmid Demetrius, weiler beſorgte/ der fal-
ſche Gottesdienſt der Goͤttinnen Diana wuͤrde damit fallen vnd
ſein beſter Verdienſt/ den er darvon hatte/ abgehen/ richtete er einen
Tumult vnd Vffſtand an/ denſelben zuſtillen/ interponirte der Cantzler
zu Epheſo ſeine Auctoritaͤt/ beruhigte den gemeinen Mann vnd ſprach:
„Hat Demetrius vnd die mit jhme ſind vom Handwerck/ zu jemand ei-
„nen Anſpruch/ ſo haͤlt man Gerichte vnd ſind Landvoͤgte da/ laſſet ſie
„ſich vnder ein ander verklagen. Actor. Cap. 19. v. 38. Alſo ſtehet im Ge-
ſetzbuch Moſis geſchrieben: Wann ein Hader iſt zwiſchen Maͤnnern/ ſo
ſoll man ſie fuͤr Gericht bringen/ vnd ſie richten/ vnd dem Gerechten
Recht ſprechen vnd den Gottloſen verdammen/ im 5. Buch Moſis Cap.
25. v. 1. Jtem/ verhoͤret ewre Bruͤder vnd richtet recht zwiſchen jederman
vnd ſeinem Bruder vnd dem Frembdlinge/ im ſelbigẽ 5. Buch C. 1. v. 16.

Es iſt nicht gnug daß einer eine gute vnd gerechte Sache habe/ ſon-
dern er muß dieſelbe auch mit Recht proſequiren vnd auß uͤben. Die beſte
(1) Ideo
judiciorũ
vigor, ju-
riſque pu-
blici tute-
la in me-
dio con-
ſtituta, ne quis ſibi ipſi valeat permittere ultionem. l. nullus 14. C. de jud. & Cælicol. tot. tit. C.
ne quis in ſua cauſa judicet. add. ICti Calliſtrati Reſponſum ex l. extat. ff. Quod. met. cauſ.Sache kan durch uͤbele widerrechtliche proceduren verderbet/ oder wol
gar verlohren werden/ darumb ſind die Gerichte vnd Obern von GOtt
eingeſetzet/ daß nicht ein jeder ſich ſelber zu ſeinem Recht verhelffe/ oder
ſich ſelber das Recht/ ſeinem Wahn nach/ ſpreche/ ſondern ſeine Sache
im Gerichte oder ſonſt an gehoͤrige Orthe/ einbringe/ rechtmaͤſſiger Ent-
ſchuldigung oder Außſpruch daruͤber erwarte.(1)

Es haben die Rechte heylſamblich verordnet/ daß der jenige ſo
ſelbſt Richter ſeyn wil/ vnd was jhme gebuͤhret ſelbſt maͤchtig occupiren
vnd an ſich ziehen wil/ deſſen gantz verluſtig werde.(2)

AXIO-
(2) l. ſi quis in tantam C. unde vi, cum ſimilibus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0308" n="122"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das ander Buch/</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">AXIOMA XLVII</hi>.</hi><lb/>
              <note place="left">Jn der La-<lb/>
teini&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">ver&#x017F;ion</hi><lb/>
lautet der<lb/>
Text al&#x017F;o.<lb/><hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tum<lb/>
quod e&#x017F;t<lb/>
ju&#x017F;tè per-<lb/>
&#x017F;equeris.</hi><lb/>
Jn der<lb/>
Teut&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">ver&#x017F;ion</hi><lb/>
aber i&#x017F;t es<lb/>
in etwas<lb/>
anders ge-<lb/>
geben wie<lb/>
im Latei-<lb/>
ni&#x017F;chen.</note> <hi rendition="#b">Was recht i&#x017F;t &#x017F;oll man mit Recht außfu&#x0364;hren.<lb/>
Deuteronom. 16 v. 20.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>Ls S. Paulus zu Ephe&#x017F;o von dem gecreutzigten Chri&#x017F;to predigte/<lb/>
vnd der beru&#x0364;hmte Gold&#x017F;chmid <hi rendition="#aq">Demetrius,</hi> weiler be&#x017F;orgte/ der fal-<lb/>
&#x017F;che Gottesdien&#x017F;t der Go&#x0364;ttinnen <hi rendition="#aq">Diana</hi> wu&#x0364;rde damit fallen vnd<lb/>
&#x017F;ein be&#x017F;ter Verdien&#x017F;t/ den er darvon hatte/ abgehen/ richtete er einen<lb/>
Tumult vnd Vff&#x017F;tand an/ den&#x017F;elben zu&#x017F;tillen/ <hi rendition="#aq">interponirte</hi> der Cantzler<lb/>
zu Ephe&#x017F;o &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>a&#x0364;t/ beruhigte den gemeinen Mann vnd &#x017F;prach:<lb/>
&#x201E;Hat <hi rendition="#aq">Demetrius</hi> vnd die mit jhme &#x017F;ind vom Handwerck/ zu jemand ei-<lb/>
&#x201E;nen An&#x017F;pruch/ &#x017F;o ha&#x0364;lt man Gerichte vnd &#x017F;ind Landvo&#x0364;gte da/ la&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich vnder ein ander verklagen. Actor. Cap. 19. v. 38. Al&#x017F;o &#x017F;tehet im Ge-<lb/>
&#x017F;etzbuch Mo&#x017F;is ge&#x017F;chrieben: Wann ein Hader i&#x017F;t zwi&#x017F;chen Ma&#x0364;nnern/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;oll man &#x017F;ie fu&#x0364;r Gericht bringen/ vnd &#x017F;ie richten/ vnd dem Gerechten<lb/>
Recht &#x017F;prechen vnd den Gottlo&#x017F;en verdammen/ im 5. Buch Mo&#x017F;is Cap.<lb/>
25. v. 1. Jtem/ verho&#x0364;ret ewre Bru&#x0364;der vnd richtet recht zwi&#x017F;chen jederman<lb/>
vnd &#x017F;einem Bruder vnd dem <choice><sic>Fremdblinge</sic><corr>Frembdlinge</corr></choice>/ im &#x017F;elbig&#x1EBD; 5. Buch C. 1. v. 16.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t nicht gnug daß einer eine gute vnd gerechte Sache habe/ &#x017F;on-<lb/>
dern er muß die&#x017F;elbe auch mit Recht <hi rendition="#aq">pro&#x017F;equiren</hi> vnd auß u&#x0364;ben. Die be&#x017F;te<lb/><note place="left">(1) <hi rendition="#aq">Ideo<lb/>
judicior&#x0169;<lb/>
vigor, ju-<lb/>
ri&#x017F;que pu-<lb/>
blici tute-<lb/>
la in me-<lb/>
dio con-<lb/>
&#x017F;tituta, ne quis &#x017F;ibi ip&#x017F;i valeat permittere ultionem. l. nullus 14. C. de jud. &amp; Cælicol. tot. tit. C.<lb/>
ne quis in &#x017F;ua cau&#x017F;a judicet. add. ICti Calli&#x017F;trati Re&#x017F;pon&#x017F;um ex l. extat. ff. Quod. met. cau&#x017F;.</hi></note>Sache kan durch u&#x0364;bele widerrechtliche <hi rendition="#aq">proceduren</hi> verderbet/ oder wol<lb/>
gar verlohren werden/ darumb &#x017F;ind die Gerichte vnd Obern von GOtt<lb/>
einge&#x017F;etzet/ daß nicht ein jeder &#x017F;ich &#x017F;elber zu &#x017F;einem Recht verhelffe/ oder<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elber das Recht/ &#x017F;einem Wahn nach/ &#x017F;preche/ &#x017F;ondern &#x017F;eine Sache<lb/>
im Gerichte oder &#x017F;on&#x017F;t an geho&#x0364;rige Orthe/ einbringe/ rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger Ent-<lb/>
&#x017F;chuldigung oder Auß&#x017F;pruch daru&#x0364;ber erwarte.(1)</p><lb/>
            <p>Es haben die Rechte heyl&#x017F;amblich verordnet/ daß der jenige &#x017F;o<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Richter &#x017F;eyn wil/ vnd was jhme gebu&#x0364;hret &#x017F;elb&#x017F;t ma&#x0364;chtig <hi rendition="#aq">occupiren</hi><lb/>
vnd an &#x017F;ich ziehen wil/ de&#x017F;&#x017F;en gantz verlu&#x017F;tig werde.<note place="foot" n="(2)"><hi rendition="#aq">l. &#x017F;i quis in tantam C. unde vi, cum &#x017F;imilibus.</hi></note></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">AXIO-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0308] Das ander Buch/ AXIOMA XLVII. Was recht iſt ſoll man mit Recht außfuͤhren. Deuteronom. 16 v. 20. ALs S. Paulus zu Epheſo von dem gecreutzigten Chriſto predigte/ vnd der beruͤhmte Goldſchmid Demetrius, weiler beſorgte/ der fal- ſche Gottesdienſt der Goͤttinnen Diana wuͤrde damit fallen vnd ſein beſter Verdienſt/ den er darvon hatte/ abgehen/ richtete er einen Tumult vnd Vffſtand an/ denſelben zuſtillen/ interponirte der Cantzler zu Epheſo ſeine Auctoritaͤt/ beruhigte den gemeinen Mann vnd ſprach: „Hat Demetrius vnd die mit jhme ſind vom Handwerck/ zu jemand ei- „nen Anſpruch/ ſo haͤlt man Gerichte vnd ſind Landvoͤgte da/ laſſet ſie „ſich vnder ein ander verklagen. Actor. Cap. 19. v. 38. Alſo ſtehet im Ge- ſetzbuch Moſis geſchrieben: Wann ein Hader iſt zwiſchen Maͤnnern/ ſo ſoll man ſie fuͤr Gericht bringen/ vnd ſie richten/ vnd dem Gerechten Recht ſprechen vnd den Gottloſen verdammen/ im 5. Buch Moſis Cap. 25. v. 1. Jtem/ verhoͤret ewre Bruͤder vnd richtet recht zwiſchen jederman vnd ſeinem Bruder vnd dem Frembdlinge/ im ſelbigẽ 5. Buch C. 1. v. 16. Es iſt nicht gnug daß einer eine gute vnd gerechte Sache habe/ ſon- dern er muß dieſelbe auch mit Recht proſequiren vnd auß uͤben. Die beſte Sache kan durch uͤbele widerrechtliche proceduren verderbet/ oder wol gar verlohren werden/ darumb ſind die Gerichte vnd Obern von GOtt eingeſetzet/ daß nicht ein jeder ſich ſelber zu ſeinem Recht verhelffe/ oder ſich ſelber das Recht/ ſeinem Wahn nach/ ſpreche/ ſondern ſeine Sache im Gerichte oder ſonſt an gehoͤrige Orthe/ einbringe/ rechtmaͤſſiger Ent- ſchuldigung oder Außſpruch daruͤber erwarte.(1) (1) Ideo judiciorũ vigor, ju- riſque pu- blici tute- la in me- dio con- ſtituta, ne quis ſibi ipſi valeat permittere ultionem. l. nullus 14. C. de jud. & Cælicol. tot. tit. C. ne quis in ſua cauſa judicet. add. ICti Calliſtrati Reſponſum ex l. extat. ff. Quod. met. cauſ. Es haben die Rechte heylſamblich verordnet/ daß der jenige ſo ſelbſt Richter ſeyn wil/ vnd was jhme gebuͤhret ſelbſt maͤchtig occupiren vnd an ſich ziehen wil/ deſſen gantz verluſtig werde. (2) AXIO- (2) l. ſi quis in tantam C. unde vi, cum ſimilibus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/308
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/308>, abgerufen am 22.11.2024.